08 April 2008

Der kleine Kotzbrocken

Vom Wohnzimmerfenster aus sehen wir einen kleinen Jungen, der sich auf den Gehweg erbricht. Ms. Columbo, die auf der Heizung sitzt, sieht ihn zuerst. „Schau mal“, sagt sie, „da kotzt ein Kind auf den Gehweg. Das kannst du verbloggen.“

Normalerweise handelt es sich bei Menschen, die sich vor unserem Haus übergeben, um Erwachsene. Diesmal nicht. Das Kind ist höchstens 12. Sein etwa gleichaltriger Freund steht teilnahmslos daneben, wendet den Blick aber nicht ab. Die Faszination des Ekels. Im Umkreis von einigen Quadratmetern hat der kleine Kotzbrocken mittlerweile drei karottenfarbene Pfützen hinterlassen.

Dann kommt eine Frau – wohl seine Mutter – und führt ihn ab. Auf die Idee, die Sauerei zu beseitigen, kommt sie nicht. So etwas ist wohl auch nicht gesetzlich geregelt, im Gegensatz zu der Sache mit den Hunden.

Wenn Waldi Groß gemacht hat, muss Frauchen theoretisch alles wieder einsammeln. Habe ich auf St. Pauli allerdings noch nie gesehen. Der Hund kackt und geht weiter, Frauchen auch. Die Leute halten sich einfach nicht mehr an die Gesetze, selbst an die sinnvollen nicht.

Vielleicht sollten wir hier wegziehen.

PS: Aus Gründen der Pietät gibt es kein Bild der Szenerie selbst, sondern das einer weiteren gemütlichen Ecke auf St. Pauli: Voilà, die Treppen der Roten Flora im Schanzenviertel.

16 Kommentare:

  1. Herr Matt,
    interessant, daß solche Emesisergebnisse immer karottenfarbig sind - den Klassiker gibt es also immer noch. Meist sind die Karottenwürfel an den Kanten nicht mehr so scharf konturiert, sondern schon etwas angelöst. Und das Substrat zieht meist etwas Fäden, enthält also überwiegend große Moleküle und Bindestoffe... Vielleicht fand er irgendetwas in seinem Leben einfach nur zum Kotzen, so etwas soll es ja geben. Und die Mutter (wenn sie es denn war) hat entweder Prioritäten gesetzt oder folgte nur dem Zeitgeist.
    Aber mal ehrlich: Was soll die denn machen ?
    Den Gehweg wischen oder "kärchern" ?
    Wieviele zerknallte Joghurt-, Quark- und wasweißichfür Pampenbecher und -tüten liegen neben zermatschten angebissenen Dönern und Pommes rot/weiß in dieser Stadt täglich irgendwo herum ?
    Ein "Verursacherprinzip" scheint es nicht mehr zu geben.
    Wie im großen so wohl im kleinen: Wer im Bankenwesen Milliarden verballert und Flecken auf dem Konto hinterläßt, der geht und gut ist es damit. Den Schrott und die dazugehörige Rechnung bewältigen dann andere.
    Und am Bullerdeich in Billbrook gibt es eine Stadtreinigung.

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  2. Olaf, meine Forderung war auch eher ironisch gemeint … ;-)

    Die Stadtreinigung kommt hier übrigens täglich vorbei, manchmal doppelt. Deshalb sieht St. Pauli auch erstaunlich oft wie blankgewienert aus – trotz alledem.

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  3. -schadert- hm glaub aber nicht, dass es in anderen stadtteilen nicht auch so ist..
    Kannst du dich erinnern? An die Kinder aus gutem Hause die sich auf dem Rewe Parkplatz besaufen .. Das war irgendwann mal in der Bild.. Ich wohne da in den Walddörfern und hier ist es kein anderes Bild.. nur das das Drumherum ein bisschen feiner aussieht. >.>

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  4. Abgesehen von dem Umstand, dass ich jetzt auf das
    eingeplante Wurzelgemüse zu Leber und Püree
    verzichte, habe ich auch schon gesehen, wie Muttern
    mit einem Eimer Wasser kam und die Pfützen in den
    Bordstein schwappte.
    Und die weitergehenden Frauchen gibt es bei uns auch.
    "Wieso? Ich habe doch nicht gekackt!"
    Als mein gartenbeschuhter Fuss plötzlich und unerwartet
    den Kackhaufen vor meiner Hoftür wegschleuderte und
    Frauchens Pelmäntelchen traf :"Was meckern Sie, ist doch
    nicht meine Scheisse"!

