Heute also die erste Folge einer Rubrik, die sich der Ästhetik- und Stilkritik widmen wird. Manchmal werden die Ausführungen länger sein, ein andermal verständlicherweise eher Sprachlosigkeit vorherrschen. Vielleicht sogar recht oft, das ist momentan noch nicht abzusehen.
Los geht es jedenfalls mit einem Motiv, das mir keine rechte Ruhe lässt, seit der verfluchten Minute, als es mir vors Auge trat.
Motivisch und auf jeden Fall auch handwerklich gehört das Albumcover der First International Sex Opera Band ohne jeden Zweifel zu den grauenhaftesten aller Zeiten. Ich meine: Hatte die Band etwa einen 13-jährigen Grafiker, dem kurz vorher vom Klassenlehrer nahegelegt wurde, den Kunstunterricht dauerhaft zu schwänzen, ohne Eintrag ins Klassenbuch? Meine Vermutung: ja.
Was die Formulierung „aller Zeiten“ angeht, bei der jetzt bei vielen von Ihnen der Drang erwacht, mich zu belehren, so rufe ich Ihnen hiermit selbstbewusst zu: Ich weiß genau, was ich da schreibe, denn ich habe eine Glaskugel, die mir auch alle künftigen Albumcover anzeigt, und zwar bis zu dem Moment, an dem die Sonne sich die Erde in einer (übrigens spektakulär anzuschauenden) Supernova einverleiben wird.
Was mich beim Nachgrübeln über die Semantik dieses Motivs aber besonders beschäftigt, ist nicht etwa die mimisch ausgedrückte Lust, welche angesichts dessen, was da gerade passiert, selbst dem verständnisvollsten Masochisten ein Stirnrunzeln aufzwänge, sondern die bohrende Frage: Warum springt die körpermittig entflammte Frau mit den lila Haaren, also vermutlich Anita, nicht einfach in den praktischerweise bereitstehenden Pool?
Und warum bloß gibt es diese Lücke im Geländer da hinten rechts?
Theoretische Erörterungen, Exegesen, Theorien erhoffe, nein: erwarte ich in den Kommentaren. Lassen Sie mich bitte nicht allein mit all dem.