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07 Juni 2008
Zwischen Pissoir und Power-Frau
Ausgerechnet die altehrwürdige Laeiszhalle (Foto), ein Konzerthaus in vollem Stuck- und Kronleuchterornat, inspirierte mich heute zu urinalen Gedanken.
Es passiert kurz vor Beginn des Cat-Power-Konzertes, als ich im Herrenklo auf eine freie Kabine warte und etwas Zeit habe, über die Bedingungen des Stehpinkelns nachzudenken.
Pissoirs sind in hygienischer Hinsicht nämlich suboptimal, Näheres später. Ich jedenfalls benutze sie deshalb nur im Notfall und gehöre damit zu einer belächelten Minderheit. Selbst wenn meine Geschlechtsgenossen alle Urinale belegt vorfinden, verschmähen sie oftmals die verlockende Infrastruktur einer Kabine und stehen im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte lieber Schlange vorm Pinkelbecken.
Dabei sind die – wie erwähnt – hygienisch gesehen nicht der Weisheit letzter Schluss. Zwar ist es problemlos möglich, sich nach ihrer Nutzung am Waschbecken die Hände zu säubern, doch wie steht es um jenes Körperteil, dessen Berührung ja gerade das Säubern der Hände erforderlich machte?
Für eine entsprechende Behandlung des männlichen Körperzentrums stellen Urinal und sein Ambiente keinerlei Utensilien zur Verfügung. Frauen machen sich davon wahrscheinlich gar keine Vorstellung, doch der User des Urinals ist zurückgeworfen auf ein mittelfrequentes, aber aus Gründen des Selbst- und Nachbarschaftsschutzes nicht gar zu dolles Schütteln a posteriori.
Das hat allerdings kaum mehr als ein grobes Abtropfen zur Folge. Papier oder gar ein säubernder Wasserstrahl (dessen Zielgenauigkeit eh nicht zu garantieren wäre) stehen am Urinal nirgends zur Verfügung, und in dieser Hinsicht ist das Laeiszhallenklo keinen Deut besser als das stille Örtchen einer Kaschemme wie dem Windjammer in der Davidstraße.
Nein, an jedem verdammten Pissoir ist man alternativlos angewiesen aufs Wegstecken und -gehen, mit doofen Konsequenzen für die Innenseite der Unterhose. „Da hilft kein Schütteln und Klopfen“, weiß schon der Volksmund, „in die Hose geht der letzte Tropfen“ – und recht hat er.
Ja, und deshalb warte ich stets geduldig auf eine freie Kabine, auch in der Laeiszhalle, bevor Cat Power „The dark end of the street“ singen wird, einen meiner ewigen Lieblingssongs.
Jetzt geht eine Tür auf. Ein drahtiger Mann kommt heraus – und hetzt ohne Waschbeckenstopp zum Ausgang, zu Cat Power. Abgezogen hat er auch nicht.
Irgendwie habe ich das Gefühl, er wäre für meine Überlegungen zum Urinal nicht besonders offen gewesen.
05 Juni 2008
Das folgenreiche Kurzarmhemd
Heute Abend treffe ich mich mit dem Stilterroristen GP im Hamburg City Beach Club. Ich weiß, er hasst Kurzarmhemden, deshalb suche ich den Kleiderschrank danach ab und werde schließlich hinten links fündig.
In ganzer karierter Kurzarmhemdpracht tauche ich im Beach Club auf. Ein voller Erfolg. Mein Anblick führt bei GP zu einem ästhetisch induzierten Schock, den er mit gespielter Agilität und einem mühsam inszenierten Grinsen zu übertünchen versucht. Erst die eilends beschaffte Currywurst, in die er temporär starren kann, löst seine Verkrampfung halbwegs.
Dann tritt der Schlagerveräppeler Alexander Marcus auf. In einer rosa Hose singt er „Papaya“ – eine Performance, die GP mit nicht abreißendem Carlsbergnachschub vergleichsweise souverän zu überstehen weiß.
Um meinen Anblick halsabwärts zu meiden, stiert er mir blinzellos in die Augen wie ein Replikant und versucht das Gespräch auf seinen geplanten Fitnessclubeintritt zu lenken. Ich soll ihn werben dürfen.
Seine ersten laienhaften Fragen beschäftigen sich aber nicht mit den angebotenen Kursen, der Sauberkeit der Sauna oder den Knackärschen der geilen Trainerinnen, nein: Er will wissen, was man anziehen muss beim Trainieren.
Kurzarmhemden, sage ich. Man darf nur in Kurzarmhemden trainieren. Er erstarrt und springt in die Elbe.
Zumindest in einer idealen Welt wäre das so abgelaufen, doch ich erzähle ihm irgendetwas von Indoorsneakers, Shorts und T-Shirts, und dann holt er auch schon das nächste Carlsberg, während Alexander Marcus bei „Ciao ciao bella“ angekommen ist.
Ja, das Leben kann so schön sein an einem Sommerabend am Elbstrand in der besten aller Städte und im Kurzarmhemd.
In ganzer karierter Kurzarmhemdpracht tauche ich im Beach Club auf. Ein voller Erfolg. Mein Anblick führt bei GP zu einem ästhetisch induzierten Schock, den er mit gespielter Agilität und einem mühsam inszenierten Grinsen zu übertünchen versucht. Erst die eilends beschaffte Currywurst, in die er temporär starren kann, löst seine Verkrampfung halbwegs.
