Mein Glückstag: Ein Taxifahrer hält mitten auf St. Pauli freiwillig an, als er mich am Bordstein stehen sieht, damit ich gefahrlos die Straße überqueren kann. Dabei hätte ich mich nicht mal auf einen Zebrastreifen berufen können.
Unerklärlich. Na, vielleicht strahle ich selbst am Straßenrand eine gewisse Grundsympathie aus. Wenn der Taxifahrer jedenfalls wüsste, wie einfach er Menschen den Tag verschönern und damit an seinem Karma werkeln kann, er käme vor lauter Bremsen nicht mehr zum Geldverdienen.
Zum Geldverdienen kommt mit Sicherheit auch nicht der Absender der abgebildeten Phishingmail, die mich heute im Namen der Volksbank erreichte. Ich meine: Wer tippt allen Ernstes stapelweise TAN-Nummern in irgendwelche Felder im Internet? Solche Menschen kann es gar nicht mehr geben, das ist völlig unmöglich.
Andererseits gibt es auch Eltern, die den Nachnamen Niedlich tragen und ihren Sohn trotzdem Wendelin nennen.
Und das ist wirklich zu wahr, um schön zu sein.
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
04 Dezember 2007
03 Dezember 2007
Zwischen Ein- und Ausatem
Irgendwo im interessant beleuchteten VHS-Haus (Foto) an der Schanzenstraße findet auch die Einführung in Cranio-Sacrale Körperarbeit statt, doch Ms. Columbo und ich sind für das Wochenendseminar „Ruhepunkte“ angemeldet. Wir möchten erfahren, wie wir besser mit Stress umgehen können.
Wenig später sitzen wir mit geschlossenen Augen in einer überwiegend weiblichen Runde, und eine 50-jährige Sozialpädagogin sagt: „Lasst es geschehen, dass sich der Einatem in eurem Bauch und Becken ausbreitet. Nach und nach, mehr und mehr.“
Gut, wird gemacht.
Auch vom Ausatem verlangt sie was. Er möge, fordert sie, mit seinem Entfleuchen auch alle Anspannung von uns nehmen. Ich muss an die chemische Zusammensetzung des Ausatems denken, also an verdammt viel Kohlendioxid, und frage mich, ob er, der Ausatem, mit dem Transportjob nicht ein klitzekleinwenig überfordert sein könnte. Doch er macht seine Sache ausgezeichnet.
Anschließend folgt ein Schnellkurs in autogenem Training. Unversehens hänge ich mit Baumelarmen auf meinem Stuhl wie ein Orang Utan unter Valium, während die Sozialpädagogin mich auffordert, mir innerlich den Satz „Mir wird das rechte Bein schwer und warm“ vorzusagen.
Das tue ich auch, schließlich habe ich bezahlt, woraufhin mir das rechte Bein schwer und warm wird und die Birne ungeheuer matschig. Zweimal vermeide ich es in letzter Sekunde, autogen vom Stuhl zu kippen.
Das alles hier funktioniert also prächtig. Gut investiertes Geld.
Vor der Mittagspause sagt die Kursleiterin: „Versucht einmal hinzuspüren, wo ihr die Pause verbringen wollt.“ Wir spüren hin und her, und am Ende läuft alles auf die Tapasbar schräg gegenüber hinaus.
Fazit: ein super Wochenende, entspannend wie lange keins. Und während ich dies schreibe, breitet sich mein Einatem in Bauch und Becken aus, nach und nach, mehr und mehr. Hoffentlich gibt’s bald den Anschlusskurs.
Wenig später sitzen wir mit geschlossenen Augen in einer überwiegend weiblichen Runde, und eine 50-jährige Sozialpädagogin sagt: „Lasst es geschehen, dass sich der Einatem in eurem Bauch und Becken ausbreitet. Nach und nach, mehr und mehr.“
Gut, wird gemacht.
Auch vom Ausatem verlangt sie was. Er möge, fordert sie, mit seinem Entfleuchen auch alle Anspannung von uns nehmen. Ich muss an die chemische Zusammensetzung des Ausatems denken, also an verdammt viel Kohlendioxid, und frage mich, ob er, der Ausatem, mit dem Transportjob nicht ein klitzekleinwenig überfordert sein könnte. Doch er macht seine Sache ausgezeichnet.
Anschließend folgt ein Schnellkurs in autogenem Training. Unversehens hänge ich mit Baumelarmen auf meinem Stuhl wie ein Orang Utan unter Valium, während die Sozialpädagogin mich auffordert, mir innerlich den Satz „Mir wird das rechte Bein schwer und warm“ vorzusagen.
Das tue ich auch, schließlich habe ich bezahlt, woraufhin mir das rechte Bein schwer und warm wird und die Birne ungeheuer matschig. Zweimal vermeide ich es in letzter Sekunde, autogen vom Stuhl zu kippen.
Das alles hier funktioniert also prächtig. Gut investiertes Geld.
Vor der Mittagspause sagt die Kursleiterin: „Versucht einmal hinzuspüren, wo ihr die Pause verbringen wollt.“ Wir spüren hin und her, und am Ende läuft alles auf die Tapasbar schräg gegenüber hinaus.
Fazit: ein super Wochenende, entspannend wie lange keins. Und während ich dies schreibe, breitet sich mein Einatem in Bauch und Becken aus, nach und nach, mehr und mehr. Hoffentlich gibt’s bald den Anschlusskurs.
01 Dezember 2007
Im Separee mit Edeltraut und Herbert
Zwei, drei Mal im Jahr verlieren wir die Beherrschung. Dann müssen Ms. Columbo und ich ins Freudenhaus, nur zwei Fußminuten von unserer Wohnung entfernt.
Rote umschnürte Plastikherzen, von Kerzen heimelig illuminiert, verzieren dort die Fenster. Drinnen erwarten uns jene heißen Genüsse, die uns zwei, drei Mal im Jahr die Beherrschung verlieren lassen, auch wenn sie nicht ganz billig sind.
Im Freudenhaus ist man auf Paare genauso eingestellt wie auf Singles. Die bildhübsche Assistentin führt uns in ein mit rotem Samt ausgeschlagenes Separee. Ms. Columbo ließ es schon vor einer Woche reservieren, was weise war, denn das Freudenhaus ist auch heute Abend restlos ausgebucht.
Gegenüber unserer Kuschelecke hängt ein Aktbild an der Wand; es zeigt zwei lüsterne Engel, die sich mithilfe von Obst und Gemüse prächtig amüsieren. Unsere Stimmung steigt.
Die Assistentin präsentiert lächelnd das Angebot und fragt nach unseren Wünschen. Ms. Columbo leckt sich recht schnell die Lippen nach einem muskulösen Hirschen ohne ein Gramm Fett, er heißt Herbert. Ich hingegen entscheide mich für eine knusprige Brünette mit Schenkeln zum Reinbeißen und dem etwas altmodischen Namen Edeltraut.
Und nur ein Viertelstündchen später machen wir uns gierig her über die beiden geilen Weihnachtsmenüs im Restaurant Freudenhaus.
Rote umschnürte Plastikherzen, von Kerzen heimelig illuminiert, verzieren dort die Fenster. Drinnen erwarten uns jene heißen Genüsse, die uns zwei, drei Mal im Jahr die Beherrschung verlieren lassen, auch wenn sie nicht ganz billig sind.
