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14 Dezember 2009
Wie ich meine Schokovorräte retten werde
Seit Jahren betätigt sich Kollege Kramer als skrupelloser Schokoripper. Und er wird immer schamloser.
Tagtäglich kommt er inzwischen hereingeschlurft, murmelt dumpf „Brauche Schokolade“ und öffnet hinter meinem Rücken umstandslos den Bisley, um aus der dritten Schublade von oben meine Tafel „Ritter Sport Voll-Nuß“ hervorzukrame(r)n. Davon bricht er mit der gleichen Hand, mit der er sich kurz zuvor im Schritt kratzte, eine ordentliche Rippe ab und verzehrt sie sogleich, und zwar mit der Emsigkeit eines ausgehungerten Eichhörnchens.
Das geht natürlich nicht, und ich tüftele seit längerem an Gegenmaßnahmen. Eine Zeitlang hatte ich recht großen Erfolg mit der Taktik, die Schublade, in der die Schokolade lagert, regelmäßig zu wechseln. Kramer zog die gewohnte auf, stierte dumpfen Blicks hinein, entdeckte nirgends die Süßigkeit, machte mir zeternd Vorwürfe und entfernte sich unter protestierendem Gebrabbel.
Das waren schöne Zeiten.
Irgendwann aber kam der Fuchs auf den Dreh, probeweise mal eine andere Schublade aufzuziehen, und bingo. Sein Vorgehen führt also letztlich immer zum Erfolg. Der Franke, seinerseits lange triste Jahre der bevorzugt von Kramer Gebeutelte, hat sich inzwischen gänzlich von der Schokoladenlagerhaltung verabschiedet. Er schnorrt jetzt bei Bedarf selbst ab und zu ein Stück bei der temporär anwesenden 400-Euro-Kraft.
Aufgrund dieser plötzlich versiegten Frankenquelle war ich es, der zunehmend in den Fokus Kramers geriet – mit den oben geschilderten Folgen. Allerdings glaube ich nun eine Taktik ausgetüftelt zu haben, die der Raffinesse des systematischen Mundräubers Rechnung trägt, ihn aber gleichwohl in eine psychologische Falle lockt.
In der als Ort der Verheißung fest etablierten dritten Schublade von oben nämlich deponiere ich neuerdings nur noch ein ganz klein wenig Schokolade, im Schnitt eine Drittelrippe. Die wahren Vorräte indes befinden sich nun – aufgemerkt – im vierten Schubfach.
Darauf wird Kramer nie kommen, da er ja wie üblich in der dritten fündig wird, wenngleich in einem frustrierenden Ausmaß. Er wird sich – so meine Hoffnung – im Lauf der Zeit derart über den empörenden Mangel ebenda ärgern, dass er seine Raubzüge nach und nach ganz einstellt, zumal ein bei ihm noch immer vorhandenes Quäntchen Anstand ihn erstaunlicherweise davon abhält, Reste ratzeputz zu verzehren.
Eine geniale Taktik, wie ich finde. Kramer darf nur nie erfahren, dass das Paradies inzwischen umgezogen ist und am üblichen Ort lediglich ein Köder deponiert wurde, der in gleichem Maße beschwichtigend wie frustrationssteigernd wirken soll.
Zum Glück liest er dieses Blog nicht. (Hoffentlich.)
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JAA - eeeeeer lebt noch, er lebt noch... :-)
AntwortenLöschenHmm, wieso dieser Eintrag jetzt plötzlich online ist, wissen die Götter. Besser nicht hinterfragen …
AntwortenLöschenAuch ich war schon in Sorge fast.
AntwortenLöschenDabei habe ich doch verzweifelt getwittert, dass alles in Ordnung ist, nur halt das Blog nicht. Aber auf mich hört ja keiner.