Dann tritt der Schlagerveräppeler Alexander Marcus auf. In einer rosa Hose singt er „Papaya“ – eine Performance, die GP mit nicht abreißendem Carlsbergnachschub vergleichsweise souverän zu überstehen weiß.
Um meinen Anblick halsabwärts zu meiden, stiert er mir blinzellos in die Augen wie ein Replikant und versucht das Gespräch auf seinen geplanten Fitnessclubeintritt zu lenken. Ich soll ihn werben dürfen.
Seine ersten laienhaften Fragen beschäftigen sich aber nicht mit den angebotenen Kursen, der Sauberkeit der Sauna oder den Knackärschen der geilen Trainerinnen, nein: Er will wissen, was man anziehen muss beim Trainieren.
Kurzarmhemden, sage ich. Man darf nur in Kurzarmhemden trainieren. Er erstarrt und springt in die Elbe.
Zumindest in einer idealen Welt wäre das so abgelaufen, doch ich erzähle ihm irgendetwas von Indoorsneakers, Shorts und T-Shirts, und dann holt er auch schon das nächste Carlsberg, während Alexander Marcus bei „Ciao ciao bella“ angekommen ist.
Ja, das Leben kann so schön sein an einem Sommerabend am Elbstrand in der besten aller Städte und im Kurzarmhemd.
04 Juni 2008
Keine Rosen
Tagsüber, zumal in greller Sonne, haben die Seitenstraßen des Rotlichtviertels etwas Narkoleptisches.
Nichts erinnert an die Ausgelassenheit der Nacht. Doch alles dämmert ihr entgegen, auch der schlecht frisierte Herr auf der Treppe des Albers-Ecks.
Blau umrahmt liegt er völlig blau da, mit vollgepisster Hose. Eine kleine aus ihm herausgelaufene Lache hat bereits vorwitzig die Erkundung der mittleren Stufe begonnen, doch sie wird längst eingetrocknet sein, wenn das Albers-Eck abends versucht, seine Pforte zu öffnen.
Momentan wäre das schlecht möglich, denn die Tür geht nach außen auf, und dort liegt barriereartig der undichte Herr.
Über ihm an der Scheibe hängt ein Zettel. Er sagt mit drei Ausrufezeichen: „Keine Rosenverkäufer!!!“
Doch der Schläfer kann beruhigt sein. Er hat nichts zu verkaufen, erst recht keine Rosen.
Nichts erinnert an die Ausgelassenheit der Nacht. Doch alles dämmert ihr entgegen, auch der schlecht frisierte Herr auf der Treppe des Albers-Ecks.
Blau umrahmt liegt er völlig blau da, mit vollgepisster Hose. Eine kleine aus ihm herausgelaufene Lache hat bereits vorwitzig die Erkundung der mittleren Stufe begonnen, doch sie wird längst eingetrocknet sein, wenn das Albers-Eck abends versucht, seine Pforte zu öffnen.
Momentan wäre das schlecht möglich, denn die Tür geht nach außen auf, und dort liegt barriereartig der undichte Herr.
Über ihm an der Scheibe hängt ein Zettel. Er sagt mit drei Ausrufezeichen: „Keine Rosenverkäufer!!!“
Doch der Schläfer kann beruhigt sein. Er hat nichts zu verkaufen, erst recht keine Rosen.
03 Juni 2008
Das Bier der Erkenntnis
Der Komiker Vince Ebert grenzt in einem sehr verdienstvollen Sketch ein für alle Mal Wissenschaft, Religion und Esoterik voneinander ab – und zwar mit verblüffend einleuchtender Hilfe von Gerstensaft.
Das geht sinngemäß so:
Der Wissenschaftler vermutet, im Kühlschrank sei Bier, und schaut nach. Der Theologe dagegen vermutet, im Kühlschrank sei Bier, und basta. Der Esoteriker schließlich vermutet, im Kühlschrank sei Bier, er schaut nach, findet nichts – und behauptet trotzdem weiterhin, im Kühlschrank sei Bier.
Dazu passt das heutige Foto fast wie der Deckel unters Glas, entdeckt an der Fassade von „Angie’s Bierkeller“ in der Kastanienallee.
Das geht sinngemäß so:
Der Wissenschaftler vermutet, im Kühlschrank sei Bier, und schaut nach. Der Theologe dagegen vermutet, im Kühlschrank sei Bier, und basta. Der Esoteriker schließlich vermutet, im Kühlschrank sei Bier, er schaut nach, findet nichts – und behauptet trotzdem weiterhin, im Kühlschrank sei Bier.
Dazu passt das heutige Foto fast wie der Deckel unters Glas, entdeckt an der Fassade von „Angie’s Bierkeller“ in der Kastanienallee.
01 Juni 2008
Sehr „witzig“
Der Franke (Foto) macht die schlechtesten Witze der Welt, sie sind sogar schlechter als die von Karl Dall. Zum Glück vergisst man sie dank einer von der Evolution weise eingerichteten Kurzzeitgedächtnisblockade sofort wieder, anders wäre das auch gar nicht auszuhalten.