Im Freudenhaus ist man auf Paare genauso eingestellt wie auf Singles. Die bildhübsche Assistentin führt uns in ein mit rotem Samt ausgeschlagenes Separee. Ms. Columbo ließ es schon vor einer Woche reservieren, was weise war, denn das Freudenhaus ist auch heute Abend restlos ausgebucht.
Gegenüber unserer Kuschelecke hängt ein Aktbild an der Wand; es zeigt zwei lüsterne Engel, die sich mithilfe von Obst und Gemüse prächtig amüsieren. Unsere Stimmung steigt.
Die Assistentin präsentiert lächelnd das Angebot und fragt nach unseren Wünschen. Ms. Columbo leckt sich recht schnell die Lippen nach einem muskulösen Hirschen ohne ein Gramm Fett, er heißt Herbert. Ich hingegen entscheide mich für eine knusprige Brünette mit Schenkeln zum Reinbeißen und dem etwas altmodischen Namen Edeltraut.
Und nur ein Viertelstündchen später machen wir uns gierig her über die beiden geilen Weihnachtsmenüs im Restaurant Freudenhaus.
30 November 2007
Eine leereiche Erfahrung
Heute hat die Biathlonsaison begonnen. Ms. Columbo hasst Biathlon. Sie fühlt sich von dieser Sportart verfolgt und bedrängt, und ihr dauerhaftes Vorkommen in Nachrichtensendungen ist für sie ein Drangsal ersten Ranges.
„Von November bis April ist Biathlon!“, ruft sie empört aus, „und dazwischen habe ich Angst davor, dass es wieder losgeht!“ Ich bin total hilflos. Als derjenige, der sie vor den Übeln und Gefahren dieser Welt schützen soll und will, versage ich in dieser Beziehung total.
Biathlon ist mir über. Es ist wirklich überall, und auch ich entwickle unterm Einfluss von Ms. Columbo bereits Aversionen gegen diese Sportart, die in ihrer ganzen Machart etwas Lächerliches hat.
Auf Skiern durch die Gegend zu rutschen, um sich plötzlich in obszöner Breitbeinigkeit flach auf den Bauch zu werfen (vor allem für Männer nicht ohne Risiko!) und hechelnd auf eine Scheibe zu ballern, die einem nicht das Geringste getan hat: Das muss man Menschen mit absonderlichen Neigungen natürlich grundsätzlich zugestehen, solange sie die öffentliche Sicherheit nicht gefährden. Doch warum stehen dabei immer Fernsehteams Stativ bei Fuß und bringen Biathlonberichte ins heute journal? Und zwar von November bis April?
Um Ms. Columbo von dieser langen, schrecklichen Zeit, die ganz Deutschland von nun an wieder mal bevorsteht, ein wenig abzulenken, zitiere ich eine Mail von heute. Eine Promoterin, die ihre Plattenfirma verlässt, verabschiedete sich von uns mit dem Satz: „Ich danke Euch allen für 2,5 leereiche Jahre.“
Manchmal denke ich, Freud hatte doch Recht.
PS: Schlimm übrigens, dass Ms. Columbo jetzt auch in diesem bisher biathlonfreien Blog auf Biathlon stößt. Waaaah!
„Von November bis April ist Biathlon!“, ruft sie empört aus, „und dazwischen habe ich Angst davor, dass es wieder losgeht!“ Ich bin total hilflos. Als derjenige, der sie vor den Übeln und Gefahren dieser Welt schützen soll und will, versage ich in dieser Beziehung total.
Biathlon ist mir über. Es ist wirklich überall, und auch ich entwickle unterm Einfluss von Ms. Columbo bereits Aversionen gegen diese Sportart, die in ihrer ganzen Machart etwas Lächerliches hat.
Auf Skiern durch die Gegend zu rutschen, um sich plötzlich in obszöner Breitbeinigkeit flach auf den Bauch zu werfen (vor allem für Männer nicht ohne Risiko!) und hechelnd auf eine Scheibe zu ballern, die einem nicht das Geringste getan hat: Das muss man Menschen mit absonderlichen Neigungen natürlich grundsätzlich zugestehen, solange sie die öffentliche Sicherheit nicht gefährden. Doch warum stehen dabei immer Fernsehteams Stativ bei Fuß und bringen Biathlonberichte ins heute journal? Und zwar von November bis April?
Um Ms. Columbo von dieser langen, schrecklichen Zeit, die ganz Deutschland von nun an wieder mal bevorsteht, ein wenig abzulenken, zitiere ich eine Mail von heute. Eine Promoterin, die ihre Plattenfirma verlässt, verabschiedete sich von uns mit dem Satz: „Ich danke Euch allen für 2,5 leereiche Jahre.“
Manchmal denke ich, Freud hatte doch Recht.
PS: Schlimm übrigens, dass Ms. Columbo jetzt auch in diesem bisher biathlonfreien Blog auf Biathlon stößt. Waaaah!
29 November 2007
Musiktauschen im 21. Jahrhundert
Nur einen Song möchte ich von C., einen einzigen: „Moonshiner“, eine ältere Dylan-Coverversion von Cat Power. Doch sie befindet sich ausschließlich auf seinem iPod nano, die Originalquelle ist verschollen.
Spielen und löschen könnte man das Stück problemlos, aber das will ich gar nicht, sondern es mir einfach von ihm schenken lassen. Schließlich sind wir befreundet, dann darf man das, ohne sofort in den Knast zu wandern. Aber wie kriege ich es auf meinen iPod? Von diesen Geräten kann man ja nichts mehr runterkopieren. Eigentlich.
Bestimmt ist meine Methode eine Umstandskrämerei erster Kajüte, und jeder Computerfex östlich von Richmond lacht sich ein Loch in den Chip, doch ich starte TinkerTool, ein nützliches Programm, das versteckte Dateien sichtbar macht, natürlich auch die von C.s iPod nano.
Ich ziehe alle sonst unsichtbaren und kryptisch benannten Musikdateien aus seinem „Music“-Ordner in mein iTunes-Fenster. Das dauert nur eine Stunde. Am Ende ist mein freier Festplattenspeicher um fast vier Gigabyte geschrumpft, der Songbestand hingegen um fast tausend Titel gewachsen.
Und unter all den Massen von Tracks entdecke ich nach der alphabetischen Sortierung auch „Moonshiner“. Ich ziehe es in eine Wiedergabeliste, markiere alle anderen Songs von C. und lösche sie wieder aus der iTunes-Bibliothek.
Insgesamt hat die ganze Aktion nicht mal 90 Minuten gedauert, für einen knapp sechsminütigen Song. Trotzdem habe ich das Gefühl, zu Zeiten der Compactcassette wäre das alles einen Tuck einfacher gewesen.
Vielleicht verfärbt aber auch einfach die Nostalgie meine Erinnerung.
Spielen und löschen könnte man das Stück problemlos, aber das will ich gar nicht, sondern es mir einfach von ihm schenken lassen. Schließlich sind wir befreundet, dann darf man das, ohne sofort in den Knast zu wandern. Aber wie kriege ich es auf meinen iPod? Von diesen Geräten kann man ja nichts mehr runterkopieren. Eigentlich.
