Es sind traurige Tage für Musikfans. Wer künftig eine CD kauft, sagt Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, darf nur dann noch eine digitale Privatkopie davon anfertigen, wenn kein Kopierschutz umgangen wird. Eine sehr, sehr merkwürdige Rechtsauffassung: Uns soll künftig zwar etwas grundsätzlich erlaubt sein, doch jede beliebige private Plattenfirma kann dieses Recht nach Gutdünken außer Kraft setzen, indem sie einfach eine CD technisch so verhunzt, dass sie nicht mehr kopiert werden kann. Zynisches Motto: Macht doch – wenn ihr könnt …
Wer dennoch privat kopiert, kann mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft werden. Zum Vergleich: Das Totprügeln eines Menschen bringt mindestens genauso lange Knast.
Es sind wirklich traurige Tage für Musikfans. Und für mich Anlass genug, meine Hommage ans Mixtape, die im Februar bei mindestens haltbar erschien, auch hier zu veröffentlichen – als nostalgischen Abgesang auf eine Ära, die gerade von einer kaltlächelnden Justitia zu Grabe getragen wird.
Wer den Text schon kennt, kann scrollen bis zur Top-3-Liste … Das Foto zeigt übrigens eine meiner ersten selbstbespielten Kassetten; sie ist über 30 Jahre alt und läuft immer noch.
Tape as tape can
Das private Mixtape prägte die Popgeschichte, motivierte millionenfach zu Albumkäufen. Kann seine Aura die digitale Ära überstehen? Ein sehr privater Rück- und Ausblick.
Mein erstes selbstaufgenommenes Tape war ein übler Mischmasch aus Schlager, Country, Bubblegum und Glamrock. Produziert hatte ich es auf jene klassische Weise, von der man immer nur nostalgisch lächelnd erzählen kann: mit dem Mikro am Radiolautsprecher.
Ich war ungefähr zwölf, das Radio stand im Esszimmer, und ich wurde leichenblass vor Panik, wenn meine Mutter hereinkam und Krach machte. „Mamaaaa!“, kreischte ich, aber natürlich nur innerlich, ich wollte ja die Aufnahme nicht vollends zerstören.
Mein erstes Tape ist verschollen. Doch es gab den Startschuss für eine ebenso spielerische wie todernste Leidenschaft: Sampler kreieren. Meine ganze Biografie steckt inzwischen in hunderten Mixtapes, alle Phasen, alle Gefühle, alle Lieben. Natürlich auch alle Depressionen, die ganz besonders.
Mixtapes wurden zum Soundtrack meines Lebens. Das Tagebuchschreiben hielt ich nur zehn Jahre durch, mit dem Aufnehmen von Samplern habe ich nie aufgehört. Sie wurden zu akustischen Tagebüchern, zu Gefühls- und Geschmacksprotokollen. Ich: ein Homo ludens, der Songs zusammensetzt zum Puzzle seines Lebens. Jedes Tape ein Fingerabdruck. Jedes eine Wundertüte mit bisweilen lächerlich heterogenem, auf jeden Fall aber einmalig kombiniertem Inhalt.
Und jedes ein Kommunikationsversuch. Denn natürlich nahm ich Tapes auf für Mädchen, in die ich verschossen war. Die Songs sollten ihnen gleichsam die Zartheit meiner Liebe und meines Charakters verdeutlichen; und liebten sie erst einmal die Songs, dann sicher bald auch mich.
So weit die Theorie. Einer Freundin, die mich öfter versetzte, kompilierte ich ein Tape, das beziehungsreich losging mit John Otways barmender Ballade „Waiting“. Auch der Rest des Tapes war komplett voll mit songgewordenen Vorwürfen, die ich mich verbal nicht zu artikulieren traute.
Die Beziehung scheiterte natürlich. Aber das Tape – seine Sicherheitskopie – muss hier noch irgendwo rumfliegen. Und ich brauche nur an Otways „Waiting“ denken, um die süße Verzweiflung jener Zeit wieder auf der Zunge zu schmecken.
Denn Songs gehen direkt ins limbische System, sie holen Gefühlsrelikte aus den tiefsten Tiefen der Erinnerung, sie sind Zeitreiseraketen. Und ein 90-minütiges Mixtape mit Patina schickt dich zurück in die Ära seiner Entstehung.
Irgendwann war mein Bestand auf über 700 Stück angewachsen. Und plötzlich gab es den CD-Rekorder – ein Quantensprung. Kein Herumspulen mehr, jedes Stück nur eine Skiptaste weit entfernt. Und wenn sich eins davon nachträglich als Gurke entpuppt, brennt man sich halt den Sampler neu, ohne dieses Stück.
Bald nach Kauf des CD-Rekorders begann ich damit, die Tapes, deren Magnetisierung allmählich verblasste wie die Farben alter Fotos, auf CDs zu überspielen. Eine monströse Aufgabe, natürlich noch immer unvollendet.
Derweil entstehen parallel neue Mixsampler auf CDs, die ersten davon leider auf allzu billigen Rohlingen, weshalb sie bereits anfangen kaputtzugehen. Ich kopiere sie beunruhigt um, sichere sie auf externe Festplatten, produziere MP3-Sicherheitskopien, brenne diese ebenfalls auf CD. Fast ein Vollzeitjob.
Und ein Wettlauf gegen die Zeit. Aber er muss sein, es geht schließlich um viel: um den Soundtrack meines Lebens. Gingen die Sampler verloren, es käme einer biografischen Amnesie gleich.
Für den nächsten Quantensprung sorgten die Downloadplattformen. Doch bisher haben sie keinen entscheidenden Einfluss auf meine akustischen Lebenstagebücher. Der Spieler, Jäger und Sammler in mir fühlt sich beleidigt, wenn er im iTunes-Suchfeld einfach „Greensleeves“ eingeben kann und 150 Songs zum Download angeboten bekommt, für je 99 Cent.
Das alles wird künftig noch viel einfacher. Es könnte schon bald Computer mit gigantischen Festplatten geben, die beim Kauf die gesamte verfügbare Musik vorinstalliert haben. Fürs Freischalten gewünschter Songs muss man dann nur noch die entsprechenden Codes kaufen. Die Rohstoffe für Sampler zu finden wird dann simpel sein. Man muss das Haus nicht mehr verlassen.
Doch ist das ein Traum oder ein Alptraum? Ich bin mir noch nicht sicher. Ich erinnere mich, wie ich jahrelang über Flohmärkte und Plattenbörsen schlich, um Bob Dylans rare Single „George Jackson“ aufzutreiben. Der Weg war sicher nicht das Ziel, doch er war beileibe auch kein Leidensweg. Die latente Vorfreude beim Entdecken einer interessanten Plattenkiste, das sanfte Kribbeln der Erwartung: All das gehörte zum Spiel, war Teil des Deals, den ich, der Jäger, insgeheim abgeschlossen hatte mit dem sich geschickt verbergenden Wild, der raren Single.
Und dann, nach fünf oder sechs Jahren des europaweiten Fahndens, fand ich sie plötzlich, und für diese aufschäumende Euphorie (die es gegenüber dem Händler zu verbergen galt, um eine gute Verhandlungsbasis zu erhalten) hatten sich die Jahre der Jagd gelohnt. Läge dieser Song einfach kostenpflichtig decodierbar auf meiner gigantischen Festplatte, dann hätte er wohl seine Aura eingebüßt.
Heute habe ich spaßeshalber bei Ebay nach „George Jackson“ gesucht. Ergebnis: vier Treffer; ich kann die Single einfach kaufen. Kein Thrill für den urzeitlichen Spieler, Jäger und Sammler, der als evolutionäres Erbe jedem von uns tief in den Genen schlummert. Er wird wohl aussterben. Die Allgegenwart von Musik macht ihn überflüssig.
Und was wird aus dem Mixtape als Idee, als Sammelbecken genialer Songs, als Zündfunke für Fan-Karrieren, als Inspirationsquelle, als Flirt-, Kontakt- und Kommunikationsversuch? Können Ordner im iPod die Aura des Mixtapes ersetzen? Können sie eine ebensolche Inspirationsquelle sein? Sind iPod-Ordner in der Lage, ganze Biografien akustisch zu verkörpern und zu bewahren, selbst wenn die iPod-Festplatte nicht kaputtgeht, was mir schon zweimal passierte? Ist digitale Musik – trotz der vielen Vorteile ihrer Handhabung – überhaupt in der Lage, die emotionalen Affekte der Popkultur als Fackel an die nächste Generation weiterzugeben?
Mein Feldversuch jedenfalls läuft noch. Mit den bisher digitalisierten Tapes habe ich inzwischen den iPod gefüttert. Mein ganzes Leben in einem kleinen Kasten, kleiner als eine Zigarettenschachtel.
Ich habe ihn immer dabei. Ginge unser Haus in Flammen auf, die restlichen Tapes würden verglühen, doch meine Songs, mein Leben: Es wäre gerettet.
Ein schönes Gefühl.
Ex cathedra: 3 Songs vom oben abgebildeten Tape
1. „Hell raiser“ von The Sweet
2. „One and one is one“ von Medicine Head
3. „Roland the roadie and Gertrude the groupie“ von Dr. Hook & The Medicine Show
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
23 März 2006
22 März 2006
Das klassische Dilemma
An der Theke des Knust (im Bild: die Flurdecke) nehme ich drei bestellte Bier und einen Rotwein in Empfang. Der freundlich lächelnde und generell sehr kommunikative Herr von Mitte 50, der hinterm Tresem kregle Aktivitäten entfacht, trägt lässig ein Handtuch über der linken Schulter. Das ist sein Markenzeichen, wie ich aus der Summe meiner Besuche rückschließen kann.
Als ich ihm das Geld passgenau überreiche, sagt er: „Das Rotweinglas ist nicht ganz voll, war ein Flaschenrest. Das rechne ich nicht ab.“ Ein kurzer Blick aufs Glas ergibt: Eichstrich wirklich knapp verpasst. Freudig überrascht sage ich danke und wende mich mit den Getränken meinen Freunden zu.
Während ich Gläser und Flaschen an K. und die Umstehenden verteile, höre ich, wie K. flüsternd erzählt, der Mann hinterm Tresen sei der Exwirt der Kiezkneipe Roschinsky's, und zwar sei er deswegen nunmehr Exwirt, weil sein Umgang mit Freigetränken ein allzu laxer gewesen sei und er nicht zuletzt mit dieser in der gesamten deutschen, wenn nicht gar globalen Kneipenszene praktisch überhaupt nicht anzutreffenden Eigenart den Laden stracks an die Wand gefahren habe.
Quod erat demonstrandum, weiß ich sofort sinngemäß beizusteuern und erstatte K.s Freundin unter Preisgabe der eben erlebten Geschichte den Rotweinpreis zurück. K. fühlt sich voll bestätigt; mein kleines Erlebnis war gleichsam die zweite unabhängige Quelle, die jede Story nach Woodward & Bernstein braucht, um als wasserdicht gelten zu dürfen.
Der ältere Herr mit dem Handtuch über der Schulter wuselt derweil weiter energetisch hin und her, den ganzen Abend lang, und sein Lächeln erstirbt so wenig wie sein Kommunikationseifer. Sehr viel später stehe ich noch immer an der Bar, vor mir gähnt traurig die Bierflasche. Der Mann kommt zu mir, lächelt und sagt: „Mein Herr, was kann ich denn noch Gutes für Sie tun?“ Nichts mehr, danke, erwidere ich müde, ich habe genug. Er strahlt auf: „Dann spendiere ich uns einen Schnaps! Einen besonderen!“
Ich habe keine Ahnung, wie meine Ablehnung zu dieser spontanen Offerte führen konnte. Doch sein Vorschlag ist entwaffnend, zumal jeder Versuch der Gegenwehr an seiner Eilfertigkeit scheitern würde, mit der er eine Flasche speziellen Rums aus der Vitrine fischt und daraus zwei wie aus dem Nichts materialisierte Gläser befüllt, und das nicht zu knapp.
Eigentlich mag ich keinen Rum, aber sein verschwörerisches Zwinkern weckt meine Neugier. In der Tat geriert sich der (spanische) Stoff zu meiner Überraschung fast so fein wie ein schottischer Single-Malt-Whiskey, was ich mit deutlich artikuliertem Dank und Trinkgenuss kommentiere.
Auf dem Nachhauseweg gibt mir die ganze Sache aber doch zu denken. Mehrere Faktoren müssen nämlich gegeneinander abgewogen werden, um die Sachlage richtig beurteilen zu können. Meine Herzlichkeit der Danksagung, die dem Spender auch durchaus willkommen und wichtig schien, wird ihn nämlich zweifellos ermuntern, auch künftig in ähnlicher Weise mit Gästen zu verfahren. Für den Einzelnen ist das zweifellos ein Umstand, der freudiges und hochfrequentes Wiederkommen fördern wird; das Knust aber dürfte diese Politik möglicherweise mit Karacho auf jenen Kurs bringen, der auch dem Roschinsky’s letztlich einen neuen Wirt einbrachte.
Soll ich also nun einen Besuch des Knust empfehlen und es damit auf lange Sicht dem Ruin ausliefern – oder ist es meine Pflicht, vor jedwedem Betreten dieser gastlichen Stätte zu warnen, was allerdings das Gleiche bewirkte?
Erstaunlich, dass man auch in den gemütlichsten Ecken des Lebens mit moralischen Dilemmata behelligt wird.
Ex cathedra: Die Top 3 der Zwangslagen
1. „Classical dilemma“ von Chris de Burgh
2. „Should I stay or should I go?“ von Robbie Williams
3. „I'd rather go blind“ von Chicken Shack
Als ich ihm das Geld passgenau überreiche, sagt er: „Das Rotweinglas ist nicht ganz voll, war ein Flaschenrest. Das rechne ich nicht ab.“ Ein kurzer Blick aufs Glas ergibt: Eichstrich wirklich knapp verpasst. Freudig überrascht sage ich danke und wende mich mit den Getränken meinen Freunden zu.