Allerdings kann ich genau deswegen kein einziges Beispiel beibringen. Egal. Jedenfalls reißt er manchmal etwas, was in seiner Welt als Witz durchgeht, und das wäre sogar noch halbwegs erträglich, wenn er es nicht auch noch abschlösse mit dem dröhnendsten Lachen weltweit. Es ist sogar noch dröhnender als das von … mir fällt echt niemand ein.
Auf diese miesen Witze mit ihrem dröhnenden Abschluss kann man keineswegs anders reagieren als mit vollverquälter Säuerlichkeit, die man an einem guten Tag in ein außerordentlich mühsam inszeniertes Höflichkeitsgrinsen zu pressen vermag. Diese mimische Kraftanstrengung soll ausschließlich und bedingungslos dazu führen, dass der Franke augenblicks das Thema wechselt und nicht länger auf der soeben produzierten Hochnotpeinlichkeit herumreitet.
Doch genug ist nie genug, das gilt dem Franken beim Essen genauso wie beim Witzereißen. Regelmäßig nämlich thematisiert er mein heroisch hervorgewürgtes Qualgrinsen – keineswegs aber in der Form, dass er mir auf Knien dankt für diesen Freundschaftsbeweis; nein, er missdeutet meine Reaktion in grotesker Wirklichkeitsverzerrung als „Humorlosigkeit“. Eine Interpretation, die er mit dröhnenden Hohnlachen abzurunden weiß.
Kurz: Es gibt keinen Ausweg. Man muss seine Witze einfach mit jener Duldungsstarre überstehen, die sonst nur noch bei einer Wurzelbehandlung erforderlich ist. Warum ich trotzdem heute einen ganzen Tag mit dem Franken am Strand von Travemünde verbrachte, frage ich mich schon.
Wahrscheinlich lag es an der mildernden Gesellschaft von JV, die das Frisbeespielen weitaus besser beherrscht als das Trinken. Was aber nichts heißen will.
Allerdings kann ich genau deswegen kein einziges Beispiel beibringen. Egal. Jedenfalls reißt er manchmal etwas, was in seiner Welt als Witz durchgeht, und das wäre sogar noch halbwegs erträglich, wenn er es nicht auch noch abschlösse mit dem dröhnendsten Lachen weltweit. Es ist sogar noch dröhnender als das von … mir fällt echt niemand ein.
Auf diese miesen Witze mit ihrem dröhnenden Abschluss kann man keineswegs anders reagieren als mit vollverquälter Säuerlichkeit, die man an einem guten Tag in ein außerordentlich mühsam inszeniertes Höflichkeitsgrinsen zu pressen vermag. Diese mimische Kraftanstrengung soll ausschließlich und bedingungslos dazu führen, dass der Franke augenblicks das Thema wechselt und nicht länger auf der soeben produzierten Hochnotpeinlichkeit herumreitet.
Doch genug ist nie genug, das gilt dem Franken beim Essen genauso wie beim Witzereißen. Regelmäßig nämlich thematisiert er mein heroisch hervorgewürgtes Qualgrinsen – keineswegs aber in der Form, dass er mir auf Knien dankt für diesen Freundschaftsbeweis; nein, er missdeutet meine Reaktion in grotesker Wirklichkeitsverzerrung als „Humorlosigkeit“. Eine Interpretation, die er mit dröhnenden Hohnlachen abzurunden weiß.
Kurz: Es gibt keinen Ausweg. Man muss seine Witze einfach mit jener Duldungsstarre überstehen, die sonst nur noch bei einer Wurzelbehandlung erforderlich ist. Warum ich trotzdem heute einen ganzen Tag mit dem Franken am Strand von Travemünde verbrachte, frage ich mich schon.
Wahrscheinlich lag es an der mildernden Gesellschaft von JV, die das Frisbeespielen weitaus besser beherrscht als das Trinken. Was aber nichts heißen will.
Sex and the city
Als Kollege Kramer mich telefonisch zur Pressevorstellung von „Sex and the city“ anmeldete, fragte ihn die Promoterin: „Ist er schwul?“
Dennoch gelang es mir, vollkommen unvoreingenommen über dieses Erlebnis zu schreiben.
Dennoch gelang es mir, vollkommen unvoreingenommen über dieses Erlebnis zu schreiben.
31 Mai 2008
Sexgöttinnen
Auf dem Weg ins Büro begegnet mir ein düster blickender Mann mit dünnem, gleichwohl strähnig langem Haar.
Sein Mund steht halb offen, und man sieht seine blutige Zunge. Auf ihrer Spitze balanciert etwas Weißes. Es sieht aus wie ein Backenzahn, und ich habe das ungute Gefühl: Es ist ein Backenzahn.
Eine erste ernste Irritation am frühen Morgen, der nachmittags, als ich durchs unbelebt in der Hitze dämmernde Rotlichtviertel schlendere, eine weitere folgen soll. Und zwar am Sperrtor zur Herbertstraße, deren Skyline ich gerade im Gegenlicht einzufangen versuche (Foto).
Wie man weiß, haben ausschließlich volljährige Männer Zutritt. Doch plötzlich betreten zwei junge Frauen furchtlos die Tabuzone, und ich möchte ihnen ein kiezerfahrenes „Halt! Stop! Ihr kriegt Ärger!“ nachrufen. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der sie hineingehen, lässt mich schweigen, und ich beschließe ihnen zu folgen.
