24 Februar 2020

Wenn der Kiez die Wahl hat

Das hier dokumentierte Abstimmungsverhalten in unserem Wahllokal auf St. Pauli ist zwar alles andere als repräsentativ, aber durchaus nicht unerfreulich.

So ließen wir Rotlichtviertelbewohner – Ab­ra­ka­da­b­ra, Simsalabim! – die völkisch-nationalen Rassisten spurlos im anonymen Sammelbecken der Sonstigen verschwinden. Und der Partei Die Partei (der ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, bereits seit mindestens sechs Jahren die Mitgliedsbeiträge schulde) schanzten wir fast doppelt so viele Stimmen zu wie der CDU.

Nein, das harte Pflaster von St. Pauli ist seit jeher kein gutes für Rechte und Rechtsaußen und diesmal erst recht nicht. Träte die Antifa auf dem Kiez unter eigenem Namen an, müssten sich wahrscheinlich sogar sämtliche Parteien links der Mitte sehr warm anziehen. Oder warum stellt nicht gleich der FC St. Pauli eine eigene Liste auf? Politisch genug ist unser kleiner Stadtteilverein doch allemal, und wer sagt, dass sich nur Parteien zur Wahl stellen dürfen? Niemand, Herr Göttlich!

Für die Bürgerschaft würde es natürlich trotzdem nicht reichen, da wären schon die stadtweit immer noch vielköpfigeren HSV-Fans vor – und zwar nicht erst, seit sie am Samstag die bitterste Heimniederlage des Jahrtausends zu verdauen bekommen haben.

Wie Sie sehen, meine Damen und Herren, war das vergangene Wochenende für mich ein von Behagen und wohligem Genuss geprägtes, zumal zu allem Überfluss auch noch mein Herzensverein seit Kindertagen, der 1. FC Köln, in Berlin auf unverhoffte Art und Weise zu reüssieren wusste. Manchmal fügt sich eben alles zum Besten, und das Leben wäre nicht lebenswert, wenn man selbst solche Tage nicht genösse bis zur Neige.

Und jetzt, liebes Wahlvolk in der Restrepublik, bitte zu Hause nachmachen, das mit dem Ab­ra­ka­da­b­ra und Simsalabim. Danke.

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16 Februar 2020

03 Februar 2020

Von Mäusen veräppelt

Vielleicht erinnern Sie sich: Unlängst schrieb ich unter dem Titel „Sie nagen einfach nicht“ über unseren flächendeckenden Mäusebefall und bemängelte den unzulänglichen Appetit der Nager auf unsere Giftköder. Auch die überall verführerisch aufgestellten Schlagfallen umliefen die Possierlinge weiträumig. 

Die Vergrämungsprofis um den alten Fahrensmann Herrn B., die die Lage inzwischen fast wöchentlich neu beurteilen, blieben so ratlos als wie zuvor. Wenn wir mal wieder eine Sichtung schilderten, begannen die Herren nur halb verhohlen die Stirn in Falten zu legen – fast als dächten sie, wir bildeten uns die Mäusepopulation nur ein.

Um unserer Glaubwürdigkeit gegenüber B. und seinem Platoon auf die Sprünge zu helfen, habe ich deshalb neulich bei Aldi eine billige Wildkamera geschossen (ursprünglich 89 Euro, jetzt nur noch 29). Und siehe: Gleich in der ersten Nacht erwies sich das Gerät als Volltreffer. Zunächst fotografierte es eine Maus, die es sich unter unserem Esstisch wohl sein ließ. Auch ein lustiges Herumhoppeln war verschwommen dokumentiert. 

Tatsache war also, dass die Mäuse uns gleichsam auf der Nase herumtanzten, und ich konnte es beweisen. In unmittelbarer Nähe von Gift und Fallen hatten sie Spaß und Freude, aber ebenso wenig Todesmut wie Hunger. Ich empfinde so was als ziemlich düpierend. 