Während ich Gläser und Flaschen an K. und die Umstehenden verteile, höre ich, wie K. flüsternd erzählt, der Mann hinterm Tresen sei der Exwirt der Kiezkneipe Roschinsky's, und zwar sei er deswegen nunmehr Exwirt, weil sein Umgang mit Freigetränken ein allzu laxer gewesen sei und er nicht zuletzt mit dieser in der gesamten deutschen, wenn nicht gar globalen Kneipenszene praktisch überhaupt nicht anzutreffenden Eigenart den Laden stracks an die Wand gefahren habe.
Quod erat demonstrandum, weiß ich sofort sinngemäß beizusteuern und erstatte K.s Freundin unter Preisgabe der eben erlebten Geschichte den Rotweinpreis zurück. K. fühlt sich voll bestätigt; mein kleines Erlebnis war gleichsam die zweite unabhängige Quelle, die jede Story nach Woodward & Bernstein braucht, um als wasserdicht gelten zu dürfen.
Der ältere Herr mit dem Handtuch über der Schulter wuselt derweil weiter energetisch hin und her, den ganzen Abend lang, und sein Lächeln erstirbt so wenig wie sein Kommunikationseifer. Sehr viel später stehe ich noch immer an der Bar, vor mir gähnt traurig die Bierflasche. Der Mann kommt zu mir, lächelt und sagt: „Mein Herr, was kann ich denn noch Gutes für Sie tun?“ Nichts mehr, danke, erwidere ich müde, ich habe genug. Er strahlt auf: „Dann spendiere ich uns einen Schnaps! Einen besonderen!“
Ich habe keine Ahnung, wie meine Ablehnung zu dieser spontanen Offerte führen konnte. Doch sein Vorschlag ist entwaffnend, zumal jeder Versuch der Gegenwehr an seiner Eilfertigkeit scheitern würde, mit der er eine Flasche speziellen Rums aus der Vitrine fischt und daraus zwei wie aus dem Nichts materialisierte Gläser befüllt, und das nicht zu knapp.
Eigentlich mag ich keinen Rum, aber sein verschwörerisches Zwinkern weckt meine Neugier. In der Tat geriert sich der (spanische) Stoff zu meiner Überraschung fast so fein wie ein schottischer Single-Malt-Whiskey, was ich mit deutlich artikuliertem Dank und Trinkgenuss kommentiere.
Auf dem Nachhauseweg gibt mir die ganze Sache aber doch zu denken. Mehrere Faktoren müssen nämlich gegeneinander abgewogen werden, um die Sachlage richtig beurteilen zu können. Meine Herzlichkeit der Danksagung, die dem Spender auch durchaus willkommen und wichtig schien, wird ihn nämlich zweifellos ermuntern, auch künftig in ähnlicher Weise mit Gästen zu verfahren. Für den Einzelnen ist das zweifellos ein Umstand, der freudiges und hochfrequentes Wiederkommen fördern wird; das Knust aber dürfte diese Politik möglicherweise mit Karacho auf jenen Kurs bringen, der auch dem Roschinsky’s letztlich einen neuen Wirt einbrachte.
Soll ich also nun einen Besuch des Knust empfehlen und es damit auf lange Sicht dem Ruin ausliefern – oder ist es meine Pflicht, vor jedwedem Betreten dieser gastlichen Stätte zu warnen, was allerdings das Gleiche bewirkte?
Erstaunlich, dass man auch in den gemütlichsten Ecken des Lebens mit moralischen Dilemmata behelligt wird.
Ex cathedra: Die Top 3 der Zwangslagen
1. „Classical dilemma“ von Chris de Burgh
2. „Should I stay or should I go?“ von Robbie Williams
3. „I'd rather go blind“ von Chicken Shack
21 März 2006
Die Fundstücke des Tages (12)
1. „Presserat verteilt Rügen an Tageszeitungen“, stand unlängst im Kress-Report. Nach dem Vogelgrippenhype der letzten Wochen dachte ich natürlich sofort, nun gingen die Kreidefelsen an die WAZ-Gruppe und Binz an BILD. Aber das war gar nicht gemeint. Eine Rüge ist etwas ganz anderes als eine Insel. BILD war natürlich trotzdem im Zentrum des Geschehens, wie immer, wenn der Deutsche Presserat Rügen verteilt.
2. Beim Privatsender Sat1 ist eine Stelle frei, und zwar in der Redaktion der Sendung „Sat1 am Mittag“. Zu den Anforderungen gehört das „Beobachten aktueller Entwicklungen in allen Bereichen“. Puh, alle Bereiche – also auch Molekularbiologie, Mikororganismen auf Yakfellen im südlichen Himalaya und neue Methoden beim Entsorgen entfernter Furunkel? Außerdem Fußball, Erklärungslücken in nordkoreanischen Konversationslexika, neue Kampsbrötchen und Grab-Bepflanzungstrends am Hindukusch? Ich glaube, ich bewerbe mich da doch nicht. Zumal der Job in Berlin vergeben wird.
3. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „dickste hure deutschlands“ (Köln) So etwas wird öfter nachgefragt, zuletzt sogar von einem einschlägig Interessierten aus dem Hamburger Stadtteil Eilbek. Zu den propersten ihrer Art gehörte ohne Zweifel die späte Domenica, die aber seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Kiez lebt, sondern in der Eifel. Ich bin ihr manchmal auf dem Postamt in der Seilerstraße, aber nie auf dem Feuerschiff (Foto) begegnet und muss sagen: i-m-p-o-s-a-n-t.
– „schmerz im schulterblatt wie eine murmel bewegt es sich“ (Burk, Bayern) Es klingt, als würde dieser Burker mit seinem Arzt sprechen (was auch die richtige Entscheidung gewesen wäre), doch seine Schilderung verpufft im großen weiten Googlenirwana. Ferndiagnose: Schultereckgelenkssprengung.
– „plural von gemüse“ (ein Anwaltsbüro aus Frankfurt, Hessen) Möglicherweise wüchsen mir als Mandanten ernste Zweifel an meiner Advokatenwahl, hätte ich Kenntnis von dieser Suchabfrage erlangt. Gemüsen? Gemüsese? Einspruch, euer Ehren.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Prostituierte
1. „Tecumseh“ von Townes van Zandt
2. „Christmas card from a hooker in Minneapolis“ von Tom Waits
3. „Sammy's song“ von David Bromberg
2. Beim Privatsender Sat1 ist eine Stelle frei, und zwar in der Redaktion der Sendung „Sat1 am Mittag“. Zu den Anforderungen gehört das „Beobachten aktueller Entwicklungen in allen Bereichen“. Puh, alle Bereiche – also auch Molekularbiologie, Mikororganismen auf Yakfellen im südlichen Himalaya und neue Methoden beim Entsorgen entfernter Furunkel? Außerdem Fußball, Erklärungslücken in nordkoreanischen Konversationslexika, neue Kampsbrötchen und Grab-Bepflanzungstrends am Hindukusch? Ich glaube, ich bewerbe mich da doch nicht. Zumal der Job in Berlin vergeben wird.
3. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „dickste hure deutschlands“ (Köln) So etwas wird öfter nachgefragt, zuletzt sogar von einem einschlägig Interessierten aus dem Hamburger Stadtteil Eilbek. Zu den propersten ihrer Art gehörte ohne Zweifel die späte Domenica, die aber seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Kiez lebt, sondern in der Eifel. Ich bin ihr manchmal auf dem Postamt in der Seilerstraße, aber nie auf dem Feuerschiff (Foto) begegnet und muss sagen: i-m-p-o-s-a-n-t.
– „schmerz im schulterblatt wie eine murmel bewegt es sich“ (Burk, Bayern) Es klingt, als würde dieser Burker mit seinem Arzt sprechen (was auch die richtige Entscheidung gewesen wäre), doch seine Schilderung verpufft im großen weiten Googlenirwana. Ferndiagnose: Schultereckgelenkssprengung.
– „plural von gemüse“ (ein Anwaltsbüro aus Frankfurt, Hessen) Möglicherweise wüchsen mir als Mandanten ernste Zweifel an meiner Advokatenwahl, hätte ich Kenntnis von dieser Suchabfrage erlangt. Gemüsen? Gemüsese? Einspruch, euer Ehren.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Prostituierte
1. „Tecumseh“ von Townes van Zandt
2. „Christmas card from a hooker in Minneapolis“ von Tom Waits
3. „Sammy's song“ von David Bromberg
20 März 2006
Der getrübte Spreeblick
Es kam, wie es kommen musste: Die türkische Teenagerband Grup Tekkan hat einen Plattenvertrag, ihr Trashsong „Wo bist du, mein Sonnenlicht?“ wird Ende der Woche in die Topten gehen. Bei TV Total waren die lieben Dilettanten auch schon. Und schuld ist die Bloggemeinde, allen voran Spreeblick, wo schon an normalen Tagen Zehntausende vorbeisurfen.
Spätestens als dort das grottige Video verlinkt wurde, gab es aber für den Spreeblicktraffic ebenso kein Halten mehr wie für das „Sonnenlicht“-Video. Seither haben Millionen von Menschen den Clip angeklickt. Und jetzt – man kann das ohne Haareraufen gar nicht niederschreiben – geht der Song in die Charts.
Irgendwo klopfen sich wahrscheinlich gerade ein paar von Lachkrämpfen geschüttelte Musikmanager die Schenkel blutig. Denn es scheint, als sei die Blogosphäre erstmals richtig auf geschicktes Guerillamarketing hereingefallen. Die kollektive Intelligenz der Blogger, die clevere Skepsis, die sonst dazu führt, Strategien zu entlarven und Fakes auffliegen zu lassen: Sie hat versagt. Blinde Schadenfreude trübte ihnen den Verstand. Sie sind reingefallen, aber bitterböse. Sie waren nützliche Idioten beim Plan, Müll in die Charts zu hieven. Danke auch.
An der Spree aber ist man weiterhin völlig dumm vor Glück und juchzt rethorisch: „Wie fühlt es sich an, an einem Tag 100.000 Besucher auf der Seite zu haben?“ Das deutet offengestanden nicht gerade auf eine Resistenz gegen künftiges Missbrauchtwerden durch Marketingstrategen hin.
In den USA lassen sich die ersten Blogger teuer einkaufen, um als Profis für Firmen zu bloggen. Hierzulande machen sie’s kostenlos und merken es nicht mal. Blamabel.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, die Plattenfirmen dissen
1. „It ain't gonna suck itself“ von Cracker
2. „E.M.I.“ von The Sex Pistols
3. „Wahre Antwort“ von Peter Holler
Spätestens als dort das grottige Video verlinkt wurde, gab es aber für den Spreeblicktraffic ebenso kein Halten mehr wie für das „Sonnenlicht“-Video. Seither haben Millionen von Menschen den Clip angeklickt. Und jetzt – man kann das ohne Haareraufen gar nicht niederschreiben – geht der Song in die Charts.
Irgendwo klopfen sich wahrscheinlich gerade ein paar von Lachkrämpfen geschüttelte Musikmanager die Schenkel blutig. Denn es scheint, als sei die Blogosphäre erstmals richtig auf geschicktes Guerillamarketing hereingefallen. Die kollektive Intelligenz der Blogger, die clevere Skepsis, die sonst dazu führt, Strategien zu entlarven und Fakes auffliegen zu lassen: Sie hat versagt. Blinde Schadenfreude trübte ihnen den Verstand. Sie sind reingefallen, aber bitterböse. Sie waren nützliche Idioten beim Plan, Müll in die Charts zu hieven. Danke auch.
An der Spree aber ist man weiterhin völlig dumm vor Glück und juchzt rethorisch: „Wie fühlt es sich an, an einem Tag 100.000 Besucher auf der Seite zu haben?“ Das deutet offengestanden nicht gerade auf eine Resistenz gegen künftiges Missbrauchtwerden durch Marketingstrategen hin.
In den USA lassen sich die ersten Blogger teuer einkaufen, um als Profis für Firmen zu bloggen. Hierzulande machen sie’s kostenlos und merken es nicht mal. Blamabel.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, die Plattenfirmen dissen
1. „It ain't gonna suck itself“ von Cracker
2. „E.M.I.“ von The Sex Pistols
3. „Wahre Antwort“ von Peter Holler
19 März 2006
Die Promisichtungen
Heute, als ich vom Brötchenholen kam und an der Fußgängerampel vorm East Hotel wartete, kam Guido Buchwald vorbei. Offenbar war er gerade ausgecheckt, denn er trug eine Reisetasche. Jemand begleitete ihn, doch ich weiß nicht mal, ob Frau oder Mann, weil ich Guido Buchwald anschaute. Der Fußballweltmeister von 1990 schaute zurück, und zwar speziell so, wie jemand schaut, der immerzu erkennend angeschaut wird, ohne je wiedererkennend zurückschauen zu können. Tja, Prominentenschicksal. Ich nehme diese Begegnung als gutes Omen für die WM.
Es war überhaupt eine Woche der Promibegegnungen. Im Fitnessclub war mal wieder Smudo zugange, diesmal auf der Matte beim Bauchtraining. Und am Freitag hatte ich plötzlich den zumindest semilegendären Peter Holler am Telefon. Den Mann, der „Albatros“ geschrieben hat. Echt wahr.
Den Coverbildern seiner frühen Alben nach zu urteilen (Foto: sein Debüt von 1978), hatte Holler sich in den späten 70ern entscheiden müssen, ob er als Posterboy Weltkarriere machen oder als Popmusiker halblegendär werden will. Er entschied sich für Letzteres, schrieb Protestsongs, avancierte zur Größe in Hamburg und deutschlandweit immerhin zum Supportact von Joe Cocker.
