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18 Oktober 2011
Es ist noch nicht vorbei, im Gegenteil
Als ich nach dem düpierenden 1:3 gegen Düsseldorf nach Hause kam, sagte ich mit einem Anflug wilder Entschlossenheit zu Ms. Columbo: „Ich werde heute Abend im Blog schlüssig die mir unweigerlich entgegenschlagende Vermutung widerlegen, die bisher makellose Becherfototheorie sei mit dieser Niederlage am Ende.“
Diese Theorie besagt bekanntlich, dass St. Pauli seine Heimspiele immer dann gewinnt, wenn ich a) teilnehme, b) den rituell erworbenen Bierplastikbecher vor Leerung des kompletten Inhalts fotografisch verewige und c) das Ergebnis im Blog für alle Ewigkeit dokumentiere.
Dank dieser Maßnahmen sorgte ich quasi im Alleingang für die Siege gegen Aachen, Duisburg und 1860, auch wenn in der einschlägigen Presse dafür andere gefeiert wurden. Das Spiel gegen Erzgebirge Aue ging hingegen verloren – und zwar ganz offenkundig nur deshalb, weil ich währenddessen in Spanien weilte und trotz mehrmaliger Aufforderung, die zuletzt einen flehentlichen Ton annahm, niemand von Ihnen als tatkräftiger Ersatzzeremonienmeister eingesprungen war.
Nein, ich musste in Abwesenheit die Karte vom FC St. Pauli auf Kommissionsbasis an einen völlig Unbekannten verticken lassen, und der versäumte natürlich in Unkenntnis seiner Aufgabe die Anfertigung eines entsprechenden Fotos. Es ging aus, wie es ausgehen musste: Aue sagte danke.
Zurück aus dem fatalen Urlaub, den ich mir aus Fankreisen auch noch ankreiden lassen musste, war ich heute wieder pflichtgemäß im Einsatz. Ich erstand das erforderliche Bier, setzte mich auf meinen Platz auf der Haupttribüne, fotografierte das Ensemble und wartete stillvergnügt auf den dadurch unweigerlich folgenden Heimsieg. Das 1:0 durch Kruse bejubelte ich gleichwohl, als wäre es gar nicht das Selbstverständlichste von der Welt.
Dann aber kippte komischerweise das Spiel, Düsseldorf schoss drei Tore, wir nur viermal ans Aluminium, und Thorandt flog vom Platz. Mein erster Gedanke war natürlich: Die Becherfototheorie ist widerlegt. Doch dann erst fiel mir ein entscheidendes Detail des Bierbechers auf, vielmehr ein fehlendes.
Es handelte sich um einen neutralen, blitzeblanken Plastikbecher – ohne irgendein aufgedrucktes Spielerporträt. Selbst Naki war nicht drauf, geschweige denn Schachten. Sofort fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Die Becherfototheorie war nicht nur nicht widerlegt, sie erfuhr heute Abend gegen Düsseldorf sogar eine wesentliche Verfeinerung, die künftige Spielausgangsprognosen auf eine noch sicherere Basis stellt als bisher.
Nicht mehr nur drei, nein, vier Bedingungen gilt es also demnach künftig zu erfüllen, um einen Heimsieg zu garantieren: Ich muss a) natürlich im Stadion anwesend sein, b) unbedingt einen Bierbecher mit aufgedrucktem Spieler erwischen, ihn c) fotografieren und das Bild natürlich d) verbloggen.
Wenn das der Bierverkauf hinter der Haupttribüne künftig bitte sicherstellen könnte? Sehr verbunden. Ich meine: Ihr wollt es doch auch.
17 Oktober 2011
JJ droht JB
Da mag ich mal einen jungen Künstler, der Folk und Soul zu fantastischen Songs verschmilzt, und im Konzert stellt sich heraus, dass er von lauter jungen Frauen angeschmachtet wird, die unverhohlen aussehen, als würden sie sonst James Blunt anschmachten.
Sie singen schon beim ersten Stück mit und rufen glockenhell „Jonathan, we love you!“ ins Halbdunkel, und sobald der Künstler pantomimisch zum Mitklatschen auffordert, machen sie treudoof was? Sie klatschen los, als fühlten sie sich verpflichtet, das abgebildete Schild neben der Garderobe mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen.