AntwortenLöschenDafür das Sie, werter Herr Matt, laut eigener Aussage fast täglich bloggen war das Ikeazitat fast Folter. Jeden Tag aufs neue ins nichtneue starren zu müssen hat etwas sadistisches und verstößt sicherlich gegen irgendwas. Mir ist nur entfallen gegen was.
AntwortenLöschenFreut mich jedenfalls das es Ihnen anscheinend gut geht.
Zur Schokolade: Vielleicht doch ein paar ekelige Sorten kaufen. Chili-Nuss soll ganz "lecker" sein.
Mit besten Grüssen,
A. Nonym
Chili-Nuss ist doch lecker.
AntwortenLöschenHabe erst vor kurzem im Supermarkt - leider weiß ich die genaue Marke nicht mehr - Tomaten-Salz-Schokolade entdeckt (ja, gibt es wirklich). DAS ist grausig!
Ro.
Wären nicht genug Lädchen für einen Adventskalender einzurichten? Vielleicht hat er da was zu verarbeiten, der Arme. Mit großen Krameraugen dürte er sich damit über winzige Stückchen freuen. Vielleicht ab und zu ein Abziehbild. Hach, himmlische Zeiten.
AntwortenLöschenEs freut mich, dass hier wieder technisch alles funktioniert.
AntwortenLöschenZu Ihrer Taktik:
Wäre es nicht einfacher, die Schokolade irgendwo auf Ihrem Schreibtisch zu verstecken? Oder ganz wegzulassen? Oder ein Stück in einer Mausefalle deponieren? Oder GP für zwei, drei Tage neben dem Schrank zu parken?
Mir würden da so viele Möglichkeiten einfallen. In südlicheren Ländern werden Mundräubern die Hand abgehackt ...
Oder nachdem schon ein "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" möglich ist, sollte doch ein "Ritter-Sport-Vollnuss-Diebstahl-durch-Kramer-Untersagungsgesetz" ein leichtes sein, oder?!
A. Nonym, das mit den ekligen Schokosorten hat einen entscheidenden Nachteil: Auch ich finde Sie eklig.
AntwortenLöschenSchnick Schnack Schnuck, Ihr Vorschlag ist sehr sympathisch. Doch angesichts der beklagenswerten Portionen, die ein Adventskalender bietet, würde Kramer sich umstandslos wieder den paradiesisch gefüllten Schubladen zuwenden. Geht also nicht.
Und Sie, Nils die Maus, muss ich offenkundig auf eine Binsenweisheit aufmerksam machen: Die bloße Existenz eines Gesetzes garantiert keineswegs, dass es nicht gebrochen wird. Im Gegenteil.
Ha,
AntwortenLöschenich verschlinge nicht nur des öfteren gute Schokolade, sondern auch gute Blogs - hatte mich schon über die stete Ebbe in der Schublade gewundert! Nach nun so vielen Tagen der ungewollten Abstinenz sowohl des einen als auch der anderen bin ich dann gleich bei Ihnen, um nach dem Genuss des Bloglesens nun auch endlich wieder in den Genuss der Schokolade zu kommen!
*amSchrittkratzend* Kramer
Schön, dass Sie wieder da sind!
AntwortenLöschenMatt, seit wann beschimpfen Sie denn Ihre Kommentatoren so heftig? („Auch ich finde Sie eklig”)
AntwortenLöschenUnd das bei einer so harmlosen Meinungsäußerung.
Ich muß mich schon sehr wundern. Tststststs. Oder sind Sie einfach ob der technischen Zicken, die Ihr Blog so machte, einfach gereizt? („Morgen, Schatzi!” – BLAMM)
Sehr geehrter Herr Matt,
AntwortenLöschenhiermit bieten wir Ihnen zu einem einmaligen Sonderpreis (Gegenwert von 100 Rittersport-Schokoladen) den Einbau eines TÜV-geprüften Sicherheitsschlosses in Ihren Bisley an.
Auf Wunsch und gegen Aufpreis kann dieses Schloss säure-, sprengstoff- oder chromaxtgeschützt ausgestattet werden.