Aber warum rief Peter Holler mich an? Wegen – man glaubt es kaum – dieses Blogs. Im Eintrag vom 18. Oktober 2005 hatte ich seinen wirklich formidablen Song „Albatros“ erwähnt, und beim Googeln nach sich selber war Holler drauf gestoßen und verspürte spontan eine derart große Dankbarkeit mir gegenüber, dass er sie telefonisch artikulieren wollte, nicht ohne auch noch die Zusendung eines bislang nicht in meinem Besitz befindlichen Holler-Albums zu annotieren. Sehr nett von ihm.
Holler wird beim nächsten Googeln wieder auf dieses Blog stoßen. Und dann hoffentlich den Rat annehmen, seinen Eintrag auf Wikipedia zu korrigieren; der besteht nämlich aus einem flapsigen und nicht sehr informativen Ausschnitt seiner eigenen Website. Das Geburtsdatum, lieber Peter, gehört bei Wikipedia einfach zu den Standardangaben, auch bei Einträgen über Beinahposterboys.
Heute Abend endete die Promibegegnungswoche beim gestern zurecht euphorisch angepriesenen Anna-Ternheim-Konzert, wo Grand-Prix-Urgestein Peter Urban sich erst mal Richtung Theke orientierte und die texanische Songwriterin Tish Hinojosa im Publikum war.
Tish darf ich allerdings nicht mitzählen, weil ich mich eh mit ihr und ihrer Clique dort treffen wollte. Bleiben vier echte Treffer für die Wochenwertung. Gute Quote.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, in denen Künstler erwähnt werden
1. „The Beatles and The Stones“ von House Of Love
2. „Song for Bob Dylan“ von David Bowie
3. „Gib es zu, du warst im Nana-Mouskouri-Konzert“ von Funny van Dannen
Es war überhaupt eine Woche der Promibegegnungen. Im Fitnessclub war mal wieder Smudo zugange, diesmal auf der Matte beim Bauchtraining. Und am Freitag hatte ich plötzlich den zumindest semilegendären Peter Holler am Telefon. Den Mann, der „Albatros“ geschrieben hat. Echt wahr.
Den Coverbildern seiner frühen Alben nach zu urteilen (Foto: sein Debüt von 1978), hatte Holler sich in den späten 70ern entscheiden müssen, ob er als Posterboy Weltkarriere machen oder als Popmusiker halblegendär werden will. Er entschied sich für Letzteres, schrieb Protestsongs, avancierte zur Größe in Hamburg und deutschlandweit immerhin zum Supportact von Joe Cocker.
Aber warum rief Peter Holler mich an? Wegen – man glaubt es kaum – dieses Blogs. Im Eintrag vom 18. Oktober 2005 hatte ich seinen wirklich formidablen Song „Albatros“ erwähnt, und beim Googeln nach sich selber war Holler drauf gestoßen und verspürte spontan eine derart große Dankbarkeit mir gegenüber, dass er sie telefonisch artikulieren wollte, nicht ohne auch noch die Zusendung eines bislang nicht in meinem Besitz befindlichen Holler-Albums zu annotieren. Sehr nett von ihm.
Holler wird beim nächsten Googeln wieder auf dieses Blog stoßen. Und dann hoffentlich den Rat annehmen, seinen Eintrag auf Wikipedia zu korrigieren; der besteht nämlich aus einem flapsigen und nicht sehr informativen Ausschnitt seiner eigenen Website. Das Geburtsdatum, lieber Peter, gehört bei Wikipedia einfach zu den Standardangaben, auch bei Einträgen über Beinahposterboys.
Heute Abend endete die Promibegegnungswoche beim gestern zurecht euphorisch angepriesenen Anna-Ternheim-Konzert, wo Grand-Prix-Urgestein Peter Urban sich erst mal Richtung Theke orientierte und die texanische Songwriterin Tish Hinojosa im Publikum war.
Tish darf ich allerdings nicht mitzählen, weil ich mich eh mit ihr und ihrer Clique dort treffen wollte. Bleiben vier echte Treffer für die Wochenwertung. Gute Quote.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, in denen Künstler erwähnt werden
1. „The Beatles and The Stones“ von House Of Love
2. „Song for Bob Dylan“ von David Bowie
3. „Gib es zu, du warst im Nana-Mouskouri-Konzert“ von Funny van Dannen
18 März 2006
Wir sind Schatten
So rum ist es immer besser: erst den Film sehen, dann die Vorlage lesen. Nach dem Kinobesuch von Ang Lees bewegendem „Brokeback Mountain“ vertiefte ich mich heute in Annie Proulx’ gleichnamige Kurzgeschichte von 1997. Eine verschmitzt lächelnde Ms. Columbo hatte mich gestern mit dem Buch überrascht.
Die gedruckte Story ist für mich nun, nach dem Film, unweigerlich bevölkert mit seinen Gesichtern, auch wenn die geschilderten körperlichen Merkmale der Figuren abweichen von den Physiognomien der Schauspieler. Das ist aber nicht weiter schlimm. Tauscht man dagegen die Reihenfolge, sieht man eine Verfilmung also erst nach der Lektüre, steigt die Gefahr, enttäuscht zu werden von der Diskrepanz zwischen eigener Imagination und filmischer Umsetzung.
Nachdem ich nun diese kleine, dichte und lakonisch erzählte Story gelesen habe, frage ich mich, warum Proulx damals nicht das epische Potenzial ihrer Idee erkannt hatte. Ihre Geschichte vom ungelebten Lebensglück zweier einfacher Männer vom Land, die sich über zwei Dekaden lieben, aber nie ein gemeinsames Leben wagen, hätte eher 400 als 40 Seiten vertragen.
Ang Lee muss das erkannt haben. Er schuf nun jenes unpathetische Epos, nach dem die Idee von Anfang an strebte. Die Tragik, die in einem existenziellen Versäumnis steckt, in einer unwiederbringlich verpassten Chance, hat mich beim Sehen des Films mit voller Wucht getroffen. Aber hätte Proulx’ Story die gleiche Wirkung entfaltet, wenn ich sie 1997 im New Yorker gelesen hätte?
Nein, wir haben hier den seltenen Fall der filmischen Vollendung eines literarischen Stoffes – das eine Medium lieferte ein schlafendes Epos, das andere weckte und entfaltete es.
„We are shadows / shadows in the alley“, raunt mir Anna Ternheim gerade während des Schreibens ins Ohr, und diese Verse scheinen einen dunklen Kommentar abzugeben zu „Brokeback Mountain“. Sie scheinen zu sagen: Tu, was du tun musst; denn du weißt nie, ob du es dir leisten kannst, bis morgen zu warten. Schatten sind flüchtig.
Heute Abend spielt Ternheim im Knust. Wer weiß, ob du es dir leisten kannst, sie zu verpassen.
Ex cathedra: Die Top 3 der größten Songs von Anna Ternheim
1. „Shoreline“
2. „I say no“
3. „Follow you tonight“
Die gedruckte Story ist für mich nun, nach dem Film, unweigerlich bevölkert mit seinen Gesichtern, auch wenn die geschilderten körperlichen Merkmale der Figuren abweichen von den Physiognomien der Schauspieler. Das ist aber nicht weiter schlimm. Tauscht man dagegen die Reihenfolge, sieht man eine Verfilmung also erst nach der Lektüre, steigt die Gefahr, enttäuscht zu werden von der Diskrepanz zwischen eigener Imagination und filmischer Umsetzung.
Nachdem ich nun diese kleine, dichte und lakonisch erzählte Story gelesen habe, frage ich mich, warum Proulx damals nicht das epische Potenzial ihrer Idee erkannt hatte. Ihre Geschichte vom ungelebten Lebensglück zweier einfacher Männer vom Land, die sich über zwei Dekaden lieben, aber nie ein gemeinsames Leben wagen, hätte eher 400 als 40 Seiten vertragen.
Ang Lee muss das erkannt haben. Er schuf nun jenes unpathetische Epos, nach dem die Idee von Anfang an strebte. Die Tragik, die in einem existenziellen Versäumnis steckt, in einer unwiederbringlich verpassten Chance, hat mich beim Sehen des Films mit voller Wucht getroffen. Aber hätte Proulx’ Story die gleiche Wirkung entfaltet, wenn ich sie 1997 im New Yorker gelesen hätte?
Nein, wir haben hier den seltenen Fall der filmischen Vollendung eines literarischen Stoffes – das eine Medium lieferte ein schlafendes Epos, das andere weckte und entfaltete es.
„We are shadows / shadows in the alley“, raunt mir Anna Ternheim gerade während des Schreibens ins Ohr, und diese Verse scheinen einen dunklen Kommentar abzugeben zu „Brokeback Mountain“. Sie scheinen zu sagen: Tu, was du tun musst; denn du weißt nie, ob du es dir leisten kannst, bis morgen zu warten. Schatten sind flüchtig.
Heute Abend spielt Ternheim im Knust. Wer weiß, ob du es dir leisten kannst, sie zu verpassen.
Ex cathedra: Die Top 3 der größten Songs von Anna Ternheim
1. „Shoreline“
2. „I say no“
3. „Follow you tonight“
17 März 2006
Am Sushilaufband
Wenn man auf dem Land lebt – sagen wir: in Uckersdorf –, ist die Wahrscheinlichkeit immens klein, vom Restaurant seiner Träume quasi zu Hause aufgesucht zu werden. Anders auf St. Pauli.
Um die Ecke, nämlich zwei Fußminuten entfernt am Millerntorplatz, hat unlängst das Tai Pan eröffnet. Mit einem traumhaften Konzept für Fischfans wie uns: Sushi all you can eat, mittags für neunneunzig, abends für vierzehnneunzig. Da kann man nichts gegen sagen, wirklich nicht. Und wie wir heute erneut feststellen konnten: we can eat hell of a lot.
Man sitzt am fixen Laufband und fischt (harhar) sich flugs die von einer durchsichtigen Plastikhaube beschirmten Schälchen herunter. Der besondere Gag des Restaurants aber ist die zusätzliche warme mongolische Küche, die auf dem begrüßenswerten Büffetprinzip beruht.
Man schreitet das Angebot gemessenen Schrittes ab und füllt sukzessive seinen Teller mit rohen Köstlichkeiten, darunter Krabben, Ente, diverse Pilzsorten und Gemüse. Sodann wählt man eine nummerierte Klammer, welche die erwählte Soße bezeichnet, heftet diese an den Teller und trägt denselben zur Küchendurchreiche, wo der original asiatische Koch ihn voller Tatendrang entgegennimmt, um alles auf einer riesigen Pfannenfläche à la Wok kurzzubraten. Famose Idee.
Auf dem Sushilaufband bewirkt die knappe Kalkulation des Tai Pan zwar eine relativ geringe Fischdichte, doch ist alles nur eine Frage der Geduld, welche ja zu den höchstangesehenen Tugenden gehört. Und wenn man allzulang auf den nächsten Lachshaps warten muss, behilft man sich eben mit einem schnippisch kompilierten Teller am Mongolenbüffet.
Für eine kleine Trübung des Vergnügens sorgte heute ein Kerl mit hochgeschobener Sonnenbrille über dem Ludenmecki, der die (durchsichtigen!) Plastikhauben aus unerfindlichen Gründen jeweils anhob, um das sushige Darunter aus beängstigend kurzer Distanz genauer in Augenschein zu nehmen. Meist klappte er danach allerdings die Haube wieder herunter. Da wir laufbandtechnisch gesehen einen Platz hinter ihm hatten, kamen diese entweihten Schälchen für uns natürlich nicht mehr in Frage; immerhin hätte Herr Ludenmecki Vogelgrippeviren auf den Tun geatmet haben können.
Ms. Columbo war das aber längst egal, sie hatte deutlich mehr Weißwein zu sich genommen als gewöhnlich, und das macht sie stets toleranter gegenüber dem Fehlverhalten ihrer Umwelt. Stattdessen nötigte sie mich wider alle Vernunft zu einem letzten frittierten Bananenbällchen zum Dessert, ehe wir die zwei Fußminuten nach Hause antraten, die seltsamerweise heute fünf dauerten.
Ein sehr empfehlenswertes Restaurant, das Tai Pan.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Meeresbewohnern
1. „Ice fishing“ von Bill Morrissey
2. „Save the whale“ von Country Joe McDonald
3. „The fisherman“ von Leo Kottke.
Um die Ecke, nämlich zwei Fußminuten entfernt am Millerntorplatz, hat unlängst das Tai Pan eröffnet. Mit einem traumhaften Konzept für Fischfans wie uns: Sushi all you can eat, mittags für neunneunzig, abends für vierzehnneunzig. Da kann man nichts gegen sagen, wirklich nicht. Und wie wir heute erneut feststellen konnten: we can eat hell of a lot.
Man sitzt am fixen Laufband und fischt (harhar) sich flugs die von einer durchsichtigen Plastikhaube beschirmten Schälchen herunter. Der besondere Gag des Restaurants aber ist die zusätzliche warme mongolische Küche, die auf dem begrüßenswerten Büffetprinzip beruht.
Man schreitet das Angebot gemessenen Schrittes ab und füllt sukzessive seinen Teller mit rohen Köstlichkeiten, darunter Krabben, Ente, diverse Pilzsorten und Gemüse. Sodann wählt man eine nummerierte Klammer, welche die erwählte Soße bezeichnet, heftet diese an den Teller und trägt denselben zur Küchendurchreiche, wo der original asiatische Koch ihn voller Tatendrang entgegennimmt, um alles auf einer riesigen Pfannenfläche à la Wok kurzzubraten. Famose Idee.
Auf dem Sushilaufband bewirkt die knappe Kalkulation des Tai Pan zwar eine relativ geringe Fischdichte, doch ist alles nur eine Frage der Geduld, welche ja zu den höchstangesehenen Tugenden gehört. Und wenn man allzulang auf den nächsten Lachshaps warten muss, behilft man sich eben mit einem schnippisch kompilierten Teller am Mongolenbüffet.