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  5. So schlecht passt das Bild nicht. Auf diese Treppe hat auch schon manch einer ge****t.

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  6. Da schmeckt der morgendliche Kaffee doch gleich viel besser! Aber zu dem Bild: ist die Rote Flora wirklich in St. Pauli ansässig? Ich dachte es wäre Sternschanze, was ja seit Neuestem ein eigener Stadtteil ist.

    Fragt sich, etwas neunmalklug,
    Jörn

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  7. So unduldsam kenne ich Sie ja gar nicht, mein lieber Herr Matt. Wenn Waldi auf den Gehweg defäkiert, gehört das zu seiner täglichen Übung. Ein kleiner Junge der seinen Mageninhalt ausspuckt, dürfte hingegen eher die Ausnahme bleiben. Zudem erweist sich die überwiegende Mehrzahl in diesem Alter nicht nur stuben-, sondern auch straßenrein.

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  8. Sie erwägen wegziehen zu wollen? Der Rückseite der Reeperbahn quasi den Rücken zuzuwenden? Wäre das nicht äh - schade?

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  9. interessante szenerie, die sie da beschreiben. was blieb dem gleichaltrigen freund auch übrig als "teilnahmslos" daneben zu stehen? hätte er solidarisch mitgöbeln sollen? oder anfeuern? haltungsnoten verteilen?
    und was genau ist an der treppe der roten flora so übel? inbesondere auf dem bild finde ich die bunten stufen schöner als die üblichen grau-braun-pinkel-melierten treppen ansonsten hier in der gegend...

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  10. Ich kann mich Jörns Kluggroßmacherei nur anschliessen, was die Rote Flora angeht. Und vorher war es doch wohl auch Altona und nicht St. Pauli?

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  11. 1. Tolles Foto.
    2. Mir ist jetzt schlecht.
    3. Und das Blog? Und der Bloggarten???

    Anna

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  12. @tommy
    Die Flora-Treppe stinkt nach Kotze, Urin und Kacke. Vermutlich daher der Zusammenhang.

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  13. OddNina, deine Quelle lass ich i. d. R. rechts liegen, deshalb ist mir von saufenden Rewe-Kids nichts bekannt.

    Oldman, Ihre Abschreckungsmethode ist bedenkenswert. Vielleicht probiere ich die mal aus. Und wenn Frauchen dann irgendwas von „Sachbeschädigung!“ kreischt, dann sage ich ihr, ein Bulle hätte mir das empfohlen.

    Jörn, nur weil irgendsoein dahergelaufener Stadtteil ankommt und plötzlich eigenständig sein will, heißt das noch lange nicht, dass wir sofort willfährig Ja und Amen sagen müssen (denken Sie an den Kosovo!). Wie Sie mühelos nachlesen können, ist die Zuordnung des Schanzenviertels zumindest umstritten. Aber wenn noch irgendwas zu St. Pauli gehört, dann bestimmt die Floraseite des Schulterblattes diesseits der alten Stadtgrenze zu Altona.

    Unduldsamkeit ist mein zweiter Vorname, Herr Passenger! Ich glaube, das muss ich künftig deutlicher rausarbeiten.

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  14. Anna, da finden wir sicherlich eine sozialverträgliche Lösung. Nein: „fänden“. Denn das ist ja alles nur Wortgeklingel.

    Ach, Herr Herrner, Sie habe ich in meiner Belehrung des Jörn gar nicht mitgenannt. Das soll hiermit nachgeholt werden.

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  15. Der Link um 22.04 Uhr zum Schanzenviertel funktionierte nicht. Aber jetzt und hier.

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  16. Für Waldi nimmt man eine Tüte mit, wenn man Kinder hat erlebt man Spontaneität dann doch sehr plötzlich.

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