Gleich im ersten Fenster sitzt bereits eine Prostituierte, und das nachmittags um 4. Ihre kniehohen Lackstiefel glänzen in der Sonne. Sie hat die Beine übereinandergeschlagen, während sie mit einem Interessenten verhandelt – und zeigt keinerlei Reaktion, obwohl die zwei Frauen schwatzend vorübergehen.
Dabei hatte ich mit Geschrei und Gezeter gerechnet und mit hervorstürzenden Luden, die den frechen Frauen augenblicks Backenzähne ausschlagen, die sie dann auf blutigen Zungenspitzen nach Hause balancieren dürfen. Doch nichts dergleichen geschieht.
Zehn Meter weiter betreten die Passantinnen rechter Hand ein Haus, und erst in dieser Sekunde wird mir pseudokiezerfahrenem Blitzmerker klar: Die beiden arbeiten hier.
Dabei sahen sie so … normal aus. Jung und hübsch und tätowiert auf den Schultern, klar, aber halt wie tausend andere Hamburgerinnen auch – und nicht wie verruchte Sexgöttinnen, die in der legendären Herbertstraße fensterfähig sind.
Als ich am anderen Ende das Sperrtor passiere, kommt mir eine schwarzhaarige junge Frau mit Sonnenbrille und weißem T-Shirt entgegen. Sie sieht ganz normal aus.
Noch.
Sein Mund steht halb offen, und man sieht seine blutige Zunge. Auf ihrer Spitze balanciert etwas Weißes. Es sieht aus wie ein Backenzahn, und ich habe das ungute Gefühl: Es ist ein Backenzahn.
Eine erste ernste Irritation am frühen Morgen, der nachmittags, als ich durchs unbelebt in der Hitze dämmernde Rotlichtviertel schlendere, eine weitere folgen soll. Und zwar am Sperrtor zur Herbertstraße, deren Skyline ich gerade im Gegenlicht einzufangen versuche (Foto).
Wie man weiß, haben ausschließlich volljährige Männer Zutritt. Doch plötzlich betreten zwei junge Frauen furchtlos die Tabuzone, und ich möchte ihnen ein kiezerfahrenes „Halt! Stop! Ihr kriegt Ärger!“ nachrufen. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der sie hineingehen, lässt mich schweigen, und ich beschließe ihnen zu folgen.
Gleich im ersten Fenster sitzt bereits eine Prostituierte, und das nachmittags um 4. Ihre kniehohen Lackstiefel glänzen in der Sonne. Sie hat die Beine übereinandergeschlagen, während sie mit einem Interessenten verhandelt – und zeigt keinerlei Reaktion, obwohl die zwei Frauen schwatzend vorübergehen.
Dabei hatte ich mit Geschrei und Gezeter gerechnet und mit hervorstürzenden Luden, die den frechen Frauen augenblicks Backenzähne ausschlagen, die sie dann auf blutigen Zungenspitzen nach Hause balancieren dürfen. Doch nichts dergleichen geschieht.
Zehn Meter weiter betreten die Passantinnen rechter Hand ein Haus, und erst in dieser Sekunde wird mir pseudokiezerfahrenem Blitzmerker klar: Die beiden arbeiten hier.
Dabei sahen sie so … normal aus. Jung und hübsch und tätowiert auf den Schultern, klar, aber halt wie tausend andere Hamburgerinnen auch – und nicht wie verruchte Sexgöttinnen, die in der legendären Herbertstraße fensterfähig sind.
Als ich am anderen Ende das Sperrtor passiere, kommt mir eine schwarzhaarige junge Frau mit Sonnenbrille und weißem T-Shirt entgegen. Sie sieht ganz normal aus.
Noch.
30 Mai 2008
Die falsch investierten 2 Euro
Am hie und da von Vandalen heimgesuchten Gleis 13 ist heute ein friedlicher Bettler unterwegs. Zwei südländisch aussehende Nonnen – vielleicht aus Griechenland oder Portugal – stehen am Bahnsteig; die visiert der Bettler jetzt an.
Nonnen sind eine todsichere Sache, wegen Franz von Assisi, Nächstenliebe, linker Wange, rechter Wange und all dem Kram. Er schlurft also hin und bettelt um ein paar Cent.
Doch zu unser aller Überraschung wenden die Nonnen sich ab, täuschen ein inniges Gespräch vor – sind somit auch nicht besser als ich. Ein befriedigendes Gefühl, das mich beinah zu einer nachträglichen Spende an den Bettler animiert hätte, und zwar aus einem Gefühl heraus, das entfernt mit Boshaftigkeit verwandt ist.
Doch am Hauptbahnhof Bettlern etwas zuzustecken ist risikobehaftet. Ich gab mal einem mutmaßlichen Junkie, der mir zunächst auf ein-, dann zudringliche Weise die alte Geschichte von 2 fehlenden Euro für Heimfahrt/Mittagessen/Übernachtung erzählte, 2 Euro, und zwar vor allem, um ihn loszuwerden.
Allerdings war genau das der Fehler. Meine Spende nämlich weckte in ihm eine ungeheure Gier nach Aufstockung derselben. Hier glaubte er seine Melkkuh schlechthin gefunden zu haben, und das konnte ich ihm nicht mal verdenken – wer gibt schon 2 Euro?!
Der mutmaßliche Junkie erwies sich in der Folge jedenfalls als unablässig plappernder Klammeraffe, der mir hunderte Meter weit nicht von der Seite wich und mich mit Wortkaskaden überschüttete, die alle darauf hinausliefen, dass gleichsam sein Leben von weiteren 2/5/10 Euro abhinge.
