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07 November 2011

Wie macht sich die „Frankensaga“?



Seit einigen Monaten ist jedermann der Verkauf selbstproduzierter eBooks über Amazon möglich. Ein großer Schritt für Amateure, ein möglicherweise gefährlicher für die Verlage – denn „die Einzigen, die im Verlagswesen noch nötig sind", glaubt Amazon, „sind der Autor und der Leser.“

Wie die private Produktion und Vermarktung eines eBooks funktioniert, welche Tücken man kennen und welche Tricks man anwenden sollte, hat Wolfgang Tischer in aller Ausführlichkeit geschildert – ein Beitrag, der übrigens stetig fortgeschrieben wird und nicht nur deshalb für eBook-Novizen hochinteressant bleibt. Dem möchte ich hier keine Konkurrenz machen, sondern nur ein kurzes Zwischenfazit zur „Frankensaga“ ziehen, die seit dem 10. Oktober bei Amazon erhältlich ist.

Mein sportliches Ziel war es, damit den 99 Euro teuren Kauf eines Kindle-Lesegerätes zu refinanzieren – und das funktionierte gut: Nach knapp zwei Wochen waren 45 Exemplare der „Frankensaga“ verkauft und der Kindle damit amortisiert.

Natürlich ist das – in absoluten Zahlen gerechnet – sehr wenig. Dennoch rangierte das Buch damit zeitweise unter den Top 60 der „Kindle-ebooks bezahlt“-Charts, was ein trübes Licht wirft auf die Gesamtverkäufe. Entsprechend ging es auf und ab: Mal rutschte die Frankensaga auf 3998 ab, berappelte sich plötzlich wieder auf 383, und zum Zeitpunkt dieser Niederschrift ruft sie von Rang 4.065 aus um Hilfe. (Die Sie ihr übrigens gerne gewähren dürfen.)

Wie auch immer: Auf dem Tantiemenkonto schlugen sich die Verkäufe der ersten beiden Wochen mit über 100 Euro nieder, natürlich vor Steuern. Dabei half sicherlich die Verlinkung in Udo Vetters lawblog; auch hier auf der Rückseite der Reeperbahn und auf Twitter habe ich immer mal wieder ein wenig Werbung dafür gemacht.

Die Verkaufsdynamik ließ nach den ersten zwei Wochen deutlich nach, doch Tage ohne jede Transaktion sind noch immer selten. Vor Weihnachten – das ist das nächste sportliche Ziel – soll die „Frankensaga“ sich dreistellig verkauft haben. Und dann dürfte auch bereits die erste Überweisung von Amazon eingetroffen sein, denn Erlöse werden erst zwei Monate, nachdem sie anfielen, ausbezahlt.

Seitdem das Buch bei Amazon online gegangen ist, läuft jedenfalls alles automatisch und – wie man loben muss – reibungslos und rund. Was ich bedauerlich finde: Anders als beim Verkauf von physischen Produkten wie Büchern oder CDs erhalte ich als eBook-Verkäufer von Amazon keine Information darüber, wer das elektronische Buch erworben hat.

Das macht die Transaktion unschön anonym – wie in der Buchhandlung eben. Doch bei Käufen im Internet treten die Handelspartner normalerweise in irgendeiner Form in Kontakt, man weiß, an wen man sich bei Problemen wenden muss, man kann auch mal nachfragen; all das ist nicht der Fall, wenn es um eBooks geht.

Nur wenn es rezensiert wird, erfahre ich etwas über die netten Menschen, die es erworben haben, und immerhin haben sich bisher zwei meiner Neugier erbarmt – danke vielmals! Doch wer sind die anderen? Was denken sie über ihren Kauf? Keine Ahnung.

In einem eigenen Amazon-Bereich kann ich lediglich eine täglich aktualisierte Statistik abrufen, die mich über die Zahl der Verkäufe und den Tantiemenstand informiert. Aber auch das empfinde ich als sehr erfreulich – und es steigert den Anreiz, über weitere Ideen nachzudenken, die eBook-fähig sein könnten. Denn in erster Linie macht es Spaß und ist sehr befriedigend, so etwas mit vergleichsweise wenig Aufwand selbst auf die Beine zu stellen und urplötzlich Inhaber einer ASIN-Nummer zu sein. Genauer gesagt: der ASIN-Nummer B005US3P5O.

Diese psychologische Komponente hat Amazon erkannt und nutzt sie aus – im Gegensatz zu den Verlagen, die wahrscheinlich zu viel Angst um ihre Corporate Identity haben, als dass sie sich mit der Schaffung eigener Onlineplattformen, die Autoren eine Selbstvermarktung erlaubten, dem Risiko einer Verwässerung aussetzen. Wir werden sehen, wohin das führt.

Mein Fazit jedenfalls ist positiv. Nur die Erlöse im nordamerikanischen Raum sind suboptimal. Lediglich ein einziges Exemplar der „Frankensaga“ wurde bisher über Amazon.com verkauft. Gesamterlös: 4,44 Dollar. Vor Steuern.

11 Dezember 2016

Der Franke macht endlich Druck!

Als 2011 mein E-Book „Die Frankensaga“ erschien, wünschten sich nicht wenige eine Druckausgabe. Seither sind fünf Jahre vergangen, die Zahl der Geschichten wuchs – und jetzt ist es Zeit für eine stark aufgeblähte, sogar um den genialen Michael-Rudolf-Text „Franken! Schluss! Aus! Sense!“ ergänzte Neuausgabe.

Und was soll ich sagen: Es gibt sie neben der E-Book-Version – gerade auch im Hinblick auf Weihnachten, wenn Sie wissen, was ich meine – nun auch gedruckt, also zum Anfassen und Aufblättern, entweder bei Amazon oder bei epubli und eigentlich auch sonst überall.

Anlässlich dieses Ereignisses erlaube ich mir Ausschnitte aus dem neuen Vorwort zu zitieren, denn besser könnte ich es auch nicht sagen. Voilà:

Seit der gefeierten Erstauflage der Frankensaga wurde das Material immer kalorienreicher. Während die Republik in die knöchernen Hände der Vegetarier und Veganer fiel, leistete ein Mann auch im vergangenen Halbjahrzehnt tapferst Widerstand, indem er unverdrossen Nürnberger Rostbratwürste und all ihre engen Verwandten vertilgte: der Franke.

Und ich war und blieb in all diesen Jahren sein Eckermann – eine Erkenntnis, die zu gleichen Teilen von Stolz und Selbstekel flankiert ist. Nun also kommt die exorbitant erweiterte Frankensaga in der Vollfettstufe – eine erschütternde Sammlung persönlich erlebter Geschehnisse, bei denen mehr Tiere zu Schaden kamen als in der Gesamthistorie aller kasachischen Zoos. Und ergänzt um die definitve Frankenanalyse des unvergleichlichen Michael Rudolf.

Das Lesen all dieser Texte erfolgt ausdrücklich auf eigene Gefahr. Sollten Sie aber alle bisherigen Staffeln von „The Walking Dead“ ohne Harm überstanden haben, wird Ihnen auch dieser erschütternd tiefe Einblick ins Leben des Franken nichts anhaben können. Oder nur wenig.

