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09 November 2012
Eine kleine Gewalt Fantasie
Ich glaube, wir müssen uns allmählich wirklich vom altehrwürdigen zusammengesetzten Hauptwort verabschieden.
Über Jahrhunderte tat es tapfer seinen Dienst, übte sich lustvollst im Kreieren von Neuschöpfungen, schmolz zusammen, was oft nicht mal ahnte, dass es zusammengehört, schuf wie aus dem Nichts neue Wort- und damit Sinnwelten.
Diese Ära geht nun zuende, gewalt- und grausam. Denn die Kompositazerstückelung grassiert inzwischen in einem Maße, wie sie in der Vergangenheit nur in Serienkillerhaushalten vorkam. Irgendwann werden in der deutschen Sprachlandschaft nur noch Wort fet zen her um lie gen, zuckend und zappelnd und den letzten Rest ihrer Semantik aushauchend.
Das oben dokumentierte Beispiel eines Promoteranschreibens, das mich heute erreichte, ist nur die Spitze des Scheißbergs, ich schwör. So was bloß als „Deppenleerzeichen“ zu diskreditieren, wäre eine Beschönigung, der ich mich keinesfalls schuldig machen möchte.
Nein, Hopfen, Malz und das zusammengesetzte Hauptwort scheinen verloren. Oder gibt es einen Untergrund, in den man gehen könnte, um zurückzuschlagen? Könnte man von dort aus nicht mit kapitalen Kompositakanonen auf diese Spatzen Hirne schießen?
Wenigstens einen Vorteil hätte es ja, dass schon so viele davon herumflattern: Man träfe garantiert mit jedem Schuss.
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Auf wen wollen Sie nun nun schiessen,
AntwortenLöschenSpatzen oder Hirne?
Wenn Sie eine Weile drüber nachdenken, kommen Sie bestimmt noch dahinter.
AntwortenLöschenGanz Ihrer Meinung Matthias! Ich hasse es, dass überall die armen zusammengesetzten Substantive brutal auseinander geschrieben werden. Und das nicht nur als Tippfehler in stümperhaften Arbeiten, sondern, wie es scheint, absichtlich in Werbung, bei Filmtiteln, ja sogar bei Bushaltestellenschildbeschriftungen. Und jetzt soll mal einer kommen und meinen: Ja mein Gott, lasst die doch. NEIN! Wenn jeder schriebe, wie er möchte, weiß bald keiner mehr, was er will! Selbstversuch: Schreibt mal einen drei- bis vierseitigen Aufsatz. Alles klein, alles auseinandergeschrieben wie möglich und ohne Satzzeichen. Viel Spaß! So, jetzt gründe ich einen Verein zur Rettung der zusammengesetzen Substantive und werde dann ENDLICH Zussammengesetztesubstantiverettungsvereinvorsitzender! HA!
AntwortenLöschenErstaunlich nur, dass der Absender nicht nur inkompetent sondern auch inkonsequent ist:
AntwortenLöschenDenn *Medienpartner* hätte er m. E. auch noch zwangssezieren müssen.
Ben, und ich werde Kassenwart!!
AntwortenLöschenAnonym, es wird eben geschrieben wie Kraut und Rüben. Wer da nach einem Grundprinzip sucht, wird eher den Heiligen Gral finden.
Habe letztens einer Kollegin, für die ich einen von ihr bereits in Excel aufgebauten Fragebogen in einem layoutfähigen Programm verhübscht habe, angeboten/empfohlen, noch die von mir angeregten Textkorrekturen zu machen (Rechtschreibung, Grammatik).
AntwortenLöschen"Ach, wozu die Mühe? Die, die den Fragebogen kriegen, wissen eh selber nicht, wie man was schreibt - die merken das eh nicht, wenn was nicht stimmt."
Habe resigniert meine Zehennägel ein bisschen hochgerollt und mich getrollt.
Es tut weh, was da passiert.