Es war nicht leicht, dem Mann verständlich zu erläutern, wie generös ich mich bereits jetzt fühlte und wie wenig eine weitere Steigerung dieses Gefühls meiner mentalen Verfassung zuträglich sei. Im Grunde waren nur mein guter Trainingszustand und der pure Stoizismus des Weitergehens für mein erfolgreiches Entkommen verantwortlich.
Ein lehrreicher Tag. Selbst Bettler, die vorher bei griechischen oder portugiesischen Nonnen abgeblitzt sind, haben es seither höllenschwer bei mir.
Nonnen sind eine todsichere Sache, wegen Franz von Assisi, Nächstenliebe, linker Wange, rechter Wange und all dem Kram. Er schlurft also hin und bettelt um ein paar Cent.
Doch zu unser aller Überraschung wenden die Nonnen sich ab, täuschen ein inniges Gespräch vor – sind somit auch nicht besser als ich. Ein befriedigendes Gefühl, das mich beinah zu einer nachträglichen Spende an den Bettler animiert hätte, und zwar aus einem Gefühl heraus, das entfernt mit Boshaftigkeit verwandt ist.
Doch am Hauptbahnhof Bettlern etwas zuzustecken ist risikobehaftet. Ich gab mal einem mutmaßlichen Junkie, der mir zunächst auf ein-, dann zudringliche Weise die alte Geschichte von 2 fehlenden Euro für Heimfahrt/Mittagessen/Übernachtung erzählte, 2 Euro, und zwar vor allem, um ihn loszuwerden.
Allerdings war genau das der Fehler. Meine Spende nämlich weckte in ihm eine ungeheure Gier nach Aufstockung derselben. Hier glaubte er seine Melkkuh schlechthin gefunden zu haben, und das konnte ich ihm nicht mal verdenken – wer gibt schon 2 Euro?!
Der mutmaßliche Junkie erwies sich in der Folge jedenfalls als unablässig plappernder Klammeraffe, der mir hunderte Meter weit nicht von der Seite wich und mich mit Wortkaskaden überschüttete, die alle darauf hinausliefen, dass gleichsam sein Leben von weiteren 2/5/10 Euro abhinge.
Es war nicht leicht, dem Mann verständlich zu erläutern, wie generös ich mich bereits jetzt fühlte und wie wenig eine weitere Steigerung dieses Gefühls meiner mentalen Verfassung zuträglich sei. Im Grunde waren nur mein guter Trainingszustand und der pure Stoizismus des Weitergehens für mein erfolgreiches Entkommen verantwortlich.
Ein lehrreicher Tag. Selbst Bettler, die vorher bei griechischen oder portugiesischen Nonnen abgeblitzt sind, haben es seither höllenschwer bei mir.
28 Mai 2008
27 Mai 2008
Für Freunde der Phonetik
Der obere Name auf dem Klingelschild passt schon sehr gut hier ins Viertel, vor allem an Wochenenden ab 2 Uhr nachts. Erst der Zusammenklang beider aber ergibt jenen ausgesprochen lyrischen Akkord aus Binnenreimvokalen, dem Freunde der Phonetik mit besonderer Verzückung nachlauschen.
Semantisch noch eine Spur stimmiger freilich wäre es gewesen, hätte ich dieses Klingelschild nicht in der Clemens-Schultz-Straße, sondern in der Knochenhauertwiete entdeckt. Doch man kann nicht alles haben.
26 Mai 2008
Gelegenheit macht Spitzel
Bespitzelung ist längst Volkssport geworden. Jeder belauscht jeden, Lidl die Kassiererinnen, Chefs ihre Angestellten, die Deutsche Stasikom ihre Manager. Ein Riesenerfolg für unseren Bundesinnenminister, der zufrieden seine Saat aufgehen sieht.
Auch bei mir geht sie auf, allerdings unfreiwillig. Neulich saß ich in einem Hotel an einem öffentlichen Computer und wollte mir eine Webseite ausdrucken. Allerdings war das Papier ausgegangen. Auf der Suche nach Nachschub zog ich die Schublade des Rechnertisches auf.
Dort lag zu meinem Ärger allerdings kein leeres, sondern nur bereits benutztes Papier. Hier, an diesem öffentlichen Computer, hatten schon viele ihre Fundstücke ausgedruckt, meist Reisepläne oder touristische Hinweise, und sie dann aus irgendeinem Grund doch nicht eingesteckt, sondern liegengelassen. Wahrscheinlich legten die Reinigungskräfte sie dann immer in die Schublade.
Unter den bedruckten Seiten war auch eine private E-Mail. Als ich sie sah, wurde sofort meine bereits weit fortgeschrittene Schäublisierung evident. Anders gesagt: Mein Blick fiel auf den ersten Satz, und danach musste ich die Mail lesen, komplett.
Verfasst hatte sie ein J. (in diesem Stadium meiner Schäublisierung muss ich so was noch anonymisieren), dessen Vor-, Nachname und Mailadresse ebenso klar aus dem Briefkopf hervorgingen wie jene der Adressatin, einer adligen Dame von klangvollem Geschlecht.