Für eine kleine Trübung des Vergnügens sorgte heute ein Kerl mit hochgeschobener Sonnenbrille über dem Ludenmecki, der die (durchsichtigen!) Plastikhauben aus unerfindlichen Gründen jeweils anhob, um das sushige Darunter aus beängstigend kurzer Distanz genauer in Augenschein zu nehmen. Meist klappte er danach allerdings die Haube wieder herunter. Da wir laufbandtechnisch gesehen einen Platz hinter ihm hatten, kamen diese entweihten Schälchen für uns natürlich nicht mehr in Frage; immerhin hätte Herr Ludenmecki Vogelgrippeviren auf den Tun geatmet haben können.
Ms. Columbo war das aber längst egal, sie hatte deutlich mehr Weißwein zu sich genommen als gewöhnlich, und das macht sie stets toleranter gegenüber dem Fehlverhalten ihrer Umwelt. Stattdessen nötigte sie mich wider alle Vernunft zu einem letzten frittierten Bananenbällchen zum Dessert, ehe wir die zwei Fußminuten nach Hause antraten, die seltsamerweise heute fünf dauerten.
Ein sehr empfehlenswertes Restaurant, das Tai Pan.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Meeresbewohnern
1. „Ice fishing“ von Bill Morrissey
2. „Save the whale“ von Country Joe McDonald
3. „The fisherman“ von Leo Kottke.
16 März 2006
Die Korruptionswahrscheinlichkeit von Kahn & Co.
Alles überschlägt sich. Die ganze Welt gerät ins Wanken und – noch schlimmer – vielleicht gar die WM. Der Grund für meine düsteren Worte: Gestern meldete die Münchner Boulevardzeitung tz, Jungnationalspieler und Schlichtgemüt Bastian Schweinsteiger gelte als Beschuldigter im Wettskandal.
Nur mühsam beherrscht und tz-schwenkend trat daraufhin Bayernvorstand Karl-Heinz Rummenigge vor die Presse und dementierte: „Sebastian Deisler, äh, Sebastian Schweinsteiger“ sei keinesfalls in irgendwas verwickelt.
Die Meldung wirkte sich auf die gestern hier gestartete Umfrage, wen die Blogosphäre für den Bestochenen hält, übrigens nicht aus. Schweini gilt uns als relativ integer; er erhielt lediglich 3,13 % der Stimmen.
Der Zwischenstand birgt dennoch Überraschendes. Gleich drei Hauptverdächtige liegen zurzeit Kopf an Kopf vorne, alle punktgleich mit einer Korruptionswahrscheinlichkeit von je 9,38 Prozent – und zwar: Mike Hanke (klar), Oliver Kahn (hä?) und Timo Hildebrandt (wieee bitte??). Es kann natürlich weiter abgestimmt werden; weitere Zwischenergebnisse werden folgen.
Wir Hamburger – St. Paulianer ganz besonders – können die ganze Entwicklung übrigens überlegen feixend verfolgen. Schließlich stellen wir keinen einzigen deutschen Nationalspieler. Endlich hat das mal einen Vorteil.
Einst, in der Gutenaltenzeit, beschäftigten sich Profifußballer übrigens eher damit, sich zum Affen zu machen als Schmiergeld einzusammeln. Deshalb gibt es heute Teil 2 der Fußballsongs, und zwar wie immer …
… ex cathedra: Die Top 3 der von Kickern gesungenen Songs (die ersten beiden Plätze verkündet von BJ Andreas)
1. „Das Mädchen meiner Träume“ von Helmut & Erwin Kremers
2. „Head over heels in love“ von Kevin Keegan
3. „Dann macht es bumm“ von Gerd Müller
Nur mühsam beherrscht und tz-schwenkend trat daraufhin Bayernvorstand Karl-Heinz Rummenigge vor die Presse und dementierte: „Sebastian Deisler, äh, Sebastian Schweinsteiger“ sei keinesfalls in irgendwas verwickelt.
Die Meldung wirkte sich auf die gestern hier gestartete Umfrage, wen die Blogosphäre für den Bestochenen hält, übrigens nicht aus. Schweini gilt uns als relativ integer; er erhielt lediglich 3,13 % der Stimmen.
Der Zwischenstand birgt dennoch Überraschendes. Gleich drei Hauptverdächtige liegen zurzeit Kopf an Kopf vorne, alle punktgleich mit einer Korruptionswahrscheinlichkeit von je 9,38 Prozent – und zwar: Mike Hanke (klar), Oliver Kahn (hä?) und Timo Hildebrandt (wieee bitte??). Es kann natürlich weiter abgestimmt werden; weitere Zwischenergebnisse werden folgen.
Wir Hamburger – St. Paulianer ganz besonders – können die ganze Entwicklung übrigens überlegen feixend verfolgen. Schließlich stellen wir keinen einzigen deutschen Nationalspieler. Endlich hat das mal einen Vorteil.
Einst, in der Gutenaltenzeit, beschäftigten sich Profifußballer übrigens eher damit, sich zum Affen zu machen als Schmiergeld einzusammeln. Deshalb gibt es heute Teil 2 der Fußballsongs, und zwar wie immer …
… ex cathedra: Die Top 3 der von Kickern gesungenen Songs (die ersten beiden Plätze verkündet von BJ Andreas)
1. „Das Mädchen meiner Träume“ von Helmut & Erwin Kremers
2. „Head over heels in love“ von Kevin Keegan
3. „Dann macht es bumm“ von Gerd Müller
15 März 2006
Wer ist das schwarze Schaf?
Unfassbar: Ein neuer Wettskandal erschüttert Fußballdeutschland! Und diesmal sollen nicht nur unterklassige Knallchargen beteiligt sein, sondern sogar ein Nationalspieler. Ob damit ein deutscher gemeint ist? Zurzeit noch offen.
Mal angenommen, es wäre so: Welcher Kandidat ist wohl der wahrscheinlichste? Unten folgt der derzeitige WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Mein Favorit steht fest, aber den verrate ich (noch) nicht. Ich warte erst einmal aufs Votum der Blogosphäre per Mail. Hier die Liste aller Bewerber:
Timo Hildebrand
Oliver Kahn
Jens Lehmann
Arne Friedrich
Manuel Friedrich
Robert Huth
Marcell Jansen
Philipp Lahm
Per Mertesacker
Christoph Metzelder
Patrick Owomoyela
Michael Ballack
Tim Borowski
Sebastian Deisler
Fabian Ernst
Torsten Frings
Sebastian Kehl
Bernd Schneider
Bastian Schweinsteiger
Gerald Asamoah
Mike Hanke
Miroslav Klose
Lukas Podolski
Das Ergebnis erfahrt ihr alsbald an dieser Stelle, und unter allen Teilnehmern wird natürlich wieder ein Matt-Sampler verlost.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Fußballbezug, verkündet von BJ Andreas
1. „Three Lions“ von The Lightning Seeds
2. „You'll never walk alone“ von Gerry & the Pacemakers
3. „Bodo Ballermann“ von Udo Lindenberg.
Mal angenommen, es wäre so: Welcher Kandidat ist wohl der wahrscheinlichste? Unten folgt der derzeitige WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Mein Favorit steht fest, aber den verrate ich (noch) nicht. Ich warte erst einmal aufs Votum der Blogosphäre per Mail. Hier die Liste aller Bewerber:
Timo Hildebrand
Oliver Kahn
Jens Lehmann
Arne Friedrich
Manuel Friedrich
Robert Huth
Marcell Jansen
Philipp Lahm
Per Mertesacker
Christoph Metzelder
Patrick Owomoyela
Michael Ballack
Tim Borowski
Sebastian Deisler
Fabian Ernst
Torsten Frings
Sebastian Kehl
Bernd Schneider
Bastian Schweinsteiger
Gerald Asamoah
Mike Hanke
Miroslav Klose
Lukas Podolski
Das Ergebnis erfahrt ihr alsbald an dieser Stelle, und unter allen Teilnehmern wird natürlich wieder ein Matt-Sampler verlost.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Fußballbezug, verkündet von BJ Andreas
1. „Three Lions“ von The Lightning Seeds
2. „You'll never walk alone“ von Gerry & the Pacemakers
3. „Bodo Ballermann“ von Udo Lindenberg.
14 März 2006
Die Fundstücke des Tages (11)
1. iTunes ist echt lustig: Es vertröstet mich bis nach der Verrentung. Madonnas aktuelles Album müsste doch eigentlich früher zu beschaffen sein.
2. „Ich empfehle Daniel Kehlmann unbedingt Intelligenz, Beobachtungsgabe und fabelhafte Dialoge“, wird Marcel Reich-Ranicki auf dem Cover des Buches „Die Vermessung der Welt“ zitiert. Ein harter Verriss, wie ich finde; den hätte man lieber verschweigen statt aufs Cover drucken sollen. Auch als Werbestrategie seltsam, ja gewagt, wenn nicht kontraproduktiv. Dann fällt mir auf, dass mein rechter Daumen, mit dessen Hilfe ich das Buch halte, ein Satzzeichen verdeckt: den Punkt hinter „unbedingt“ …
3. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „die musik beim fc st. pauli wenn ein tor fällt heißt“ (Muhl, Rheinland-Pfalz) Das Orakel von Google weiß es auch nicht. Es versteht auch die Frage nicht. Aber ich. Die Antwort lautet: „Song 2“ von Blur.
– „nippelzwirbler“ (Eschborn, Hessen) Bin selbst Hesse. Kann das verstehen. Irgendwo.
– „klaus & klaus wir kommen alle in den himmel lyrics“ (Brockton, Massachusetts, USA) Die Suche nach dem Text dieses trostreichen Liedes aus deutscher Produktion ist eigentlich gar nicht skurril. Es sei denn, man wohnt in Brockton, Massachusetts.
Ex cathedra: Die Top 3 des Querbeetsamplers, den Gunnar mir heute verehrte
1. „Wo ist zu Hause Mama“ von Johnny Cash
2. „About her“ von Malcolm McLaren
3. „Cross the green mountain“ von Bob Dylan
2. „Ich empfehle Daniel Kehlmann unbedingt Intelligenz, Beobachtungsgabe und fabelhafte Dialoge“, wird Marcel Reich-Ranicki auf dem Cover des Buches „Die Vermessung der Welt“ zitiert. Ein harter Verriss, wie ich finde; den hätte man lieber verschweigen statt aufs Cover drucken sollen. Auch als Werbestrategie seltsam, ja gewagt, wenn nicht kontraproduktiv. Dann fällt mir auf, dass mein rechter Daumen, mit dessen Hilfe ich das Buch halte, ein Satzzeichen verdeckt: den Punkt hinter „unbedingt“ …
3. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „die musik beim fc st. pauli wenn ein tor fällt heißt“ (Muhl, Rheinland-Pfalz) Das Orakel von Google weiß es auch nicht. Es versteht auch die Frage nicht. Aber ich. Die Antwort lautet: „Song 2“ von Blur.
– „nippelzwirbler“ (Eschborn, Hessen) Bin selbst Hesse. Kann das verstehen. Irgendwo.
– „klaus & klaus wir kommen alle in den himmel lyrics“ (Brockton, Massachusetts, USA) Die Suche nach dem Text dieses trostreichen Liedes aus deutscher Produktion ist eigentlich gar nicht skurril. Es sei denn, man wohnt in Brockton, Massachusetts.
Ex cathedra: Die Top 3 des Querbeetsamplers, den Gunnar mir heute verehrte
1. „Wo ist zu Hause Mama“ von Johnny Cash
2. „About her“ von Malcolm McLaren
3. „Cross the green mountain“ von Bob Dylan
13 März 2006
Der dunkle Trieb
Für Fahrradkuriere sind die Seitenstraßen rund um die Reeperbahn zurzeit eine echte Herausforderung. In die Schneeschicht auf dem Asphalt haben sich tiefe Reifenspuren eingegraben. Nach kurzem Antauen in der Mittagssonne froren die Furchen und Muster wieder zu – zum bizarren, passagenweise beinharten Parcours, der nur noch von Snowboardern zu bewältigen wäre.
Heute morgen sah man also vom Balkon aus einen schnittigen Kurier sein Rad wackligen Schrittes über den vereisten Seilerstraßengehweg schieben. Er schafft sein Pensum zurzeit ebensowenig wie die Postboten. Und drüben auf dem Heiliggeistfeld bauen fluchende Vermummte bei Frost und Schnee den sogenannten Dom auf, einen bundesweit bekannten Rummel, der dreimal im Jahr stattfindet und buchstäblich Millionen von Alk- und Achterbahnfans in unser Viertel lockt. Der am Freitag startende heißt Frühlingsdom, wird aber wohl winterlicher aussehen als der im November/Dezember; und der nannte sich Weihnachtsdom. Werden also kurzerhand die Mandelbrennereien aus dem Urlaub zurückbeordert? Der Frühlingsdom ist ja normalerweise eine Matjesdomäne.
Und werden sich die Besucher wirklich in jene eiswindumtoste Höhe begeben, in die das wirklich riesige Riesenrad vorstößt? Komischerweise traue ich mich alljährlich in dieses archaische Gefährt hinein, obwohl ich unter Höhenangst leide und auch sonst jedem zentrifugenähnlichen Herumwirbler auf dem Dom so fern bleibe wie die Gans dem Fuchs. Im Riesenrad sacke ich zwar tief in mich zusammen, rutsche halb vom Brett, umklammere krampfig mit weißlich schimmernden Fingerknöcheln die Sitzbankkanten und denke unablässig „Ogottogott!“, doch aus irgendeinem Grund habe ich mich ja dort hineinbegeben, also muss eine gewisse rationale Entscheidungsfindung vorausgegangen sein.
Früher war Ms. Columbo die Taffe von uns beiden, die das schief grinsende Häufchen Elend gegenüber mit besänftigendem Lächeln auf die grunsätzliche Harmlosigkeit der Gesamtsituation hinwies. Doch sie spürte ja auch nicht die Sogkraft des Abgrunds. Der Akrophobiker fürchtet sich nicht vor der Tiefe an sich, sondern vor einem dunklen Trieb in ihm selber, der beschwörend flüstert: Steh auf, erklimme das Geländer – und spring! Gruselig.
