07 Mai 2018

Was mir heute den Tag gerettet hat

Eine nur für Nichteingeweihte kryptische Kürzest-SMS des Franken (sie bestand nur aus dem Wort „Penny“) bewog mich heute, sofort den gleichnamigen Supermarkt an der Reeperbahn aufzusuchen, um dort rücksichtslos durch die zu Sonderpreisen angebotenen Bestände meiner Lieblingsschokolade zu marodieren. Ich hatte die Botschaft des Franken also richtig gedeutet.

Auf dem Weg zu Penny, nämlich an der Fußgängerampel eingangs der Silbersackstraße, gingen zwei junge Frauen an mir vorüber, die wohl noch nicht einmal die Marke von 20 Lenzen erreicht hatten. Sie unterhielten sich miteinander über irgendetwas, das ich nicht verstand, doch auf einmal wehte ein kleines Satzfragment zu mir herüber, das mir nicht nur den Tag rettete, sondern möglicherweise – das wird sich noch herausstellen – auch den Glauben an diese ganze Generation zurückzugeben in der Lage ist.

Das Satzfragment lautete: „Im Herbst letzten Jahres …“ 

Im Herbst letzten Jahres … Wie wunderbar. Diesen reinen, unverfälschten, mit liebreizender Nonchalance in den sommerlichen Kieznachmittag geflöteten Genitiv hätte ich von zwei jungen Frauen von nicht einmal 20 Lenzen, die im Jahr 2018 über die Reeperbahn schlendern, keinesfalls erwartet. Und das beschämt mich, wie ich zugeben muss.

Bei Penny erwischte ich dann übrigens nur noch Restbestände meiner Lieblingsschokolade, doch diese schmale Ausbeute vermochte den genitivüberstrahlten Kiezsommertag natürlich nicht im Geringsten zu beeinträchtigen.

Meine letzte Kürzest-SMS an den Franken lautete übrigens „Edeka“.

PS: Die „Frankensaga – Vollfettstufe“ gibt es als E-Book hier. Nur für den Fall, dass ich Sie – hüstel – noch niemals darauf hingewiesen habe.

5 Kommentare:

  1. Verehrter Herr Wagner, Sie sind sich aber schon dessen bewusst,
    dass der Genitiv dem Dativ sein Tod ist, nicht wahr ?

    Also mal bitte nicht zu früh freuen.
    Sic transit gloria mundi!

    Herzlichste Grüße

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  2. Ach Herrjeh... ich vergaß ganz zu fragen,
    wie lange es denn die schmale Ausbeute der Restbestände gedenkt
    in Ihrem Haushalt zu überleben. Sind ja -in der Tat- nur wenige Exemplare.

    Nur mal so, mit ganz neugierigen Grüßen...

    ;-))) Gute Nacht!

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  3. Nun, pro Woche gehen ungefähr drei Tafeln den Gang alles Irdischen; daran sehen Sie schon, wie dramatisch die Lage ist.

    Und was die tödliche Wirkung des einen Falls auf den anderen angeht, so ging ich bisher vom umgekehrten Fall aus. Mal sehen, wer Recht behält.

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  4. Antworten
    1. Stimmt, manche bevorzugen Datenkraken wie WhatsApp – nicht so wir!

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