Jonathan Jeremiah ist natürlich trotzdem weiterhin ein toller Künstler, das lasse ich mir doch von denen nicht verderben – auch wenn die Gefahr einer gewissen Bluntisierung nicht mehr zu leugnen ist; das weiß ich jetzt.
Aber biddebidde nicht vor – sagen wir – 2013.
16 Oktober 2011
Der Schweinshaxenstreit
Seitdem die „Frankensaga“ bei Amazon erschienen ist, muffelt der Franke vor sich hin.
Natürlich waren fairerweise er und Kramer als meine herausragenden Musen die ersten, die per Mail über die Veröffentlichung informiert wurden.
Kramer lehnte sofort unwirsch jedwede Lektüre mit der Begründung ab, er lese keine Horrorgeschichten. Der Franke hingegen zeigte die gleiche Reaktion, die nach menschlichem Ermessen von ihm zu erwarten wäre, hielte man ihm eine Portion Seitan mit Sheese und Sojageschnetzeltem vor die Nase: nämlich rundum keine.
Erst mal redeten wir tagelang um den heißen Brei herum, selbst beim gemeinsamen Mittagessen blieb die Saga unangesprochen. Dann jedoch brach er unversehens das Schweigen, aber vorsorglich nur auf der Metaebene.
Man habe ihm zugetragen, hub er zwischen zwei Bissen Rückensteak mit Kartoffelpürree an, das Titelbild der Frankensaga ziere eine Schweinshaxe. Ich bestätigte. Dabei, fuhr er fort, habe er niemals Schweinshaxe bei Heiß und fettig gegessen, sondern vielmehr ich. Er hingegen habe sich dort vor allem den unterschiedlichen Ausformungen des Krustenbratens gewidmet, alternativ auch Hack.
Das mochte ja durchaus sein, wiegelte ich ab, doch fotografiert hätte ich nun mal (m)eine Schweinshaxe. Selbige sei eine Metapher. Eine METAPHER! Und zwar eine buchstäblich saustarke.
Seine Stirn war inzwischen zorngerunzelt. Tatsache bliebe gleichwohl, beharrte der Franke, der hienieden mit einem Vegetarier so viel gemeinsam hat wie ein Sibirischer Winkelzahnmolch mit einem Andenkondor, dass er niemals – in Worten: niemals! – eine Schweinshaxe gegessen habe, Punkt.
Na gut, rollte ich mit den Augen – und stelle hiermit weltöffentlich klar und richtig: Der Franke hat bei Heiß und fettig niemals eine Schweinshaxe gegessen, sondern immer nur Krustenbraten und Hack.
Gut, dass man ein eBook nicht einstampfen kann.
PS: Da ich nicht schon wieder die elende Schweinshaxe zu Illustrationszwecken heranziehen will, gibt es heute in der Laeiszstraße herumliegende Beeren mit Vögelchen – natürlich ein Verwandter des Andenkondors (und nicht des Sibirischen Winkelzahnmolchs).
15 Oktober 2011
Wer nicht fragt, kriegt auch keine Antwort
Nach einigen Wochen Pause traf ich mal wieder Thorsten persönlich in seinem Gemüseladen an. Zuletzt war das Geschäft entweder geschlossen gewesen, oder die Gattin stand hinterm Tresen.
Auf seine gar nicht so unwahrscheinliche Begrüßungsfrage „Auch mal wieder da?“ wäre mir, sofern er sie vorgebracht hätte, möglicherweise spontan der arglose Satz „Ich war regelmäßig hier, aber zuletzt hat mich immer Ihre Frau bedient“ herausgerutscht, wobei mir garantiert im Augenblick des Aussprechens der ungewollt mitschwingende Subtext ein unschön schiefes Lächeln ins Gesicht gepinselt hätte.
Doch da Thorsten die Frage gar nicht stellte, konnte ich holperfrei die übliche Feldsalatorder platzieren und sie mit dem Kauf eines kapitalen Kräutersaitlings aufs Vorzüglichste abrunden.
Und weil es nun mal ungewöhnlich ist, dass ein Tag so pannenlos verläuft wie dieser, wurde er auch am Himmel über St. Pauli ordnungsgemäß angekreuzt.
14 Oktober 2011
Pareidolie (32)
En passant und aus dem Augenwinkel diesen entsetzlichen Hilfeschrei eines Bauzaunfußes vernommen – manchmal bin ich mir selbst ein bisschen unheimlich.