Vielleicht waren viele Selbstmörder gar keine, sondern einfach willensschwache Menschen mit Höhenangst, die der hypnotischen Stimme des dunklen Triebes keinen Wunsch abschlagen konnten. Heutzutage klammert sich Ms. Columbo übrigens mit genauso weißlich schimmernden Fingerknöcheln ans lächerlich schmale Sitzbrett, und ihr Lächeln ist nicht mehr besänftigend, sondern verbissen und schief. Das hilft mir allerdings noch weniger.
So fahren wir alljährlich mit dem Riesenrad hinauf in den Himmel über St. Pauli (Foto), zwei schockstarre Gestalten im Sandwich der Gefühle – zwischen Panik und schöner Aussicht.
Nächste Woche soll es Frühling werden. Und wir werden aus irgendeinem Grund wieder für sechs Euro zwei Riesenradkarten lösen. Hoffentlich hat der dunkle Trieb dieses Jahr nicht plötzlich neue Tricks auf Lager.
Ex cathedra: Die Top 3 der Hymnen an den Frühling, verkündet von BJ Andreas
1. „ Springtime“ von Jonathan Richman
2. „I live in the springtime“ von The Lemon Drops
3. „Spring rain“ von Go-Betweens
Heute morgen sah man also vom Balkon aus einen schnittigen Kurier sein Rad wackligen Schrittes über den vereisten Seilerstraßengehweg schieben. Er schafft sein Pensum zurzeit ebensowenig wie die Postboten. Und drüben auf dem Heiliggeistfeld bauen fluchende Vermummte bei Frost und Schnee den sogenannten Dom auf, einen bundesweit bekannten Rummel, der dreimal im Jahr stattfindet und buchstäblich Millionen von Alk- und Achterbahnfans in unser Viertel lockt. Der am Freitag startende heißt Frühlingsdom, wird aber wohl winterlicher aussehen als der im November/Dezember; und der nannte sich Weihnachtsdom. Werden also kurzerhand die Mandelbrennereien aus dem Urlaub zurückbeordert? Der Frühlingsdom ist ja normalerweise eine Matjesdomäne.
Und werden sich die Besucher wirklich in jene eiswindumtoste Höhe begeben, in die das wirklich riesige Riesenrad vorstößt? Komischerweise traue ich mich alljährlich in dieses archaische Gefährt hinein, obwohl ich unter Höhenangst leide und auch sonst jedem zentrifugenähnlichen Herumwirbler auf dem Dom so fern bleibe wie die Gans dem Fuchs. Im Riesenrad sacke ich zwar tief in mich zusammen, rutsche halb vom Brett, umklammere krampfig mit weißlich schimmernden Fingerknöcheln die Sitzbankkanten und denke unablässig „Ogottogott!“, doch aus irgendeinem Grund habe ich mich ja dort hineinbegeben, also muss eine gewisse rationale Entscheidungsfindung vorausgegangen sein.
Früher war Ms. Columbo die Taffe von uns beiden, die das schief grinsende Häufchen Elend gegenüber mit besänftigendem Lächeln auf die grunsätzliche Harmlosigkeit der Gesamtsituation hinwies. Doch sie spürte ja auch nicht die Sogkraft des Abgrunds. Der Akrophobiker fürchtet sich nicht vor der Tiefe an sich, sondern vor einem dunklen Trieb in ihm selber, der beschwörend flüstert: Steh auf, erklimme das Geländer – und spring! Gruselig.
Vielleicht waren viele Selbstmörder gar keine, sondern einfach willensschwache Menschen mit Höhenangst, die der hypnotischen Stimme des dunklen Triebes keinen Wunsch abschlagen konnten. Heutzutage klammert sich Ms. Columbo übrigens mit genauso weißlich schimmernden Fingerknöcheln ans lächerlich schmale Sitzbrett, und ihr Lächeln ist nicht mehr besänftigend, sondern verbissen und schief. Das hilft mir allerdings noch weniger.
So fahren wir alljährlich mit dem Riesenrad hinauf in den Himmel über St. Pauli (Foto), zwei schockstarre Gestalten im Sandwich der Gefühle – zwischen Panik und schöner Aussicht.
Nächste Woche soll es Frühling werden. Und wir werden aus irgendeinem Grund wieder für sechs Euro zwei Riesenradkarten lösen. Hoffentlich hat der dunkle Trieb dieses Jahr nicht plötzlich neue Tricks auf Lager.
Ex cathedra: Die Top 3 der Hymnen an den Frühling, verkündet von BJ Andreas
1. „ Springtime“ von Jonathan Richman
2. „I live in the springtime“ von The Lemon Drops
3. „Spring rain“ von Go-Betweens
12 März 2006
Die Tabascowette
Die nostalgische Story von Frau Modeste über den Grillteller Akropolis erinnert mich an die Lieblingspizzeria meiner Jugendzeit. Sie stand im hessischen Dillenburg, gegenüber vom Bahnhof. Wir fuhren mit der Clique einmal die Woche hin. Für mich bedeutete der Besuch des Rialto zugleich die Einführung in die Welt des geschmolzenen Käses.
Zu Hause nämlich war dieses so vielseitig verwendbare Lebensmittel aufs Höchste verpönt und wurde mit allen Anzeichen des Ekels sogar verbal weitgehend tabuisiert. Käse hatte kalt zu sein, basta. So die Direktive meines Vaters. Gegen diese offenbar naturgegebene Tatsache wurde auch mütterlicherseits niemals verstoßen, so dass mein erster Pizzeriabesuch mich zugleich mit der verführerisch verbotenen Welt des erhitzten Milchproduktes konfrontierte, obgleich mein anerzogener Ekel nur peu a peu weichen wollte.
Bald aber bestellte ich meine Pizza mit doppelt Käse, und heute scheint es mir, als sei diese Ungeheuerlichkeit die erste allegorische Andeutung der sich nur wenig später anbahnenden offenen Rebellion gegen meinen Vater gewesen. Was mit warmem Käse begann, erfasste bald auch die Sphäre des politischen Diskurses („Solange du die Füße unter meinen Tisch streckst …!“) und endete in Kriegsdienstverweigerung, Anti-Strauß-Buttons, Kirchenaustritt und konfrontativ gemeintem Politikstudium in Marburg, wo ich Ms. Columbo kennenlernte – der Rest ist Geschichte.
Und alles nur wegen doppelt Käse auf der Pizza.
Eigentlich wollte ich aber eine ganz andere Rialto-Geschichte erzählen, nämlich die von der Tabascowette. Auf die Doppelschicht Käse kippten wir uns stets einen Hauch Tabasco, jenes teuflische Höllengebräu, das schon bei der geringsten Überdosierung mit deiner Mundschleimhaut etwas anstellt, für das „Halloween“-Killer Michael Myers noch ein Fleischermesser benötigte. Manche in der Clique gingen dennoch deutlich weiter und färbten die Pizzaoberfläche streifig rot.
Der Wagemutigste von uns war W., ein grobschlächtiger Sympath, der später ebenso vergnügt wie erfolgreich eine Metzgerlaufbahn einschlug. Irgendwer regte angesichts W.s beeindruckender Tabascodosis eine Wette an, die wir alle rasch und gerne unterstützten. Wenn er, W., in der Lage sei, so die durchaus sadistisch grundierte Offerte, ein randvolles Schnapsglas Tabasco zu trinken, dann werde ihn der Pizzaabend im Rialto keinen müden Pfennig kosten; die Zeche übernähmen wir.
W. war ein Mensch der Tat, was er noch oft in seinem Leben beweisen sollte, ob im Schlachtraum oder bei mancher Schulhofschlägerei. Allerdings geriet er nun ins Grübeln, was die Dimension der Herausforderung unterstrich. Doch dann ließ er sich entschlossen ein Schnapsglas bringen, und einer von uns übernahm das Befüllen desselben.
Angesichts der wohlweislichen Konstruktion einer Tabascoflasche – stets verlässt trotz heftigen Schüttelns nur ein kleiner definierter Strahl den Flaschenmund – geriet dies zu einer recht langwierigen Aufgabe. Doch irgendwann war es geschafft, das Glas war voll, und sein Anblick erfüllte uns mit Demut und Respekt. Ein Schauder durchfloss uns, doch wir überspielten den Ernst der Lage mit derben Scherzen auf W.s Kosten.
Der Proband indes zögerte nicht lange; er wusste instinktiv: Ein Ende mit Schrecken war weiterem Hadern und Zaudern unbedingt vorzuziehen. Er verfuhr nach einer bewährten Hamburger Methode, welche ich allerdings erst viele Jahre später so pointiert kennenlernen sollte: Nich lang schnacken, Kopp in’n Nacken.
Ich erinnere mich an unser atemloses Schweigen. Und daran, wie wir W. mit riesigen Augen anstarrten. Er sagte nichts. Er saß einfach da, vor sich das leere Glas, und keuchte unterdrückt. Wir starrten und sahen, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Aber er sagte nichts. Dann kroch es ihm rot ins Gesicht, glitzernder Schweiß rann ihm von der Stirn und tropfte auf die Tischdecke, direkt neben das leere Glas.
Sein Kopf begann auszusehen wie eine mutierte Gentomate. W. sagte noch immer nichts. Wahrscheinlich waren seine Stimmbänder gelähmt. Doch tief unter dieser rotglühenden, immer keuchender atmenden, schweißnassen, um Struktur und Halt kämpfenden Oberfläche, die wir mit offenen Mündern anglotzten, gloste schon sein Triumph, und wir spürten ihn alle.
W. hatte vorsorglich Wasser geordert, was er nun in sich hineinzuschütten begann (es hätte unbedingt etwas Milchiges sein müssen, doch das weiß ich erst heute), er bestellte flaschenweise nach und litt triumphierend eine ganze Weile, viel länger, als es nötig gewesen wäre.
So wurde W. an einem einzigen Abend zum Helden – ach was: zur Legende. Er war der Junge, der ein Glas Tabasco auf ex kippte und alles durchlitt und ertrug, was unweigerlich folgte. Er war der Junge, der ein Glas Tabasco auf ex kippte und schwieg. Einige Jahre später erwischte ihn eine Hirnhautentzündung, er schwebte tagelang zwischen Leben und Tod, doch er überstand auch das.
Keiner von uns folgte ihm je ins Tabascoland des Feuers und des Schmerzes, dessen Geheimnisse er allein geschaut hatte. Für mich war er eine Art Livingstone oder Amerigo Vespucci: einer, der tollkühn ins Unbekannte aufgebrochen war, um gereifter, weiser zurückzukehren in die Welt der Verzagten. In die Welt der Tabascotröpfler.
Und alles wegen einer Pizza mit doppelt Käse, für lau.
Ex cathedra: Die Top 3 der feurigsten Songs
1. „She's hot“ von The Rolling Stones
2. „Texas chili“ von Country Gentlemen
3. alles von den Red Hot Chili Peppers
Zu Hause nämlich war dieses so vielseitig verwendbare Lebensmittel aufs Höchste verpönt und wurde mit allen Anzeichen des Ekels sogar verbal weitgehend tabuisiert. Käse hatte kalt zu sein, basta. So die Direktive meines Vaters. Gegen diese offenbar naturgegebene Tatsache wurde auch mütterlicherseits niemals verstoßen, so dass mein erster Pizzeriabesuch mich zugleich mit der verführerisch verbotenen Welt des erhitzten Milchproduktes konfrontierte, obgleich mein anerzogener Ekel nur peu a peu weichen wollte.
Bald aber bestellte ich meine Pizza mit doppelt Käse, und heute scheint es mir, als sei diese Ungeheuerlichkeit die erste allegorische Andeutung der sich nur wenig später anbahnenden offenen Rebellion gegen meinen Vater gewesen. Was mit warmem Käse begann, erfasste bald auch die Sphäre des politischen Diskurses („Solange du die Füße unter meinen Tisch streckst …!“) und endete in Kriegsdienstverweigerung, Anti-Strauß-Buttons, Kirchenaustritt und konfrontativ gemeintem Politikstudium in Marburg, wo ich Ms. Columbo kennenlernte – der Rest ist Geschichte.
Und alles nur wegen doppelt Käse auf der Pizza.
Eigentlich wollte ich aber eine ganz andere Rialto-Geschichte erzählen, nämlich die von der Tabascowette. Auf die Doppelschicht Käse kippten wir uns stets einen Hauch Tabasco, jenes teuflische Höllengebräu, das schon bei der geringsten Überdosierung mit deiner Mundschleimhaut etwas anstellt, für das „Halloween“-Killer Michael Myers noch ein Fleischermesser benötigte. Manche in der Clique gingen dennoch deutlich weiter und färbten die Pizzaoberfläche streifig rot.
Der Wagemutigste von uns war W., ein grobschlächtiger Sympath, der später ebenso vergnügt wie erfolgreich eine Metzgerlaufbahn einschlug. Irgendwer regte angesichts W.s beeindruckender Tabascodosis eine Wette an, die wir alle rasch und gerne unterstützten. Wenn er, W., in der Lage sei, so die durchaus sadistisch grundierte Offerte, ein randvolles Schnapsglas Tabasco zu trinken, dann werde ihn der Pizzaabend im Rialto keinen müden Pfennig kosten; die Zeche übernähmen wir.
W. war ein Mensch der Tat, was er noch oft in seinem Leben beweisen sollte, ob im Schlachtraum oder bei mancher Schulhofschlägerei. Allerdings geriet er nun ins Grübeln, was die Dimension der Herausforderung unterstrich. Doch dann ließ er sich entschlossen ein Schnapsglas bringen, und einer von uns übernahm das Befüllen desselben.
Angesichts der wohlweislichen Konstruktion einer Tabascoflasche – stets verlässt trotz heftigen Schüttelns nur ein kleiner definierter Strahl den Flaschenmund – geriet dies zu einer recht langwierigen Aufgabe. Doch irgendwann war es geschafft, das Glas war voll, und sein Anblick erfüllte uns mit Demut und Respekt. Ein Schauder durchfloss uns, doch wir überspielten den Ernst der Lage mit derben Scherzen auf W.s Kosten.