Eine Garantie dafür lasse ich mir aber nicht aus den Rippen leiern. Ich bin nicht rechtsschutzversichert.



Die Frankensaga – Vollfettstufe
Taschenbuch, 9,80 Euro, ISBN: 9783741874000
Hardcover, 17,99 Euro, ISBN: 9783741873966
E-Book, 3,99 Euro, ISBN: 9783741874680





01 Februar 2018

Dramatischer Preissturz bei der Frankensaga!

Neulich schaffte es Ferrero in Frankreich, mit einem kurzzeitigen Nutella-Kampfpreis Supermärkte lahmzulegen. Das versuche ich jetzt auch mal mit meinem E-Book „Die Frankensaga“, nur ohne das mit den Supermärkten.

Will sagen: Das Buch gibt es ab sofort knapp vier Wochen lang erschütternd verbilligt, nämlich für nur noch 1,99 Euro das Stück. Es ist für jeden E-Reader verfügbar; wenn Sie es bei Amazon erstehen, funktioniert es auf dem Kindle, bei allen anderen Verkäufern bekommen Sie das Buch als Epub.

Wenn Sie mehr erfahren wollen über dieses Werk, so verweise ich auf meinen durchaus werblichen, aber entschieden werbesprechfreien Text vom Dezember 2016. Alles, was dort zu lesen ist, stimmt immer noch – außer dass „Die Frankensaga“ ab sofort und für vier Wochen zum Dumpingpreis von 1,99 zu haben ist.

Für Nutella müssen Sie auf jeden Fall mehr zahlen, sogar in Frankreich.


Hier etwas zum Inhalt:

Meine erschütternden Erlebnisse in Hamburg mit einem glottal herausgeforderten, dem Fußball wie dem Fassbier gleichermaßen zugeneigten Naturburschen aus Würzburg finden seit 2005 ein Ventil im Weblog „Die Rückseite der Reeperbahn“ (https://rueckseitereeperbahn.blogspot.de/), anders wären sie auch gar nicht zu verarbeiten. Dieses Buch fasst nun alle Frankengeschichten in überarbeiteter und ergänzter Form zu einer chronologischen Saga zusammen, in der mehr Tiere zu Schaden kamen als in der Gesamthistorie aller kasachischen Zoos. Sie wird ergänzt um die definitve Analyse des innersten Frankenwesens durch den unvergleichlichen Michael Rudolf. Das Lesen all dieser Texte erfolgt ausdrücklich auf eigene Gefahr. Sollten Sie aber alle bisherigen Staffeln von „The Walking Dead“ ohne Schaden überstanden haben, wird Ihnen auch dieser erschütternd tiefe Einblick ins Leben des Franken nichts anhaben können. Oder nur wenig.

26 Dezember 2011

Sagahaft!



Da schreibt ein Jonathan Lehmann bei Amazon eine begeisterte Rezension zum Album des Bluessängers WellBad, die mit den Worten endet: „Das Alter des Sängers ist kaum zu fassen, wenn man Wikipedia glauben schenken kann!“ (sic)

Der von seiner Entdeckung offenbar völlig überwältigte Rezensent hat also extra bei Wikipedia nachschlagen müssen, um etwas über WellBad zu erfahren – dann handelt es sich wohl doch nicht um dessen eigenen Presseagenten, der ebenfalls Jonathan Lehmann heißt. Sonst wüsste er doch sicherlich, wie alt der Künstler … na egal.

Apropos Amazon: Pünktlich zu Heiligabend wurde mir die erste Tantiemenüberweisung für „Die Frankensaga“ angekündigt, und war die Oktobererlöse. Sie belaufen sich auf 119,08 € – damit war also schon innerhalb des ersten Verkaufsmonats das selbstgesteckte Ziel erreicht, mir mithilfe der „Frankensaga“ einen Kindle zu finanzieren.

Aufrichtigen Dank an alle, die dieses doch etwas schräge Werk erworben haben! Mein nächstes Tantiemenziel ist nun das Äquivalent eines Lamborghinis – und dies war in der Tat ein Wink mit der Weihnachtstanne, das haben Sie völlig richtig verstanden.

PS: Sollte das klappen, werde ich nie mehr Fotos der geschmackvollen Weihnachtsdeko in der Gänsemarktpassage veröffentlichen. Hand drauf.


16 Oktober 2011

Der Schweinshaxenstreit



Seitdem die „Frankensaga“ bei Amazon erschienen ist, muffelt der Franke vor sich hin.

Natürlich waren fairerweise er und Kramer als meine herausragenden Musen die ersten, die per Mail über die Veröffentlichung informiert wurden.

Kramer lehnte sofort unwirsch jedwede Lektüre mit der Begründung ab, er lese keine Horrorgeschichten. Der Franke hingegen zeigte die gleiche Reaktion, die nach menschlichem Ermessen von ihm zu erwarten wäre, hielte man ihm eine Portion Seitan mit Sheese und Sojageschnetzeltem vor die Nase: nämlich rundum keine.

Erst mal redeten wir tagelang um den heißen Brei herum, selbst beim gemeinsamen Mittagessen blieb die Saga unangesprochen. Dann jedoch brach er unversehens das Schweigen, aber vorsorglich nur auf der Metaebene.

Man habe ihm zugetragen, hub er zwischen zwei Bissen Rückensteak mit Kartoffelpürree an, das Titelbild der Frankensaga ziere eine Schweinshaxe. Ich bestätigte. Dabei, fuhr er fort, habe er niemals Schweinshaxe bei Heiß und fettig gegessen, sondern vielmehr ich. Er hingegen habe sich dort vor allem den unterschiedlichen Ausformungen des Krustenbratens gewidmet, alternativ auch Hack.

Das mochte ja durchaus sein, wiegelte ich ab, doch fotografiert hätte ich nun mal (m)eine Schweinshaxe. Selbige sei eine Metapher. Eine METAPHER! Und zwar eine buchstäblich saustarke.

Seine Stirn war inzwischen zorngerunzelt. Tatsache bliebe gleichwohl, beharrte der Franke, der hienieden mit einem Vegetarier so viel gemeinsam hat wie ein Sibirischer Winkelzahnmolch mit einem Andenkondor, dass er niemals – in Worten: niemals! – eine Schweinshaxe gegessen habe, Punkt.

Na gut, rollte ich mit den Augen – und stelle hiermit weltöffentlich klar und richtig: Der Franke hat bei
Heiß und fettig niemals eine Schweinshaxe gegessen, sondern immer nur Krustenbraten und Hack.

Gut, dass man ein eBook nicht einstampfen kann.


PS: Da ich nicht schon wieder die elende Schweinshaxe zu Illustrationszwecken heranziehen will, gibt es heute in der Laeiszstraße herumliegende Beeren mit Vögelchen – natürlich ein Verwandter des Andenkondors (und nicht des Sibirischen Winkelzahnmolchs).

