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18 Oktober 2012

Die Generation 50 plus unter sich

Matt: Bringst du mir morgen mal die neue „Pastewka“-Box mit?
Franke: Klar. Schickst du mir eine Mail zur Erinnerung?
Matt: Gern, wenn du mich an die Erinnerungsmail erinnerst.
Franke: Das habe ich bis heute Abend wieder vergessen.
Matt: Ich auch. Aber ich versuche, dran zu denken.
Franke: Ebenfalls.


Zum Glück läuft die Serie freitags auch im Fernsehen.

13 Juli 2012

Gebenedeit



Man mag es kaum glauben angesichts dieses sogenannten Sommers, doch dieses Foto der tanzenden Türme von St. Pauli habe ich – auf Ehr und Gewissen – gestern (in Worten: WIRKLICH UND WAHRHAFTIG GESTERN) auf dem Spielbudenplatz aufgenommen.

Rechts hinter den roten Begrenzungen liegt die Kneipe Herz von St. Pauli, und dort saß währenddessen die Jeunesse dorée Hamburgs – also German Psycho, Frau Cooper, Griesgrämer sowie der Franke – und erwartete mich auf ein Bier. Oder drei.

Manchmal glaube ich wirklich, ich bin gebenedeit unter den Menschen.

15 Juni 2012

Alle Wege führen nach …



„Nicht streiten, nicht streiten“, murmelt Kramer (l.) ohne hochzuschauen mantraesk vor sich hin, als der Franke (r.) und ich (m.) heftig diskutierend sein Büro betreten. „Nicht streiten.“

Wir gucken erst uns, dann ihn an, als habe der Papst öffentlich gestanden, er träume von einer Karriere als Strapsmodell bei Victoria’s Secret. Was ist bloß los mit dem Großcholeriker Kramer, der normalerweise hochgeht wie ein Chinaböller, selbst wenn gar niemand seine Zündschnur unter Feuer gesetzt hat? Ist er vielleicht nach dem Besuch eines Splatterfilms zum Pazifisten geworden?

Der Franke hat eine bessere Theorie. „Ich glaube, seine Freundin hat ihm was in den Kaffee getan“, sagt er. „Ja“, sekundiere ich nickend, „vielleicht Brom.“ Der Franke giggelt.

Kramer aber schaut mild hoch, als sei er jener Enkel, den Ghandi sich immer gewünscht hat. „Alle Wege“, sagt er leise, „führen nach Brom.“

Keine Pointe.


22 April 2012

Hauptsache nicht lila. Oder rosa.



Der Franke will sich eine Fitnessmatte anschaffen. Sein durch dekadenlange Fatal- und Fehlernährung (1. Fleisch, 2. Fleisch, 3. Wurst) erodierter Körper besteht anscheinend immer nachdrücklicher darauf, mal wieder auf Vordermann gebracht zu werden.

Das soll beim Franken zu Hause geschehen, mit Hilfe besagter Fitnessmatte. Zufällig hat Penny welche vorrätig, wie wir bei einer routinemäßigen Mittagspausenflanage feststellen. Allerdings sind die Matten lila. Eigentlich kein Problem im 21. Jahrhundert, doch: „Das ist eine Frauenfarbe!“, erregt sich der Franke, „ich laufe doch nicht mit einer lila Fitnessmatte durch die Stadt!“

„Warum denn nicht?“, gebe ich mich tolerant, „Ronaldo spielt sogar in rosa Fußballschuhen.“

Der Franke mustert mich, als hätte ich ihm gerade eine heimliche Vorliebe fürs Walzertanzen im Baströckchen gestanden. Denn gerade Ronaldo taugt ihm ganz und gar nicht als Rollenvorbild – unter anderem auch deshalb, weil zu befürchten steht, dass der Portugiese am Mittwoch gegen seinen FC Bayern in eben diesen rosa Fußballschuhen ein Tor erzielen wird. Oder zwei.

„Pah, Ronaldo!“, macht der Franke. „Bedenke“, höre ich mich plötzlich mit verdoppelter Verve Partei ergreifen für lila Fitnessmatten, „wichtig ist nicht, was die Welt über dich denkt, sondern was du über die Welt denkst.“

Dieser intelligent wirkende Satz – obzwar er gerade meinem eigenen Mund entfloh – erstaunt mich bass, habe ich doch kiezweit einen geradezu legendären Ruf als Pointenversemmler und Aphorismenverbasler. Außerdem gehe ich ganz stark davon aus, dass dieser Satz überhaupt nicht spontan von mir ersonnen, sondern lediglich reproduziert wurde. Doch wenn nicht, dann bin ich hiermit ganz schön beeindruckt von mir.

Wie auch immer: Wenn selbst ein solch tiefgreifender Appell ans fränkische Selbstbewusstsein nicht zum monstranzartigen Durch-die-Stadt-Tragen einer lila Fitnessmatte führt, dann bin ich mit meinem Latein am Ende.

Tja, und genauso ist es dann auch gekommen.


09 März 2012

Der Franke als Dackelschreck



Wir alle wissen seit vielen leidvollen Jahren, wie viel Angst und Schrecken der Franke unter ganz normalen Menschen zu verbreiten in der Lage ist – einfach nur dadurch, dass er seinen ethnisch bedingten Urinstinkten folgt.

Seit kurzem weiß das auch unser Verlagshund Frankie.

„Der Dackel“, schreibt Wikipedia, „zeichnet sich durch niedrige, kurzläufige, langgestreckte, aber kompakte Gestalt aus. Er ist sehr muskulös, mit aufrechter Haltung des Kopfes und aufmerksamem Gesichtsausdruck.“

Zweifellos alles ehrenvolle Eigenschaften, doch sie nützten unserem Dackel nichts, als der Franke es opportun fand, das gänzlich ahnungslose und bis dahin artbedingt zutrauliche Tier an beiden Vorderpfoten zu packen und ruckartig auf den Rücken zu schleudern.