Der Proband indes zögerte nicht lange; er wusste instinktiv: Ein Ende mit Schrecken war weiterem Hadern und Zaudern unbedingt vorzuziehen. Er verfuhr nach einer bewährten Hamburger Methode, welche ich allerdings erst viele Jahre später so pointiert kennenlernen sollte: Nich lang schnacken, Kopp in’n Nacken.
Ich erinnere mich an unser atemloses Schweigen. Und daran, wie wir W. mit riesigen Augen anstarrten. Er sagte nichts. Er saß einfach da, vor sich das leere Glas, und keuchte unterdrückt. Wir starrten und sahen, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Aber er sagte nichts. Dann kroch es ihm rot ins Gesicht, glitzernder Schweiß rann ihm von der Stirn und tropfte auf die Tischdecke, direkt neben das leere Glas.
Sein Kopf begann auszusehen wie eine mutierte Gentomate. W. sagte noch immer nichts. Wahrscheinlich waren seine Stimmbänder gelähmt. Doch tief unter dieser rotglühenden, immer keuchender atmenden, schweißnassen, um Struktur und Halt kämpfenden Oberfläche, die wir mit offenen Mündern anglotzten, gloste schon sein Triumph, und wir spürten ihn alle.
W. hatte vorsorglich Wasser geordert, was er nun in sich hineinzuschütten begann (es hätte unbedingt etwas Milchiges sein müssen, doch das weiß ich erst heute), er bestellte flaschenweise nach und litt triumphierend eine ganze Weile, viel länger, als es nötig gewesen wäre.
So wurde W. an einem einzigen Abend zum Helden – ach was: zur Legende. Er war der Junge, der ein Glas Tabasco auf ex kippte und alles durchlitt und ertrug, was unweigerlich folgte. Er war der Junge, der ein Glas Tabasco auf ex kippte und schwieg. Einige Jahre später erwischte ihn eine Hirnhautentzündung, er schwebte tagelang zwischen Leben und Tod, doch er überstand auch das.
Keiner von uns folgte ihm je ins Tabascoland des Feuers und des Schmerzes, dessen Geheimnisse er allein geschaut hatte. Für mich war er eine Art Livingstone oder Amerigo Vespucci: einer, der tollkühn ins Unbekannte aufgebrochen war, um gereifter, weiser zurückzukehren in die Welt der Verzagten. In die Welt der Tabascotröpfler.
Und alles wegen einer Pizza mit doppelt Käse, für lau.
Ex cathedra: Die Top 3 der feurigsten Songs
1. „She's hot“ von The Rolling Stones
2. „Texas chili“ von Country Gentlemen
3. alles von den Red Hot Chili Peppers
11 März 2006
10 März 2006
Der große Schnee
Der Kiez sieht aus, als wäre er zur idealen Disneyland-Winterlandschaft hergerichtet worden, und zwar von Michael Jackson als Artdirektor. Räumfahrzeuge haben es längst aufgegeben, die Reeperbahn zu räumen. Zwischen World of Sex und dem Schmidttheater gegenüber ist alles eine große weiße Fläche; sogar die gewaltige Baugrube, die einmal der Spielbudenplatz war, wird nivelliert vom Schnee.
Seit heute früh um 5 fällt er unablässig, wie mir eine glaubwürdige Augenzeugin – Renate vom Käseladen – mit Behagen berichtete. Und weil alles so harmonisch geweißt wurde im Lauf des Tages und des Abends, weil man nicht mehr sieht, wo der Gehweg aufhört und die Straße beginnt und es deshalb egal scheint, ob man nun an der Fußgängerampel oder irgendwo anders die Seite wechselt, stolpern die Touristen mitten auf der Reeperbahn herum und werden wütend angehupt von schneckenhaften Taxis.
Wie auf Kommando entschloss sich übrigens halb Hamburg, die jahrhundertwinterartige Wetterlage zu nutzen, um die Unfallstatistik ordentlich aufzumöbeln. Die Polizei zählte bis jetzt 300 Crashs. Wieso dieser Automatismus – schlechtes Wetter, viele Unfälle – immer wieder wirksam wird, ist vollkommen schleierhaft. Wenn die Welt dort draußen offensichtlich die wildeste Schnee- und Eisorgie seit anno dunnemals inszeniert, dann setze ich mich doch nicht ins Auto und rutsche mit Ansage in ein anderes. Nun: anscheinend doch.
Als ich heute Nachmittag nach Hause stapfe und am Burger King an der Ecke Reeperbahn und Davidstraße vorbeikomme, fällt mir das Interview mit Adam Green wieder ein, das ich heute bei Spiegel online las. Green sitzt, wie er sagt, liebend gern dort am Fenster, um den Prostituierten bei der Arbeit zuzuschauen, während er einen Burger mampft. Im Vorbeigehen habe ich reingeschielt, aber heute war er nicht da.
Es war auch noch zu früh; die Huren haben erst ab 8 Dienstbeginn. Und Green wäre eh nicht durchgekommen bis zum Kiez, bei dem Schnee.
Ex cathedra: Die Top 3 der Wintersongs
1. „Night shift“ von Bill Morrissey
2. „Snowin' on Raton“ von Townes van Zandt
3. „Winterlong“ von Neil Young
Seit heute früh um 5 fällt er unablässig, wie mir eine glaubwürdige Augenzeugin – Renate vom Käseladen – mit Behagen berichtete. Und weil alles so harmonisch geweißt wurde im Lauf des Tages und des Abends, weil man nicht mehr sieht, wo der Gehweg aufhört und die Straße beginnt und es deshalb egal scheint, ob man nun an der Fußgängerampel oder irgendwo anders die Seite wechselt, stolpern die Touristen mitten auf der Reeperbahn herum und werden wütend angehupt von schneckenhaften Taxis.
Wie auf Kommando entschloss sich übrigens halb Hamburg, die jahrhundertwinterartige Wetterlage zu nutzen, um die Unfallstatistik ordentlich aufzumöbeln. Die Polizei zählte bis jetzt 300 Crashs. Wieso dieser Automatismus – schlechtes Wetter, viele Unfälle – immer wieder wirksam wird, ist vollkommen schleierhaft. Wenn die Welt dort draußen offensichtlich die wildeste Schnee- und Eisorgie seit anno dunnemals inszeniert, dann setze ich mich doch nicht ins Auto und rutsche mit Ansage in ein anderes. Nun: anscheinend doch.
Als ich heute Nachmittag nach Hause stapfe und am Burger King an der Ecke Reeperbahn und Davidstraße vorbeikomme, fällt mir das Interview mit Adam Green wieder ein, das ich heute bei Spiegel online las. Green sitzt, wie er sagt, liebend gern dort am Fenster, um den Prostituierten bei der Arbeit zuzuschauen, während er einen Burger mampft. Im Vorbeigehen habe ich reingeschielt, aber heute war er nicht da.
Es war auch noch zu früh; die Huren haben erst ab 8 Dienstbeginn. Und Green wäre eh nicht durchgekommen bis zum Kiez, bei dem Schnee.
Ex cathedra: Die Top 3 der Wintersongs
1. „Night shift“ von Bill Morrissey
2. „Snowin' on Raton“ von Townes van Zandt
3. „Winterlong“ von Neil Young
09 März 2006
Der billige Hunni
Schau mal an: Plus online verkauft einen Hunderteuroschein für günstige 89 Euro (entdeckt via lawblog). Einen echten Hunni! Okay, der Versand kommt noch hinzu (3,95) – und sogar noch ein Stück Acryl. In das der Schein allerdings eingegossen ist.
Das scheint der einzige, wenngleich nicht unwesentliche Nachteil des Angebots zu sein. Mehrere beachtenswerte Aspekte ergeben sich aus dieser Offerte. Zum einen: Ganz offensichtlich verkauft Plus sein Produkt deutlich unter Einkaufspreis – und das ist wettbewerbswidrig. Was macht eigentlich die Gewerbeaufsicht so den ganzen Tag?
Zum anderen: Wäre man in der Lage, das Acryl abzukriegen, ohne den Hunderter auf nicht mehr gesellschaftsfähige Weise zu beschädigen, könnte man mit dem Schein einkaufen gehen, zum Beispiel bei Plus. Man könnte einen weiteren in Acryl eingegossenen Hunderter erwerben, erhielte zum zweitenmal 7,05 Euro zurück, hätte dann schon 14,10 Euro gutgemacht. Und so weiter. Leider ist das Ensemble auf 2000 Stück limitiert, was den Gesamtgewinn auf 14.100 Euro begrenzt. Aber immerhin!
Also: Wer hat eine Idee, wie man das Acryl abkriegt? Und auch wenn das (noch) nicht machbar ist: Man könnte den kompletten Bestand aufkaufen (Kosten: 185.900 Euro) und auf rasche Fortschritte bei der schonenden Entacrylisierung setzen.
Vielleicht bekommt man für dieses Geschäftsmodell sogar Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt. Zumindest wüsste ich gern, wie die gucken, wenn man damit ankommt.
PS: Wie würde eigentlich Plus reagieren, wenn man einfach mit dem kompletten Acrylblock zur Kasse ginge und damit einen Kasten Astra kaufen wollte? Schließlich ist er ja echt, der billige Hunni. Auch wenn er kaum ohne rohe Gewalt in die Kasse passt.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Geld
1. „Money money money“ von Abba
2. „Brother can you spare me a dime“ von Bing Crosby
3. alles von Moneybrother
Das scheint der einzige, wenngleich nicht unwesentliche Nachteil des Angebots zu sein. Mehrere beachtenswerte Aspekte ergeben sich aus dieser Offerte. Zum einen: Ganz offensichtlich verkauft Plus sein Produkt deutlich unter Einkaufspreis – und das ist wettbewerbswidrig. Was macht eigentlich die Gewerbeaufsicht so den ganzen Tag?
Zum anderen: Wäre man in der Lage, das Acryl abzukriegen, ohne den Hunderter auf nicht mehr gesellschaftsfähige Weise zu beschädigen, könnte man mit dem Schein einkaufen gehen, zum Beispiel bei Plus. Man könnte einen weiteren in Acryl eingegossenen Hunderter erwerben, erhielte zum zweitenmal 7,05 Euro zurück, hätte dann schon 14,10 Euro gutgemacht. Und so weiter. Leider ist das Ensemble auf 2000 Stück limitiert, was den Gesamtgewinn auf 14.100 Euro begrenzt. Aber immerhin!
Also: Wer hat eine Idee, wie man das Acryl abkriegt? Und auch wenn das (noch) nicht machbar ist: Man könnte den kompletten Bestand aufkaufen (Kosten: 185.900 Euro) und auf rasche Fortschritte bei der schonenden Entacrylisierung setzen.
Vielleicht bekommt man für dieses Geschäftsmodell sogar Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt. Zumindest wüsste ich gern, wie die gucken, wenn man damit ankommt.
PS: Wie würde eigentlich Plus reagieren, wenn man einfach mit dem kompletten Acrylblock zur Kasse ginge und damit einen Kasten Astra kaufen wollte? Schließlich ist er ja echt, der billige Hunni. Auch wenn er kaum ohne rohe Gewalt in die Kasse passt.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Geld
1. „Money money money“ von Abba
2. „Brother can you spare me a dime“ von Bing Crosby
3. alles von Moneybrother
08 März 2006
Der iPope
Mitarbeiter von Radio Vatikan haben Papst Benedikt XVI einen iPod geschenkt. Allerdings knauserten sie und beließen es bei einem Nano mit nur zwei Gigabyte Speicher. Womit ich de facto 20-mal so viele Songs auf mein iPod-Modell packen kann wie der Papst. Das macht mich schon ein wenig stolz.
Wie der oben zitierten Meldung zu entnehmen war, bestückten die Papstbeschenker das Gerät mit recht frugalem Inhalt, nämlich (sicherlich öden) Sendungen besagter Radiostation sowie klassischer Musik; immerhin sollen sich darunter auch Werke des recht sinnenfrohen Wolfgang Amadeus Mozart befunden haben.
Ließe man mich hingegen ran an den päpstlichen Nano, würde ich eine Playlist erwägen, die nicht schlicht affirmativ bestätigte, was Benedikt eh schon denkt, fühlt und glaubt. Nein, die Auswahl müsste einer Maßgabe folgen, die auf An- und Aufregung setzt, die verkrustete Denkmuster hinterfragt und -treibt, die verblüffende Neudeutungen des Immerschongeglaubten ermöglicht.
Kurz: eine Playlist, die letztlich dazu geeignet wäre, aus Papst Benedikt XVI einen Menschen zu formen, der anders in die Welt hineinblickte als bisher – am besten sardonischen Blicks und wild entschlossen, in der Sahelzone eine Kondomfabrik zu gründen, mit sich selbst als Produkttester. Eine Playlist also, die ihm den Muff von 2000 Jahren aus dem Talar bliese.
Folgende Topten, sehr lose orientiert an den Zehn Geboten, würde ich anregen. Und ich wäre bereit, sie ihm jederzeit aufzuspielen, vielleicht mit Hilfe der technisch offenbar versierten Leute vom Vatikanradio. Es fängt soft an und wird immer heißer:
10. Imagine von John Lennon
9. Losing my religion von R.E.M.
8. Lie to me von Chris Isaak
7. Don't go home with your hard-on von Leonard Cohen
6. Fuck forever von Babyshambles
5. Das Kondom des Grauens von LuciLectric
4. Hells bells von AC/DC
3. Sympathy for the devil von The Rolling Stones
2. Steh doch auf, du armer Hund von Hannes Wader
1. God von John Lennon
Ach ja: Die dritte Mail, die den St.-Pauli-Bezug des heutigen Beitrags richtig benennt, gewinnt einen Matt’schen CD-Sampler. Aber keinen mit den obengenannten Stücken. Das wäre zu einfach.
