26 August 2016

Wie erschlagen, und zwar zweifach


Ein Satz wie „Mozart würde sich im Grabe umdrehen“ war schon immer Stuss.

Gerade weil er im Grab liegt, kann er das, was ihn zu einer empörten Drehung bewegen würde, ja keinesfalls hören – nicht nur wegen der dämpfenden Wirkung der Erde über ihm, sondern auch wegen der längst irreparabel eingetretenen Dysfunktionalität seiner Ohren.

Stattdessen gilt hier der Umkehrschluss: Könnte Mozart den Empörungsgrund hören, läge er demnach nicht im Grab. Aber mal angenommen, er könnte das, was ihn empören würde, trotz seiner misslichen Lage six feet under doch sonisch wahrnehmen:

Warum sollte er sich dann ausgerechnet umdrehen wollen? Was wäre denn das für eine lahme Reaktion?

Wenn er, Mozart, also dort unten immer noch hören könnte, dann wäre es ihm doch gewiss auch ein Leichtes, sich wie ein Zombie der Rache hervorzuwühlen an die Oberfläche, um die Ursache seines Missvergnügens mit gnadenlosen Knochenhänden abzuwürgen. Statt sich einfach nur umzudrehen.

Der Satz, meine Damen und Herren, stimmt also hinten und vorne nicht, er war schon immer Stuss. Und er ist deshalb selbstverständlich auch völlig ungeeignet, um irgendetws Zutreffendes über das erste Soloalbum „Herzschlag“ des Ex-Adoro-Sängers Laszlo auszusagen, der zu Klassikpopbombast eingedeutschte Songs von u. a. Miley Cyrus derart schmettert, als versuchte er Mozart von den Toten aufzuwecken.

Mein Rat: Dieses Risiko sollte er lieber nicht eingehen.

Als wäre Laszlos Albumpräsentation heute Abend nicht schon erschlagend genug gewesen, fiel später in der U-Bahn auch noch ein junger, durchs ruckartige Anfahren von einer Zehntelsekunde auf die andere seines Gleichgewichtssinns beraubter junger Mann um und sodann auf mich drauf.

Sein frei flottierender Körper fegte mir den Hut vom Kopf, mein iPhone absentierte sich ins Nirgendwo, ebenso meine Orientierung.

Ja, Sie haben richtig gelesen: Ich trug einen Hut. Und zwar einen billigen Strohhut vom Flohmarkt.

Joseph Beuys würde sich im Grabe umdrehen. 


 

 
 
 

8 Kommentare:

  1. meine Güte, wenn es ihnen nicht gefallen hat, dann schreiben sie es in einem Satz bevor man sich sätzelang und unsinnigem philosophieren über Mozart jetzigem Zustand quälen zu müssen.

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  2. Ich liebe kräftige, klangvolle Stimmen, die bekannte Popsong von sich geben!!
    Außerdem muss ich dem vorigen Kommentarschreiber recht geben.

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  3. Tja, wie und was ich hier schreibe, müssen Sie schon mir überlassen. Es ist MEIN Zuhause.

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  4. Der Fanblock ist empört :)
    Ich hingegen habe mich wie immer köstlich amüsiert und um das wenigstens ansatzweise nachvollziehen zu können, habe ich mir sogar einen Schnipsel Laszlo angehört.

    Ist natürlich nichts gegen die Qualen, die Sie erlitten haben müssen, ich könnte jederzeit abschalten.

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  5. Vielleicht besteht ja eine gewisse Reziprozität zwischen der Vorliebe für Klassikpopbombast und der Abneigung gegen Bandwurmsätze mit philosophischem Inhalt? Würde mich nicht im Geringsten wundern...

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  6. Ja. Genau. Unverschämtheit, schreibt der Autor hier, in seinem Online Wohnzimmer, was ich blöde finde. Das geht so nicht!

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  7. Bin zufällig auf diesen Blog gestoßen und amüsiere mich sehr. Da drehen sich aber vor allem Legionen von guten Autoren im Grabe um, bei diesem verbalen Abfall. Und jeder noch Lebende, der Pseudogewäsch nicht für Eloquenz hält, ebenso. Ja, das ist eindeutig die "Rückseite". Ein "gefällt mir nicht" mit einer klaren Begründung, oder ein "verstehe ich nicht", hätten mich eher überzeugt. Ich bin kein Fan dieses Genres. Aber dieses Album hat etwas das mich fesselt und abholt. Sie haben dagegen in ihrem Blog nichts außer ihren Frust zu vermitteln. Schwach.

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  8. Unfassbar dummer und selbstgefälliger Verbalerguss. Im Gegensatz dazu wäre die Anzahl der berühmten, verstorbenen Autoren die im Grab rotieren, unendlich.

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