Der erste Satz hieß: „Liebe T., zunächst die Antwort auf Deinen traurigen Brief …“ Oha, dachte ich, so beginnen Romane, Melodramen, Schicksalsgeschichten. Warum nur war T. traurig? Ich entflammte augenblicks vor Neugierde – und erfuhr beim Lesen dieser vergessenen Seite Dinge, die keinesfalls das Licht der Öffentlichkeit hätten erblicken dürfen.
Es ging um eine verbotene Liebe, die heimlich hatte bleiben müssen, weil er, J., auch noch die Pflichten einer Ehe zu erfüllen hatte. Daran war die Affäre schließlich wohl auch zerbrochen, was sie, T., ihm, J., in ihrem Schreiben vorgeworfen zu haben schien.
Dass ich mich an dieser Stelle in eine Vermutung retten muss, liegt an J.s Nachlässigkeit. Er hatte nämlich eine goldene Regel des Mailzeitalters grob verletzt: Zitiere IMMER den Text, auf den du antwortest! Vielleicht aber hatte es sich bei der Nachricht von T. auch um einen echten, sicherlich handverfassten Brief gehandelt, niedergeschrieben auf Bütten aus dem Erbe derer von K. Doch ich schweife ab …
J. jedenfalls erwähnte den emotionalen Spagat, den er „offensichtlich vergeblich“ versucht habe und beklagte sich dann in bewegenden Worten über T.s mangelndes Einfühlungsvermögen. „Vielleicht kannst Du meine Seelenängste ueberhaupt nicht verstehen, nur Deine?“, barmte er, um sodann emphatisch ein „Ich kann das nicht glauben!“ hinterherzuschieben.
Alles in allem handelte es sich ohne jeden Zweifel um eine Mail, deren Missbrauch hochnotpeinliche Situationen heraufbeschwören könnte, für J. und für T.
Jener unschöne Rest in mir, der noch nicht schäublisiert ist, zwang mich deshalb, die Mail zu konfiszieren und somit den Augen der Öffentlichkeit zu entziehen. Wahrscheinlich liegt unserem Innenminster sowieso eine Kopie der kompletten Korrespondenz vor.
Über Google habe ich J. übrigens sehr leicht gefunden. Ich weiß, wo er wohnt, wo er arbeitet, mit was er sich beschäftigt.
Ich sollte ihm den konfiszierten Ausdruck zuschicken. Schließlich gehört er ja ihm und nicht mir.
PS: Das Hotel lag übrigens nicht weit entfernt von der abgebildeten Blume.
25 Mai 2008
Der rettende Pfosten
Eingangs der Annenstraße schickt sich ein gewichtiger Tourist in unkleidsamen Shorts an, mir hirnlos vors Rad zu stolpern.
Ohne Blickkontakt nimmt er Kurs auf die Straße. Das tut er auf eine verblüffend behende Weise, die keinesfalls korrespondieren will mit seiner ausgesprochenen Körperfülle – und vor allem nicht mit dem gewaltigen Rollkoffer, der kregel hinter dem Mann her hoppelt.
Nur noch ein wagemutiges Ausweichmanöver kann es jetzt verhindern, dass ich in unmittelbarer Zukunft (also in rund einer Sekunde) die gallertartige Masse dieses Touristenkörpers tief eindellen werde, mit ungewissen Folgen auch für mich und mein Rad.
Doch genau in dieser entscheidenden Sekunde bleibt er mit seinem Trolley an einem Pfosten hängen. Sein massiger Körper wird abrupt zurückgerissen, ich husche haarscharf vorbei.
Auch der Rest des Tages bleibt recht ereignislos.
Ohne Blickkontakt nimmt er Kurs auf die Straße. Das tut er auf eine verblüffend behende Weise, die keinesfalls korrespondieren will mit seiner ausgesprochenen Körperfülle – und vor allem nicht mit dem gewaltigen Rollkoffer, der kregel hinter dem Mann her hoppelt.
Nur noch ein wagemutiges Ausweichmanöver kann es jetzt verhindern, dass ich in unmittelbarer Zukunft (also in rund einer Sekunde) die gallertartige Masse dieses Touristenkörpers tief eindellen werde, mit ungewissen Folgen auch für mich und mein Rad.
Doch genau in dieser entscheidenden Sekunde bleibt er mit seinem Trolley an einem Pfosten hängen. Sein massiger Körper wird abrupt zurückgerissen, ich husche haarscharf vorbei.
Auch der Rest des Tages bleibt recht ereignislos.
24 Mai 2008
Die Evolution der braunen Bohne
23 Mai 2008
Fundstücke (38)
1. Ein befreundeter Rechtsanwalt erläutert uns, warum das Automodell Fiat Uno besonders oft gestohlen wird. Es läge an den Kühlschrankschlössern im Jugendknast Hahnöfersand, sagt er. Es seien die gleichen wie beim Fiat Uno, und wer aus Hahnöfersand entlassen werde, habe zumindest eins gelernt: wie man so ein Schloss knackt. Das Auto, das uns damals gestohlen wurde, war übrigens ein Fiat Uno.
2. Mit folgendem Satz versuchte mich heute eine Firma von ihren Übersetzerqualitäten zu überzeugen: „Warum wird jeden Tag Tausende von Europaern sind Kauf-Programme fur PC und MAC Sie es an uns? Denn: Wir haben mehr als 300 Computer-Programme ubersetzt und angepasst an die Nutzer sprechen Franzosisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Schwedisch und Englisch. Alle Software ist voll funktionsfahig und haben keine Einschrankungen bei der Verwendung.“ Das bezweifle ich.