Wie der oben zitierten Meldung zu entnehmen war, bestückten die Papstbeschenker das Gerät mit recht frugalem Inhalt, nämlich (sicherlich öden) Sendungen besagter Radiostation sowie klassischer Musik; immerhin sollen sich darunter auch Werke des recht sinnenfrohen Wolfgang Amadeus Mozart befunden haben.
Ließe man mich hingegen ran an den päpstlichen Nano, würde ich eine Playlist erwägen, die nicht schlicht affirmativ bestätigte, was Benedikt eh schon denkt, fühlt und glaubt. Nein, die Auswahl müsste einer Maßgabe folgen, die auf An- und Aufregung setzt, die verkrustete Denkmuster hinterfragt und -treibt, die verblüffende Neudeutungen des Immerschongeglaubten ermöglicht.
Kurz: eine Playlist, die letztlich dazu geeignet wäre, aus Papst Benedikt XVI einen Menschen zu formen, der anders in die Welt hineinblickte als bisher – am besten sardonischen Blicks und wild entschlossen, in der Sahelzone eine Kondomfabrik zu gründen, mit sich selbst als Produkttester. Eine Playlist also, die ihm den Muff von 2000 Jahren aus dem Talar bliese.
Folgende Topten, sehr lose orientiert an den Zehn Geboten, würde ich anregen. Und ich wäre bereit, sie ihm jederzeit aufzuspielen, vielleicht mit Hilfe der technisch offenbar versierten Leute vom Vatikanradio. Es fängt soft an und wird immer heißer:
10. Imagine von John Lennon
9. Losing my religion von R.E.M.
8. Lie to me von Chris Isaak
7. Don't go home with your hard-on von Leonard Cohen
6. Fuck forever von Babyshambles
5. Das Kondom des Grauens von LuciLectric
4. Hells bells von AC/DC
3. Sympathy for the devil von The Rolling Stones
2. Steh doch auf, du armer Hund von Hannes Wader
1. God von John Lennon
Ach ja: Die dritte Mail, die den St.-Pauli-Bezug des heutigen Beitrags richtig benennt, gewinnt einen Matt’schen CD-Sampler. Aber keinen mit den obengenannten Stücken. Das wäre zu einfach.
07 März 2006
Die Fundstücke des Tages (10)
1. Manche Fehlermeldungen haben etwas Philosophisches. Sie scheinen etwas verraten zu wollen über das Universum und das Wesen der Zeit, über Ewigkeit und Vergänglichkeit. Ich verstehe sie trotzdem nicht.
2. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „ich war einmal eine forelle“ (via AOL) Diese Abfrage scheint auf Reinkarnationsgläubigkeit hinzudeuten. Nun sucht der Exfisch offenbar Menschen mit ähnlicher Vergangenheit. Um worüber zu sprechen – dass man Würmer mit Leinen dran beim nächsten Mal besser meiden soll? Bizarr.
– „schalke spielt gegen mailand, krasniqi will schmelings nachfolger werden, und was mache ich?“ (Coburg, Bayern) Eine höchst unheimliche Suchabfrage. Denn dieser Satz stand ganz genauso in meinem Eintrag vom 29. September, und natürlich erhielt der unheimliche Googler worldwidewebweit nur diesen einen Treffer … Bin baff.
3. Im Fitnessclub traute ich meinen Ohren nicht. Plötzlich erklang einer meiner Lieblingssongs und – wenn man das sagen kann – eine der schönsten Kompositionen überhaupt: Tim Buckleys „Song to the Siren“. An sich wäre das ein erfreuliches Faktum gewesen. Doch es war nicht die Fassung von Tim Buckley, sondern eine Blümchentechnoversion samt Hupfdohlengekiekse von irgendeinem ehrlosen Produzenten. Raubkopier sind Verbrecher? Dass ich nicht lache.
Ex cathedra: Die Top 3 der depressiven Songs nach joshuatrees Gusto
1. „Raining in Baltimore“ von Counting Crows
2. „Looks like Spencer Tracy now“ von Deacon Blue
3. „Floating world“ von King Swamp
2. Neue Google-Suchabfragen, die zu meinem Blog führten:
– „ich war einmal eine forelle“ (via AOL) Diese Abfrage scheint auf Reinkarnationsgläubigkeit hinzudeuten. Nun sucht der Exfisch offenbar Menschen mit ähnlicher Vergangenheit. Um worüber zu sprechen – dass man Würmer mit Leinen dran beim nächsten Mal besser meiden soll? Bizarr.
– „schalke spielt gegen mailand, krasniqi will schmelings nachfolger werden, und was mache ich?“ (Coburg, Bayern) Eine höchst unheimliche Suchabfrage. Denn dieser Satz stand ganz genauso in meinem Eintrag vom 29. September, und natürlich erhielt der unheimliche Googler worldwidewebweit nur diesen einen Treffer … Bin baff.
3. Im Fitnessclub traute ich meinen Ohren nicht. Plötzlich erklang einer meiner Lieblingssongs und – wenn man das sagen kann – eine der schönsten Kompositionen überhaupt: Tim Buckleys „Song to the Siren“. An sich wäre das ein erfreuliches Faktum gewesen. Doch es war nicht die Fassung von Tim Buckley, sondern eine Blümchentechnoversion samt Hupfdohlengekiekse von irgendeinem ehrlosen Produzenten. Raubkopier sind Verbrecher? Dass ich nicht lache.
Ex cathedra: Die Top 3 der depressiven Songs nach joshuatrees Gusto
1. „Raining in Baltimore“ von Counting Crows
2. „Looks like Spencer Tracy now“ von Deacon Blue
3. „Floating world“ von King Swamp
06 März 2006
Die Leiche im Innenhof
In der Regel ist das Leben auf St. Pauli auch nicht sonderlich anders als in – sagen wir – Bad Salzuflen. Mal abgesehen von der flächendeckenden Versorgung mit Sexkinos. Daran schlurft man als St. Paulianer gemeinhin gleichmütig vorbei – auf dem Weg zum ganz normalen Bäcker, Friseur, Gemüseladen oder Copyshop.
Von den Besonderheiten St. Paulis, den Ludenkriegen und Testosteroneruptionen, liest man immer nur in der Zeitung. Dabei haben wir hier die meisten Gewaltdelikte Hamburgs, meist Geprügel und Messerfuchteleien im Vollsuff. Wahrscheinlich sind wir damit sogar deutschlandweit vorn. Na ja, wenigstens in einer Disziplin; man nimmt ja jeden Rekord mit, in diesen Zeiten.
So waren wir eines Morgens im August 2000 auch wenig erstaunt, als wir die hassgeliebte Mopo aufschlugen. Ein kleiner Artikel informierte über einen Leichenfund in einem Innenhof.
Das Besondere daran: Es war unser Innenhof.
Der hintere Balkon war abgerissen und erneuert worden; am Fuß der Konstruktion, die bis zum Boden reichte, waren die Bauarbeiter auf ein skelettiertes Mordopfer gestoßen, das dort, wie sich bald herausstellte, seit 23 Jahren in der Erde gelegen hatte. Der mutmaßliche Mörder wäre, hätte er nicht selbst längst unbelangt das Zeitliche gesegnet, ein Nachbar von uns gewesen, ebenso wie das Opfer.
Doch wie gesagt: Von so etwas liest man immer nur in der Zeitung. Und so war es auch im August 2000: Wir hatten von der grausigen Entdeckung unserer Bauarbeiter schlicht nichts mitbekommen.
Man blickt übrigens anders vom Balkon seither. Wir benutzen ihn eigentlich kaum noch.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Todesfälle
1. „Tom Dooley“ vom Kingston Trio
2. „Delia’s gone“ von Johnny Cash
3. „Ode to Billy Joe“ von Bobbie Gentry
Von den Besonderheiten St. Paulis, den Ludenkriegen und Testosteroneruptionen, liest man immer nur in der Zeitung. Dabei haben wir hier die meisten Gewaltdelikte Hamburgs, meist Geprügel und Messerfuchteleien im Vollsuff. Wahrscheinlich sind wir damit sogar deutschlandweit vorn. Na ja, wenigstens in einer Disziplin; man nimmt ja jeden Rekord mit, in diesen Zeiten.
So waren wir eines Morgens im August 2000 auch wenig erstaunt, als wir die hassgeliebte Mopo aufschlugen. Ein kleiner Artikel informierte über einen Leichenfund in einem Innenhof.
Das Besondere daran: Es war unser Innenhof.
Der hintere Balkon war abgerissen und erneuert worden; am Fuß der Konstruktion, die bis zum Boden reichte, waren die Bauarbeiter auf ein skelettiertes Mordopfer gestoßen, das dort, wie sich bald herausstellte, seit 23 Jahren in der Erde gelegen hatte. Der mutmaßliche Mörder wäre, hätte er nicht selbst längst unbelangt das Zeitliche gesegnet, ein Nachbar von uns gewesen, ebenso wie das Opfer.
Doch wie gesagt: Von so etwas liest man immer nur in der Zeitung. Und so war es auch im August 2000: Wir hatten von der grausigen Entdeckung unserer Bauarbeiter schlicht nichts mitbekommen.
Man blickt übrigens anders vom Balkon seither. Wir benutzen ihn eigentlich kaum noch.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Todesfälle
1. „Tom Dooley“ vom Kingston Trio
2. „Delia’s gone“ von Johnny Cash
3. „Ode to Billy Joe“ von Bobbie Gentry
05 März 2006
Auf Rügen zwischen Baum und Borke
Zwar leben wir auf dem Kiez, und das ist auch schön und gut, doch manchmal müssen selbst wir der heimeligen Gesellschaft der Bordelle und Bordsteinschwalben, der Luden, Freaks und bayerischen Kegelvereine entsagen. Vom Urlaub auf Sardinien berichete ich ja bereits mehrfach, nämlich hier und da; doch nicht immer zieht es uns weit in die Ferne. Denn das Gute liegt so nah.
Als Beispiel für diese These möchte ich das auf immer und ewig „neue“ Bundesland Mecklenburg-Vorpommern anführen. Dort gibt es viel flaches Land sowie die kaum weniger flache Ostsee, und weil die schöne Insel Rügen zurzeit aus wenig schönen Gründen im Gespräch ist, möchte ich mit einem kleinen Reiserückblick an jene selige Zeit erinnern, als dort weder Menschen vor den Vögeln zittern mussten noch umgekehrt.
In jener Zeit waren keine toten Schwäne, sondern Schlaglöcher das große Ding. Wenn ich mal Millionär werden will, denke ich von Zeit zu Zeit immer noch versonnnen, dann verkaufe ich Stoßdämpfer auf Rügen. Ein todsicheres Geschäft, sofern es gelänge, eine Stammkundschaft zu gewinnen. Doch genau das ist die Schwierigkeit. Der gemeine Meckpommer hat nämlich die kürzeste Lebenswerwartung in der ganzen vereinigten Republik. Warum? Aus mehreren Gründen.
Zum einen säuft er wie ein Rügener Schlagloch; mit der guten alten Leberzirrhose steht der Meckpommer zeitlebens auf du und du. Darüberhinaus hat er weitere Techniken entwickelt, um seine Zeit hienieden zielgerichtet zu begrenzen. Dabei spielen Automobile als Hilfsmittel eine wichtige Rolle. Gerne misst der Insulaner zum Beispiel die Kräfte seines BMW mit jenen der wunderschönen Alleebäume, wobei ihm die sichtbaren Ergebnisse bisheriger Wettkämpfe dieser Art (nämlich je ein Kreuz mit Blumengebinde vor einem Baum mit Borkenschaden) nicht im mindesten vom Glauben abbringen, er werde der erste sein in der ruhmarmen Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns, der diesen Tort gewänne.
Während seiner knapp bemessenen Zeit auf der Rügener Krume kümmert sich der Bewohner derselben also vor allem um dreierlei: das Verhindern von Straßenbauarbeiten, das Zusammennageln eines Kreuzes für Kumpel Perry (das Gebinde steckt die Verlobte) sowie das Erfinden allerwunderlichster Wörter. So begegneten uns auf Schritt und Tritt so skurrile Gesellen wie „Herrenhalbarmhemden“, „Fusselrasierer“, „Pachttoilette“ und „Superstimmungstag“. Wer nach all diesen inseltypischen Tätigkeiten noch Kapazitäten übrig hat, stellt sich an die Ostsee und wirft Angeln aus, ohne je etwas zu fangen, zumindest in meinem Beisein nicht.
Der Rügener ist also enorm ausgelastet, so dass er es natürlich nicht schaffen kann, auch noch tote Schwäne vom Strand zu klauben. Wobei damals, als wir dort waren, überhaupt keine Schwäne zu sehen waren, nicht mal lebendige.
Wer nun aber denkt, den Meckpommer bekümmerte sein statistisch kurzes Leben und all die anderen Umstände, die ihm das Inselleben vermiesen, der täuscht sich. Solange er seine Pulle knuddeln und mit dem Nachfolger von Kumpel Perry anstoßen kann, solange geht’s ihm prächtig. Außerdem bleibt ihm ja noch die Vorfreude auf anständige Schlaglöcher nachher auf der Heimfahrt, die er unbeschwert von Fischmorden und kräftig bedüdelt antritt. Oftmals entwickelt der Rügener, während er so durch die Alleen bollert, spontan die Idee, mal anzutesten, wer stärker ist, BMW oder Baum. Ergebnis: ein Kreuz mit Blumengebinde plus Borkenschaden – und ein Kunde weniger, der mich als Stoßdämpfermagnaten zum Millionär machen könnte.
Erstaunlicherweise schaffen es übrigens einige Inselbewohner dennoch bis zur wohlverdienten Zirrhose. Aber das soll ja auch auf dem Kiez vorkommen, wohin wir damals erleichtert, aber um viele Erfahrungen reicher zurückkehrten. Das Foto zeigt übrigens keine strandbummelnden Rügener, sondern Usedomer, weil ich auf Rügen keine Kamera dabeihatte, aber auf Usedom.