Bestimmt ist meine Methode eine Umstandskrämerei erster Kajüte, und jeder Computerfex östlich von Richmond lacht sich ein Loch in den Chip, doch ich starte TinkerTool, ein nützliches Programm, das versteckte Dateien sichtbar macht, natürlich auch die von C.s iPod nano.
Ich ziehe alle sonst unsichtbaren und kryptisch benannten Musikdateien aus seinem „Music“-Ordner in mein iTunes-Fenster. Das dauert nur eine Stunde. Am Ende ist mein freier Festplattenspeicher um fast vier Gigabyte geschrumpft, der Songbestand hingegen um fast tausend Titel gewachsen.
Und unter all den Massen von Tracks entdecke ich nach der alphabetischen Sortierung auch „Moonshiner“. Ich ziehe es in eine Wiedergabeliste, markiere alle anderen Songs von C. und lösche sie wieder aus der iTunes-Bibliothek.
Insgesamt hat die ganze Aktion nicht mal 90 Minuten gedauert, für einen knapp sechsminütigen Song. Trotzdem habe ich das Gefühl, zu Zeiten der Compactcassette wäre das alles einen Tuck einfacher gewesen.
Vielleicht verfärbt aber auch einfach die Nostalgie meine Erinnerung.
27 November 2007
Was aß Grass?
Warum mir das Folgende ausgerechnet heute Abend wieder einfiel, weiß ich nicht.
Jedenfalls waren wir im Sommer auf Urlaub in Danzig, im Mercure Hevelius Hotel. In seiner ruhmreichen Geschichte nächtigten dort bereits unzählige Gäste, darunter sogar noch prominentere als Ms. Columbo und ich.
Eine beeindruckende Fotogalerie in der Lobby kündete von ihrer Hochkarätigkeit, und wir standen gleich am ersten Danzigtag ehrfürchtig vor den Porträts von Margaret Thatcher, Richard von Weizsäcker, Günter Grass oder George (Papa) Bush.
Das Interessanteste jedoch waren die dazugehörigen Menükarten. Unter jedem Promiporträt hing eine und informierte die Nachwelt über die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen das Mercure dermaleinst die Zelebritäten verwöhnt hatte.
Mir gibt das Gelegenheit, mal wieder ein kleines Rätselspiel zu veranstalten, bei dem es – wie stets – Unglaubliches zu gewinnen gibt: nämlich einen der hier auf dem Kiez weltberühmten Musiksampler aus eigener Produktion. Wer also folgende vier Menüs den richtigen Prominenten zuordnen kann, für den wird’s viel früher Weihnachten als gedacht.
Hier sind sie (das letzte war bis auf einen Gang nicht zu rekonstruieren):
Wer also aß die Pilze und wer die Ente, wer Scholle und wer Toast? Man kann drauf kommen …
Jedenfalls waren wir im Sommer auf Urlaub in Danzig, im Mercure Hevelius Hotel. In seiner ruhmreichen Geschichte nächtigten dort bereits unzählige Gäste, darunter sogar noch prominentere als Ms. Columbo und ich.
Eine beeindruckende Fotogalerie in der Lobby kündete von ihrer Hochkarätigkeit, und wir standen gleich am ersten Danzigtag ehrfürchtig vor den Porträts von Margaret Thatcher, Richard von Weizsäcker, Günter Grass oder George (Papa) Bush.
Das Interessanteste jedoch waren die dazugehörigen Menükarten. Unter jedem Promiporträt hing eine und informierte die Nachwelt über die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen das Mercure dermaleinst die Zelebritäten verwöhnt hatte.
Mir gibt das Gelegenheit, mal wieder ein kleines Rätselspiel zu veranstalten, bei dem es – wie stets – Unglaubliches zu gewinnen gibt: nämlich einen der hier auf dem Kiez weltberühmten Musiksampler aus eigener Produktion. Wer also folgende vier Menüs den richtigen Prominenten zuordnen kann, für den wird’s viel früher Weihnachten als gedacht.
Hier sind sie (das letzte war bis auf einen Gang nicht zu rekonstruieren):
1. Waldpilzragout, Brokkolicremesuppe, Forelle in Stachelbeersoße, Apfelkuchen mit VanillesoßeEs gewinnt, wer als erster die vier Namen Margaret Thatcher, Richard von Weizsäcker, Günter Grass und George Bush von 1 bis 4 in die richtige Reihenfolge bringt und sie als Kommentar hinterlässt. Auch die Auflösung erfolgt nach einer angemessenen Frist ebenda, wo ich dann den oder die Glückliche um eine Mail mit den Adressdaten bitten werde.
2. In Kirschen manirierte Bratente mit Oliven und Kräutern, Dillcremesuppe, Tournedo (ein Stück aus dem Rindsfilet) mit grünem Spargel in „Gribich“-Soße
3. Parmaschinkensalat mit Krabben und Äpfeln, Toast mit Rührei und gebratenen Tomaten, Birnen in Likör und Grapefruitsoße, grüner Tee mit Sahne und frischgepresstem Orangensaft
4. Scholle
Wer also aß die Pilze und wer die Ente, wer Scholle und wer Toast? Man kann drauf kommen …
26 November 2007
Das Leben ist gerecht
Wie wir genau auf Hollywoodikone Mae West kamen, weiß ich auch nicht mehr.
Jedenfalls erklärte mir Ms. Columbo plötzlich mit deutlichen Zeichen der Erheiterung, der Künstlername dieser legendären Sexbombe (wie man das damals noch nannte) habe auch konkrete Bedeutungen. Nämlich sinnigerweise „aufgepumpte Schwimmweste“ und „Panzer mit Zwillingstürmen“.
Manchmal ist das Leben eben doch gerecht.
Nur in Dubai eher selten. Dort soll ein Brite, der auf dem Flughafen an Bewegungsmangel litt und sie mit Liegestützen bekämpfte, für drei Monate ins Gefängnis gewandert sein – Delikt: „Belästigung des Flughafenbodens“.
Man stelle sich erst mal vor, er hätte Mae West belästigt.
Andererseits wissen wir ja alle seit Schäuble: Wer nichts zu befürchten hat, hat auch nichts zu verbergen. Chrome’s Blog hat den Nachnamen unseres Innenministers daher mal durch den Anagrammfleischwolf gejagt und stieß auf „Belausche“ und „Ach, Übles“.
Manchmal ist das Leben doch gerecht – hätte ich beinah gesagt, doch das habe ich ja schon.
Der Anblick des winterlichen Ottensens von heute Abend hat übrigens mit all dem nicht das Geringste zu tun.
Jedenfalls erklärte mir Ms. Columbo plötzlich mit deutlichen Zeichen der Erheiterung, der Künstlername dieser legendären Sexbombe (wie man das damals noch nannte) habe auch konkrete Bedeutungen. Nämlich sinnigerweise „aufgepumpte Schwimmweste“ und „Panzer mit Zwillingstürmen“.
Manchmal ist das Leben eben doch gerecht.
Nur in Dubai eher selten. Dort soll ein Brite, der auf dem Flughafen an Bewegungsmangel litt und sie mit Liegestützen bekämpfte, für drei Monate ins Gefängnis gewandert sein – Delikt: „Belästigung des Flughafenbodens“.