Doch erst das dritte Foto, entstanden in derselben Debütnacht, zerschmetterte mich vollends. Zu sehen ist es oben. Es zeigt eine Maus, wie sie aus unmittelbarster Nähe die Wildkamera inspiziert und wahrscheinlich sogar beschnuppert. Wäre ihr Schnütchen nicht abgeschnitten, ich bin mir sicher, wir sähen sie lächeln.

Heute habe ich den wieder einmal unverhofft hereinschneienden Herrn B., der in unserer Wohnung inzwischen buchstäblich jeden Spalt kennt, die Beweisfotos gezeigt und sogar einen interessanten kleinen Mäusefilm, der zwei Nächte später entstand.

Herr B. wirkte hilflos. Gift, murmelte er, habe das im Film zu sehende Tierchen sicherlich noch nicht gefressen, dafür sei es „zu schnell“. In zwei Wochen will er wiederkommen. Ich hoffe, er bringt Zeit mit. Ich werde in Beweismaterial schwimmen.


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24 Januar 2020

Wo das Büchsenbier regiert

Juhu, endlich mal ein Getränkekiosk auf St. Pauli! Mann, der hat am Nobistor eingangs der Reeperbahn echt gefehlt. Und so was wie die bisher dort ansässige St.-Pauli-Textilreinigung braucht schließlich kein Mensch. 

Dass Letztere all meine Charles-Tyrwhitt-Hemden und Schurwollanzüge besser kannte (und vor allem liebevoller behandelte) als ich selbst: geschenkt. Der Vorteil, dort demnächst billiges Vorglühbüchsenbier abgreifen zu können, das später am Abend in Form von Kotze und Pisse an unseren Haustüren und -wänden landen wird, macht diesen „Verlust“ mehr als wett.

Mir fielen auf dem Kiez übrigens spontan noch weitere Standorte für neue Getränkekioske ein. Zum Beispiel Pepis Friseurgeschäft in der Seilerstraße oder Albertos winzige Änderungsschneiderei schräg gegenüber. Und wozu taugt eigentlich noch das kleine Restaurant Thai-Town in der Taubenstraße, das eh seit Jahr und Tag mehr schlecht als recht vor sich hinkrebst – wäre das nicht ein wunderbarer Standort für einen Getränkekiosk? Dito die „Fahrrad-Börse“ in der Talstraße, die der stets melancholisch lächelnde türkische Inhaber eh gerade aufgegeben hat. Ich meine, Gebrauchträder bekommt man auch jederzeit samstags auf dem Schlachthofflohmarkt – und zwar billiger, weil geklaut.

Seit Jahren stehen außerdem hier unten an der Straßenecke gegenüber vom Tippel II die Räumlichkeiten der ehemaligen Postfiliale leer – Vorschlag: ein Getränkekiosk! Und wieso gibt es überhaupt noch diesen anachronistischen Winzplattenladen im Souterrain der Simon-von-Utrecht-Straße namens MinigrooveDa fiele mir spontan eine perfekte Anschlussverwendung ein.

In der Nähe des Großneumarktes habe ich gestern einen Ersatz für die St.-Pauli-Textilreinigung gefunden. Mit Übernachtservice haben sie es dort aber leider nicht so. Mein Hemd kann ich erst in einer Woche wieder abholen. 

Und das vergleichen Sie jetzt bitte mal mit dem Sofortservice eines Getränkekiosks!



20 Januar 2020

Der Midas von St. Pauli


Der Maler 4000 ist oft zu Gast im Haus und wurde nicht nur deshalb bereits mehrfach in diesem Blog verewigt. Jetzt ist er reif für eine weitere Erwähnung. Denn er ist wesentlicher Protagonist einer noch bis zum 1. Februar laufenden und äußerst unterhaltsamen Gruppenausstellung in der Galerie Feinkunst Krüger nahe dem Großneumarkt. Wir können die Unterhaltsamkeit beurteilen, wir waren auf der Vernissage – und einige seiner neuen Bilder habe ich auf dem Nachbarbalkon trocknen sehen

4000 findet seine Motive, wie man sieht, immer wieder auch auf St. Pauli, darunter die Fassade der Kiezkneipe Tippel II, die unverhohlen ein bestimmtes Zielpublikum anspricht und von unseren Balkonen aus zu sehen ist. 