Entdeckt an der Helgoländer Allee, St. Pauli.
PS: Viele weitere und bessere Bildbeispiele gibt es bei der Pareidolie-Tante.
13 Oktober 2011
Kindisches für den Kindle
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die gute: Seit heute ist mein bestürzendes E-Book „Die Frankensaga“ bei Amazon erhältlich, und zwar zu einem – im Verhältnis zu den Qualen, die zu seiner Entstehung führten – geradezu lachhaften Preis von 3,82 Euro.
Das Buch enthält sämtliche erschütternden Geschichten über den Franken auf einen Schlag, und genauso fühlt es sich auch an. Außerdem habe ich es noch ein wenig ergänzt, damit niemand sagen kann: Kenn ich doch schon alles.
Die schlechte Nachricht ist: Selbst bei Desinteresse müssen Sie es aus Gutherzig-, Mildtätig- und Mitmenschlichkeit trotzdem kaufen. Nur so nämlich kann ich mir die Therapie leisten, die nach fünf Jahren im Dunstkreis des Franken unabdingbar geworden ist. Außerdem wäre das supernett von Ihnen. Und ich mag nette Menschen.
Lesbar ist „Die Frankensaga“ übrigens auf allen Smartphones und Rechnern, die die kostenlose Kindle-App bzw. das Programm installiert haben, und natürlich auf dem Kindle-Reader selbst.
Bevor Sie in irgendeiner Weise tätig werden, sollten Sie allerdings sicherstellen, dass Sie volljährig sind und einen starken Magen haben.
PS: Gegen eine Paypal-Überweisung (Preis auf Anfrage) maile ich Ihnen das komplette Ding auch in einem beliebigen Format zu. Hauptsache, ich bin es los.
Nachtrag 17.10.2011: Hier die ersten Rezensionen auf Amazon. Aber was meinen die mit „Macken-Matt“ …?
Nachtrag Januar 2013: Der Preis ist inzwischen auf 3,42 Euro gesunken. Die Inflation!
Die gute: Seit heute ist mein bestürzendes E-Book „Die Frankensaga“ bei Amazon erhältlich, und zwar zu einem – im Verhältnis zu den Qualen, die zu seiner Entstehung führten – geradezu lachhaften Preis von 3,82 Euro.
Das Buch enthält sämtliche erschütternden Geschichten über den Franken auf einen Schlag, und genauso fühlt es sich auch an. Außerdem habe ich es noch ein wenig ergänzt, damit niemand sagen kann: Kenn ich doch schon alles.
Die schlechte Nachricht ist: Selbst bei Desinteresse müssen Sie es aus Gutherzig-, Mildtätig- und Mitmenschlichkeit trotzdem kaufen. Nur so nämlich kann ich mir die Therapie leisten, die nach fünf Jahren im Dunstkreis des Franken unabdingbar geworden ist. Außerdem wäre das supernett von Ihnen. Und ich mag nette Menschen.
Lesbar ist „Die Frankensaga“ übrigens auf allen Smartphones und Rechnern, die die kostenlose Kindle-App bzw. das Programm installiert haben, und natürlich auf dem Kindle-Reader selbst.
Bevor Sie in irgendeiner Weise tätig werden, sollten Sie allerdings sicherstellen, dass Sie volljährig sind und einen starken Magen haben.
PS: Gegen eine Paypal-Überweisung (Preis auf Anfrage) maile ich Ihnen das komplette Ding auch in einem beliebigen Format zu. Hauptsache, ich bin es los.
Nachtrag 17.10.2011: Hier die ersten Rezensionen auf Amazon. Aber was meinen die mit „Macken-Matt“ …?
Nachtrag Januar 2013: Der Preis ist inzwischen auf 3,42 Euro gesunken. Die Inflation!
12 Oktober 2011
Nach Hause ist es am schönsten
Auf dem täglichen Heimweg, in der Louise-Schröder-Straße, liegt eine Kneipe, deren Name mir noch nie zuvor aufgefallen ist.
Vielleicht liegt es daran, dass ich sonst immer auf dem Fahrrad vorüberhusche wie Superman auf dem Weg zur Weltrettung, heute allerdings regenbedingt per pedes unterwegs bin; vielleicht ist sie auch einfach neu, das passiert rund um den Kiez ja ständig.