Man stelle sich erst mal vor, er hätte Mae West belästigt.
Andererseits wissen wir ja alle seit Schäuble: Wer nichts zu befürchten hat, hat auch nichts zu verbergen. Chrome’s Blog hat den Nachnamen unseres Innenministers daher mal durch den Anagrammfleischwolf gejagt und stieß auf „Belausche“ und „Ach, Übles“.
Manchmal ist das Leben doch gerecht – hätte ich beinah gesagt, doch das habe ich ja schon.
Der Anblick des winterlichen Ottensens von heute Abend hat übrigens mit all dem nicht das Geringste zu tun.
Kurios
„Einverstanden, wenn ich den iPod auf Zufallsauswahl stelle? Es könnte allerdings eine kuriose Abfolge dabei herauskommen“, warne ich Ms. Columbo, als ich pflichtgemäß den Soundtrack fürs Frühstück vorbereite.
„Sie ist immer kurios“, antwortet sie, gestählt bis zur Stoik von langen gemeinsamen Jahren mit einem diktatorischen Musikauswähler.
„Ja, aber homogen kurios!“, triumphiere ich. Und drücke die Abspieltaste.
„Sie ist immer kurios“, antwortet sie, gestählt bis zur Stoik von langen gemeinsamen Jahren mit einem diktatorischen Musikauswähler.
„Ja, aber homogen kurios!“, triumphiere ich. Und drücke die Abspieltaste.
25 November 2007
Von wegen Klimawandel
24 November 2007
Umnebelt
Die Bar Morphine, wohin ich eingeladen bin, um mir einen Künstler anzuschauen, könnte überall angesiedelt sein, in Meiendorf oder Norderstedt, in Harburg oder Pinneberg.
Aber nein, sie liegt in der Seilerstraße; ich könnte in Puschen hinüberschlendern. Tue ich trotzdem nicht.
Drinnen pusten sie alle fünf Minuten Trockeneis auf die Tanzfläche, wo ein totemähnlicher Pfeiler steht, anfangs noch wie ein trutziger Solitär. Bald ist er umgeben von Zwanzigjährigen, die hier den Altersschnitt definieren, und ich fühle mich … älter.
Alle sind umflort vom zischenden Nebel, und der endlose stumpfe Beat des Technohouse, den der DJ in den Raum pumpt wie eine Injektion aus Adrenalin, nivelliert die Unterschiede. Die Körper pulsieren im Takt, Flaschen und Gläser vibrieren in unseren Händen.
Neben mir umarmen sich gestylte faltenlose Menschen mit vor gespielter Begeisterung geweiteten Augen (das kann allerdings auch vom Kokain kommen, das sie gerade auf dem Klo geschnupft haben).
Ein bärtiger Student mit Hornbrille (Fachrichtung: Grafikdesign. Hundertprozentig.) hält das Cocktailglas seltsam affektiert in Ohrenhöhe rechts von seinem Kopf und schwenkt manchmal ohne hinzuschauen den Arm nach links, wo der Strohhalm traumhaft sicher seinen Mund findet.
Eine passable Methode, geriete sein Ellenbogen nicht beim Zurückschwenken immer wieder in gefährliche Nähe zu meinem Jochbein. Ich wechsle den Platz, treffe Kalle Schwensen und beschließe in der Zehntelsekunde, bevor wir uns die Hände schütteln, diesmal richtig gegenzuhalten. Es funktioniert.
Als ich gehe, wird mir bewusst, dass keine der herumwuselnden Promoterinnen, welche die Gäste zum Eintrag in einen Mailverteiler animieren sollen, mich angesprochen hat. Vielleicht war der Trockeneisnebel zu dicht.
Ja, bestimmt.
Aber nein, sie liegt in der Seilerstraße; ich könnte in Puschen hinüberschlendern. Tue ich trotzdem nicht.
Drinnen pusten sie alle fünf Minuten Trockeneis auf die Tanzfläche, wo ein totemähnlicher Pfeiler steht, anfangs noch wie ein trutziger Solitär. Bald ist er umgeben von Zwanzigjährigen, die hier den Altersschnitt definieren, und ich fühle mich … älter.
Alle sind umflort vom zischenden Nebel, und der endlose stumpfe Beat des Technohouse, den der DJ in den Raum pumpt wie eine Injektion aus Adrenalin, nivelliert die Unterschiede. Die Körper pulsieren im Takt, Flaschen und Gläser vibrieren in unseren Händen.
Neben mir umarmen sich gestylte faltenlose Menschen mit vor gespielter Begeisterung geweiteten Augen (das kann allerdings auch vom Kokain kommen, das sie gerade auf dem Klo geschnupft haben).
Ein bärtiger Student mit Hornbrille (Fachrichtung: Grafikdesign. Hundertprozentig.) hält das Cocktailglas seltsam affektiert in Ohrenhöhe rechts von seinem Kopf und schwenkt manchmal ohne hinzuschauen den Arm nach links, wo der Strohhalm traumhaft sicher seinen Mund findet.
Eine passable Methode, geriete sein Ellenbogen nicht beim Zurückschwenken immer wieder in gefährliche Nähe zu meinem Jochbein. Ich wechsle den Platz, treffe Kalle Schwensen und beschließe in der Zehntelsekunde, bevor wir uns die Hände schütteln, diesmal richtig gegenzuhalten. Es funktioniert.
Als ich gehe, wird mir bewusst, dass keine der herumwuselnden Promoterinnen, welche die Gäste zum Eintrag in einen Mailverteiler animieren sollen, mich angesprochen hat. Vielleicht war der Trockeneisnebel zu dicht.
Ja, bestimmt.
23 November 2007
Heißer Feger
Unser Schornsteinfeger sieht sich veranlasst, mit der Unterstreichung eines entscheidenden Wortes explizit zu betonen, zu welchem Zweck er demnächst vorbeikommen wird.
Das lässt Rückschlüsse zu. Zumindest bei Menschen mit schmutziger Fantasie. Vielleicht wurde er von einem oder mehreren Bewohnern unseres Hauses in der Vergangenheit mit Anforderungen konfrontiert, die er nicht erfüllen wollte. Oder konnte.
Deshalb kommt er diesmal nur zum FEGEN vorbei. Ausschließlich. Zu nichts anderem. Erst beim nächsten Mal wieder, eventuell.
Na ja, wir haben eh keinen funktionsfähigen Ofen mehr.
21 November 2007
Sehr geehrter Herr Hoeneß
Datum: 21. November 2007 18:18:09 MEZ
Sehr geehrter Herr Hoeneß,
wie ich einem Interview entnehmen konnte, das Sie dem Bayerischen Rundfunk gewährten, haben Sie Ihre Loge in der Allianzarena bisher noch kein einziges Mal benutzt. Dabei kostet sie pro Saison einen sechsstelligen Betrag.
Welch eine Verschwendung!
Ich bin Mitglied des FC St. Pauli, ein Verein, den Sie ja auch mögen; Ihre Rettungsaktion ist hier oben auf dem Kiez unvergessen. Aus diesem Grund möchte ich auch Ihnen mal aus der Patsche helfen. Mein Angebot: Ich erkläre mich bereit, als Ihr Ersatzmann die verwaiste Loge in der Allianzarena zu besetzen, wann immer Sie verhindert sind.