3. „Wettabgabe zurzeit nur in der ehemaligen DDR“ (ein merkwürdiger Hinweis des Anbieters bwin)
4. Neulich verwehrte mir ein Mensch den Handschlag, um auf die fünf Meter hinter mir die Treppe hochschwebende Ms. Columbo zu warten. Das ist sexistisch.
22 Mai 2008
Ihre Kooperationsanfrage
Von: mattwagner@****.de
Betreff: z. Hdn. Herrn D. | Ihre Kooperationsanfrage vom 15.5.2008
Datum: 22. Mai 2008 01:43:15 MESZ
An: ****@Profiwin-GmbH.de
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihr Interesse an einer Kooperation mit meinem Weblog „Die Rückseite der Reeperbahn“, wo Sie gerne Ihre Werbemittel platzieren möchten.
Ich habe mich daraufhin über Ihr Geschäftsmodell informiert und muss gestehen: Es sagt mir ganz und gar nicht zu. Ihre angebotene Dienstleistung, Kunden massenhaft bei Gewinnspielen anzumelden, dient erfahrungsgemäß nur dem Einsammeln von Adressen, die dann später für Kaltakquise und ähnliche Schweinereien missbraucht werden. Was das für Folgen haben kann, ist zum Beispiel hier nachzulesen.
Und Ihre Kunden müssen für so etwas auch noch einen Monatsbeitrag zahlen! Ts.
Nein, wirklich: Über Werbeschaltungen auf meiner bisher ganz und gar jungfräulichen Seite, die darauf abzielten, die Welt zu retten oder wenigstens ein klein wenig besser zu machen statt schlechter, hätte ich vielleicht sogar mit mir reden lassen – aber nicht darüber, mithilfe meines Blogs gutgläubige Mitbürger in die Gewinnspielfalle zu locken.
Ihnen viel Erfolg bei anderen Bloggern zu wünschen, wäre gelogen, deshalb belasse ich es einfach bei mühsam hervorgequetschten freundlichen Grüßen.
Matt
Betreff: z. Hdn. Herrn D. | Ihre Kooperationsanfrage vom 15.5.2008
Datum: 22. Mai 2008 01:43:15 MESZ
An: ****@Profiwin-GmbH.de
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihr Interesse an einer Kooperation mit meinem Weblog „Die Rückseite der Reeperbahn“, wo Sie gerne Ihre Werbemittel platzieren möchten.
Ich habe mich daraufhin über Ihr Geschäftsmodell informiert und muss gestehen: Es sagt mir ganz und gar nicht zu. Ihre angebotene Dienstleistung, Kunden massenhaft bei Gewinnspielen anzumelden, dient erfahrungsgemäß nur dem Einsammeln von Adressen, die dann später für Kaltakquise und ähnliche Schweinereien missbraucht werden. Was das für Folgen haben kann, ist zum Beispiel hier nachzulesen.
Und Ihre Kunden müssen für so etwas auch noch einen Monatsbeitrag zahlen! Ts.
Nein, wirklich: Über Werbeschaltungen auf meiner bisher ganz und gar jungfräulichen Seite, die darauf abzielten, die Welt zu retten oder wenigstens ein klein wenig besser zu machen statt schlechter, hätte ich vielleicht sogar mit mir reden lassen – aber nicht darüber, mithilfe meines Blogs gutgläubige Mitbürger in die Gewinnspielfalle zu locken.
Ihnen viel Erfolg bei anderen Bloggern zu wünschen, wäre gelogen, deshalb belasse ich es einfach bei mühsam hervorgequetschten freundlichen Grüßen.
Matt
20 Mai 2008
In die Falle getappt, schon wieder
Nach einer schmerzhaften Erfahrung hatte ich mir fest vorgenommen, nie mehr rechts einen Ring zu tragen, wenn auch nur der Hauch einer Gefahr bestünde, Kalle Schwensen die Hand schütteln zu müssen.
Doch erst als GP und ich uns dem Eingang des Hafenrestaurants Indochine näherten, wo wir zu einer Party Schwensens eingeladen waren, fiel mir dieser weise Vorsatz wieder ein. Also zu spät.
Wir sahen Schwensen schon von weitem, sein ikonografisches Gesicht (Schnauzer, Sonnenbrille) stach deutlich heraus aus der Menge der Promotionmodels in silbernen Jacken, es gab kein Entkommen.
Zwar hätte sich noch alles zum Guten wenden können, doch ich war wie paralysiert vom bevorstehenden Händeschütteln – und vergaß es einfach, meinen Ring noch schnell heimlich in der Hosentasche verschwinden zu lassen oder ihn wenigstens an einen Finger der linken Hand zu stecken.
Als es vorbei war, schaffte ich es erstaunlicherweise trotzdem noch, mein Weinglas wie gewohnt mit rechts zu halten. Sie zitterte nur leicht, und ich musste zwecks Gewichtsreduktion schneller trinken als gewöhnlich, doch das funktionierte recht gut. Hafenblick wirkt lindernd.