Und genau deshalb geht das immer so weiter. Irgendwann werden wir uns fühlen wie dieses kleine gallische Dorf …
AntwortenLöschenIch hab die Hoffnung da schon aufgegeben. Der Grund: Es fällt eben an zu vielen Orten und Stellen auf, bei denen ich mir denke: Dass muss doch einem auffallen! Da MUSS doch einer sein, der vorher prüft, ob alles richtig ist. Grade im öffentlichen Raum, wie man so schön sagt. Und dann kommt die gruselige Erkenntnis: Es GIBT einen, der das prüft, und der ist auch schon "verdorben". Oder er ist einer, der eben denkt: Merkt keiner, sind eh alle hohl. Wenn ihr also mal jemanden weinend zusammenbrechen seht: Könnte ich sein, der schon wieder verzweifelt ;-)
AntwortenLöschenWie jeder mache auch ich Rechtschreibfehler. Beispielsweise neige ich dazu, zuviele Kommas zu setzen, da ich die Regeln nie wirklich gelernt, sondern immer nach Gefühl geschrieben habe. Bei Rechtschreibregelklausuren in der Schule, bei denen man erklären musste, wann man was warum wie schreibt und wie man das dann benennt, war ich somit immer ziemlich schlecht.
AntwortenLöschenNichtsdestotrotz fand ich es schon immer sehr schön, daß man im Deutschen die Möglichkeit hat, ein Hauptwort aus unzähligen anderen Hauptworten zu kreieren - siehe allein die Oberweserpersonendampfschiffahrtsgesellschaft. Da sind wir dem Englischen doch ein Stück weit(*) voraus.
(*) Und daß man ein Stückweit/stück weit/Stück weit so schreibt, war mein erster Gedanke, der mir immer komischer vorkam, je länger ich drüber nachgedacht habe. Und dank Google und dem Duden weiß ich nun zwar, daß das stimmt, aber nach zehnminütigem Sinnieren über diese Wortfolge verliert sie jegliche Bedeutung. Was übrigens auch in erstaunlich vielen ähnlichen Fällen klappt.
Oh ja! Ich hatte schon insgeheim den Verdacht, ein verklemmter Grammatiknazi zu sein, weils mir bei solchen "Schöpfungen" mehr als nur die Zehennägel hochrollt, aber wenn auch Ihnen das auffällt, bin ich beruhigt...
AntwortenLöschenWie mit Krakenarmen schleicht sich das Kompositadeppenleerzeichen bis in die tiefsten Bereiche der höchsten Bildung ... Leibniz Universität, Eberhard Karls Universität... Wie bitte?
Seltsam auch, dass hauptsächlich Komposita mit Fugen-s betroffen sind, es aber kaum Beispiele wie Stuhl Bein oder Winter Mantel gibt - die Verfechter der gewaltsamen Trennung von zusammengesetzten Wörtern scheinen da äußerst inkonsequent vorzugehen...
Und nicht nur das, auch die zusammengesetzten Verben sind bereits von der Verhackstückung akut bedroht und werden langsam, aber unermüdlich dekonstruiert. Ich dachte mal, es gäbe einen Unterschied zwischen durchblicken und durch blicken, wiederholen und wieder holen. Aber was nützt es zu lamentieren... wir werden lernen, auf zu stehen, uns hin zu setzen, ab zu warten und nicht zu aller Letzt uns an zu passen. Auch das, mein Lieber, auch das. Seufz...
Lieber Grammatiknazi, als von der Legastapo! :D Das nur mal zum spontanen Kontern bei solchen Anschuldigungen.
AntwortenLöschenasyoulikeit, Ihre Beispiele (wiederholen, wieder holen) zeigen eindrücklich, wie dank dieser Entwicklung die Sprache verarmt und die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten verlorengeht. Das wirkt auf lange Sicht auch wieder zurück auf die Komplexität des Denkens.
AntwortenLöschenSo, ich geh jetzt Alster.
Ben, die Legastapo gefällt mir außerordentlich - werd ich mir merken :)
AntwortenLöschenEine ebenso von grammatischer Minderbegabung zeugende Erscheinung, wenngleich manchmal ganz niedlich anzusehen/-hören ist wiederum die übers Ziel hinausschießende Verwendung von "bedrohten" Formen. Manche Zeitgenossen haben sich "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" derart zu Herzen genommen, dass dabei dann Kuriositäten wie "trotzdessen" oder "laut/gemäß dieses Textes", "mit/ohne + Genitiv" entstehen.
Auch immer wieder nett: diesen Jahres :)
Allen Grammatiknazifreunden einen schönnen Sonntag/Sonn Tag/Sonne Tag/Sonnen Tag/? Ich bin verwirrt...äh ver wirrt...hm.
Wenn man bedenkt, dass Lesen und Schreiben in unseren Breitengraden maßgebende Kulturfähigkeiten sind, werden die Abgründe und damit das Verrutschen unseres Breitengrads beängstigend bewusst. Kombiniert mit dem Verlust der Religion findet sich für den Kulturkreis in dem wir in nicht enden wollenden Schuljahren zu Rechtschreibfreaks erzogen wurden, bald kein nennenswerter Haltepunkt mehr.