Falls ich selbst einmal verhindert sein sollte (z. B. wegen eines Bahnstreiks), nominiere ich gerne einen Ersatzersatzmann, wobei ich Ihnen natürlich ein Mitspracherecht einräumte, ist ja nur fair.
Wäre das nicht eine fantastische Lösung für alle Probleme, die mit Ihrer leeren Loge zusammenhängen?
Die näheren Details können wir sofort regeln, damit es vielleicht schon am Samstag gegen Wolfsburg klappt.
Ich packe vorsorglich mal ein paar Kleinigkeiten in meine Reisetasche.
Über einen regelmäßigen Zuschuss für die Fahrkarte würde ich mich übrigens sehr freuen; ist ja nicht ganz billig, zweimal im Monat längs durch die Republik zu reisen.
Aber das kriegen wir bestimmt alles einvernehmlich geregelt.
Viele Grüße
Ihr Matthias Wagner
Sehr geehrter Herr Hoeneß,
wie ich einem Interview entnehmen konnte, das Sie dem Bayerischen Rundfunk gewährten, haben Sie Ihre Loge in der Allianzarena bisher noch kein einziges Mal benutzt. Dabei kostet sie pro Saison einen sechsstelligen Betrag.
Welch eine Verschwendung!
Ich bin Mitglied des FC St. Pauli, ein Verein, den Sie ja auch mögen; Ihre Rettungsaktion ist hier oben auf dem Kiez unvergessen. Aus diesem Grund möchte ich auch Ihnen mal aus der Patsche helfen. Mein Angebot: Ich erkläre mich bereit, als Ihr Ersatzmann die verwaiste Loge in der Allianzarena zu besetzen, wann immer Sie verhindert sind.
Falls ich selbst einmal verhindert sein sollte (z. B. wegen eines Bahnstreiks), nominiere ich gerne einen Ersatzersatzmann, wobei ich Ihnen natürlich ein Mitspracherecht einräumte, ist ja nur fair.
Wäre das nicht eine fantastische Lösung für alle Probleme, die mit Ihrer leeren Loge zusammenhängen?
Die näheren Details können wir sofort regeln, damit es vielleicht schon am Samstag gegen Wolfsburg klappt.
Ich packe vorsorglich mal ein paar Kleinigkeiten in meine Reisetasche.
Über einen regelmäßigen Zuschuss für die Fahrkarte würde ich mich übrigens sehr freuen; ist ja nicht ganz billig, zweimal im Monat längs durch die Republik zu reisen.
Aber das kriegen wir bestimmt alles einvernehmlich geregelt.
Viele Grüße
Ihr Matthias Wagner
20 November 2007
Aggy gegen Gerd
Morgens um 10:31 Uhr versuchte mich eine Müllmail zu charmieren. Sie begann mit dem Satz „Restlos faust digge hinter den Loeffeln hat es die anmutige Aggy.“
Spätestens da wusste ich: Der Tag hat Potenzial.
Letztlich war es aber dann doch nicht so. Denn nachdem mir in einer Pressemeldung das optisch wie akustisch schönste Wort seit langem untergekommen war („Bassbalalaika“), beließ es der Tag bei nur noch einer weiteren Attraktion.
An der Reeperbahn Ecke Davidstraße war von Wahlwerbungsarchäologen ein Relikt freigelegt worden: Schröder! Ein Gespenst aus fernen Zeiten.
Vielleicht wäre die Wirkung des Plakats noch erschreckender gewesen, hätte nicht ein barmherziger Passant den Exkanzler kieztypisch aufgepeppt.
Eventuell war es ja auch die anmutige Aggy von 10:31 Uhr. Schließlich hat sie es faust digge hinter den Loeffeln – und bestimmt zufällig einen Edding dabei gehabt.
Spätestens da wusste ich: Der Tag hat Potenzial.
Letztlich war es aber dann doch nicht so. Denn nachdem mir in einer Pressemeldung das optisch wie akustisch schönste Wort seit langem untergekommen war („Bassbalalaika“), beließ es der Tag bei nur noch einer weiteren Attraktion.
An der Reeperbahn Ecke Davidstraße war von Wahlwerbungsarchäologen ein Relikt freigelegt worden: Schröder! Ein Gespenst aus fernen Zeiten.
Vielleicht wäre die Wirkung des Plakats noch erschreckender gewesen, hätte nicht ein barmherziger Passant den Exkanzler kieztypisch aufgepeppt.
Eventuell war es ja auch die anmutige Aggy von 10:31 Uhr. Schließlich hat sie es faust digge hinter den Loeffeln – und bestimmt zufällig einen Edding dabei gehabt.
19 November 2007
Der Bierkonflikt
Auf der Bühne des Docks explodiert der Retrorock der schwedischen Hives lauthals und stilbewusst (Anzüge! Krawatten! Schwarze Hemden!), doch ein kleines Drama spielt sich nicht da vorne ab, sondern neben uns am Tresen.
Ein Teenager hat ein Bier bekommen, aber zu wenig Wechselgeld. Behauptet er. „Ich habe dir zehn gegeben“, sagt er der Bedienung. „Nein, fünf“, sagt sie.
„Ehrlich: zehn“, barmt der Junge, und er sagt es auf eine dringliche Art, bei der jedes Gericht auf einen Eid verzichten würde. Seine Aussage stimmt, auf jeden Fall. Das irrlichternde Flackern in seinen Augen rührt von Verzweiflung her, nicht von Unrechtsbewusstsein.
Die Bedienung ist gleichwohl anderer Meinung. Sie bleibt hart. Gegenüber dem Franken schildere ich meine allgemeine Problemlösungsmethode für solche und vergleichbare Fälle: Telefonnummern austauschen, und abends nach dem Kassensturz checkt das Docks, ob ein Überschuss von fünf Euro aufgelaufen ist, ruft gegebenenfalls den Burschen an, und die Sache ist erledigt.
„Ich weiß genau“, insistiert der Junge, „dass ich noch Geld für zwei Bier hatte!“ Vergeblich. Eine Welle von Mitleid überschwemmt mich. Ich überlege, ob ich ihm das nächste Bier ausgeben soll, nicht nur aus Großherzigkeit, sondern auch, um die Bedienung zu düpieren.
Doch wie käme das an: Ein Mittvierziger (zumal in Begleitung eines gleichaltrigen Franken!) spendiert einem 18-jährigen Unbekannten ein Glas Gerstensaft – wirkt das nicht irgendwie anzüglich? Und will ich das riskieren? Zehn Minuten später bin ich noch immer zu keinem Entschluss gekommen. Da sehe ich die Bedienung, wie sie ihm ein Bier rüberschiebt, kostenlos, aus Kulanz.
Eine wirklich salomonische Lösung, in mehrerer Hinsicht.
Ein Teenager hat ein Bier bekommen, aber zu wenig Wechselgeld. Behauptet er. „Ich habe dir zehn gegeben“, sagt er der Bedienung. „Nein, fünf“, sagt sie.
„Ehrlich: zehn“, barmt der Junge, und er sagt es auf eine dringliche Art, bei der jedes Gericht auf einen Eid verzichten würde. Seine Aussage stimmt, auf jeden Fall. Das irrlichternde Flackern in seinen Augen rührt von Verzweiflung her, nicht von Unrechtsbewusstsein.