Der Dackel quittierte das mit einem entsetzten (und entsetzlichen) Quieken, berappelte sich panisch und schoss davon wie Christian Wulff beim Anblick der Steuerfahndung.

Der Franke, von Tierfreunden in der Redaktion (also allen) schroff zur Rede gestellt, rechtfertigte sein Vorgehen damit, dieses bei einem Cockerspaniel bereits einmal erfolgreich praktiziert zu haben. Der habe zwar ebenfalls gequiekt, allerdings vor Vergnügen, und der Dackel solle sich bitte nicht so anstellen.

Es heißt ja immer, Hunde verfügten lediglich über ein Kurzzeitgedächtnis und hätten schon nach zehn Minuten wieder vergessen, dass man sie eben noch fürs Pieseln auf den Teppichboden ausgeschimpft hat (was bei Frankie auch stimmt), doch immer, wenn der Hund seither den Franken auch nur aus der Ferne sieht, wetzt er irren Blicks unter Schreibtische, hinter Heizungen oder bei Frauchen untern Rock.

Das wäre alles ja eher amüsant als schlimm; immerhin ist jede Strategie generell eine gute, welche die Gesellschaft des Franken auf ein Minimum reduziert. Doch leider nahm dieser volltraumatisierte Dackel tagelang jemand in Sippenhaft: mich.

Anscheinend identifizierte er mich als irgendwie frankenähnlich (in der Tat liegen unsere Geburtstage nur gut zwei Wochen auseinander) und entschied sich sicherheitshalber, Männern dieser Altersgruppe generell mit gesunder Panik zu begegnen.

Wenn Frankie mich also erblickte, wich er ebenfalls auf geradezu verletzende Weise vor meiner streichelwilligen Hand zurück, obgleich ich ihn noch niemals an den Vorderpfoten gepackt und ruckartig auf den Rücken geschleudert hatte. Erst ganz allmählich und dank meines übermenschlichen Einfühlungsvermögens gewann ich das Vertrauen dieses grundsympathischen Vertreters der Gattung Canis lupus familiaris zurück.

Der Franke hingegen ist aus Frankies Sicht weiterhin eine Persona non grata, und dafür bewundere ich ihn insgeheim schon ein wenig. Also den Dackel.

Wikipedia schreibt übrigens auch, dass in Brasilien Dackelfelle zum Bespannen von Reibetrommeln verwendet werden, aber im Grunde tut das an dieser Stelle überhaupt nichts zur Sache. Und Frankie sollte das besser auch nie erfahren.


22 Februar 2012

Mit allen Mitteln gegen Kramer



Kramer ist der schlagfertigste Mensch, den ich kenne. Seine Schlagfertigkeiten sind sogar derart originell, dass mir keine einzige davon in Erinnerung geblieben ist. Somit kann ich meine Behauptung nicht mal beweisen. Sie müssen mir also einfach glauben.

Jedenfalls gibt es angesichts seiner überragenden Schlagfertigkeit nichts Schöneres, als ihm die Sprache zu verschlagen. Da mir das innerhalb der vergangenen sieben Tagen gleich zweimal gelungen ist, rechtfertigt das einen eigenen Blogeintrag.

Das erste Mal geschah im Zuge eines kleinen Streiches. Heimlich hatte ich auf seinem Rechner als Bildschirmhintergrund die abgebildete FBI-Warnung installiert und danach das Tastaturkabel gelockert, damit sein spontanes Erschrecken beim Anblick des Bildes durch die zusätzliche vermeintliche Stilllegung seines Computers in einen veritablen Schweißausbruch münden würde.

Natürlich musste er irgendwann dahinterkommen, das war klar, und natürlich würde er dann empört beim Hauptverdächtigen vorstellig werden, nämlich bei mir. Für diesen Fall hatte ich eine vorwärtsverteidigende Abstreitstrategie ersonnen, die ihn überrumpeln und sprachlos machen sollte.

Wie vermutet klingelte er alsbald durch und bezichtigte mich unverhohlen der Tat. Ich konterte unverzüglich mit dem Satz: „Haben sie dir etwa heute schon ins Gehirn geschissen? Ich dachte, damit fangen sie immer erst Mitte der Woche an!“

Völlige Stille am anderen Ende der Leitung. Keine Reaktion, sekundenlang. Dann ein zaghaftes „Wer spricht da überhaupt?“ – was nichts weiter war als das bedingungslose Eingeständnis einer Niederlage auf ganzer Linie.

Dieses Kramer’sche Eloquenzdesaster markierte den ersten großen Erfolg.
Und heute gelang mir der zweite.

Während einer Nichtraucherpause ging es aus irgendwelchen Gründen um das Verhältnis zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger in Marburg anno dunnemals; der Franke und ich pingpongten uns in Kramers Anwesenheit die Eckdaten dieser Beziehung zu, als ich mich einer plötzlichen Eingebung folgend unvermittelt an ihn wandte.

„Weißt du eigentlich“, sagte ich zu Kramer, „dass das Krughafte des Kruges im Geschenk des Gusses west?“ Es ist das einzige Heidegger-Zitat, das ich auch im Schlaf herbeten kann, und der Erfolg war durchschlagend.

Kramer, der schlagfertigste Typ seit Oscar Wilde, stierte mich an, als habe ich ihm erzählt, der Papst plane nach seiner Vatikanzeit eine Karriere als Drogenbaron in Tijuana. Sekundenlange Verwirrung im Kramerhirn. Danach vermochte er sich zu sammeln und irgendwas komplett Unschlagfertiges zu sagen, was ich aber wieder vergessen habe.