02 März 2006

Die verspätete Riesenkartoffel

Einige Blogleser und -leserinnen haben bang angefragt, welche physische Form des Franken sie eigentlich imaginieren müssten. Meine sehr auf die orale Zuführung von Lebensmitteln verengte Frankensaga legt offenbar eine Gestalt nahe, die morgens von Spezialkränen aus einem stahlgerahmten Bett gehievt werden muss.

Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil: Der Franke erfreut sich zum Unverständnis seiner Umwelt einer schlanken, geradezu am Rande der Hagerkeit angesiedelten Körperlichkeit. Im Strom der Passanten fiele er nicht weiter negativ auf, zumindest rein physisch nicht.

Außerdem ist er – entgegen dem Eindruck, der hier erweckt wird – nicht immer und ausschließlich mit der temporeichen Zuführung immenser Mengen Nahrung beschäftigt. Sonst wäre ihm wohl kaum ein kleiner Franke gelungen, dessen Existenz ich bezeugen kann. Es muss also zumindest Momente in seinem Leben gegeben haben, an denen er sich nicht nur essensbezogenen Dingen widmete. Das lag natürlich lange vor unserem ersten Treffen und ist deshalb eine reine Hypothese, die zudem auf schwachen Füßen steht.

Heute etwa begaben wir uns ins türkische Bistro Kumpir in der Bahrenfelder Straße, und während des Wartens auf die gleichnamige überbackene Riesenkartoffel war der Franke völlig unfähig, meinen interessanten Ausführungen zur gestrigen Kickkatastrophe zu lauschen, obwohl er am Ballsport gemeinhin sehr interessiert ist. Nein, heute hing sein Blick sehnsuchtsvoll am fatalerweise einsehbaren Küchentresen, wo eine Riesenkartoffel nach der anderen den letzten Schliff erhielt, danach aber zu allen möglichen Tischen getragen wurde, nur nicht zu unserem.

Ein ums andere Mal entrang sich darob ein tiefer Seufzer der zusehends in sich einsinkenden Gestalt des Franken, während meine düsteren WM-Prophezeihungen ihn ungefähr so sehr interessierten wie Herrn Ahmadinedschad die technische Weiterentwicklung der Steinschleuder.

Es war erschreckend, den von ungestillter Gier befeuerten Verfall des Würzburgers live am Tisch mitverfolgen zu müssen. Immer tiefer gruben sich Falten in seine eh schon von vielen Büffetschlachten gefurchte Stirn, immer rauhaardackeliger wurde sein Blick – der allerdings in Nullzeit sonnengleich aufstrahlte, als die Kartoffel endlich geliefert wurde.

Seine Teilnahmslosigkeit hielt allerdings an. War es eben noch die stummmachende Kraft des Hungers gewesen, so brachte ihn nun die bedingungslose Konzentration aufs möglichst effiziente Zusammenspiel von Messer, Gabel, Mund und Schlund zum Schweigen. Zu tiefschürfenden Erkenntnissen kam es daher heute Mittag nicht. Aber wie schon Laotse sagte: Man kann nicht immer Spitze sein.

Dafür trug der Müll heute sehr hübsche Schneekrönchen.


Die komplette Frankensaga
19.
Der Kulturstoffel 18. Fußball auf Fränkisch! 17. Auhuuu! 16. Die Bettelblickattacke 15. Der Franke bleibt störrisch 14. Der unvollendete Panini-Coup 13. Duck dich, Sylt! 12. Auf Partypatrouille 11. Laggs auf vier Uhr 10. Der Franke ist überall 9. Die Greeb-Pfanne 8. Erste gegen dritte Liga 7. Die verspätete Riesenkartoffel 6. Der historische Tag 5. Der Alditag 4. Der Faschingskrapfen 3. Der Klozechpreller 2. Der Dude 1. Das Alte Land

13 Oktober 2011

Kindisches für den Kindle

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.

Die gute: Seit heute ist mein bestürzendes E-Book „Die Frankensaga“ bei Amazon erhältlich, und zwar zu einem – im Verhältnis zu den Qualen, die zu seiner Entstehung führten – geradezu lachhaften Preis von 3,82 Euro.

Das Buch enthält sämtliche erschütternden Geschichten über den Franken auf einen Schlag, und genauso fühlt es sich auch an. Außerdem habe ich es noch ein wenig ergänzt, damit niemand sagen kann: Kenn ich doch schon alles.

Die schlechte Nachricht ist: Selbst bei Desinteresse müssen Sie es aus Gutherzig-, Mildtätig- und Mitmenschlichkeit trotzdem kaufen. Nur so nämlich kann ich mir die Therapie leisten, die nach fünf Jahren im Dunstkreis des Franken unabdingbar geworden ist. Außerdem wäre das supernett von Ihnen. Und ich mag nette Menschen.

Lesbar ist „Die Frankensaga“ übrigens auf allen Smartphones und Rechnern, die die kostenlose Kindle-App bzw. das Programm installiert haben, und natürlich auf dem Kindle-Reader selbst.

Bevor Sie in irgendeiner Weise tätig werden, sollten Sie allerdings sicherstellen, dass Sie volljährig sind und einen starken Magen haben.

PS: Gegen eine Paypal-Überweisung
(Preis auf Anfrage) maile ich Ihnen das komplette Ding auch in einem beliebigen Format zu. Hauptsache, ich bin es los.

Nachtrag 17.10.2011: Hier die ersten Rezensionen auf Amazon. Aber was meinen die mit „Macken-Matt“ …?


Nachtrag Januar 2013: Der Preis ist inzwischen auf 3,42 Euro gesunken. Die Inflation!



10 Januar 2012

Schnick Schnack Schnuck um Speckfrikadellen



Also: Rahmspinat mit Rührei oder doch lieber Speckfrikadellen mit Senfsauce und Röstkartoffeln? Die Mittagskarte des Voltaire in der Friedensallee (Foto) macht es dem Franken und mir nicht leicht, doch schließlich ist die Sache für uns beide klar.

„Die Speckfrikadellen, bitte“, sagt der Franke, und darauf hätte ich natürlich unbesehen meine komplette Sammlung 1976er Trockenbeerenauslesen verwettet.


„Nehme ich auch“, sage ich.
„Nehmen Sie nicht“, sagt die Bedienung.

Wir schauen sie an, als hätte sie uns gerade erzählt, der Papst habe in Strapsen das Casino von Travemünde überfallen. „Es ist nämlich“, präzisiert sie genüsslich, „nur noch eine Portion da.“ Ach so. Da der Franke bereits geordert hat, bescheide ich mich generös mit dem Spinat. Ist ja ebenfalls eine feine Sache, fragen Sie Popeye.

Doch der gemeinhin auch inwendig eher grobschlächtig geformte Franke entdeckt plötzlich ein der Welt bislang tief verborgen gebliebenes Faible für Fairness und schlägt vor, Schnick Schnack Schnuck um die Portion Speckfrikadellen zu spielen. Bis drei.

Als Freund jedweden Duellierens – unabhängig von Speckfrikadellen – willige ich freudig ein. Sofort gerate ich 0:1 ins Hintertreffen, gleiche mit Stein gegen Schere aus und drehe schließlich in der finalen Runde das Spiel mit Schere gegen Papier. Der Franke hat gedacht, ich setzte auf Brunnen. Ich hingegen habe gar nicht gedacht, sondern nur gemacht.