Wie man sieht, steht Mecklenburg-Vorpommern immer wieder auf unserem Reiseprogramm. Obwohl es uns beim Millionärwerden wahrscheinlich doch nicht entscheidend helfen kann.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs für den Strand
1. „On the beach“ von Neil Young
2. „Surfin’ USA“ von The Beach Boys
3. „Rockaway beach“ von The Ramones
Als Beispiel für diese These möchte ich das auf immer und ewig „neue“ Bundesland Mecklenburg-Vorpommern anführen. Dort gibt es viel flaches Land sowie die kaum weniger flache Ostsee, und weil die schöne Insel Rügen zurzeit aus wenig schönen Gründen im Gespräch ist, möchte ich mit einem kleinen Reiserückblick an jene selige Zeit erinnern, als dort weder Menschen vor den Vögeln zittern mussten noch umgekehrt.
In jener Zeit waren keine toten Schwäne, sondern Schlaglöcher das große Ding. Wenn ich mal Millionär werden will, denke ich von Zeit zu Zeit immer noch versonnnen, dann verkaufe ich Stoßdämpfer auf Rügen. Ein todsicheres Geschäft, sofern es gelänge, eine Stammkundschaft zu gewinnen. Doch genau das ist die Schwierigkeit. Der gemeine Meckpommer hat nämlich die kürzeste Lebenswerwartung in der ganzen vereinigten Republik. Warum? Aus mehreren Gründen.
Zum einen säuft er wie ein Rügener Schlagloch; mit der guten alten Leberzirrhose steht der Meckpommer zeitlebens auf du und du. Darüberhinaus hat er weitere Techniken entwickelt, um seine Zeit hienieden zielgerichtet zu begrenzen. Dabei spielen Automobile als Hilfsmittel eine wichtige Rolle. Gerne misst der Insulaner zum Beispiel die Kräfte seines BMW mit jenen der wunderschönen Alleebäume, wobei ihm die sichtbaren Ergebnisse bisheriger Wettkämpfe dieser Art (nämlich je ein Kreuz mit Blumengebinde vor einem Baum mit Borkenschaden) nicht im mindesten vom Glauben abbringen, er werde der erste sein in der ruhmarmen Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns, der diesen Tort gewänne.
Während seiner knapp bemessenen Zeit auf der Rügener Krume kümmert sich der Bewohner derselben also vor allem um dreierlei: das Verhindern von Straßenbauarbeiten, das Zusammennageln eines Kreuzes für Kumpel Perry (das Gebinde steckt die Verlobte) sowie das Erfinden allerwunderlichster Wörter. So begegneten uns auf Schritt und Tritt so skurrile Gesellen wie „Herrenhalbarmhemden“, „Fusselrasierer“, „Pachttoilette“ und „Superstimmungstag“. Wer nach all diesen inseltypischen Tätigkeiten noch Kapazitäten übrig hat, stellt sich an die Ostsee und wirft Angeln aus, ohne je etwas zu fangen, zumindest in meinem Beisein nicht.
Der Rügener ist also enorm ausgelastet, so dass er es natürlich nicht schaffen kann, auch noch tote Schwäne vom Strand zu klauben. Wobei damals, als wir dort waren, überhaupt keine Schwäne zu sehen waren, nicht mal lebendige.
Wer nun aber denkt, den Meckpommer bekümmerte sein statistisch kurzes Leben und all die anderen Umstände, die ihm das Inselleben vermiesen, der täuscht sich. Solange er seine Pulle knuddeln und mit dem Nachfolger von Kumpel Perry anstoßen kann, solange geht’s ihm prächtig. Außerdem bleibt ihm ja noch die Vorfreude auf anständige Schlaglöcher nachher auf der Heimfahrt, die er unbeschwert von Fischmorden und kräftig bedüdelt antritt. Oftmals entwickelt der Rügener, während er so durch die Alleen bollert, spontan die Idee, mal anzutesten, wer stärker ist, BMW oder Baum. Ergebnis: ein Kreuz mit Blumengebinde plus Borkenschaden – und ein Kunde weniger, der mich als Stoßdämpfermagnaten zum Millionär machen könnte.
Erstaunlicherweise schaffen es übrigens einige Inselbewohner dennoch bis zur wohlverdienten Zirrhose. Aber das soll ja auch auf dem Kiez vorkommen, wohin wir damals erleichtert, aber um viele Erfahrungen reicher zurückkehrten. Das Foto zeigt übrigens keine strandbummelnden Rügener, sondern Usedomer, weil ich auf Rügen keine Kamera dabeihatte, aber auf Usedom.
Wie man sieht, steht Mecklenburg-Vorpommern immer wieder auf unserem Reiseprogramm. Obwohl es uns beim Millionärwerden wahrscheinlich doch nicht entscheidend helfen kann.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs für den Strand
1. „On the beach“ von Neil Young
2. „Surfin’ USA“ von The Beach Boys
3. „Rockaway beach“ von The Ramones
Der Kunde ist nölig
Allsamstäglich ärgere ich mich über den Kiosk „Zafer Call Shop“ in der Clemens-Schulz-Straße. Trotzdem mache ich dort immer wieder Halt, um eine Morgenpost zu kaufen. Beides muss man mir unbedingt ankreiden: das Kaufen der Mopo, einer SPD-nahen Boulevardzeitung, deren inhaltliche und orthografische Fehlerquote so hoch ist wie die Regenneigung während eines Wirbelsturms; und das Aufsuchen von Zafers Call Shop, dessen Servicefreudigkeit so ausgeprägt ist wie Stoibers Liebe zu Berlin.
Trotzdem tauche ich dort immer wieder auf. Warum? Wahrscheinlich, weil der Laden so bequem auf dem Weg liegt und sporadisch aufflackernde Inkonsequenz zu meinen größten Schwächen gehört. Wenn ich samstags mit Frühstücksausstattung von Edeka zurückkehre, kann ich das Fahrrad an die Hauswand neben der Eingangstür lehnen, die Ladentür öffnen, sofort vorm Tresen stehen, aus unerfindlichen Gründen eine Mopo ordern – und ernte dafür beim Menschen hinter der Theke (Zafer?) nie das kleinste Fitzelchen Interesse.
Er ist stets mit Unaufschiebbarem beschäftigt. Zum Beispiel mit einem Telefonat, welches zu unterbrechen oder gar zu beenden ihm so absurd vorkommen muss wie Benedikt XVI eine Lobpreisung der Condomerie am Spielbudenplatz (Foto). Oder Zafer widmet sich mit der Aufmerksamkeit eines Examensprobanden einem fesselnden Computerspiel oder der Lektüre von Hürriyet. Ein Aufblicken, womit ja gleichsam eine Existenzbestätigung des verloren vorm Tresen herumstehenden Kunden verbunden wäre: nicht drin. Nie.
Ich gehe also, wo ich schon mal da bin, stets so vor: Eine Mopo vom Stapel nehmen und die Hand mit dem 50-Cent-Stück so weit über den Tresen schieben, dass sie in sein Sichtfeld gerät. Mit deutlichen Anzeichen des Ungehaltenseins – doch ohne den Blick von Hürriyet oder „Grand Theft Auto 4: Vice City“ zu wenden – greift er danach, tastet nach der Münze und murmelt etwas, das mit viel gutem Willen als Dankesbekundung deutbar ist.
Eine Verschärfung der Lage tritt ein, wenn ich zu meinen eigenen großen Ärger kein passendes Kleingeld dabeihabe und der Mann rausgeben muss. Er starrt weiter auf das Unterhaltungsmedium seiner Wahl, friemelt hinter sich in der Kasse herum, blickt für einen Sekundenbruchteil hinein, ruckt wieder herum, weil auf dem Bildschirm oder in der Hürriyet ja etwas Weltbewegendes passiert sein könnte, und drückt mir das Wechselgeld in die Hand.
Alle geschilderten Varianten führen regelmäßig dazu, dass ich kochend abziehe. Ich könnte mich ohrfeigen für den Automatismus meines freundlichen Abschiedsgrußes und schwöre mir innerlich, nie mehr hinzugehen. Nie mehr! Heute morgen war ich wieder da. Aber Zafer nicht. Der Laden war leer. Auf dem Bildschirm kein Computerspiel, sondern eine Warenliste. Eine von der Einkerbung des Aschenbechers in der Schwebe gehaltene und erst zu einem Viertel abgebrannte Zigarette genoss qualmend ihre seltene Ungestörtheit. Hinter dem Tresen sah ich die Kasse. Sie stand offen.
„Hallo?“ rief ich nach einer kleinen Anstandsweile, um niemanden allzusehr beim dringlichsten aller Geschäfte zu stören. Keine Reaktion. „Jemand da?“ rief ich lauter. Stille. Hm. An Kleingeld hatte ich drei 20-Cent-Stücke dabei. Einfach auf den Tresen legen, eine Mopo nehmen und gehen? Und Zafer zehn Cent mehr dalassen, als er verdient hätte? Aber für was? Für seinen überragenden Service an jedem verdammten Samstag? Pah.
Plötzlich öffnet sich die Tür, ein weiterer Kunde betritt den Laden. Und direkt hinter ihm stürzt Zafer herein. Er entschuldigt sich, sein Blick streift mich, ich beschließe, mich mitgemeint zu fühlen. „Eine Mopo“, sage ich aus unerfindlichen Gründen und halte ihm die drei Zwanzigerstücke hin. Er huscht um den Tresen, greift in die offene Kasse und händigt mir eine Zehnermünze aus.
Ich gehe. Und bin wahrscheinlich nächstes Wochenende wieder da. Aber warum?
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, in den Printmedien vorkommen
1. „A day in the life“ von The Beatles
2. „The cover of the Rolling Stone“ von Dr. Hook & The Medicine Show
3. „Wild west end“ von Dire Straits
Trotzdem tauche ich dort immer wieder auf. Warum? Wahrscheinlich, weil der Laden so bequem auf dem Weg liegt und sporadisch aufflackernde Inkonsequenz zu meinen größten Schwächen gehört. Wenn ich samstags mit Frühstücksausstattung von Edeka zurückkehre, kann ich das Fahrrad an die Hauswand neben der Eingangstür lehnen, die Ladentür öffnen, sofort vorm Tresen stehen, aus unerfindlichen Gründen eine Mopo ordern – und ernte dafür beim Menschen hinter der Theke (Zafer?) nie das kleinste Fitzelchen Interesse.
Er ist stets mit Unaufschiebbarem beschäftigt. Zum Beispiel mit einem Telefonat, welches zu unterbrechen oder gar zu beenden ihm so absurd vorkommen muss wie Benedikt XVI eine Lobpreisung der Condomerie am Spielbudenplatz (Foto). Oder Zafer widmet sich mit der Aufmerksamkeit eines Examensprobanden einem fesselnden Computerspiel oder der Lektüre von Hürriyet. Ein Aufblicken, womit ja gleichsam eine Existenzbestätigung des verloren vorm Tresen herumstehenden Kunden verbunden wäre: nicht drin. Nie.
Ich gehe also, wo ich schon mal da bin, stets so vor: Eine Mopo vom Stapel nehmen und die Hand mit dem 50-Cent-Stück so weit über den Tresen schieben, dass sie in sein Sichtfeld gerät. Mit deutlichen Anzeichen des Ungehaltenseins – doch ohne den Blick von Hürriyet oder „Grand Theft Auto 4: Vice City“ zu wenden – greift er danach, tastet nach der Münze und murmelt etwas, das mit viel gutem Willen als Dankesbekundung deutbar ist.
Eine Verschärfung der Lage tritt ein, wenn ich zu meinen eigenen großen Ärger kein passendes Kleingeld dabeihabe und der Mann rausgeben muss. Er starrt weiter auf das Unterhaltungsmedium seiner Wahl, friemelt hinter sich in der Kasse herum, blickt für einen Sekundenbruchteil hinein, ruckt wieder herum, weil auf dem Bildschirm oder in der Hürriyet ja etwas Weltbewegendes passiert sein könnte, und drückt mir das Wechselgeld in die Hand.
Alle geschilderten Varianten führen regelmäßig dazu, dass ich kochend abziehe. Ich könnte mich ohrfeigen für den Automatismus meines freundlichen Abschiedsgrußes und schwöre mir innerlich, nie mehr hinzugehen. Nie mehr! Heute morgen war ich wieder da. Aber Zafer nicht. Der Laden war leer. Auf dem Bildschirm kein Computerspiel, sondern eine Warenliste. Eine von der Einkerbung des Aschenbechers in der Schwebe gehaltene und erst zu einem Viertel abgebrannte Zigarette genoss qualmend ihre seltene Ungestörtheit. Hinter dem Tresen sah ich die Kasse. Sie stand offen.
„Hallo?“ rief ich nach einer kleinen Anstandsweile, um niemanden allzusehr beim dringlichsten aller Geschäfte zu stören. Keine Reaktion. „Jemand da?“ rief ich lauter. Stille. Hm. An Kleingeld hatte ich drei 20-Cent-Stücke dabei. Einfach auf den Tresen legen, eine Mopo nehmen und gehen? Und Zafer zehn Cent mehr dalassen, als er verdient hätte? Aber für was? Für seinen überragenden Service an jedem verdammten Samstag? Pah.
Plötzlich öffnet sich die Tür, ein weiterer Kunde betritt den Laden. Und direkt hinter ihm stürzt Zafer herein. Er entschuldigt sich, sein Blick streift mich, ich beschließe, mich mitgemeint zu fühlen. „Eine Mopo“, sage ich aus unerfindlichen Gründen und halte ihm die drei Zwanzigerstücke hin. Er huscht um den Tresen, greift in die offene Kasse und händigt mir eine Zehnermünze aus.
Ich gehe. Und bin wahrscheinlich nächstes Wochenende wieder da. Aber warum?
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, in den Printmedien vorkommen
1. „A day in the life“ von The Beatles
2. „The cover of the Rolling Stone“ von Dr. Hook & The Medicine Show
3. „Wild west end“ von Dire Straits
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