Jedenfalls heißt die Kneipe „Filmriss“, was ein ausnehmend schöner, weil grundehrlicher Name ist. Damit kündigt der Kneipier bereits per Leuchtschild überm Eingang unverblümt an, welche Konsumbereitschaft er generell und verdammt noch mal von jedem Gast erwartet. Nicht nur aus diesem Grund mied ich den Eintritt sorgsam.
Nur wenige hundert Meter weiter, immer noch auf dem täglichen Heimweg, sind dann jene zu sehen, die Kaschemmen wie den Filmriss in ihrem Leben mindestens einmal zu oft aufgesucht haben. Sie stehen gruppiert vor der Obdachlosenfütterstelle und warten auf das Servicepersonal. Es sind Nonnen.
Noch ein Stückchen weiter auf meinem täglichen Weg nach Hause folgt die Schmuckstraße. Bei ihr war Nomen noch nie Omen, sie müsste eher Schmuddelstraße heißen.
Dort jedenfalls, gegenüber den heruntergekommenen und ständig weiter herunterkommenden Häusern im östlichen Abschnitt, in denen die Ladyboys ihre Zimmer haben, steht heute ein ausnehmend bauchiger Mann mit Schiebermütze und versucht, möglichst unbeteiligt und saumselig auszusehen.
Die Hände in den Taschen, den Schnauzer keck im Wind, schaut er auffällig unauffällig von links nach rechts, von hinten nach vorn – und hofft gewiss, eine der Transen würde sich endlich zeigen, damit er in konspirative Vertragsverhandlungen einsteigen kann.
Doch es ist zu früh, guter Mann, erst mit Einbruch der Dunkelheit kommen die Ladyboys gewöhnlich aus den heruntergekommenen und ständig weiter herunterkommenden Häusern der Schmuckstraße, die eigentlich Schmuddelstraße heißen sollte.
Doch ob der saumselig tuende Schnauzer dafür die Geduld aufbringt, kann ich heute nicht mal heimlich überprüfen: Meine Physiotherapeutin wartet.
PS: Ich habe nicht nur vergessen, ein Schmuckstraßenfoto anzufertigen, sondern nicht mal ein altes im Bestand. Deshalb heute ein (farblich nicht mal ganz unpassendes) aus der direkt benachbarten Talstraße.
10 Oktober 2011
Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (57)
09 Oktober 2011
Ich bin unzumutbar
Na, das ist mal gar keine schlechte Samstagsofferte der generell sehr empfehlenswerten Kaffeerösterei Torrefaktum in der Bahrenfelder Straße im schönen Altona: ein Caffé Latte samt Cookie für kundenfreundliche drei Euro.
Für einen Süßschnabel wie mich klingt das so überzeugend wie ein Pferdekopf im Bett, allerdings mit einer kleinen, doch wichtigen Einschränkung: Milch im Kaffee ist mir ähnlich lieb wie ein Knilch im Separée, ein Pilz im Pils, ein Gegentor in der Nachspielzeit … na ja, Sie haben bestimmt längst verstanden, was ich meine.
Deshalb ersuche ich den Mann hinterm Tresen um die ersatzweise Lieferung eines doppelten Espressos zum Cookie. Diese Bitte aber fällt zu meiner Überraschung bei ihm nicht gerade auf fruchtbaren Boden. Das 3-Euro-Angebot, erklärt er mir, umfasse eine feste Fügung, nämlich ausschließlich Caffé Latte mit Cookie.
Aber, erläutere ich ihm nach einem Blick auf die Preisllste, der Doppio sei doch sogar 50 Cent billiger als der Caffé Latte. Wenn er also die von mir modifizierte Variante servieren würde, erhöhte das seinen Gewinn, und er hätte mich dabei nicht mal übers Ohr gehauen, denn ich wollte es ja nicht anders.
Der Torrefaktummann aber ist keineswegs überzeugt von meinen Argumenten. Er mault und hadert, er grummelt und murrt – um sich am Ende dann doch noch zu erbarmen und über die eigentliche Unzumutbarkeit meines Wunsches, ihm einen halben Euro zu schenken, huldvoll hinwegzusehen.