Nachdem ich bei Feinkunst Kröger das Gemälde zur Erinnerung und Dokumentation abgelichtet hatte, beschloss ich, mit der realen Vorlage ebenso zu verfahren und mir beide Motive einmal näher anzuschauen. Und der Vergleich zwischen Kunstwerk und Foto enthüllte Verblüffendes. Denn zwei Elemente der Wirklichkeit hat 4000 – der sich ansonsten um jedes Detail bis hin zum Sky-Schild kümmerte – weggelassen während seiner Malsitzung: Laternenpfahl und Baum. 


Dass auf einem Motiv aus dem Rotlichtviertel ausgerechnet die beiden phallischsten Bestandteile der Vorlage fehlen – das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Und komme zu einem weiteren 4000-Werk, das bei der Ausstellung zu sehen, aber nicht mehr zu erwerben ist; eines, das diesmal nicht der Sphäre der Mal-, sondern der Konzeptkunst zugeordnet werden muss: ein nach ordnungsgemäßem Gebrauch plattgedrückter und danach achtlos entsorgter Plastiktrinkbecher mit Halm, vom Künstler locker schwingend aufgehängt in einem schwarzlackierten Holzrahmen.

4000 gluckst vor Vergnügen, wenn er erzählt, wo er den Becher fand (im unten an der Straße geparkten Autoanhänger eines Nachbarn), woher er den Rahmen hat (aus dem Sperrmüll) und was ihm schließlich ein Ausstellungsbesucher klaglos für all das bezahlte (250 Euro).

Der Mann macht buchstäblich aus Müll Geld. Wobei der Müll erst mal zu einer Idee werden musste, die sich in einem Objekt materialisierte und somit einen bezifferbaren Wert gewann, der sich wiederum erst dadurch verifizieren ließ, dass jemand den entsprechenden Kaufpreis entrichtete.

Aber warum fehlen Baum und Pfahl vorm Tippel II? Das wird noch zu klären sein – demnächst auf dem kurzen Dienstweg von Balkon zu Balkon.





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15 Januar 2020

Buchen Sie mich!


Aufregende Zeiten: erstmals im Berufsleben nicht mehr abhängig beschäftigt, yeah! Morgens nach ausgiebigem Frühstück erst mal zum Sport und in die Sauna, dann ein Siebträgerespresso im Homeoffice … 

Was ich eigentlich damit sagen will: 
Sie können mich buchen. 

Nicht als Industriemechaniker, Barkeeper oder DHL-Boten, aber als Lektor, Korrektor und Autor – Hauptsache, es hat irgendwas mit Texten zu tun. Also mit richtigen Texten – und nichts mit SEO-optimiertem Wörtergerümpel. Aber Korrektur lesen würde ich natürlich auch das (seufz)

Mehr zu meinem Profil und dem, was ich zu bieten habe, gibt es hier.

Anfragen – natürlich auch völlig unverbindliche – gerne per Mail, die Sie oben rechts auf dieser Seite unzulänglich verschlüsselt vorfinden. 

Wir lesen uns!


02 Januar 2020

Fundstücke (241)


Was man nicht so alles entdeckt, wenn man mit Google Maps über St. Pauli fliegt … 

Ich scheine der Erste zu sein, dem das aufgefallen ist, denn es gibt webweit keine weiteren Bildtreffer mit diesem Motiv. 

Was wohl der Vermieter dazu sagt – gehört so was nicht zu den genehmigungspflichtigen baulichen Eingriffen …? ;)

01 Januar 2020

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (155)

Neujahrsnebel verschleiert Sonne und Hafen. 

Gesehen heute Morgen in der Bernhard-Nocht-Straße, St. Pauli.