Ein Doppeltriumph binnen sieben Tagen. Eigentlich sollte ich jetzt zurücktreten und mich in der Unvergänglichkeit dieses Ruhmes sonnen. Und vielleicht tu ich das auch.


16 Februar 2012

Ein ungenehmes Lob



Da der Franke mir noch zehn Euro schuldet, übernimmt er im Voltaire die Rechnung für uns beide. „Er hat heute seine Spendierhosen an“, falschinformiere ich aus Jux und Dollerei die Bedienung, „und das könnte ruhig öfter passieren.“

Dem Franken ist dieses in aller Öffentlichkeit geäußerte Lob spontan zutiefst zuwider. „Der redet Unsinn!“, wendet er sich nun seinerseits richtigstellend an die Bedienung, „gestern hat er mir zehn Euro geliehen.“

Die Frau schaut erst ihn an, dann mich – und beschließt, ein unsicheres Lächeln sei die beste Maßnahme, mit diesem merkwürdigen Dialog umzugehen.

„Mann“, wende ich mich an den Franken, „jetzt hättest du mal richtig Punkte sammeln können!“ „Pah, Punkte sammeln …“, murrt er allerdings mit jener spezifisch unnachahmlichen Unwirschheit, die seiner Ethnie naturgegeben eigen ist.

Als wir hinausgehen, frage ich mich, was die Bedienung gerade über uns denkt. Aber eigentlich möchte ich das lieber gar nicht wissen.

PS: Aus sich abzeichnendem Mangel an weiteren Verwendungsgelegenheiten gibt es heute einfach ein weiteres Alstereisbild. Kritik an dieser bewussten Fehlillustration möchte ich allerdings nicht hören.


26 Januar 2012

Die Truthahnschlacht von Unterfranken

Erst heute rückt der Franke mit einer Geschichte raus, die sich bereits während seines Weihnachtsurlaubs zugetragen hat und der Welt natürlich schon längst hätte bekanntgegeben werden müssen. Denn Unfassliches war geschehen.

In der Zeit zwischen den Jahren frönt der Franke traditionell ganz besonders den leiblichen Genüssen, und so kam es zu einem für seinen Volksstamm typischen Wettbewerb, dem er sich nur allzu gerne stellte. Es ging darum, wer im Verlauf eines dreistündigen Gelages am meisten Gewicht zuzulegen in der Lage war, wobei alle Formen oraler Zufuhr erlaubt waren und die feste Basis aus einem kapitalen Truthahn bestand.

Der Franke schüttete also begleitend und unter sorgfältiger Verkneifung jeglichen Besuches sanitärer Anlagen famose Mengen Bier in sich hinein und flankierte diese Tätigkeit mit – wie ihm schien – ausreichenden Unmengen von Truthahnteilen.

Einer seiner Konkurrenten bei diesem Schreckensmahl der Maßlosigkeit – es handelte sich um einen aus Sicht des gelernten fränkischen Gourmands total unterqualifizierten Halbspanier – nickerte zwischendurch sogar auf dem Sofa ein, was den Franken fast platzen ließ vor Siegessicherheit.

Übergroß war allerdings seine Bestürzung, als seine nach drei Stunden amtlich ermittelte Zunahme um beeindruckende 1,4 Kilogramm nicht einmal im Entferntesten ausreichte, den Kampf mit dem Semiiberer für sich zu entscheiden. Nein, der Nickermann vom Sofa toppte ihn um fast ein halbes Kilo.

„Dabei war das ein Halbspanier!“, zeigt sich der Franke noch immer rechtschaffen fassungslos über diese Anmaßung einer im Sinne des ausgetragenen Wettbewerbs unterentwickelten Ethnie. Und nicht nur das: Dem Franken war es nicht einmal gelungen, wenigstens Platz zwei zu erringen.

Dort rangierte – eine Düpierung ohnegleichen! – eine Frau. „Aber nur“, versuchte der Franke vergeblich das Desaster zu beschönigen, „weil die Zunahme prozentual in Relation zum Körpergewicht gemessen wurde!“

Das alles erzählte der noch immer sichtlich erschütterte Profivertilger mittags im Voltaire, während er die zweite Ladung mit Eisbein veredeltem Erbseneintopf in sich hineinschaufelte wie ein Walhai vier Tonnen Krill.

Um es also nach diesen etwas gewundenen Ausführungen noch einmal ganz klar zu sagen: Der Franke hat verloren.


Beim Essen.
Beim Vielessen.
Er wird alt.

PS: Da mir diese Geschichte nur zugetragen wurde, konnte ich die Truthahnschlacht von Unterfranken natürlich nicht fotografisch dokumentieren. Daher mag das abgebildete, aus einer Rohrlampe lugende Etwas, welches in unmittelbarer Nähe der Bürotür des Franken tagein, tagaus Wache schiebt, zur Illustration genügen.


22 Januar 2012

Am nördlichen Weißwurstäquator



Zweimal im Jahr lädt der Franke in seine Butze nach Eimsbüttel, um eine ausgewählte magenstarke Klientel mit einer Fußballübertragung in HD und fränkischen Weißwürsten zu beglücken. Wir kommen vor allem wegen der Weißwürste, lassen den Franken aber im Glauben, es läge am HD.

Diesmal ist auch der Syrer dabei, der nicht nur
FC-Bayern-Fan und davon überzeugt ist, dank transzendentaler Meditation irgendwann fliegen zu können („Ich bin halt noch nicht so weit!“), sondern auch Weißwürste für ein Werk des Teufels hält.