Manchmal verstehe ich die deutsche Dienstleistungsgesellschaft immer noch nicht, und zwar auf eine durchaus ähnliche Weise, wie ich den Text des abgebildeten Graffitos im alten Real-Parkhaus nicht verstehe.
Aber ich arbeite weiter an beidem – unermüdlich, wie es nun mal meine Art ist.
08 Oktober 2011
Pareidolie (30 + 31): Augen-Blicke
Der Kopfhörer hat den Silberblick, und die ausgemusterte Digicam schreit, weil sie anscheinend gerade ein Auge verloren hat wie Schwarzenegger in „Terminator 2“.
Und damit auf ins Wochenende.
PS: Viele weitere und bessere Bildbeispiele gibt es bei der Pareidolie-Tante.
07 Oktober 2011
Wo ist mein Kindle?
Mein Kindle, endlich wurde er geliefert!
Aufgeregt eile ich mit dem DHL-Abholzettel zur Nachbarin, die ihn laut Benachrichtigung entgegengenommen haben soll – doch die ist ehrlich überrascht und weiß von nichts.
Anruf bei DHL. Nach minutenlangem Dialog mit einer Computerstimme, der ich in blödsinnigem Roboterstakkato Zahlen, Jas und Neins vorsagen muss, lande ich endlich bei einem menschlichen Wesen, dem ich mein Kindlechaos schildern kann.
Wie sich rasch herausstellt, hat man bei DHL kurioserweise sogar mich persönlich als Abnehmer des Päckchens dokumentiert, nicht etwa die Nachbarin. Mein Einwand, ich sei zum fraglichen Zeitpunkt brav meinem Brotjob im Büro nachgegangen, was notwendig sei, da ich mir andernfalls keinen Kindle leisten könne, generiert am anderen Ende blanke Ratlosigkeit.
Die Callcenterdame ruft die Kopie der Empfängerunterschrift auf. „Haben Sie jemand im Haus, dessen Name mit Ga beginnt?“, fragt sie. „HABEN WIR JEMAND IM HAUS, DESSEN NAME MIT GA BEGINNT?“, rufe ich die Frage weiter in Richtung Ms. Columbo. Nein, niemand mit Ga.
„Ist es vielleicht ein Pa?“, frage ich die DHL-Dame. „Wir haben jemand mit Pa im Haus.“ Nein, keinesfalls, kopfschüttelt sie.
Wo also ist mein Kindle, DHL?! Man verspricht, sich zu kümmern, man will den Auslieferer befragen, wenn nicht gar zur Rede stellen.
Und wenn vielleicht doch die Nachbarin …?
Nein, ausgeschlossen; sag’s nicht, denk’s nicht mal.
Bestimmt hat DHL Mist gebaut. Vielleicht war es ein muffeliger Zusteller, frustriert von Leuten, die tagein, tagaus die Frechheit besitzen, nicht zu Hause zu sein, wenn er klingelt – einer, der Zettel hinterlässt wie den oben dokumentierten, den mir unlängst eine amüsierte Kollegin mailte.
Das Interessante an dieser DHL-Botschaft ist nicht nur, dass hier ein Dienstleister mal den Spieß umdreht und offensiv den Kunden anblafft, sondern die Tatsache, dass er mitten im Blaffen vom Duzen ins Siezen übergeht. „Sei doch endlich da, wenn Sie so viel bestellen“: Das ist ein Satz von vielschichtigem Reiz, auch und gerade semantisch.
Aber wo ist mein Kindle, verdammt?
Fortsetzung folgt, und am Ende wird alles gut.
Nachtrag 16:50 Uhr: Alles wurde gut. Der DHL-Wuselkopf hatte einen falschen Namen auf die Benachrichtigungskarte geschrieben, aber inzwischen ist die richtige Person identifiziert. Seit heute Mittag kindle ich schon.
06 Oktober 2011
05 Oktober 2011
Der Marktwert meines iPhones
Arglos hatte ich mehrere Tafeln Schokolade aufs Laufband gelegt, doch als ich zahlen will, stellt sich heraus, dass meine Geldbörse zu Hause herumliegt. Ursache: ein wetterbedingter Hosenwechsel.