Zudem lenkte GP mich ab, indem er die Sprache nach- und durcheinander auf folgende Themen brachte: die schwankende Qualität der „Alien“-Quadrologie, Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg, Hegel (den er kurzzeitig mit Kant verwechselte), meine unmögliche Sockenfarbe, die Vorzüge dunkelhäutiger Promotionmodels, Italowestern, die Ähnlichkeiten von tibetischer und thailändischer Küche, Robert Mitchum, ein 100.000-Euro-BMW-Cabrio, Schwensens Rolex und das Siezen in Weblogs. Diese Auswahl ist wahllos und nicht repräsentativ.
Übrigens ging das Tippen dieses Eintrags bereits wieder erstaunlich schmerzfrei vonstatten.
PS: Ich glaubte meine Kamera vergessen zu haben und versäumte es daher, Fotos anzufertigen. Deshalb folgt hier bald ein Platzhalterbild, das in der Nähe des Indochine entstand – und zwar sobald das Hochladen wieder funktioniert, verdammt noch mal.
19 Mai 2008
Die Entdeckung des Kopfnacktmulls
Ich führe Ms. Columbo die bahnbrechende Erfindung am eigenen Leibe vor: eine tief über die Ohren lappende Mütze mit eingebauten Kopfhörern.
„Darauf habe ich mein Leben lang gewartet!“, rufe ich euphorisiert aus, während ich die Mütze aufsetze. „Wie findest du sie?“
Ms. Columbos spontanes Losprusten gehört keineswegs zum Repertoire der Reaktionen, die ich auf der Rechnung hatte. „Was ist denn?“, frage ich betont verärgert, was ihr Verhalten als mindestens ungebührlich, wenn nicht empörend denunzieren soll.
„Es sieht dämlich aus“, kichert sie. Ich renne zum Spiegel. Sie hat Recht: Darin sehe ich etwas ungeheuer Dämliches.
Nach einer Zeit der inneren Einkehr beschließe ich, trotzdem erst mal den Winter abzuwarten. Ms. Columbos unausgesprochenes „BITTE versteigere diesen Kopfnacktmull SOFORT auf Ebay!“ überhöre ich jedenfalls mit der Souveränität dessen, der sich einen wichtigen Lebenstraum nicht kaputtmachen lassen will.
Zumindest nicht sofort.
„Darauf habe ich mein Leben lang gewartet!“, rufe ich euphorisiert aus, während ich die Mütze aufsetze. „Wie findest du sie?“
Ms. Columbos spontanes Losprusten gehört keineswegs zum Repertoire der Reaktionen, die ich auf der Rechnung hatte. „Was ist denn?“, frage ich betont verärgert, was ihr Verhalten als mindestens ungebührlich, wenn nicht empörend denunzieren soll.
„Es sieht dämlich aus“, kichert sie. Ich renne zum Spiegel. Sie hat Recht: Darin sehe ich etwas ungeheuer Dämliches.
Nach einer Zeit der inneren Einkehr beschließe ich, trotzdem erst mal den Winter abzuwarten. Ms. Columbos unausgesprochenes „BITTE versteigere diesen Kopfnacktmull SOFORT auf Ebay!“ überhöre ich jedenfalls mit der Souveränität dessen, der sich einen wichtigen Lebenstraum nicht kaputtmachen lassen will.
Zumindest nicht sofort.
17 Mai 2008
Der wichtigste Job
Wer schon immer das Gefühl hatte, die Kompetenz über die Aufstellung der Fußballnationalmannschaft sei in Deutschland bedeutsamer als die Entscheidung über Auslandseinsätze der Bundeswehr, wurde gestern vom oben dokumentierten Freud’schen Verschreiber auf Spiegel online in seiner Auffassung bestätigt.
Ich gehöre übrigens auch zu denen, die schon immer dieses Gefühl hatten. Aber ich weiß, dass es falsch ist, ganz falsch.
Suzie und die Pimpinelle
Ein Abendessen im Edelrestaurant Nil am Neuen Pferdemarkt, und zwar mit einer meiner Lieblingsbands: Klee.
Ich als Anhänger des 1. FC Köln gerate binnen kürzester Zeit mit dem Keyboarder Sten aneinander, einem Gladbachfan. Er stopft mir das Maul, indem er sich schon jetzt präventiv für die sechs Punkte bedankt, die wir in der nächsten Saison an Gladbach abgeben müssen. Nein!, schreit es innerlich in mir und dann auch äußerlich, doch wahrscheinlich wird er recht behalten – so war es immer, so wird es immer sein.
Genug Grund jedenfalls, um mich im weiteren Verlauf des Abends ausschließlich der aparten Sängerin Suzie Kerstgens (1. FC Köln) zu widmen. Befeuert vom ausgezeichneten 2007er Château Lamothe Blanc de Blancs entwickle ich anscheinend derart viel Esprit, dass Suzie mich nach dem Dessert um ein Autogramm bittet. Überraschend zwar, doch – wie ich finde – ein erheblich adäquateres Verhalten mir gegenüber, als es dieser Sten an den Tag legte.
Davon und auch vom Lamothe halb trunken sowie beseelt vom zweiten Gang, einer Nudelmorchelroulade mit Mairübe und Pimpinelle, schweben wir später hinüber ins Uebel & Gefährlich, wo Suzie & Co. noch arbeiten müssen (siehe Clip), wohingegen ich mich dem Vergnügen des halblegalen Mitfilmens widmen kann.
Auf diese Weise darf der Job ruhig öfter ins Private lappen, ehrlich wahr.
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