Just als mir also die Speckfrikadellen zuungunsten des Spinats wieder als mittägliche Verheißung vorm geistigen Auge auferstehen, kommt die Bedienung zurück. „Entwarnung“, sagt sie, „es sind doch noch zwei Portionen da.“

In des Franken Auge flammt sofort die Freude schöner Götterfunken auf; es ist Ausdruck tiefempfundenen Glücks desjenigen, der unversehens doch noch etwas zu mümmeln kriegt, das er längst abgeschrieben hatte: Speckfrikadellen. Und nichts und niemand wird ihn von ihrem umstandslosen Verzehr abhalten können, nicht mal Brunnen.

„Gerade haben wir noch Schnick Schnack Schnuck um die Speckfrikadellen gespielt“, schildere ich der Bedienung die Ereignisse der letzten 30 Sekunden, „und ich habe gewonnen.“ Sie zuckt mit den Schultern.

Irgendwie fühle ich mich jetzt, als hätte man mir am grünen Tisch einen Sieg geklaut, dabei kriege ich doch ebenfalls Speckfrikadellen.

Versteh einer die menschliche Psyche.

PS: Die „Frankensaga“ ist bei Amazon billiger geworden: 3,42 statt 3,82 €. Sale! SALE!


29 Oktober 2013

Gerettet vom Franken (ich geb’s ja zu)


Eine perfekt choreografierte Pannenserie verhinderte heute Abend das Feierabendbier und sorgte ersatzweise für den wissenschaftlichen Nachweis, dass mein „neuer“ Flohmarkttrenchcoat doch nicht wasserdicht ist. Aber der Reihe nach.

Gegen 17 Uhr schiffte es wie aus Kieztouristenblasen samstagsmorgens um zwei, weshalb ich dem Franken vorschlug, das Schietwetter bei einem Ratsherrenpils im vorzüglichen Restaurant Lila Nashorn auszusitzen. Als bester Freund herzhafter Genüsse fester wie flüssiger Provenienz war er, wie nicht anders zu erwarten, sofort einverstanden.

Keinen Widerstand gegen einen meiner Vorschläge zu leisten, bedeutet übrigens in der Frankenwelt bereits höchstes Lob, weshalb ich mich geradezu geschmeichelt fühlte von seinem grummelig hingemuffelten Ja. Er nahm die Wendeltreppe, ich schob das oben am Balustradengeländer angekettete „neue“ gebrauchte Fahrrad in den legehennenkäfigengen Fahrstuhl, quetschte mich dazu und drückte E für Erdgeschoss. 

Nach wenigen Sekunden blieb der Aufzug stecken. Ich fingerte an den Knöpfen herum, nichts tat sich.  „Franke!“, rief ich, keine Antwort. Handy raus – kein Netz. „FRANKE!!!“ Da plötzlich, gedämpft und von ferne: seine Stimme. Sie klang – und ich schäme mich nicht, das zu sagen – schalmeiengleich in meinen Ohren, denn dadurch war die Chance, hier doch nicht die Nacht verbringen zu dürfen, deutlich gestiegen, es sei denn, der Franke beschlösse, sich für all die als Demütigungen getarnten Hommagen der letzten Jahre (vgl. „Die Frankensaga“) zu rächen und mich meinem Schicksal zu überlassen. 

Tat er aber nicht, dieser raue herzensgute Sohn eines bewundernswert bier-, wurst- und weinorientierten Volksstamms, sondern versuchte Hilfe zu alarmieren. Der Monteur, der bereits den ganzen Tag über am unwilligen Lift herumgeschraubt hatte, sei leider vor wenigen Minuten gegangen, hieß es von einer Passantin, wie mir der Franke, der mich mittlerweile zwischen erstem Stock und Erdgeschoss lokalisiert hatte, zurief. 

Ich drückte derweil einfach mal interessiert den gelben Notknopf des Fahrstuhls, dessen Baujahr man nur mit der Radiokarbonmethode ermitteln könnte. Es machte „MÖÖÖÖÖP!!!“, und zwar in der Kabine. Mir fielen fast die Ohren ab. Das Prinzip Gegensprechanlage war zum Zeitpunkt des Einbaus anscheinend noch fernste Zukunftsmusik gewesen. 

Was nun? Monteur weg, Franke ratlos, Notknopf ohne Außenwirkung – was täte Bruce Willis in solch einer Lage?

Er würde Gewalt anwenden. Ich probierte die Finger am Rand der Tür in den Schlitz zu zwängen. Der Franke auf der anderen Seite kam auf dieselbe Idee – und siehe da, uns zwei vom mittäglichen Roastbeef wohlgestärkten Kraftbolzen gelang es gemeinsam, die heftig widerstrebende Fahrstuhltür brutal aufzuwuchten. 

Ich war frei! Frei! Und inzwischen reif für mindestens zwei Feierabendbier. Doch das Lila Nashorn hatte noch nicht auf und es zudem draußen aufgehört zu regnen – weshalb wir spontan beschlossen, die unverhoffte Trockenphase zu nutzen und doch rasch nach Hause zu huschen. 

Kurz hinterm Lessingtunnel freilich öffnete der Himmel alle Schleusen. Den Überresten des Orkans Christian gefiel es, Regen in horizontalen Fontänen durch Altona und St. Pauli zu peitschen. Und als ich zu Hause auf dem Kiez ankam, hätte man mit dem Auswringwasser meines Trenchcoats ein algerisches Dromedar drei Monate lang vorm Verdursten bewahren können. 

Der Trench freilich trocknet von selber wieder. Das geplante Feierabendbier mit dem Franken aber ist perdu für immer. Es ist so traurig.

07 Mai 2018

Was mir heute den Tag gerettet hat

Eine nur für Nichteingeweihte kryptische Kürzest-SMS des Franken (sie bestand nur aus dem Wort „Penny“) bewog mich heute, sofort den gleichnamigen Supermarkt an der Reeperbahn aufzusuchen, um dort rücksichtslos durch die zu Sonderpreisen angebotenen Bestände meiner Lieblingsschokolade zu marodieren. Ich hatte die Botschaft des Franken also richtig gedeutet.

Auf dem Weg zu Penny, nämlich an der Fußgängerampel eingangs der Silbersackstraße, gingen zwei junge Frauen an mir vorüber, die wohl noch nicht einmal die Marke von 20 Lenzen erreicht hatten. Sie unterhielten sich miteinander über irgendetwas, das ich nicht verstand, doch auf einmal wehte ein kleines Satzfragment zu mir herüber, das mir nicht nur den Tag rettete, sondern möglicherweise – das wird sich noch herausstellen – auch den Glauben an diese ganze Generation zurückzugeben in der Lage ist.

Das Satzfragment lautete: „Im Herbst letzten Jahres …“ 

Im Herbst letzten Jahres … Wie wunderbar. Diesen reinen, unverfälschten, mit liebreizender Nonchalance in den sommerlichen Kieznachmittag geflöteten Genitiv hätte ich von zwei jungen Frauen von nicht einmal 20 Lenzen, die im Jahr 2018 über die Reeperbahn schlendern, keinesfalls erwartet. Und das beschämt mich, wie ich zugeben muss.