Der Kassierer ist allerdings keineswegs bestürzt ob des entgangenen Umsatzes, sondern sieht die Sache pragmatisch. „Haben Sie ein iPhone?“, fragt er. Ja, antworte ich vorsichtig. „Ich gebe Ihnen“, juchzt er vergnügt, „fünf Tafeln dafür!“
Und so was von einem Pennyverkäufer! Während der Franke sich wieder mal auf die frühstücksfrikadellengestärkten Schenkel klopft vor Schadenfreude, trolle ich mich mit säuerlichem Grinsen.
Mitsamt iPhone, immerhin.
04 Oktober 2011
Pareidolie (29)
Mit dieser gelungenen Helmmimikry versuchte neulich die Front eines Motorrollers zu punkten, der auf dem Gehweg vor unserem Haus geparkt war.
Man sollte der interessanten These einmal nachgehen, ob es Rollern und ihren Fahrern genauso geht wie Hund und Herrchen und sie sich ebenfalls über die Jahre immer ähnlicher werden.
Leider tauchte der Besitzer während meiner kurzen Fotosession nicht auf, sonst hätte ich das schon mal am Einzelfall überprüfen können.
PS: Viele weitere und bessere Bildbeispiele gibt es bei der Pareidolie-Tante. Wer selbst welche entdeckt, möge die Fotodokumente bitte an sie mailen, nicht an mich.
03 Oktober 2011
Neues unter der Sonne
Dieser Sommer mitten im Herbst macht alle Leute kirre. Gestern auf dem Flohmarkt kramte ich eine CD aus einer Kiste und sagte zum Standbesitzer: „Okay, die nehm ich für zwei.“
Er antwortete: „Komm, gib mir einen.“
Und meinte das ernst.
Noch nie erlebt, so was – genauso wenig wie das Frisbeespielen in der Ostsee an einem 2. Oktober, freundlich bewacht von still im Himmel stehenden Drachen.
Man erlebt halt auch im gesetzteren Alter immer wieder neue Dinge, und so lange es solche sind wie an diesem Wochenende, werde ich den Teufel tun und das anprangern.
02 Oktober 2011
01 Oktober 2011
Auf der Suche nach Frau Brusch
Statt mit Heidekartoffel- oder Schwartemagensonderangeboten begrüßt unsere Edekafiliale in der Paul-Roosen-Straße uns heute mit einer sachfremden Information, und das schon auf dem Bürgersteig vorm Laden.
Frau Brusch also ist seit einem Vierteljahrhundert bei Edeka beschäftigt, das ist außergewöhnlich schön. Wir kaufen hier zwar auch schon seit 15 Jahren ein, aber wer ist noch mal Frau Brusch?
Ich versuche es ja generell zu vermeiden, Frauen auf die Brüste zu starren, und so weit ich mich erinnere, hat Edeka genau dort seinen Mitarbeiterinnen die Namensschilder aufgepappt. Deshalb kenne ich die Edekagrazien zwar alle halsaufwärts, aber nicht namentlich.
Drinnen schiele ich gleichwohl verstohlen bei allen auf die fragliche Region, um im Bedarfsfall Frau Brusch herzlich gratulieren zu können. Doch ich sehe sie nicht. Stattdessen überall aufgeräumte junge Edekanerinnen, die giggelnd Jubiläumsluftballons aufblasen, alles zu Ehren von Frau Brusch.
Ich erwäge, spaßeshalber eine von ihnen zu fragen, ob sie vielleicht Frau Brusch sei, doch Ms. Columbo hält das für zu riskant. Dabei gelänge es mir mit meinem kiezweit weltberühmten Begleitlächeln ganz gewiss, das Scherzhafte meiner Frage vorauseilend mitzutransportieren, so dass die Gefahr einer beleidigten Verkäuferin, auf deren Wohlwollen wir noch lange angewiesen sein werden, möglichst minimiert wird. Doch mir fehlt letztlich der Mumm.
Bis zur Kasse vermögen wir nirgends die Jubilarin zu entdecken – allerdings sitzt dort eine grauhaarige Dame, der man spontan eine hochgradige Frau-Brusch-Haftigkeit zubilligen muss. Ein verstohlener Blick auf ihr Namensschild offenbart indes: Auch sie ist es nicht.
Wir verlassen den Laden, ohne in unseren Ermittlungen entscheidend weitergekommen zu sein. Womöglich arbeitet Frau Brusch gar nicht im Kundenbereich, sondern im Lager.