Übrigens denkt er das erstaunlicherweise nicht über harte Alkoholika, die einem – in ausreichender Quantität inkorporiert – das Hirn wegpusten, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls bekaut der Syrer statt Weißwürsten munter wurstförmigen Seitan, lehnt aber gleichwohl unser Mitleid schroff ab.

Die Weißwürste, an denen wir anderen vier Esser uns wohlig laben, sind übrigens erstaunlicherweise original hamburgischer Herkunft – eine Tatsache, welche die drunten auf der heimischen Krume verbliebene Schwester des Franken telefonisch scharf missbilligt.

Er aber kann mit dem deutschen Meistertitel der liefernden Metzgerei Rose kontern. Bei diesem Wettbewerb schlug die Metzgerei Rose alle anderen angereisten Weißwürste souverän aus dem Rennen, auch und zuvörderst fränkische.

Die Schwester soll diese Botschaft stark getroffen und sich daraufhin, so rekapituliert es der Franke, auf die als Beilage gereichten Brezeln eingeschossen haben, die in Hamburg mit Sicherheit nur „labberich und schmierich“ geraten könnten. Und diese Mutmaßung konnten wir offen gesagt voll und ganz verifizieren.

Zurück zu den Weißwürsten, genauer gesagt: zur Technik der Verzehrvorbereitung. Ich dachte immer, ich zutzelte sie ordnungsgemäß, doch sowohl der Franke als auch der süddeutschlanderfahrene A. verlachten mein eifriges Tun als simples Pellen.

Dass ich offenkundig das liebreizende Verb „zutzeln“ (welches meine automatische Rechtschreibkorrektur verzweifelt in „hutzeln“ umzuschreiben versucht) semantisch seit Jahren missgedeutet habe, schlug mir eine tiefe Wunde, die zum Glück durch die ganzen Gladbacher Tore gegen den FC Bayern wieder vollends geheilt werden konnte.

Dem Franken und dem Syrer ging es übrigens genau umgekehrt.


12 Januar 2012

Die Tatterattacke



Heute stieß der Franke beim vergeblichen Versuch, mit Hilfe einer Metallzange Amaretti auf die Untertasse zu legen, zweimal hintereinander seine Espressotasse um, so dass sich beider Inhalt durchaus ästhetisch über den Holztresen ergoss.

Da die Kaffeebar, wo sich das erbarmungswürdige Schauspiel begab, nur Menschen mit Behinderungen beschäftigt, muss man diese Tatterattacke wohl als ernsthaftes Stellengesuch des Franken interpretieren.

Wenn sie ihn einstellen, ist dieses Blog am Ende. Drücken wir also alle

gemeinsam die Daumen.

Oder lasset uns beten.

10 Januar 2012

Schnick Schnack Schnuck um Speckfrikadellen



Also: Rahmspinat mit Rührei oder doch lieber Speckfrikadellen mit Senfsauce und Röstkartoffeln? Die Mittagskarte des Voltaire in der Friedensallee (Foto) macht es dem Franken und mir nicht leicht, doch schließlich ist die Sache für uns beide klar.

„Die Speckfrikadellen, bitte“, sagt der Franke, und darauf hätte ich natürlich unbesehen meine komplette Sammlung 1976er Trockenbeerenauslesen verwettet.


„Nehme ich auch“, sage ich.
„Nehmen Sie nicht“, sagt die Bedienung.

Wir schauen sie an, als hätte sie uns gerade erzählt, der Papst habe in Strapsen das Casino von Travemünde überfallen. „Es ist nämlich“, präzisiert sie genüsslich, „nur noch eine Portion da.“ Ach so. Da der Franke bereits geordert hat, bescheide ich mich generös mit dem Spinat. Ist ja ebenfalls eine feine Sache, fragen Sie Popeye.

Doch der gemeinhin auch inwendig eher grobschlächtig geformte Franke entdeckt plötzlich ein der Welt bislang tief verborgen gebliebenes Faible für Fairness und schlägt vor, Schnick Schnack Schnuck um die Portion Speckfrikadellen zu spielen. Bis drei.

Als Freund jedweden Duellierens – unabhängig von Speckfrikadellen – willige ich freudig ein. Sofort gerate ich 0:1 ins Hintertreffen, gleiche mit Stein gegen Schere aus und drehe schließlich in der finalen Runde das Spiel mit Schere gegen Papier. Der Franke hat gedacht, ich setzte auf Brunnen. Ich hingegen habe gar nicht gedacht, sondern nur gemacht.

Just als mir also die Speckfrikadellen zuungunsten des Spinats wieder als mittägliche Verheißung vorm geistigen Auge auferstehen, kommt die Bedienung zurück. „Entwarnung“, sagt sie, „es sind doch noch zwei Portionen da.“

In des Franken Auge flammt sofort die Freude schöner Götterfunken auf; es ist Ausdruck tiefempfundenen Glücks desjenigen, der unversehens doch noch etwas zu mümmeln kriegt, das er längst abgeschrieben hatte: Speckfrikadellen. Und nichts und niemand wird ihn von ihrem umstandslosen Verzehr abhalten können, nicht mal Brunnen.

„Gerade haben wir noch Schnick Schnack Schnuck um die Speckfrikadellen gespielt“, schildere ich der Bedienung die Ereignisse der letzten 30 Sekunden, „und ich habe gewonnen.“ Sie zuckt mit den Schultern.

Irgendwie fühle ich mich jetzt, als hätte man mir am grünen Tisch einen Sieg geklaut, dabei kriege ich doch ebenfalls Speckfrikadellen.

Versteh einer die menschliche Psyche.

PS: Die „Frankensaga“ ist bei Amazon billiger geworden: 3,42 statt 3,82 €. Sale! SALE!