Bei Penny erwischte ich dann übrigens nur noch Restbestände meiner Lieblingsschokolade, doch diese schmale Ausbeute vermochte den genitivüberstrahlten Kiezsommertag natürlich nicht im Geringsten zu beeinträchtigen.

Meine letzte Kürzest-SMS an den Franken lautete übrigens „Edeka“.

PS: Die „Frankensaga – Vollfettstufe“ gibt es als E-Book hier. Nur für den Fall, dass ich Sie – hüstel – noch niemals darauf hingewiesen habe.

22 April 2007

In eigener Sache

Auch meine Bloggersoftware bietet nun endlich die Möglichkeit, Einträge mit Schlagworten zu versehen. Natürlich eine ganz feine Sache, denn wer hat nicht schon immer mal davon geträumt, etwa die komplette Frankensaga in einem Rutsch runterlesen zu können? Ich auf jeden Fall …

Deshalb werde ich von nun an nach und nach alle rund 550 Einträge entsprechend
„taggen“. Jene, die dieses Blog als RSS-Feed abonniert haben, muss ich also vorsorglich warnen: Sie erhalten die alten Einträge noch mal, ergänzt um die entsprechenden Schlagworte.

Ich hoffe, dass wir trotz dieser temporären Unbill weiterhin so traulich kuscheln wie die zwei auf dem Werbeplakat am Spielbudenplatz. Im übertragenen Sinne.

11 November 2022

Zurück in Polettos Palazzo


Endlich wieder Palazzo! Diesen wilden Mix aus Koch- und Körperkunst hatte in den letzten beiden Jahren leider Corona gecancelt. Die Eintrittspreise (99 Euro für die Bühnenloge an normalen Tagen, 3.600 Euro für die Direktionsloge an Silvester) decken ein recht breites Spektrum zwischen Bürgergeld und Bonzenjahresbonus ab, doch wir waren dankenswerterweise eh eingeladen. Und mit uns traditionell auch der legendäre Franke, diesmal sogar samt Sohn, einem hochtalentierten baldigen Volljuristen. Der Apfel fällt also manchmal doch weit vom Stamm!

Damit will ich dem Franken natürlich keineswegs zu nahe treten; er hat halt nur ganz andere „Qualitäten“, deren ausführlicher Dokumentation sich dieses Blog unter großen persönlichen Opfern des Betreibers seit sehr, sehr Langem verpflichtet fühlt.

Dazu, zu des Franken Qualitäten, gehört es zum Beispiel, sich der oralen Elimination von Eismeerlachstatar mit Avocado, Babyromanasalat und Kräutervinaigrette zu widmen. Eben dies hat uns Palazzo-Küchenchefin Cornelia Poletto als Vorspeise komponiert. Als Appetizer jonglierte vorher ein Australier namens Jeromy Nuuk mit bis zu sieben Bällen gleichzeitig, und das geht gar nicht. Punkt. Aber so steht es geschrieben, und zwar hier. Also muss es wahr sein.

Nach der Bauchrednernummer von Daniel Reinsberg fragt eine Tischnachbarin bass ratlos in die Runde: „Wisst ihr, wie er das macht?“ Im Prinzip ja: reden, ohne ’s Maul aufzumachen. Rein ablauforganisatorisch bleibt hingegen vieles im Unklaren. Wie es etwa möglich ist, auch Buchstaben glasklar hervorzubringen, zu deren Artikulation man nun mal notwendigerweise die Gosch’n öffnen muss (zum Beispiel Vokale), das hat der feine Herr Reinsberg natürlich für sich behalten.

Als Zwischengang kommt Parmesansuppe mit grünem Spargel und Grissinicrunch. Man lässt uns zudem als ultimative Verlockung einen gut gefüllten Nachschlagtopf samt Kelle da, was – wie ich zugeben muss – nicht nur für den Franken eine Versuchung darstellt, der zu widerstehen uns einfach die charakterliche und sittliche Reife fehlt. Und zwar mehrfach hintereinander.

Weiter geht’s mit Comedy, Seil- und Mitmachnummern, viel Musik der Hausband und dem Hauptgang „Polettos Chickeria“: glasierte Perlhuhnbrust mit Süßkartoffelpüree, wildem Brokkoli und Vadouvanjus. Vadouwatt?, fragen Sie sich bestimmt jetzt auch, und die Antwort lautet laut Google: eine indische Gewürzmischung. Wieder was gelernt.

Nach dem Dessert (Vierländer Apfel „caldo e freddo“ mit Salzkaramellsauce) und der abschließenden Handstandnummer von Junru Wang (Foto), deren Rückenmuskulatur mindestens so eindrucksvoll ausgestaltet ist wie ihre Balancierfähigkeiten, geht es heiter wieder heim nach St. Pauli.

Der krisenbedingt etwas abgespeckte Palazzo 2022 wirkt nun hoffentlich nur in der Erinnerung nach und nicht auch in Form einer heimischen Omikronzucht. Bei einer ordentlichen Dauerdurchlüftung des gemütlichen Spiegelzelts hätten wir uns jedenfalls noch wohler gefühlt.

Ach ja: Sollten Sie noch ein hochskurriles Weihnachtsgeschenk suchen – „Die Frankensaga“ ist weiterhin lieferbar und harret eines entsetzenbereiten Publikums.




29 Dezember 2016

540 Verrisse


Einige Anfragen aus der Gruppe jener, die bedrucktem Papier generell den Vorzug vor elektronischer Tinte geben, haben mich bewogen, das E-Book „3000 Plattenkritiken“ nun auch als gebundenes Hardcover drucken zu lassen.

Während das E-Book weiterhin mit fluffigen 2,99 Euro übern Tisch geht, erzwingen die Grundkosten für das kiloschwere Druckwerk indes einen etwas höheren Preis, den zu nennen ich mich an dieser Stelle nicht traue, der aber für schockresistente Interessenten einfach zu ermitteln ist, nämlich hier.

Wer sich zunächst mit einer Teilmenge des Rezensionskonvoluts begnügen möchte, hat dazu jetzt ebenfalls die Gelegenheit. Denn ich habe aus dem Gesamtwerk all jene Kritiken destilliert, die zu einem letztlich wenig schmeichelhaften Urteil über das betroffene Album kommen. Es heißt „540 Verrisse. Ziemlich schlechte Platten aus drei Jahrzehnten“ und ist ab sofort als Taschenbuch erhältlich – natürlich zu einem erheblich moderateren Preis als der Gesamtklotz. (Der meistverrissene Künstler ist übrigens Neil Young; ich konnte es selbst kaum glauben.)

Die Veröffentlichung von „540 Verrisse“ hatte für mich allerdings die zwingende Folge, unmittelbar nach Diktat zu verreisen und mich in die Obhut des Zeugenschutzprogramms für Musikrezensenten zu begeben. Der Text, den Sie in diesem Augenblick lesen, wurde daher aus dem Exil auf den Malediven übermittelt, wobei „Malediven“ ein Pseudonym für den weitaus faderen Ort ist, an dem ich mich in Wirklichkeit aufhalte.

