Damit will ich dem Franken natürlich keineswegs zu nahe treten; er hat halt nur ganz andere „Qualitäten“, deren ausführlicher Dokumentation sich dieses Blog unter großen persönlichen Opfern des Betreibers seit sehr, sehr Langem verpflichtet fühlt.
Dazu, zu des Franken Qualitäten, gehört es zum Beispiel, sich der oralen Elimination von Eismeerlachstatar mit Avocado, Babyromanasalat und Kräutervinaigrette zu widmen. Eben dies hat uns Palazzo-Küchenchefin Cornelia Poletto als Vorspeise komponiert. Als Appetizer jonglierte vorher ein Australier namens Jeromy Nuuk mit bis zu sieben Bällen gleichzeitig, und das geht gar nicht. Punkt. Aber so steht es geschrieben, und zwar hier. Also muss es wahr sein.
Nach der Bauchrednernummer von Daniel Reinsberg fragt eine Tischnachbarin bass ratlos in die Runde: „Wisst ihr, wie er das macht?“ Im Prinzip ja: reden, ohne ’s Maul aufzumachen. Rein ablauforganisatorisch bleibt hingegen vieles im Unklaren. Wie es etwa möglich ist, auch Buchstaben glasklar hervorzubringen, zu deren Artikulation man nun mal notwendigerweise die Gosch’n öffnen muss (zum Beispiel Vokale), das hat der feine Herr Reinsberg natürlich für sich behalten.
Als Zwischengang kommt Parmesansuppe mit grünem Spargel und Grissinicrunch. Man lässt uns zudem als ultimative Verlockung einen gut gefüllten Nachschlagtopf samt Kelle da, was – wie ich zugeben muss – nicht nur für den Franken eine Versuchung darstellt, der zu widerstehen uns einfach die charakterliche und sittliche Reife fehlt. Und zwar mehrfach hintereinander.
Weiter geht’s mit Comedy, Seil- und Mitmachnummern, viel Musik der Hausband und dem Hauptgang „Polettos Chickeria“: glasierte Perlhuhnbrust mit Süßkartoffelpüree, wildem Brokkoli und Vadouvanjus. Vadouwatt?, fragen Sie sich bestimmt jetzt auch, und die Antwort lautet laut Google: eine indische Gewürzmischung. Wieder was gelernt.
Nach dem Dessert (Vierländer Apfel „caldo e freddo“ mit Salzkaramellsauce) und der abschließenden Handstandnummer von Junru Wang (Foto), deren Rückenmuskulatur mindestens so eindrucksvoll ausgestaltet ist wie ihre Balancierfähigkeiten, geht es heiter wieder heim nach St. Pauli.
Der krisenbedingt etwas abgespeckte Palazzo 2022 wirkt nun hoffentlich nur in der Erinnerung nach und nicht auch in Form einer heimischen Omikronzucht. Bei einer ordentlichen Dauerdurchlüftung des gemütlichen Spiegelzelts hätten wir uns jedenfalls noch wohler gefühlt.
Ach ja: Sollten Sie noch ein hochskurriles Weihnachtsgeschenk suchen – „Die Frankensaga“ ist weiterhin lieferbar und harret eines entsetzenbereiten Publikums.
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