31 Dezember 2019

Ein etwas anderer Silvesterappell (Vol. 15)

Liebe Vertreter der – wie kolportiert wird – intelligentesten Spezies auf diesem Planeten, die Sie momentan noch vollumfänglich bestückt sind,

Ihren Vorgängern habe ich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten mit einem jährlich wiederholten Silvesterappell nahezubringen versucht, wie sie all ihre Gliedmaßen einigermaßen heil durch die Nacht hätten bringen könnten, wenn sie es denn gewollt hätten.

Doch allein: Es fruchtete nie. Keiner der 14 Appelle wirkte. Im Gegenteil: Am Neujahrstag waren die Gazetten voller Meldungen über tragische Verluste an Augen, Fingern, Händen und gar Leben. Ihre Vorgänger hörten also nicht auf mich; dieser traurigen Wahrheit muss ich mich schonungslos stellen.

Deshalb versuche ich es heute einmal anders herum. Ich möchte Sie, die Nachfolger Ihrer Vorgänger, hiermit eindringlich ermuntern, die Lunten Ihrer Böller rücksichtslos zu kupieren – und zwar knapp genug, dass ein Wegrennen nach dem Entzünden unmöglich ist.

Lassen Sie bitte Ihre Raketen im Wohnzimmer steigen, verwenden Sie unbedingt Chinakracher als Zigarren und Feuerräder in unmittelbarer Gardinennähe. Stopfen Sie z. B. den Pyroland-3Klang-Bombenrohr-Glitterflitter der nächstbesten herumstehenden Person ins Dekolletee, und wenn Sie planen, das neue Jahr mit einer scharfen Waffe zu begrüßen – warum nicht in Form eines russischen Roulette mit fünf bestückten Patronenkammern?

Tun Sie das, meine Damen und Herren und Taucher, dann werden Sie überleben, versprochen. Zumindest wenn es stimmt, was ich aus statistischen Gründen als gegeben annehme: dass nämlich dieser traditionelle Silvesterappell der Kontraindikator schlechthin ist. Alles spricht dafür – lesen Sie einfach die entsprechenden Einträge aus den Jahren 2005 bis 2018!

Und jetzt auf in den Kampf, Kameraden! Wir, die Vertreter der – wie kolportiert wird – intelligentesten Spezies auf diesem Planeten, sehen uns im neuen Jahr. Diesmal aber wirklich.

Foto: Gruppe anschlaege.de


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25 Dezember 2019

Weihnachten auf dem Kiez


Weihnachten: die einzigen Tage im Jahr, an denen auf St. Pauli die freien Parkplätze (Foto) im gleichen Maße zunehmen wie die Zahl hackedichter Rumkrakeeler sinkt. Und die auf einmal touristenfreie Reeperbahn wird zur alleinigen Domäne der Heimat- und Obdachlosen. 

Weihnachten auf dem Kiez: Ja, das hat was. Alle Jahre wieder.


23 Dezember 2019

Sie nagen einfach nicht

Wir haben Mäuse. Im Plural. Das sagt zumindest unser Schädlingsbekämpfer Herr B. Dabei sehe ich immer nur eine. Aber ist es auch ein und dieselbe? Herr B. bestreitet das energisch. „Hier im Haus“, sagt Herr B., „gibt es zwei- bis dreihundert.“ Er hat das hochgerechnet.

Mindestens eine davon hat sich unsere Altbauwohnung auf St. Pauli als Heimstatt erwählt. Deshalb stellt Herr B. Fallen auf. Und Köder. „Riechen Sie mal“, sagt Herr B. und hält mir ein kleines Töpfchen mit einer grünlichen Masse unter die Nase. „Riecht wie Nutella, nicht? Schmeckt auch so.“ Ersteres stimmt, Letzteres möchte ich momentan lieber nicht ausprobieren. „Können Sie ruhig essen“, lächelt Herr B. ermunternd, „macht gor nüscht.“ 

Selbst Kinder steckten laut Herrn B. die untergemischte Giftdosis ohne Regung weg. Nur halt Mäuse nicht. Mäuse sind winzige Fellknäuel, ihre Mägen weisen einen lachhaften Hubraum auf. Ein bisschen grünliches Nutella, und der Zwerg haucht alsbald hinter irgendeinem Möbel sein fragiles Leben aus. Zumindest, wenn er davon nascht. Und das tun unsere Mäuse nun mal nicht. Auch die Fallen stehen bloß herum. In gespannter Erwartung zwar, doch zur Untätigkeit verdammt. Denn unsere Mäuse umtrippeln jede Gefahr weiträumig, warum auch immer. 