Über eine Beauftragung würden wir uns freuen.
MfG
Dipl.-Ing. N. Ihilistin
Aber liebe Nihilistin, Sie glauben doch nicht, ICH würde mich an Ritter-Sport-Schokolade vergreifen? Welch infame Unterstellung. Ich trage ja auch keine C&A-Anzüge.
AntwortenLöschenKramer, Sie haben Ihre Ankündigung ja umgehend wahrgemacht, danke sehr.
AntwortenLöschenGP, sie, nein Sie haben mich ertappt. Anscheinend hege ich unterschwellige Aggressionen, die ab und zu rausflutschen. Matt Hyde, sozusagen.
85 Euro also, Frau Ihilistin? Klingt akzeptabel. Ich hoffe, wir kriegen vor Weihnachten noch einen Termin hin, sonst ist alles zu spät.
GP 16:47: Was haben Sie gegen Ritter Sport Voll-Nuss? Eine tadellos hochprozentige, gar nachhaltig und ökologisch verträglich produzierte Schokolade, sozusagen die Maßgeschneiderte unter den Supermarktmarken. Entschuldigen Sie sich!
Strenggenommen kann man sich ja gar nicht selbst entschuldigen. Man kann höchstens das Gegenüber bitten, einen zu entschuldigen.
AntwortenLöschenAber das wissen Sie ja.
oh, finally it blogs again:-)
AntwortenLöschenIhre Erfindung wird bereits seit 7-8 Jahren erfolgreich im Bereich Firewall und Internetsecurity angewendet. Also ohne Schokolade allerdings. Nennt sich Honeypot (http://de.wikipedia.org/wiki/Honeypot)
Meine Methode ist leckerer. Und kalorienreicher.
AntwortenLöschenund viel besser auf die Zielgruppe abgestimmt
AntwortenLöschenZum Thema "Schokoladendiebe" hier noch eine wahre Geschichte, die ich einst in einem Buch über die Bewegung 2.Juni las (die Älteren unter uns werden sich noch dunkel erinnern an diese Damen und Herren):
AntwortenLöschenDenen wurden während des Hofgangs immer die Zellen durchsucht und man hatte nach der Rückkehr des öfteren den Verdacht, die Wärter hätten sich an den Lebensmitteln der Gefangenen bedient.
Eines Tages nun ließen sich die Herren der Bewegung von Gesinnungsgenossen eine Tafel Schokolade schicken, die scheinbar wie gekauft verpackt, in Wirklichkeit aber mit Hasch versehen war. Dummerweise futterten nun ausgerechnet diese Schokotafel nun wirklich die Knastaufseher.
Tja, nicht gewöhnt an diese Art von Rauschmitteln, noch dazu in solch hoher Dosierung, bestand nun der Verdacht, die Herren Terroristen hätten das Gefängnispersonal vergiften wollen.
Ein vertrauliches Gespräch mit der Gefängnisleitung konnte diesen Vorwurf aus der Welt schaffen, zwischenzeitlich hatten sich aber schon mehrere Wärter in einem Berliner Krankenhaus den Magen auspumpen lassen. Und rührten von diesem Tage an keine Lebensmittel mehr an ...
Seltsam, nicht wahr? Aber so steht es geschrieben.
Aber wo steht sie geschrieben? Für diese Quellenangabe würde ich mich ja doch interessieren.
AntwortenLöschenAch, das kann ich Ihnen verraten:
AntwortenLöschenDie Bewegung 2. Juni: Gespräche über Haschrebellen, Lorenzentführung, Knast von Ralf Reinders und Ronald Fritzsch, 1995 im ID_Verlag erschienen, gibt es heute noch bei Amazon und ähnlichen Anbietern für 10 Euro, also, falls Sie noch ein Weihnachtsgeschenk für politisch Interessierte suchen ...
Danke!
AntwortenLöschenDanke ebenso!
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