04 Januar 2012

Vermintes Gelände

Als der Franke und ich im Fischrestaurant in der Bahrenfelder Straße die Rechnung bezahlt haben, schenkt uns die Bedienung unversehens noch zwei Promoflaschen Cola Zero. Wir nehmen sie höflich und dankend an, obgleich wir beide zu diesem „Getränk“ stehen wie ein ralliger Ozelot zu Kopfsalat.

Auf dem Weg zurück ins Büro überlegen wir, wem wir damit eine Freude machen könnten. „Ich schenke sie Kramer“, entscheidet der Franke. „Und ich einfach einer sehr schlanken Frau“, sage ich. „Damit bin ich auf der sicheren Seite. Jede Frau, die nicht sehr schlank ist, würde doch automatisch denken, ich hielte sie für fett. Und wenn die schlanke Frau, der ich sie schenke, das aus irrationalen Gründen ebenfalls denkt, dann kann ich ihr genau erklären, warum ich genau ihr die Flasche geschenkt habe und keiner … Vollschlanken.“

Derart argumentativ abgesichert betrete ich selbstgewiss dieses schwer verminte Gelände und schenke meine Cola Zero einer sehr schlanken Kollegin. Sie betrachtet die Flasche. „Meinst du denn“, fragt sie, während sie unsicher lächelt, „ich hätte das nötig?“

„Siehst du!“, rufe ich dem Franken hinterher, der bereits auf dem Weg zu Kramer ist, dem man übrigens jederzeit alles schenken kann, zum Beispiel auch Schwartemagen, Fruchtgummi oder alte Nachos; Hauptsache, man schenkt ihm überhaupt etwas.

Der Franke stürzt feixend herbei, und ich erläutere in seinem Beisein der sehr schlanken Kollegin, wie ich vorhin überlegt hätte, ob sie wohl annähme, ich hielte sie für fett, wenn ich ihr diese Flasche Cola Zero gäbe, und dann erkannt hätte, dass ich dieser Falle nur dadurch entgehen könne, indem ich sie einer sehr schlanken Frau schenkte.

„Danke“, haucht sie.
Es klingt geradezu ergriffen.


PS: Vielleicht sollte man als Mann generell mehrere Flaschen Cola Zero vorrätig haben.
(War das gerade der Flirttipp des Tages? Scheint so.)

29 Dezember 2011

Raus in Uelzen



Der IC strandete in Celle. Triebwerkschaden. Lange standen wir ratlos auf dem Gleis, ehe es weiterging, aber nur bis nach Uelzen. Hier war der Zug endgültig kaputt.

In Uelzen auszusteigen ist dank Susanne Fischer literarisch unabdingbar, praktisch aber möglichst zu vermeiden. Dort gibt es ja gewöhnlich nichts – heute aber immerhin den außerplanmäßigen Stopp des ICE aus München, der uns Havarierte liebevoll aufnahm („Kommen Sie, gehen Sie gleich in die erste Klasse!“, rief der Zugbegleiter) und weiter gen Hamburg transportierte.

„Ab 30 Minuten Verspätung gibt es eine Teilrückerstattung“, informierte ich Ms. Columbo, und da es bereits jetzt 35 waren, entschlossen wir uns, den zu erwartenden Geldsegen präventiv zu verfuttern. Im Speisewagen orderten wir Chili con Carne.

Man lieferte uns dazu einen Brotkorb von üppigster Ausstattung, den ich als posthume Backpfeife für Mitropa interpretierte. „Das sollte man fotografieren und an Rach mailen“, jubelte Ms. Columbo, die sich noch ungut an jene berühmte singuläre Minischeibe Brot erinnerte, die uns damals im Tafelhaus eine Livrierte mit großer Geste auf den Teller hub, ehe sie auf Nimmerwiedersehen entschwand in Rachs halbdunkler Räuberhöhle.

Sofort fotografierte ich den Brotkorb, um das Dokument an Rach zu mailen. Während des Chili con
Carne erreichten wir Lüneburg. Die Verspätung war noch immer befriedigend bis gut, und wir hielten sie locker bis Harburg, in Hamburg waren es weiterhin 35 Minuten. Damit hatten das Stranden in Celle und das Aussteigen in Uelzen etwas echt Gutes, was Susanne Fischer in ihrer nächsten Uelzen-Geschichte mitberücksichtigen sollte.

Vom Zugbegleiter ließ ich mir handschriftlich die Ankunftszeit bestätigen und begab mich vergnügt ins Reisezentrum, um die Teilrückerstattung entgegenzunehmen. „Wir sind erst mal in Celle liegengeblieben“, versüßte ich der jungen Frau hinterm Schalter die Lektüre meines inzwischen vielschichtigen Onlinetickets, „und dann mussten wir in Uelzen den Zug wechseln.“

Die Bedeutsamtkeit gerade letzterer Information schien der Frau trotz meiner kursivierten Sprechweise gar nicht recht bewusst zu sein; wahrscheinlich hatte das arme Hascherl Susanne Fischer überhaupt nicht gelesen. „Schließlich sind wir mit 35 Minuten Verspätung in Hamburg angekommen, deswegen hätte ich gern eine Teilrückerstattung.“

Sie schaute lächelnd hoch, legte das Köpfchen schief und klimbimberte mit den Lidern. „Das tut mir Leid“, sagte sie, „erst ab einer Stunde Verspätung. Da kann ich leider nichts machen.“

Ich war verdattert. Hatte mir nicht der mit allen Bahnwassern gewaschene Franke etwas von einer halben Stunde als Untergrenze der Rückerstattungsfähigkeit erzählt? „Aber … Ich dachte … 30 Minuten …“, stammelte ich, „hat sich das denn geändert?“

Noch immer trug sie ihr mädchenhaftes Tröstungsgesicht zur Schau. „Ach“, lächelte sie mich final in Grund und Boden, „da ändert sich immer mal wieder was.“

Und wer, frage ich, ersetzt uns jetzt das Chili con
Carne?
Also Rach bestimmt nicht.


