Eigentlich hatten wir auf dieser Schiffsreise Richtung Israel nur eine einfache Balkonkabine gebucht. Einige Wochen vor Antritt des Urlaubs aber rief mich das Reisebüro an und offerierte ein recht günstiges Upgrade in eine Suite. Größer, breiter, weiter – nach kurzem Überlegen sagte ich erfreut zu.
Bereits einen Tag später rief der Mann vom Reisebüro wieder an und sagte, er könne uns nunmehr sogar hochbuchen in eine Grand Suite. Ohne Aufpreis. Das war gewissermaßen ein Pferdekopf im Bett; wie hätte ich dazu nein sagen können?
Wir können also wirklich nix dafür. Echt nicht.
Aber jetzt haben wir einen Butler.
Er ist anscheinend ostasiatischer Herkunft, nennt sich Alan und wartet auf Aufträge. Allerdings haben wir als linksorientierte Verfechter der Überwindung der Klassengesellschaft überhaupt keine Erfahrungen im Aufträgeerteilen an Butler.
Ratlos betrachten wir seine Telefonnummer (6666). Was soll Alan für uns tun? Und was tut er, wenn er mal nichts für uns tun muss, was praktisch ununterbrochen der Fall ist? Andererseits ist er nun mal ein Dienstleister in Habachtstellung, das kennt er, das weiß er, vielleicht will er das sogar. Möglicherweise ist Alan sehr gerne Butler, und unser typisch linksorientiertes deutsches bedenkenträgerisches Rumhadern würde bei ihm nur Kopfschütteln auslösen.
Wahrscheinlich verdient er zehnmal so viel wie sein Bruder, der in Manila eine Suppenküche betreibt, wenn das Land gerade mal nicht von Erdbeben, Tsunamis oder Wirbelstürmen in Schutt und Asche gelegt wird. Wahrscheinlich fühlt Alan sich, als hätte er es geschafft. Denn er ist Butler der Gäste einer Grand Suite. Doch grau ist alle Theorie; wir wissen’s nicht, und es wäre unhöflich, ihn zu fragen.
Es klopft, wir öffnen die Tür unserer Grand Suite. Davor steht ein Mann, der sich als Freddy vorstellt. Unser zweiter Butler.