AntwortenLöschenNaja, wer weiß? Vielleicht ist das was nachkommt ja besser? Vielleicht sollten wir uns einfach locker machen und bereit für ein neues Zeitalter? Sonst könnte man schnell als Ewiggestriger (Schreibt man das so?) dastehen ... (Grammatiknazi, Legastapo)
"Ich glaube, wir müssen uns allmählich wirklich vom alt ehrwürdigen zusammen gesetzten Haupt Wort verabschieden.
AntwortenLöschenÜber Jahrhunderte tat es tapfer seinen Dienst, übte sich lust vollst im Kreieren von Neu Schöpfungen, schmolz zusammen, was oft nicht mal ahnte, dass es zusammen gehört, schuf wie aus dem Nichts neue Wort- und damit Sinn Welten.
Diese Ära geht nun zu ende, gewalt- und grausam. Denn die Komposita Zerstückelung grassiert inzwischen in einem Maße, wie sie in der Vergangenheit nur in Serien Killer Haushalten vor kam. Irgendwann werden in der deutschen Sprach Landschaft nur noch Wort Fetzen herum liegen, zuckend und zappelnd und den letzten Rest ihrer Semantik aus hauchend.
Das oben dokumentierte Beispiel eines Promoter Anschreibens, das mich heute erreichte, ist nur die Spitze des Scheiß Bergs, ich schwör. So was bloß als „Deppen Leer Zeichen“ zu diskreditieren, wäre eine Beschönigung, der ich mich keines falls schuldig machen möchte.
Nein, Hopfen, Malz und das zusammen gesetzte Haupt Wort scheinen verloren. Oder gibt es einen Unter Grund, in den man gehen könnte, um zurück zu schlagen? Könnte man von dort aus nicht mit kapitalen Komposita Kanonen auf diese Spatzen Hirne schießen?
Wenigstens einen Vorteil hätte es ja, dass schon so viele davon herum flattern: Man träfe garantiert mit jedem Schuss."
Das liest sich, als würde die Zunge nach dem 8. doppelten Whiskey auf dreifache Größe angeschwollen sein.
„What have they done to my song, Ma?“ (Melanie Safka)
AntwortenLöschenLetztens bekam ich eine E-Mail mit folgendem Schlusswort: "... den Rest besprechen wir Vorort."
AntwortenLöschenVielleicht ist das ZusGesHW ja nur dabei sich irgendwie zu verlagern?
...Word unterstützt diese Zerstückelung übrigens. Während des Schreibens diverslicher Hausarbeiten, als auch zuletzt meiner BA-Arbeit, strich mir Word solche Komposita immer wieder als falsch an und schlug mir eine Zerstückelung vor.
AntwortenLöschen.
.
Ich weigerte mich, blieb standhaft und gewährte Zusammenhalt. Wollja.
(Wollt's nur mal angemerkt haben, dass an dieser Entwicklung Word evtl. nicht ganz unschuldig ist. Ich jedenfalls fragte mich nämlich auch schon regelmäßig, ob ich irgendeinen neuen Zug der Schlechtschreibreform verpasst habe...)
Hi Hijack, genau das ist wohl eins der Probleme. Jeder Hirni (doofe, normale und schlaue Hirnies) nutzen diese verdammte Rechtschreibprüfung in Word und denken dann: "Hey, das muss ja richtig sein, wenn WORD mir das sagt". Normaler Menschenverstand und gelerntes Wissen (oder manchmal einfach ein Bauchgefühl) fallen weg. Und schon wieder gibt's einen Wortzerhacker mehr.
AntwortenLöschenGestern hatte ich wieder ein Beispiel gesehen: Auf einer LKW-Anhängerplaner wurden neue Aufkleber angebracht. Hinten stand sinngemäß:
"Firma Dosenkohl
Transport
Logistik"
Dem Platzmangel geschuldet - oder weils besser aussieht - wurde Transportlogistik auf zwei Zeilen gesetzt. Kann man ja machen. ABER VERDAMMT NOCHMAL, dann gehört da ein Trennstrich nach "Transport" hin und "logistik" muss dann auch klein geschrieben sein! Sowas regt mich auf! Muss jetzt jemanden mit dem Duden verprügeln! Grrr!!