Die Bedienung ist gleichwohl anderer Meinung. Sie bleibt hart. Gegenüber dem Franken schildere ich meine allgemeine Problemlösungsmethode für solche und vergleichbare Fälle: Telefonnummern austauschen, und abends nach dem Kassensturz checkt das Docks, ob ein Überschuss von fünf Euro aufgelaufen ist, ruft gegebenenfalls den Burschen an, und die Sache ist erledigt.
„Ich weiß genau“, insistiert der Junge, „dass ich noch Geld für zwei Bier hatte!“ Vergeblich. Eine Welle von Mitleid überschwemmt mich. Ich überlege, ob ich ihm das nächste Bier ausgeben soll, nicht nur aus Großherzigkeit, sondern auch, um die Bedienung zu düpieren.
Doch wie käme das an: Ein Mittvierziger (zumal in Begleitung eines gleichaltrigen Franken!) spendiert einem 18-jährigen Unbekannten ein Glas Gerstensaft – wirkt das nicht irgendwie anzüglich? Und will ich das riskieren? Zehn Minuten später bin ich noch immer zu keinem Entschluss gekommen. Da sehe ich die Bedienung, wie sie ihm ein Bier rüberschiebt, kostenlos, aus Kulanz.
Eine wirklich salomonische Lösung, in mehrerer Hinsicht.
18 November 2007
No sex, we’re british
Nachts auf dem Kiez, nicht weit vom Spielbudenplatz (Foto): Während um uns herum das Leben tobt, sitzen wir zu dritt in der beschaulichen Weinbar Traubenzauber und kriegen die Bedienung dazu, den ekligen 80er-Jahre-Pop durch Rat-Pack-Songs zu ersetzen. Sie leistet kaum Widerstand.
Als sie weg ist, kommt die Frage auf, welche Männer wir sexy fänden, wenn wir schwul wären. German Psycho erkürt (natürlich) Christian Bale zu seinem persönlichen Sexgott, zur Not akzeptiere er auch Brad Pitt.
C. pickt sich Jack Nicholson raus. Ich erbitte eine Lebensphaseneingrenzung und schlage die „Easy Rider“-Ära vor, was C. erleichtert bejaht.
Nur mir fantasielosem Hetero fällt kein Kerl ein, kein einziger. Was bedeutet das bloß, tiefenpsychologisch gesehen? Bin ich etwa – Gott bewahre – homophob?
Ohne Ergebnis wechseln wir gegen eins in den English Pub am Hans-Albers-Platz, wo plötzlich eine Prostituierte auftaucht. Sie verkörpert den orientalischen Typ mit ihren streng hinterm Kopf zusammengebundenen schwarzen Haaren, dem dunklen Teint und einer Nase, mit der man die Vorsilbe „Stups“ keineswegs assoziiert.
Durchs sorgfältig zerschnittene Blau ihrer hautengen Jeans schimmern weiße Fäden. Ihre Gürteltasche – Pflichtaccessoire aller Huren auf St. Pauli – scheint prall gefüllt. Kein Zweifel, sie will hier im English Pub klammheimlich und illegal ihr Revier erweitern.
Bald verschwindet sie mit einem jungen Türken aufs Klo. Doch die beiden haben die gewiss nicht knappe Rechnung ohne die Bedienung gemacht, die mit ihren blonden Zöpfen irgendwie zünftig und sehr entschlossen aussieht. „Heidi Stahl“ nenne ich sie insgeheim, obwohl das ein Spitzname ist, den German Psycho soeben für eine andere blonde Wuchtbrumme erfunden hat.
Heidi Stahl jedenfalls holt die beiden Geschäftspartner vom Örtchen, ihre Schimpfkanonade übertönt sogar die Musikbox. Dann schmeißt sie die Hure raus. Die wehrt sich nur der Form halber, sie weiß genau, was Sache ist und was ihr blüht, wenn sie sich mit Heidi Stahl anlegt.
Als sie sich trollt, trägt sie ihre bachtliche Nase grundlos hoch, was ihr beim Abgang zumindest den schwachen Anflug einer Siegeraura gibt.
Der frustrierte Junge hat die ganze Zeit wortlos dabeigestanden. Trotz seines offenkundigen Triebstaus lässt er keinen Kampfgeist erkennen, keinen unbedingten Willen zum Sex. Er geht ihr nicht einmal nach. Was ist nur los mit der Jugend von heute?
Amüsiert stehen wir am Tisch und kippen ein Newcastle. Es hat erstaunlich viel Schaum für ein englisches Bier, das muss ich schon sagen.
Als sie weg ist, kommt die Frage auf, welche Männer wir sexy fänden, wenn wir schwul wären. German Psycho erkürt (natürlich) Christian Bale zu seinem persönlichen Sexgott, zur Not akzeptiere er auch Brad Pitt.
C. pickt sich Jack Nicholson raus. Ich erbitte eine Lebensphaseneingrenzung und schlage die „Easy Rider“-Ära vor, was C. erleichtert bejaht.
Nur mir fantasielosem Hetero fällt kein Kerl ein, kein einziger. Was bedeutet das bloß, tiefenpsychologisch gesehen? Bin ich etwa – Gott bewahre – homophob?
Ohne Ergebnis wechseln wir gegen eins in den English Pub am Hans-Albers-Platz, wo plötzlich eine Prostituierte auftaucht. Sie verkörpert den orientalischen Typ mit ihren streng hinterm Kopf zusammengebundenen schwarzen Haaren, dem dunklen Teint und einer Nase, mit der man die Vorsilbe „Stups“ keineswegs assoziiert.
Durchs sorgfältig zerschnittene Blau ihrer hautengen Jeans schimmern weiße Fäden. Ihre Gürteltasche – Pflichtaccessoire aller Huren auf St. Pauli – scheint prall gefüllt. Kein Zweifel, sie will hier im English Pub klammheimlich und illegal ihr Revier erweitern.
Bald verschwindet sie mit einem jungen Türken aufs Klo. Doch die beiden haben die gewiss nicht knappe Rechnung ohne die Bedienung gemacht, die mit ihren blonden Zöpfen irgendwie zünftig und sehr entschlossen aussieht. „Heidi Stahl“ nenne ich sie insgeheim, obwohl das ein Spitzname ist, den German Psycho soeben für eine andere blonde Wuchtbrumme erfunden hat.
Heidi Stahl jedenfalls holt die beiden Geschäftspartner vom Örtchen, ihre Schimpfkanonade übertönt sogar die Musikbox. Dann schmeißt sie die Hure raus. Die wehrt sich nur der Form halber, sie weiß genau, was Sache ist und was ihr blüht, wenn sie sich mit Heidi Stahl anlegt.
Als sie sich trollt, trägt sie ihre bachtliche Nase grundlos hoch, was ihr beim Abgang zumindest den schwachen Anflug einer Siegeraura gibt.
Der frustrierte Junge hat die ganze Zeit wortlos dabeigestanden. Trotz seines offenkundigen Triebstaus lässt er keinen Kampfgeist erkennen, keinen unbedingten Willen zum Sex. Er geht ihr nicht einmal nach. Was ist nur los mit der Jugend von heute?