09 Dezember 2011

Die Betriebsweihnachtsfeier



Spätestens als Kramer irgendwann anfing, vom „titten Mal“ zu faseln, und der Franke als Alternative zu einem Benefizkick den „Benefizfick“ erfand, der auf dem Sender Blue Movie übertragen werden solle, natürlich für 69 Euro pay per fuck … spätestens da war es für mich allerhöchste Zeit, noch länger dazubleiben.

29 November 2011

Die Menschen sind schlecht



Der Franke hat an seinem Rad zunächst unter ungeklärten Umständen Tretlager und Gangschaltung gefetzt, alles dann für schmerzhafte 163 Euro reparieren und es sich direkt in der Nacht darauf klauen lassen.


Ein Schicksal, welches mich derart rührt, dass ich mir jeden Scherz darüber verkniffen habe, und ich finde, das sollte der Franke mir hoch anrechnen. Ich würde mich allerdings sehr wundern, wenn er das täte.

Jetzt stromern wir gemeinsam über den Schlachthofflohmarkt, um nach einem neuen Rad Ausschau zu halten. Der Franke aber ist unkonzentriert, denn er befindet sich in jenem Opfermodus, den ich auch schon fünfmal durchlaufen habe: Er scannt mit flackerndem Blick die Bestände sämtlicher Fahrradanbieter in der Hoffnung, sein eigenes darunter zu entdecken.

„Ich bin paranoid“, gibt er unumwunden zu – und auch, dass er überlegt hat, ganz Hamburg mit Plakaten zu pflastern, auf denen sein Fahrrad abgebildet ist sowie der putzige Spruch: „Ich kriege dich, du Dreckschwein!“

Traurig zeigt er mir stattdessen die Fotos seines verschollenen Lieblings, die er zufällig mit sich führt, und wäre jetzt das Dreckschwein von Dieb zugegen, er gäbe das Rad vor lauter Mitleid bestimmt freiwillig zurück.

Doch wir müssen nach vorne blicken, ganz generell, und ich mache mich spontan stark für ein ordentlich wirkendes TCM-Alurad (Foto), für das der Franke nach Händlerangaben 95 Euro latzen soll.

„Fahren Sie Probe!“, lockt der Verkäufer, als er den Franken zweifeln sieht – und schon
schwingt sich der Gebeutelte aufs Rad und karriolt damit munter davon. Der Händler will ihn noch stoppen, doch zu spät: Gäbe es hier Berge, der Franke wäre längst über alle.

„Keine Sorge, ich bleibe hier als Pfand“, beruhige ich den unruhigen Mann, der, wie sich herausstellt, zurecht besorgt dem entschwindenden Franken hinterherschaut, denn schon zweimal ist er Opfer unehrlicher Probefahrer geworden. Einmal, erzählt er mir (seiner Geisel) habe eine sympathisch wirkende Frau ihn betuppt.

„Sie war jung und charmant, sie sah harmlos aus“, sagt er, „wie eine Studentin.“ Er betont Studentin auf eine Weise, die ein verwunderliches Grundvertrauen in diese Spezies Mensch signalisiert, welches allerdings längst den Gang alles Irdischen gegangen ist.

Denn die junge Frau kam nicht wieder mit dem Rad, für das der Händler eigentlich 250 Euro haben wollte. Ein andermal ließ ein Probefahrer als Pfand eine Tasche da, die sich allerdings, nachdem er auf Nimmerwiedersehen geflohen war, als öd und leer entpuppt hatte.

Der Händler ist also ein gebranntes Kind. Er scheint daher entschlossen, so etwas nie mehr geschehen zu lassen, und sollte der Franke nicht zurückkehren, wird er mich zweifellos für den Rest meines Lebens Ketten ölen lassen.

Doch da kommt der unheilbar katholisch kontaminierte Würzburger auch schon wieder angeeiert, stellt das Rad ab und sagt: „Nein, doch nicht.“ Wie viel er denn geben würde statt der 95, fragt der Händler, und der Franke sagt „70“, und der Händler sagt: „Geht klar.“

Fast habe ich das Gefühl, als sollte nicht das Rad, sondern ich ausgelöst werden. Und so ganz falsch ist das ja auch nicht.

17 November 2011

Eine gefährliche Anwandlung



Als der Franke nach seinem, meinem und zwei anderen Büros im Verlag auch noch das Domizil der Grafik als place bei Foursquare anlegte und seither fünfmal am Tag mit gesenktem Kopf und hektisch auf dem Smartphone herumtippend auch noch dort hinrennt, um seinen Mayorstatus bis in alle Ewigkeit und dreimal drüber hinaus zu zementieren, wurde mir klar:

Ich muss meinen Account wieder löschen.
Und das habe ich gestern auch getan.

Wenn ich künftig mal wieder bei Andronaco ehrfürchtig vor einem Parmesankrater stehen sollte, kann ich den Anblick, den Duft und das Pröbchen genießen, ohne dort „einzuchecken“. Es ist wie eine Befreiung.

Vielleicht sollte ich auch diesen ganzen Internetmist sein lassen. Keine Mails mehr, kein Blog, nix Facebook, null Twitter – was wäre das Leben leicht und heiter, zwänge einen die virtuelle Welt nicht tagtäglich hundertmal zum Hingucken, Abrufen, Einloggen, Checken, Hoch- und Runterladen.