Neulich sah ich fern, als sich auf dem Teppich vorm Sofa eine Maus entspannt das Schnäuzlein putzte. Als ich mich mit schreckgeweiteten Augen aufrichtete, huschte sie auf mich zu und verschwand unterm Sofa. Auch dort stehen natürlich Köder und Fallen, aber statt eines zuschnappenden Metallbügels hörte ich – nichts. Wieder mal.

Nicht nur die dort lauernden, auch alle anderen strategisch raffiniert in unserer Wohnung verteilten Nutelladöschen bleiben konsequent unberührt. Sind unsere Mäuse etwa keine Süßschnäbel? Oder nur superintelligent, wie es sich geziemt, wenn man bei uns daheim ist? Der Kollege von Herrn B., der nach drei Wochen zwecks Kontrolle vorbeischaut, ist jedenfalls irritiert. „Im Stock über Ihnen geht eine nach der andern in die Falle“, behauptet er. Seine Stirn wirkt gerunzelt. Wohnt in diesen Runzeln bereits leichte Besorgnis? „Wahrscheinlich“, sinniert er, „fressen Ihre woanders.“ Unsere Altbauwohnung also nur ein Rückzugsraum, ein Erholung bietendes Refugium nach den anderswo ausgefochtenen Kämpfen um Nahrung und Ressourcen? 

Ich habe da so meine Zweifel, aber auch keine andere Erklärung. Wenn ich eine Maus wäre, leckte ich jedenfalls auch im gesättigten Zustand – gemäß dem Naturgesetz, dass ein Dessert immer noch reinrutscht – an jedem lockend herumstehenden süßen Leckerli, selbst an grünlichen. Wenn ich eine Maus wäre, hätte mich die Evolution also längst aussortiert.

Dass Herr B. und seine Kollegen als Schädlingsbekämpfer firmieren, behagt mir übrigens nicht richtig. Kammerjäger: Das war noch eine Berufsbezeichnung! Das roch nach Gefahr und Abenteuer, nach archaischen Gefühlen, nach Paläoentertainment. Doch zeit seines Berufslebens terminologisch einen Schädling mit sich herumschleppen zu müssen, ist unschön. Zumal es mir unfair vorkommt, jede Maus a priori als Schädling abzuqualifizieren. Schließlich macht sie auch nur ihren Job: fressen, poppen, schlafen und wieder von vorn. Wobei: Unsere frisst ja nicht. Sie huscht nur manchmal übern Teppich und verschwindet elegant in Spalten, die ihr eigentlich viel zu eng sein müssten. 

Neulich traf ich den Nachbarn aus einem Stockwerk über uns. Auch dort blieben die Maßnahmen von Herrn B. und Co. bisher erschütternd fruchtlos. Keine Falle schnappte, alle Köderoberflächen sind unbenagt. „Sie jagen sich schon gegenseitig“, erzählte mir der Nachbar mit der Resignation eines Mannes, der begriffen hat, dass der Homo sapiens doch nicht die Speerspitze der Evolution darstellt. „Und sie pfeifen sogar dabei.“ 

Seitdem fühle ich mich ein bisschen besser. So weit sind unsere nämlich noch nicht. Ich sehe ja eh immer nur eine. Und wenn sie pfiffe, dann sicherlich aus Lebenslust. Zumal sie schon bald wieder Mäusenachwuchs erwartet, mindestens zum zweiten Mal, seit all diese Köder und Fallen bei uns aufgestellt und seither links liegen gelassen wurden.

Sekunde: Habe ich gerade ein leises Pfeifen gehört? 
Oder war es sogar ein hochfrequentes Kichern?


PS: Die Fortsetzung gibt es hier.




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