Amüsiert stehen wir am Tisch und kippen ein Newcastle. Es hat erstaunlich viel Schaum für ein englisches Bier, das muss ich schon sagen.
16 November 2007
Zwei Bar zu wenig
Der Fahrradladen in der Clemens-Schultz-Straße liegt nicht weit weg von diesem hübsch verzierten Hauseingang. Sein Chef ist von recht kompakter Gestalt. Ich schätze ihn auf ungefähr 90 Kilo. Er legt die Handkante auf meinen Vorderreifen und wuchtet seine Masse hoch, so dass die kompletten 90 Kilo über die Handkante auf den Reifen drücken.
Er quetscht ihn zusammen bis auf die Felge. Mehrfach, um den Test auch wissenschaftlich zu fundieren. „Ssu wännik Luhft!“, verkündet er dann feierlich das Ergebnis. „Sinn swei Bar. Musse aber sein vier.“
Vier Bar also, staune ich. „Ginge schwär ssu fahre?“, fragt er und zeigt jenes sanfte Lächeln des überlegenen Fachmanns, das stets ein wenig mit Spott kontaminiert ist. Ich nicke ertappt.
Meine sporadische Daumenprobe hatte nie etwas Auffälliges ergeben; stets schien mir der Reifen ausreichend prall. Und jetzt das. Mir dämmert plötzlich: Zeit meines Radlerlebens habe ich mich mit zwei Bar zu wenig über Flachstrecken gequält. Absolvierte Abfahrten, die ich als schnell in Erinnerung habe, wurden in Wahrheit gebremst, von zwei Bar zu wenig.
Darin aber steckt auch etwas Tröstliches. Denn dass ich die Berge hochkroch wie ein asthmatischer Dackel, lag dann wohl doch nicht an mangelndem Training, den falschen Drogen oder daran, dass ich die Visitenkarte von Dr. Fuentes verlegt habe.
Der Chef holt seine Pumpe, steckt sie auf, drückt den Hebel runter mit der Kraft seiner 90 Kilo. Und dann haut er mir umstandslos vier Bar rein.
Als ich draußen aufsteige und losfahre, geht gleichsam die Sonne auf. Das Rad schwebt. Es eilt entfesselt dahin, als hätte es einen eigenen Willen und Super getankt. Es gehe leich ssu fahre! Und alles nur wegen zwei Bar mehr.
Die verlorenen Jahre des Kriechens muss ich jetzt ganz schnell vergessen.
Er quetscht ihn zusammen bis auf die Felge. Mehrfach, um den Test auch wissenschaftlich zu fundieren. „Ssu wännik Luhft!“, verkündet er dann feierlich das Ergebnis. „Sinn swei Bar. Musse aber sein vier.“
Vier Bar also, staune ich. „Ginge schwär ssu fahre?“, fragt er und zeigt jenes sanfte Lächeln des überlegenen Fachmanns, das stets ein wenig mit Spott kontaminiert ist. Ich nicke ertappt.
Meine sporadische Daumenprobe hatte nie etwas Auffälliges ergeben; stets schien mir der Reifen ausreichend prall. Und jetzt das. Mir dämmert plötzlich: Zeit meines Radlerlebens habe ich mich mit zwei Bar zu wenig über Flachstrecken gequält. Absolvierte Abfahrten, die ich als schnell in Erinnerung habe, wurden in Wahrheit gebremst, von zwei Bar zu wenig.
Darin aber steckt auch etwas Tröstliches. Denn dass ich die Berge hochkroch wie ein asthmatischer Dackel, lag dann wohl doch nicht an mangelndem Training, den falschen Drogen oder daran, dass ich die Visitenkarte von Dr. Fuentes verlegt habe.
Der Chef holt seine Pumpe, steckt sie auf, drückt den Hebel runter mit der Kraft seiner 90 Kilo. Und dann haut er mir umstandslos vier Bar rein.
Als ich draußen aufsteige und losfahre, geht gleichsam die Sonne auf. Das Rad schwebt. Es eilt entfesselt dahin, als hätte es einen eigenen Willen und Super getankt. Es gehe leich ssu fahre! Und alles nur wegen zwei Bar mehr.
Die verlorenen Jahre des Kriechens muss ich jetzt ganz schnell vergessen.
Energy fur die Chefin – fast
Nach der gefühlt tausendsten Mail mit dem Betreff „Energy fur ihren Schwanz“ habe ich heute einen speziell darauf abgestimmten Spamfilter eingerichtet. Zu diesem Zweck kopiere ich die Betreffzeile in den Zwischenspeicher.
Wenig später will ich einen interessanten Spon-Artikel an die Chefin schicken. Ich markiere ihn, kopiere ihn in den Zwischenspeicher und füge ihn ins E-Mail-Textfeld ein.
Denke ich zumindest.
Denn in genau der Millisekunde, bevor ich den Sendeknopf drücke, sehe ich, was wirklich in der Mail steht: „Energy fur ihren Schwanz“.
Manchmal kann man ja eine geplante Aktion nicht mehr stoppen, obwohl sich durch hektisches Synapsenfeuer inzwischen herausgestellt hat, dass sie vollkommen bescheuert ist.
Heute nicht, zum Glück. Doch es war verdammt knapp.
Wenig später will ich einen interessanten Spon-Artikel an die Chefin schicken. Ich markiere ihn, kopiere ihn in den Zwischenspeicher und füge ihn ins E-Mail-Textfeld ein.
Denke ich zumindest.
Denn in genau der Millisekunde, bevor ich den Sendeknopf drücke, sehe ich, was wirklich in der Mail steht: „Energy fur ihren Schwanz“.
Manchmal kann man ja eine geplante Aktion nicht mehr stoppen, obwohl sich durch hektisches Synapsenfeuer inzwischen herausgestellt hat, dass sie vollkommen bescheuert ist.
Heute nicht, zum Glück. Doch es war verdammt knapp.
15 November 2007
Wie ein komatöses Krokodil
Der blöde Schnellbus 37 kommt zurzeit mal wieder jeden Morgen verlässlich zu spät. Meist stehe ich mir ab 9 Uhr rund 20 Minuten lang an der U-Bahn-Haltestelle St. Pauli die Beine in den Bauch und vertreibe mir die Zeit damit, zum Takt von Philip Glass den HVV zu verfluchen. Philipp Glass’ Musik ist übrigens sehr rhythmisch.
Die äußerst zuverlässig eintreffenden Busse der erheblich unbrauchbareren Linien 36 und 112 scheinen beim Eintreffen zu feixen. Ich habe es vorher auch nicht gewusst, aber verdammt: Busse KÖNNEN feixen, ich erlebe es jeden Morgen!
In der 37, so sie denn kommt, sitzt dann meist eine sehr blonde, sehr verlebte und deshalb sehr aufgetakelte Busfahrerin. Auch heute wieder. Das Auffälligste an ihr ist nicht ihre mimisch offen zur Schau gestellte Grundgenervtheit, sondern die Art, wie sie den Bus steuert. Nämlich einhändig.