Wenn jemand zufällig gerade eine Auslastungslücke bei seiner Zeitmaschine feststellt, dann bitte ein Beam in die späten Siebziger.

Nicht mich – den Franken.

11 November 2011

Eine Frage der (Un-)Moral



„Hey, warte mal“, pfeife ich den Franken auf dem Weg zum Feierabendbier zurück, „ich habe da mal eine juristische Frage.“

Sie bezieht sich, wie der Franke nur wenige Sekunden später erläutert bekommt, auf die im ganzen Viertel flashmobartig verteilten Sattelmützen, ein Werbegag des Mercado. Mein Fahrrad wurde nicht bedacht, weil es in den Zeisehallen stand und nicht draußen; deshalb verfüge ich jetzt über keinen Überzug.

„Wenn jetzt der Besitzer dieses Fahrrads“, schildere ich dem Franken die Sachlage und zeige auf ein Fremdvelociped, neben dem ich meins gerade ankette, „noch gar nicht mitgekriegt hat, dass jemand seinem Rad eine Sattelmützte überzog, und ich sie jetzt abziehe, um sie meinem überzuziehen: Ist das dann Diebstahl?“

Der Franke ist keineswegs elektrisiert von dieser hochmoralischen Fragestellung, sondern reagiert darauf wie ein sibirischer Tiger, dem man mit einer gedünsteten Karotte vorm Maul herumwedelt. Ihn, den Franken, zieht es mit Macht zum Fassbier und weg von sophistischen Diskussionen über Recht und Moral in der Novemberkälte.

Also schließe ich vorläufig die Akte Sattelmütze, mein Fahrrad an den gleichen Pfosten wie das fremde und mich seufzend dem Franken an, der bereits ins Aurel vorgelaufen ist. Dort geht es hoch her und irgendwann um Monty Python’s.

Kramer erzählt von einem Gagvideo auf YouTube, das die Kritik, die einst nach der Veröffentlichung von „Das Leben des Brian“ aufbrandete, karikiert, in dem es sie umdreht. Im Video regt sich ein Plenum über dieses sogenannte Christentum auf, das ja ganz offenkundig eine Parodie auf „Das Leben des Brian“ sei. Dessen Hauptprophet Jesus Christus sei empörenderweise sogar mit den gleichen Initialen ausgestattet worden wie der heilige John Cleese!

Darauf noch ein Helles. „Ich habe den Sinn des Lebens für 5,99 € gekauft“, informiert uns der Monty-Python’s-kundige Franke. „War trotzdem überteuert – denn den gibt es gar nicht“, proste ich ihm heiter zu, und irgendwann heißt es aufbrechen.

Die beiden Fahrräder sind immer noch einträchtig zusammengebunden, eins davon hat einen rotleuchtenden Sattel.

Und so eins – ups – steht jetzt auch in der Seilerstraße auf St. Pauli.

21 Oktober 2011

Wir zerstören das Großkapital!

Sobald ihm der neuste Saturnprospekt in die Hände fällt, studiert ihn der Franke sorgfältig – um damit anschließend im Mediamarkt um die Ecke vorstellig zu werden.

Den Prospekt nutzt er vor Ort als Waffe. Er hält ihn einem Mediamarktverkäufer vor die Nase, säuselt vorwurfsvoll „Saturn ist aber billiger“ und sackt dann das erwählte Produkt – meist eine Blu-ray von David Lynch oder Lars von Trier – zum Saturnpreis ein. Mediamarkt macht das Spielchen stets klaglos mit; der Franke hat mit dieser Methode schon Dutzende Euro gespart.

Im Grunde braucht man also gar keinen Prospekt von Mediamarkt, wenn man einen von Saturn hat, es sei denn, Mediamarkt ist im Einzelfall billiger, aber das erfährt man ja vor Ort. Kein Risiko also.

Kramer, der sich das Ganze ungewohnt unhibbelig erst mal angehört hat, passt diese pfiffige Frankenmethode allerdings ganz und gar nicht in den Kram (den er als Weltbild missversteht). „Ihr zwei seid schuld an der Krise!“, blafft er und nimmt mich damit völlig zu Recht in Sippenhaft, denn auch ich wandte den Prospekttrick bereits mehrfach erfolgreich an.

„Nein, das ist nur unsere Methode, das Großkapital zu zerstören“, belehre ich daher diesen Immervielzukurzdenker, ohne freilich zu erwägen, dass ich damit ja meiner Nemesis beispringe, dem Franken nämlich, und das geht eigentlich gar nicht. „Und wir profitieren auch noch davon“, ergänzt der Franke in einem ähnlichen Anfall versehentlicher Solidarität und grinst dabei so zufrieden, als dürfte er sich gerade drei Nürnberger Rostbratwürste auf einmal zwischen die kapitalen Kiefer stopfen. „Ja“, sekundiere ich, „eine klassische Win-Win-Situation.“

„Und wenn das Großkapital zerschlagen ist“, führt der Franke im Angesicht des längst fassungslos verstummten Kramer fort, „dann entstehen überall kleine Videoläden, in denen Blu-rays 20 Euro kosten. Wir haben dann allerdings längst alle Filme bei Mediamarkt gekauft und brauchen die kleinen Läden nicht mehr. Zumal wir uns die Preise dort eh nicht leisten könnten.“

Ich hatte vorher schon dumpf geahnt, dass es einen Haken haben würde, wenn wir das Großkapital zerstörten. Andererseits können wir es ja nicht nur deshalb stützen, um prophylaktisch zu verhindern, dass kleine Läden nach ihrem temporären Erblühen von uns aus preislichen Erwägungen wieder zu Tode boykottiert werden.