Mit jedem Kauf von „540 Verrisse“, „3000 Plattenkritiken“ oder „Der Frankensaga – Vollfettstufe“ helfen Sie mir, mein künftiges Leben im Untergrund zu finanzieren, inklusive all der falschen Bärte und blickdichten Sonnenbrillen. Dafür schon mal vielen Dank vorab.

Für Signierstunden stehe ich trotz allem weiterhin zur Verfügung; Treffpunkt allerdings nur in einem Land meiner Wahl. Und seien Sie zeitlich bitte flexibel.

13 Juli 2016

Unter muss rein


Mannigfaltigster Natur sind die Arten und Weisen, wie man einem Franken versehentlich zu nahe treten kann.

Zum Beispiel reagiert er höchst unwirsch, wenn man mit einem kapitalen Lachkrampf zusammenbricht, weil er einen ursprünglich hartgesottenen Konsonanten so ausspricht, als wäre der ein Pfund Butter in der Mittagssonne am Äquator („Dang-ge“).

Ich hingegen bleibe selbst dann, wenn es in der Folge im Zwischenmenschlichen gewittert, stets wirsch. Schon aus Eigenschutz: Schließlich sollte man es tunlichst vermeiden, einem aus fränkischem Mutterboden fehlgesprossenen Echauffator weitere Eskalationsgründe zu liefern.

Manchmal aber gießt man Öl ins Feuer, ohne es zu wollen. Mit zum Schlimmsten, was man diesem eigenwilligen Menschenschlag antun kann, gehört zum Beispiel die Benennung des Franken als „Franken“.

„Ich bin Unterfranke!“, knurrt der Franke dann gewöhnlich mit schneidender Unnachgiebigkeit, als hätte ihn diese fehlende Spezifizierung wirklich getroffen. Aber das hat sie ja auch.

Wenn etwa wieder mal ein Serienkiller oder Amokläufer durch sein Heimatland marodiert und ich ihm das mit freundlichstem Lächeln – also wirsch – vorhalte, dann schaut er sich die Sache in der Regel kurz an und blafft dann: „Der Tüb ist Middelfrang-ge! Wir haben nicht mal die gleiche Schbraache!“

Um Außenstehende vollends zu verwirren, gibt es übrigens auch Oberfranken. Dass daraus möglicherweise eine für ihn wenig schmeichelhafte Hierarchie des Frankentums abzuleiten sei, streitet der Franke – Verzeihung: der Unterfranke – indes mit Verve ab. Im Gegenteil: Er scheint sich und seinesgleichen für geradezu gebenedeit unter den Frankenvölkern zu halten.

Bei der noch zu erstellenden, dann aber stark erweiterten und refurbishten Neufassung der „Frankensaga“ sehe ich mich jedenfalls mehr oder weniger gezwungen, dieses Unter irgendwie, irgendwo unterzubringen.

Im Vorwort reicht, oder?

PS: Ein weniger treffendes Symbolbild war wahrscheinlich noch nie. Na ja, immerhin sind die Nudelsmileys, die ich vorm Haus entdeckte, ziemlich wirsch drauf.


 

 
 
 

15 August 2013

Franke ahoi!

Unglaublich, aber wahr: Der Franke – haha, halten Sie sich bitte gut fest! –, hat den Segelschein gemacht. Den Segelschein! Original aufm Wasser! 

Ich weiß, das ist ungefähr so, als bewürbe sich ein Usbeke ums Jodeldiplom. Doch dem im Schatten des Josefspitals aufgewachsenen Naturburschen kam sein Ansinnen komischerweise überhaupt nicht komisch vor.  

Als Folge desselben nervte er uns monatelang – und zwar mittags mit unvermittelt heruntergemurmelten Knotenknüpftechniken, nachmittags mit sorgenvollen Windstärkenmeldungen und abends mit dauerhafter Unabkömmlichkeit – er musste ja zum Segeltraining.  

Wenn er ausnahmsweise doch mal mitkam zum Grillen an die Elbe, knechtete er uns mit komplett uninteressantem Fachwissen. Düste zum Beispiel ein Motorboot im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts, fragte er mich: „Was fällt dir an diesem Boot auf?“  

„Es fährt im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts“, rollte ich mit den Augen. „Und woran erkennst du, dass es von rechts nach links fährt?“, bohrte der Franke weiter. „Eventuell daran, dass es offenkundig von rechts nach links fährt …?“, versuchte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen zur Räson zu bringen.

„Nein!“, rief der Franke daraufhin triumphierend aus, „sondern daran, dass du ein GRÜNES LICHT siehst! Wenn es nämlich von links nach rechts führe, sähst du ein ROTES Licht!“

Vielleicht verhielt es sich auch umgekehrt mit den Farben, so genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls war alles absolut hoffnungslos, und ich nagte verdrossen weiter an meiner gegrillten Aubergine, während der Franke sich glühenden Blicks auf die rot und grün die Elbe durchpflügenden Boote die dritte Bratwurst reinpfiff.

Wir alle sehnten den Tag seiner Theorieprüfung herbei, die er dank einer appgestützt fehlberechneten Fahrtzeit („Scheiß Google Maps!“, schimpfte er noch Tage später) und einer unerklärlich frankenfeindlichen roten Welle erst mit zehnminütiger Verspätung antrat und gleichwohl bestand.

Vor der einige Tage später folgenden praktischen Prüfung gerierte er sich als fahriges Nervenbündel, das von zu rettenden Bojen faselte, wegen der vorhergesagten Windstärke vier Panik schob und drauf und dran war, Steuer-, Back- und Bücherbord zu verwechseln. Doch auch dieses Examen absolvierte der Mann aus dem weinberggesprenkelten Binnenland erfolgreich.

„Einen Vorteil hat das Ganze ja“, wandte ich mich in des Franken Gegenwart seufzend an Kramer. „Ich sehe uns schon auf dem Sonnendeck Cocktails schlürfen, während Käptn Ahab uns über die Weltmeere schippert.“  

Warum der Franke daraufhin irgendwas von einem Baum salbaderte, der uns beide von der Jolle fegen würde, weiß ich auch nicht. Im Herbst will er übrigens weitere Prüfungen ablegen, die ihn dazu berechtigen, nicht nur über die Alster, sondern auch quer durch Dreimeilenzonen zu marodieren. 

Wo ist eigentlich Windstärke zwölf, wenn man sie mal braucht?


PS: Weiteren Frankenhorror gibt es in meinem E-Book „Die Frankensaga“ für einen stark untertriebenen Preis bei Amazon.


08 Februar 2007

Was Kaffee mit Franken macht

Dieser Eintrag ist um zwei Ecken verwandt mit dem gestrigen. Allzu nah dran, wird mancher nun sagen. Doch was soll ich machen? Der Franke hat nämlich eine irre Theorie. Und die muss referiert werden, ehe er sie durch den nächsten Irrwitz ersetzt.