Herzlichen Glückwunsch jedenfalls! Und Hochachtung – schließlich gibt es auf dem Kiez traditionell nur wenige Frauenberufe, in denen man 25 Jahre lang durchhält.
Frau Brusch also ist seit einem Vierteljahrhundert bei Edeka beschäftigt, das ist außergewöhnlich schön. Wir kaufen hier zwar auch schon seit 15 Jahren ein, aber wer ist noch mal Frau Brusch?
Ich versuche es ja generell zu vermeiden, Frauen auf die Brüste zu starren, und so weit ich mich erinnere, hat Edeka genau dort seinen Mitarbeiterinnen die Namensschilder aufgepappt. Deshalb kenne ich die Edekagrazien zwar alle halsaufwärts, aber nicht namentlich.
Drinnen schiele ich gleichwohl verstohlen bei allen auf die fragliche Region, um im Bedarfsfall Frau Brusch herzlich gratulieren zu können. Doch ich sehe sie nicht. Stattdessen überall aufgeräumte junge Edekanerinnen, die giggelnd Jubiläumsluftballons aufblasen, alles zu Ehren von Frau Brusch.
Ich erwäge, spaßeshalber eine von ihnen zu fragen, ob sie vielleicht Frau Brusch sei, doch Ms. Columbo hält das für zu riskant. Dabei gelänge es mir mit meinem kiezweit weltberühmten Begleitlächeln ganz gewiss, das Scherzhafte meiner Frage vorauseilend mitzutransportieren, so dass die Gefahr einer beleidigten Verkäuferin, auf deren Wohlwollen wir noch lange angewiesen sein werden, möglichst minimiert wird. Doch mir fehlt letztlich der Mumm.
Bis zur Kasse vermögen wir nirgends die Jubilarin zu entdecken – allerdings sitzt dort eine grauhaarige Dame, der man spontan eine hochgradige Frau-Brusch-Haftigkeit zubilligen muss. Ein verstohlener Blick auf ihr Namensschild offenbart indes: Auch sie ist es nicht.
Wir verlassen den Laden, ohne in unseren Ermittlungen entscheidend weitergekommen zu sein. Womöglich arbeitet Frau Brusch gar nicht im Kundenbereich, sondern im Lager.
Herzlichen Glückwunsch jedenfalls! Und Hochachtung – schließlich gibt es auf dem Kiez traditionell nur wenige Frauenberufe, in denen man 25 Jahre lang durchhält.
30 September 2011
Nachträglich zum Bloggeburtstag
Vergangenes Jahr hatte ich noch dran gedacht. Diesmal aber musste mich schon punktgenau am 16. September der aufmerksame Herr blogspargel dran erinnern: an den nunmehr sechsten Bloggeburtstag.
Zeit also, die jährliche Statistik nachzureichen. Das abgebildete Schaubild zeigt die Besucherzahlen zwischen September 2010 und August 2011. Im Monatsschnitt 20.000 Flaneure und rund 30.000 Klicks: Das ist auf dem Niveau der letzten Jahre, da entwickelt sich nichts mehr, das ist solide und fein.
Insgesamt kommt die Rückseite der Reeperbahn seit 2005 auf 1,25 Millionen Besucher und 1,98 Millionen Seitenaufrufe. Wer hier vorbeischaut, verweilt 1:10 Minuten, was 44 Sekunden weniger sind als im vergangenen Jahr. Aber ich schreibe ja auch kürzere Texte, da kann ich nicht mehr verlangen.
Der Tagesschnitt liegt zurzeit bei 600 Besuchern und knapp 900 Klicks. Im Lauf der letzten sechs Jahre warf ich der Welt 2.078 Beiträge zum Fraß vor, das sind 340 mehr als bei der letzten Erhebung. Eine tägliche Frequenz gelang mir also auch in den vergangenen zwölf Monaten nicht, aber das muss ja auch nicht sein.
„Dann blogg halt mal nichts“, sagt Ms. Columbo immer, wenn mir gerade nichts auf- oder einfällt, und wer wäre ich, einen so weisen Rat geringzuschätzen? Jedenfalls blogge ich sowieso nur deshalb, weil neben Ms. Columbo auch Sie, meine Damen und Herren, hier unverdrossen mitlesen und mein Wirken kritisch, sarkastisch und mit erheblicher Eloquenz begleiten.