Na ja, jedenfalls sind die Blu-ray-Angebote im aktuellen Saturnprospekt gar nicht so uninteressant.

Mal schauen, was Mediamarkt dazu sagt.

20 Oktober 2011

Der Bürgermeister von Ottensen



Der Franke hat nicht nur ein neues Smartphone, sondern auch das standortbezogene soziale Netzwerk Foursquare entdeckt.

Jeden Ort, den er seither aufsucht, ob Bäckerei, Bordell oder Bierbar (wobei ein Element dieser Aufzählung nur aus alliterierenden Gründen aufgenommen wurde), meldet er jetzt seinem Foursquare-Freundeskreis und informiert so über seinen aktuellen Aufenthaltsort. Dafür kriegt er Punkte, und dort, wo er am häufigsten eincheckt, wird er von Foursquare zum Mayor erklärt, also zum Bürgermeister – wofür er noch mal Punkte bekommt.

Zur Klarstellung: Es handelt sich dabei um genau den gleichen Franken, der damals in den 80ern die Volkszählung boykottierte, um nicht zum gläsernen Franken zu werden. Kritische Nachfragen in diese Richtung wischt er allerdings unwirsch mit „Ach, ist doch nur eine Spielerei“ beiseite und checkt via Smartphone wieder irgendwo ein.

Währenddessen murmelt er Sachen wie „Ha, jetzt bin ich hier Mayor!“ oder „C. hat gerade in Nürnberg im Zeit & Raum eingecheckt, seinen Punktevorsprung hole ich nie mehr auf.“ Nur zu den Essenszeiten herrschen weiterhin ganz andere Prioritäten, außer zwischen zwei Bissen natürlich.

Neulich hat der erwähnte C., sein Hauptkonkurrent um den Punkterekord der Woche, das Büro des Franken in dessen Abwesenheit heimtückisch als neuen Foursquare-Ort angelegt, sofort eingecheckt und war dort plötzlich selbst Mayor. In des Franken hocheigenem Büro! C.!!!

Ein Affront, den der Spross eines traditionell auf Krawall gebürsteten Volksstamms als ernste Kampfansage interpretierte. „C. will Krieg? C. bekommt Krieg!“, rief der Franke aus und fing wieder hektisch an zu fingern. Inzwischen hat er sein Büro handstreichartig von C. zurückerobert, ebenso wie ein, zwei weitere Bürgermeisterposten im Raum Ottensen.

Ich habe mich jetzt auch mal bei Foursquare angemeldet, aus psychologischen Motiven. Die Frankenseele lässt sich schließlich nicht nur qua Außenschau ergründen. Genau hundert Punkte habe ich schon. Und in unserem Wohnzimmer bin ich unangefochten der Mayor, ob das Ms. Columbo nun passt oder nicht.

Seit gestern hat sie allerdings auch einen Account.

Sie will also Krieg? Sie bekommt Krieg!

PS: Das Foto zeigt einen der Orte auf St. Pauli, wo ich hinfort aus elementarem Eigeninteresse stets einchecken muss, wenn ich ihn betrete: die Herbertstraße.


16 Oktober 2011

Der Schweinshaxenstreit



Seitdem die „Frankensaga“ bei Amazon erschienen ist, muffelt der Franke vor sich hin.

Natürlich waren fairerweise er und Kramer als meine herausragenden Musen die ersten, die per Mail über die Veröffentlichung informiert wurden.

Kramer lehnte sofort unwirsch jedwede Lektüre mit der Begründung ab, er lese keine Horrorgeschichten. Der Franke hingegen zeigte die gleiche Reaktion, die nach menschlichem Ermessen von ihm zu erwarten wäre, hielte man ihm eine Portion Seitan mit Sheese und Sojageschnetzeltem vor die Nase: nämlich rundum keine.

Erst mal redeten wir tagelang um den heißen Brei herum, selbst beim gemeinsamen Mittagessen blieb die Saga unangesprochen. Dann jedoch brach er unversehens das Schweigen, aber vorsorglich nur auf der Metaebene.

Man habe ihm zugetragen, hub er zwischen zwei Bissen Rückensteak mit Kartoffelpürree an, das Titelbild der Frankensaga ziere eine Schweinshaxe. Ich bestätigte. Dabei, fuhr er fort, habe er niemals Schweinshaxe bei Heiß und fettig gegessen, sondern vielmehr ich. Er hingegen habe sich dort vor allem den unterschiedlichen Ausformungen des Krustenbratens gewidmet, alternativ auch Hack.

Das mochte ja durchaus sein, wiegelte ich ab, doch fotografiert hätte ich nun mal (m)eine Schweinshaxe. Selbige sei eine Metapher. Eine METAPHER! Und zwar eine buchstäblich saustarke.

Seine Stirn war inzwischen zorngerunzelt. Tatsache bliebe gleichwohl, beharrte der Franke, der hienieden mit einem Vegetarier so viel gemeinsam hat wie ein Sibirischer Winkelzahnmolch mit einem Andenkondor, dass er niemals – in Worten: niemals! – eine Schweinshaxe gegessen habe, Punkt.

Na gut, rollte ich mit den Augen – und stelle hiermit weltöffentlich klar und richtig: Der Franke hat bei
Heiß und fettig niemals eine Schweinshaxe gegessen, sondern immer nur Krustenbraten und Hack.

Gut, dass man ein eBook nicht einstampfen kann.


PS: Da ich nicht schon wieder die elende Schweinshaxe zu Illustrationszwecken heranziehen will, gibt es heute in der Laeiszstraße herumliegende Beeren mit Vögelchen – natürlich ein Verwandter des Andenkondors (und nicht des Sibirischen Winkelzahnmolchs).