Kaffee und Espresso, behauptet er nämlich neuerdings steif und fest, regten die Insulinproduktion an, so dass er, der Franke, nur kurze Zeit nach dem Koffeinkonsum alle Anzeichen von Unterzuckerung zeige und somit schicksalhaft gezwungen sei, sofort kiloweise Gummibärchen, Toffifees oder wenigstens ein Dutzend Mandarinen in sich hineinzustopfen.

Andernfalls nämlich, gibt der Franke bestürzende Einblicke in seine alienartigen anatomischen Abläufe, begänne er zu zittern und zu delirieren, was sich – unter uns gesagt – von seinem Normalzustand nur in Nuancen unterscheidet.

Gemeinhin, hake ich an dieser Stelle jedenfalls kopfschüttelnd ein, sei aber doch – wie man gewiss bereits aus der „Sendung mit der Maus“ erfahren haben dürfte – allein die Zufuhr von Zucker verantwortlich für die Alarmstimmung der Bauchspeicheldrüse (Mitte); erst dann begänne sie ja wohl zeternd die Insulinpumpe anzuwerfen.

Koffein hingegen dürfte die Drüse keinen Deut jucken, dafür würde die nicht mal mit dem kleinen Finger wackeln, geschweige denn aus wohlverdientem Schlummer schrecken.

Doch alles vergebens, der Franke glaubt so fest an die kaffeeinduzierte Emsigkeit seiner Pankreas wie die Mehrheit seines Volksstamms an die Jungfrauengeburt. Wahrscheinlich will er sich einfach seine Rechtfertigung fürs tütenweise Vertilgen von Gummibärchen nicht nehmen lassen.

Aber genau das, die hemmungslose Hingabe an Süßes, wäre fatal, wie ich nach kurzem Gegoogel herausgefunden habe. Zudem steht da auch noch Folgendes: Kaffee pusche die Adrenalinproduktion, was wiederum die Leber reize, Zucker ins Blut zu leiten, wodurch in der Tat die Pankreas anfinge, mit Insuliln rumzuspritzen.

In gewisser, indirekter, abgeleiteter, weit hergeholter, winzigkleiner Weise hat der Franke also gewissermaßen doch ein bisschen recht, wenn auch aus den falschen Gründen.

Das darf er aber bitte niemals erfahren.


Die bisherigen Teile der Frankensaga
19. Der Kulturstoffel 18. Fußball auf Fränkisch! 17. Auhuuu! 16. Die Bettelblickattacke 15. Der Franke bleibt störrisch 14. Der unvollendete Panini-Coup 13. Duck dich, Sylt! 12. Auf Partypatrouille 11. Laggs auf vier Uhr 10. Der Franke ist überall 9. Die Greeb-Pfanne 8. Erste gegen dritte Liga 7. Die verspätete Riesenkartoffel 6. Der historische Tag 5. Der Alditag 4. Der Faschingskrapfen 3. Der Klozechpreller 2. Der Dude 1. Das Alte Land

07 Februar 2007

Der Kulturstoffel

Oft treibt es uns mittags ins winzige italienische Café Centrale. Nachdem der Wirt, der uns längst duzt und mit jovialem Handschlag begrüßt, mir unlängst auf Nachfrage die Pluralform von „doppio“ erläutert hat, bestelle ich heute forsch „Zwei Espressi doppi, bitte!“

Während er sich eilfertig ans Werk begibt, nutzt der Franke die Gelegenheit zur harschen Kritik an meiner Bestellmethode. Er – ausgerechnet er, dessen seltsamen Sprachfehler man südlich des Mains völlig vergebens als „fränkischen Zungenschlag“ zu folklorisieren versucht – er also behauptet frech, sofern er geordert hätte, wäre das Ganze komplett italianisiert abgelaufen, nämlich inklusvie des Zahlworts „due“.

Ich brause sogleich auf. Nein, nein, das wäre ganz falsch gewesen, widerspreche ich erregt, zwar nicht grammatikalisch, aber aus einem anderen Grund: Gerade die komplett italienisch artikulierte Phrase, womöglich gar beendet mit einem geschnarrten „Per favore!“, hätte die Grenze zwischen höflichem Entgegenkommen und eitler, anbiedernder Affigkeit deutlich überschritten, und zwar ganz ohne Not.

Die von mir gebrauchte Mischform hingegen, so versuche ich dem Begriffsstutzigen mühsam beherrscht zu verklickern, habe dem Wirt einerseits meinen guten Willen signalisiert, ihm aber auch klar verdeutlicht, dass ich keineswegs vorgehabt habe, sein ureigenes Territorium zu okkupieren.

Von derart spitzfindigen theoretischen Unterfütterungen meines Vorgehens ist der Franke naturgemäß überfordert, weshalb er sturköpfig einfach noch mal wiederholt, wie er bestellt hätte: „Nein, duä Äsbräsi dobbi!“

Aha, also ohne „Per favore“? Banausenfranke, Kulturstoffel, Nichtsmehrmerker!, schießt es mir stakkatisch durch den längst zornesroten Kopf. Doch noch während wir uns kabbeln, bringt uns der Wirt zum Schweigen – mit zwei Doppelespressi und ebensovielen Stücken unfassbar guten Apfelmarzipanwalnusskuchens.


Die bisherigen Teile der Frankensaga
19. Der Kulturstoffel 18. Fußball auf Fränkisch! 17. Auhuuu! 16. Die Bettelblickattacke 15. Der Franke bleibt störrisch 14. Der unvollendete Panini-Coup 13. Duck dich, Sylt! 12. Auf Partypatrouille 11. Laggs auf vier Uhr 10. Der Franke ist überall 9. Die Greeb-Pfanne 8. Erste gegen dritte Liga 7. Die verspätete Riesenkartoffel 6. Der historische Tag 5. Der Alditag 4. Der Faschingskrapfen 3. Der Klozechpreller 2. Der Dude 1. Das Alte Land

23 November 2006

Fußball auf Fränkisch

Mit dem Franken in einer Kneipe Champions League zu gucken, ist ein schwieriges Geschäft. Wenn gerade seine Bayern nicht spielen, verfällt er nämlich in eine konsequente Muffelstarre. Vor allem dann, wenn Bremen spielt.

Halbkreisförmig und mit aufgestütztem Kopf sitzt der Franke dann trübe da. Meist schweigt er, nur manchmal purzelt ihm feindseliges Gegrummel aus dem Mund.

„Hühnerhaufen“, wirft er etwa mit müdem Triumph in die desinteressierte Runde, wenn die Bremer eine Kombination des Gegners nicht augenblicklich stoppen können. „Kein Foul“, kommt es unvermittelt aus dem fränkischen Muffelzentrum, wenn beispielsweise Frings gerade einen Ellenbogen ans Jochbein gerammt bekommt.

Und unser Jubeln und Klatschen beim Siegtor kommentiert er mit: „Die können euch nicht hören. Ihr seid albern.“ Aber glücklich!, erläutere ich dem Griesgram frohgemut. Und erinnere ihn an gemeinsame Momente im Wohnzimmer beim Konsum meist öder Bayernspiele, als sein zartfühlendes „Hau ihn um!“-Geschrei Richtung Fernseher noch lange durch die Häuserschluchten St. Paulis hallte, trotz der geschlossenen Fenster.