Man kann wirklich sagen, dass ich hauptsächlich deswegen hier Zeugs hinschreibe, um Sie – ja, Sie! – zum Schreiben zu bewegen. Eine Aktion ohne Reaktion hat ja gleichsam nicht stattgefunden; und deshalb verdirbt mir ein unkommentierter Blogbeitrag praktisch den ganzen Tag.
„So lange die nicht kommentieren“, rufe ich dann manchmal pathetisch Ms. Columbo zu, „schreibe ich auch nix Neues!“ Mit Trotzen und Schmollen käme ich auch nicht weiter, erwidert sie dann, aber das ist mir doch egal.
Wenn Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Blog im siebten Jahr seines Bestehens also endlich abwählen wollen, dann wissen Sie jetzt, wie das zu bewerkstelligen ist.
Gilt natürlich auch fürs Gegenteil.
29 September 2011
Das Elixier des Teufels
Der Besuch auf Sizilien letzte Woche wird noch lange Folgen haben, so viel ist schon mal klar.
Unter Missachtung paneuropäischer Prohibitionsgesetze sowie des Kriegswaffenkontrollabkommens schmuggelte ich nämlich unbemerkt von Interpol und Ordnungskräften ein Höllengesöff namens Elisir dell’Etna hinter die deutschen Grenzen von 1990.
Nachdem Ms. Columbo und ich uns gestern Abend jeweils einen als Digestif gegönnt hatten, beschlossen wir augenblicklich, das „Elixier“ hinfort nur noch arglosen Gästen anzubieten.
Seine Wirkung ist, nebenbei bemerkt, durchaus vergleichbar mit der Verkostung eines Schlucks frischgeschlüpfter Ätnalava, und wer jetzt besserwisserisch daherkommt mit „Die haben Sie selbst ja noch nie getrunken, Sie Hochstapler!“, dem halte ich ungerührt meine blühende Fantasie entgegen.
Das Zeugs hat übrigens 68 Volumenprozent.
Und ich meine nicht die Lava.
28 September 2011
Der Inhalt von Roger Ciceros Hose
Wenn hier einer von den beiden Due Baristi mitliest: Wundert euch bitte nicht, wenn demnächst der Swingpopper Roger Cicero bei euch auftauchen sollte.
Dem – wie sich heute Abend beim musikalischen Dinner im Kiezrestaurant Nil herausstellte – geradezu fanatischen Espressoaficionado habe ich euch nämlich wärmstens empfohlen, und er schien elektrisiert.
Doch nicht nur über seine Suche nach dem perfekten Kaffee, der er zu Hause unter häufiger Inanspruchnahme einer 1400 Euro teuren Maschine nachgeht, plauderte der Sänger beim Abendessen. Cicero erzählte – wahrscheinlich nur zufällig, während er Hokkaidokürbis (sic!) aß – auch von seinem ersten Auftritt überhaupt, bei dem er eine etwas zu enge Hose trug, die auch noch etwas zu hoch gerutscht war und sich dadurch entsprechend prominent in einem Zeitungsbericht am nächsten Tag niederschlug.
„Das war meine erste Rezension überhaupt“, sagte er mit einer Mischung aus Bedauern und süßer Erinnerung, „und sie beschäftigte sich zu zwei Dritteln mit Spekulationen über den Inhalt meiner Hose.“ Was mich angesichts seiner daraufhin folgenden rasanten Karriere an Hitchcocks Rezept für einen guten Film erinnerte: mit einer Explosion anfangen und sich dann langsam steigern.
Zu Hause stellte ich allerdings beschämt fest, dass keineswegs Alfred Hitchcock, sondern dessen Regiekollege Samuel Fuller das gesagt haben soll. Doch dieses bei mir absolut übliche gesunde Viertelwissen ist Cicero zum Glück nicht aufgefallen, und ich bin mir sicher, dass er das zitierte Zitat bereits auf der nächsten Espressoparty dem guten alten Hitchcock in die Schuhe schieben wird. Vielleicht auch schon während seines Besuchs des Due Baristi.
Cicero nahm übrigens wieder mal den ganzen Abend seinen Hut nicht ab, wahrscheinlich aus exakt dem gleichen Grund wie Udo Lindenberg.
Mehr sage ich dazu nicht. Und womit? Mit Aplomb.
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