Vielleicht erinnern Sie sich: Unlängst schrieb ich unter dem Titel „Sie nagen einfach nicht“ über unseren flächendeckenden Mäusebefall und bemängelte den unzulänglichen Appetit der Nager auf unsere Giftköder. Auch die überall verführerisch aufgestellten Schlagfallen umliefen die Possierlinge weiträumig.
Die Vergrämungsprofis um den alten Fahrensmann Herrn B., die die Lage inzwischen fast wöchentlich neu beurteilen, blieben so ratlos als wie zuvor. Wenn wir mal wieder eine Sichtung schilderten, begannen die Herren nur halb verhohlen die Stirn in Falten zu legen – fast als dächten sie, wir bildeten uns die Mäusepopulation nur ein.
Um unserer Glaubwürdigkeit gegenüber B. und seinem Platoon auf die Sprünge zu helfen, habe ich deshalb neulich bei Aldi eine billige Wildkamera geschossen (ursprünglich 89 Euro, jetzt nur noch 29). Und siehe: Gleich in der ersten Nacht erwies sich das Gerät als Volltreffer. Zunächst fotografierte es eine Maus, die es sich unter unserem Esstisch wohl sein ließ. Auch ein lustiges Herumhoppeln war verschwommen dokumentiert.
Tatsache war also, dass die Mäuse uns gleichsam auf der Nase herumtanzten, und ich konnte es beweisen. In unmittelbarer Nähe von Gift und Fallen hatten sie Spaß und Freude, aber ebenso wenig Todesmut wie Hunger. Ich empfinde so was als ziemlich düpierend.
Doch erst das dritte Foto, entstanden in derselben Debütnacht, zerschmetterte mich vollends. Zu sehen ist es oben. Es zeigt eine Maus, wie sie aus unmittelbarster Nähe die Wildkamera inspiziert und wahrscheinlich sogar beschnuppert. Wäre ihr Schnütchen nicht abgeschnitten, ich bin mir sicher, wir sähen sie lächeln.
Heute habe ich den wieder einmal unverhofft hereinschneienden Herrn B., der in unserer Wohnung inzwischen buchstäblich jeden Spalt kennt, die Beweisfotos gezeigt und sogar einen interessanten kleinen Mäusefilm, der zwei Nächte später entstand.
Herr B. wirkte hilflos. Gift, murmelte er, habe das im Film zu sehende Tierchen sicherlich noch nicht gefressen, dafür sei es „zu schnell“. In zwei Wochen will er wiederkommen. Ich hoffe, er bringt Zeit mit. Ich werde in Beweismaterial schwimmen.
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