Auch sah ich ihn schon bei Toren auf der richtigen Seite zutiefst aufgewühlt vom Freischwinger rutschen und ein animalisches „Jaaaaaa!“ brüllen, welches von einer Provenienz war, für die er sich jedesmal hinterher entschuldigen zu müssen glaubte. Zurecht übrigens – schließlich musste ich weiter mit den Nachbarn leben, nicht er.

Werder Bremen gewann heute Abend wirklich gegen Chelsea, und im Kiez-Beach an der Reeperbahn herrschte selige Ausgelassenheit. Nur im Zentrum des Glücks hockte ein pechschwarzes Loch, und es kam aus Franken.

Ich gestehe: Dieser Anblick verdoppelte meine Freude über Bremens Coup. Aber sagt's ihm nicht, sonst kommt er nächstes Mal nicht mehr mit.

Die bisherigen Teile der Frankensaga
19. Der Kulturstoffel 18. Fußball auf Fränkisch! 17. Auhuuu! 16. Die Bettelblickattacke 15. Der Franke bleibt störrisch 14. Der unvollendete Panini-Coup 13. Duck dich, Sylt! 12. Auf Partypatrouille 11. Laggs auf vier Uhr 10. Der Franke ist überall 9. Die Greeb-Pfanne 8. Erste gegen dritte Liga 7. Die verspätete Riesenkartoffel 6. Der historische Tag 5. Der Alditag 4. Der Faschingskrapfen 3. Der Klozechpreller 2. Der Dude 1. Das Alte Land


21 September 2006

Auhuuu!

Seit einiger Zeit läuft der Franke gegen Türrahmen. Dabei werden in der Regel Teile seiner oberen Körperhälfte in Mitleidenschaft gezogen, vor allem Ellenbogen, Oberarm und Schulter. Und in ermüdender Gleichmäßigkeit kommentiert der Tollpatsch sein alltägliches kleines Unglück mit immer demselben Aufschrei: „Auhuuu!“

Still seufzend deute ich dieses an Warren Zevons 1978er Hit „Werewolves of London“ gemahnende Empfindungswort als Fränkisch für „Ich Vollhorst!“ Doch der Unglücksrabe artikuliert damit offenbar nur unbeholfen einen grellen Prellschmerz.

Im Vergleich zu Zevons Version muss man sich übrigens sein Timbre beim Ausruf dieser Doppelsilbe deutlich tieffrequenter vorstellen. Anders als im Song nämlich kippt des Franken Organ im Verlauf des langgezogenen u nicht in die Kopfstimme. Vielleicht minimiert ja dieses Manko meinen Mitleidseffekt, ich weiß es nicht.

Das mit dem Türrahmenrammen passiert dem Franken erst, seitem er eine Lesebrille hat – anfangs, WEIL er sie aufhatte; neuerdings, weil er sie NICHT trägt. Ehrlich gesagt, wollte ich bei einer so komplexen Aufgabe wie der Gestaltung des Frankenlebens nicht Schicksal sein. Ich wäre mit dem Job schlicht überfordert.

„Auhuuu!“

Er hat es schon wieder getan.


PS: Das heutige Foto passt nur ungefähr. Aber das reicht mir.

Die bisherigen Teile der Frankensaga:

16. Die Bettelblickattacke
15. Der Franke bleibt störrisch
14. Der unvollendete Panini-Coup
13. Duck dich, Sylt!
12. Auf Partypatrouille
11. Laggs auf vier Uhr
10. Der Franke ist überall
9. Die Greeb-Pfanne
8. Erste gegen dritte Liga
7. Die verspätete Riesenkartoffel
6. Der historische Tag
5. Der Alditag
4. Der Faschingskrapfen
3. Der Klozechpreller
2. Der Dude
1. Das Alte Land

31 August 2006

Die Bettelblickattacke

Durch den Regen bin ich mit dem Franken zum Lunch in die Filmhauskneipe gehuscht. Neben dem Nachbartisch hockt ein netter grauweißer Zottelköter, irgendetwas Bobtail-artiges von erbarmungswürdiger Harmlosigkeit. Gäbe es nur Hunde wie ihn, die Maulkorbindustrie ginge genauso schnell pleite wie in Matts Welt Bill Gates.

Ich spüre seinen Hundeblick deutlich auf der linken Wange, es ist ein Bettelblick. Weil der Franke und ich es uns schon schmecken lassen, Frauchen und Herrchen aber noch aufs Essen warten, hat Waldi sich mit großer Konsequenz von ihnen ab- und uns zugewandt. Jetzt mustert er uns durch seine Zottelhaare mit treuherziger Traurigkeit. Sein Blick ist starr, er blinzelt nie. Können Hunde überhaupt blinzeln, oder befeuchten sie ihre Augen irgendwie anders? Immer dieses Viertelwissen.

Ich grinse ihn mit gespieltem Bedauern, in Wahrheit aber erschreckend herzlos an und nehme einen weiteren Bissen von der gebratenen Putenunterkeule, die ich auf der Gabel geschickt mit einem Stückchen Salzkartoffel und gedünstetem Walzenkürbis kombiniere. Zottels Blick scheint sich leicht ins Anklagende zu verschieben, wie ich aus dem Augenwinkel zu erkennen glaube.

„Man müssde“, mümmelt der Franke zwischen zwei Bissen seines blutigen Rindersteaks, welches im Begleitschutz einer quarkgefüllten Ofenkartoffel und eines unverschämt üppigen Salates unterwegs ist, „man müssde ihn auslachen, bevor man sich dann die letzde Gabel reinschiebd!“ Ein Vorschlag, der auf die in jedem von uns glosende dunkle Seite anspielt; insofern ein guter Vorschlag. Wir müssen zu dem stehen, was und wie wir sind.

Inzwischen ist auch der Nachbartisch bedient worden, Waldi wird mit kleinen Leckerlis versorgt. Nur noch ab und zu schaut er kurz zu uns rüber, und mir wäre es allmählich lieber, unsere dunklen Seiten verzögen sich recht zügig wieder ins Off.

Der Nachhall der Putenunterkeulenbratensoße überdeckt jedoch schon bald diesen trüben Gedanken, und der Rest des Tages verläuft ohne weitere Appelle an unser ethisches Empfinden.

(Bild: Maria Maehler)

Die bisherigen Teile der Frankensaga
19. Der Kulturstoffel 18. Fußball auf Fränkisch! 17. Auhuuu! 16. Die Bettelblickattacke 15. Der Franke bleibt störrisch 14. Der unvollendete Panini-Coup 13. Duck dich, Sylt! 12. Auf Partypatrouille 11. Laggs auf vier Uhr 10. Der Franke ist überall 9. Die Greeb-Pfanne 8. Erste gegen dritte Liga 7. Die verspätete Riesenkartoffel 6. Der historische Tag 5. Der Alditag 4. Der Faschingskrapfen 3. Der Klozechpreller 2. Der Dude 1. Das Alte Land