Ihre linke Hand erledigt komplett alles, was nötig ist, um verlässliche 20 Minuten Verspätung zu erzielen, während ihre rechte wie eingeschlafen auf der Kasse ruht. Vier Finger liegen in mathematischer Akkuratesse auf dem Gerät, während der Daumen träumerisch hinter der unteren Kante des Kastens verschwindet. Selbst bei engen Kurven und schwierigen Ausweichmanövern bleibt die Blonde verbissen bei dieser manuellen Arbeitsteilung, als hätte sie eine Wette laufen.
„Wahrscheinlich“, vermutet Ms. Columbo, der ich ratlos davon erzähle, „ist die Kasse nicht verschraubt, und um den ständig drohenden Diebstahl zu verhindern, muss sie sie festhalten.“ Was Besseres fällt mir dazu ehrlich gesagt auch nicht ein.
Als wir am Bahnhof Altona eintreffen, geht es plötzlich nicht mehr weiter. Ich schaue vom Spiegel hoch und stelle fest: Niemand ist mehr im Bus außer mir. Vorne steht die Blonde neben ihrem Sitz und fuchtelt mit den Armen.
Ich nehme den Kopfhörer ab und erfahre so auch akustisch von ihrer Aufforderung, den Bus wechseln zu sollen. Hinter uns parkt ein weiterer 37er, dort sollen wir hinein aus irgendeinem Grund. Alle haben es schon kapiert, nur ich noch nicht, dank Philip Glass und Spiegellektüre.
Also wechsle auch ich den Bus, und erst unterwegs dorthin wird es mir bewusst: Ich habe doch wahrhaftig die rechte Hand der Busfahrerin bei einer anderen Tätigkeit erlebt, als auf dem Kassenkasten zu liegen wie ein komatöses Krokodil. Beim Fuchteln nämlich.
Somit ein ganz besonderer Tag. Doch morgen wird bestimmt wieder alles so sein wie immer.
PS: Wenn ich vor lauter 37er-Frust dann doch mal die 112 nehme, die mich immerhin in die Nähe meines Zieles bringt, dann führt die Route wenigstens über den Hafen, und ich kann Kräne kucken. Und schon habe ich wieder ein Kränefoto hier eingeschmuggelt. Ich bin echt ein Fuchs.
Die äußerst zuverlässig eintreffenden Busse der erheblich unbrauchbareren Linien 36 und 112 scheinen beim Eintreffen zu feixen. Ich habe es vorher auch nicht gewusst, aber verdammt: Busse KÖNNEN feixen, ich erlebe es jeden Morgen!
In der 37, so sie denn kommt, sitzt dann meist eine sehr blonde, sehr verlebte und deshalb sehr aufgetakelte Busfahrerin. Auch heute wieder. Das Auffälligste an ihr ist nicht ihre mimisch offen zur Schau gestellte Grundgenervtheit, sondern die Art, wie sie den Bus steuert. Nämlich einhändig.
Ihre linke Hand erledigt komplett alles, was nötig ist, um verlässliche 20 Minuten Verspätung zu erzielen, während ihre rechte wie eingeschlafen auf der Kasse ruht. Vier Finger liegen in mathematischer Akkuratesse auf dem Gerät, während der Daumen träumerisch hinter der unteren Kante des Kastens verschwindet. Selbst bei engen Kurven und schwierigen Ausweichmanövern bleibt die Blonde verbissen bei dieser manuellen Arbeitsteilung, als hätte sie eine Wette laufen.
„Wahrscheinlich“, vermutet Ms. Columbo, der ich ratlos davon erzähle, „ist die Kasse nicht verschraubt, und um den ständig drohenden Diebstahl zu verhindern, muss sie sie festhalten.“ Was Besseres fällt mir dazu ehrlich gesagt auch nicht ein.
Als wir am Bahnhof Altona eintreffen, geht es plötzlich nicht mehr weiter. Ich schaue vom Spiegel hoch und stelle fest: Niemand ist mehr im Bus außer mir. Vorne steht die Blonde neben ihrem Sitz und fuchtelt mit den Armen.
Ich nehme den Kopfhörer ab und erfahre so auch akustisch von ihrer Aufforderung, den Bus wechseln zu sollen. Hinter uns parkt ein weiterer 37er, dort sollen wir hinein aus irgendeinem Grund. Alle haben es schon kapiert, nur ich noch nicht, dank Philip Glass und Spiegellektüre.
Also wechsle auch ich den Bus, und erst unterwegs dorthin wird es mir bewusst: Ich habe doch wahrhaftig die rechte Hand der Busfahrerin bei einer anderen Tätigkeit erlebt, als auf dem Kassenkasten zu liegen wie ein komatöses Krokodil. Beim Fuchteln nämlich.
Somit ein ganz besonderer Tag. Doch morgen wird bestimmt wieder alles so sein wie immer.
PS: Wenn ich vor lauter 37er-Frust dann doch mal die 112 nehme, die mich immerhin in die Nähe meines Zieles bringt, dann führt die Route wenigstens über den Hafen, und ich kann Kräne kucken. Und schon habe ich wieder ein Kränefoto hier eingeschmuggelt. Ich bin echt ein Fuchs.
14 November 2007
Liwa auf Kuba
Für einen Ex-Pornodarsteller ist A. ein erstaunlich scheues Reh. Er will sich einfach nicht zu mir vor die Bühne im Hafenklang stellen, auf der die Flowerpornoes spielen.
Dort steht sonst niemand, und wenn wir da stünden, dann versperrten wir Tom Liwa & Co. wenigstens ein bisschen den Blick auf den todtraurigen Saal. Denn kaum 30 Leute verlieren sich bühnenfern und schüchtern im Halbdunkel, inklusive A.
Sollen sie doch. Ich hingegen schaue mir Liwa näher an, der sich heute Abend für ein merkwürdiges Outfit entschieden hat. Auf dem Kopf trägt er eine übergroße schlammfarbene Zipfelmütze, die mich an den Film „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ erinnert, obwohl ich ihn nie gesehen habe. Liwas Torso wird zudem umschlottert von einem weißen Nachthemd, wahrscheinlich aus dem Nachlass seiner Großmutter.
Es reicht ihm bis zu den Knien, darunter folgt nur noch nacktes Bein. Liwas Waden sind erstaunlich trainiert; die Muskulatur tritt geradezu eckig hervor. Natürlich ist der Zipfelmützenmann im Omahemd barfuß. Das ist nur konsequent.
Einmal kniet er sich hin, um ein Gitarrensolo zu spielen, der Mützenzipfel rutscht ihm ins Gesicht, er sitzt gebeugt da, und im orangen Licht des Hafenklangsaals wirkt Liwa plötzlich wie ein Häftling auf Guantanamo Bay.
Man kann sich von alldem einfach nicht mehr frei machen, nie mehr.
Dort steht sonst niemand, und wenn wir da stünden, dann versperrten wir Tom Liwa & Co. wenigstens ein bisschen den Blick auf den todtraurigen Saal. Denn kaum 30 Leute verlieren sich bühnenfern und schüchtern im Halbdunkel, inklusive A.
Sollen sie doch. Ich hingegen schaue mir Liwa näher an, der sich heute Abend für ein merkwürdiges Outfit entschieden hat. Auf dem Kopf trägt er eine übergroße schlammfarbene Zipfelmütze, die mich an den Film „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ erinnert, obwohl ich ihn nie gesehen habe. Liwas Torso wird zudem umschlottert von einem weißen Nachthemd, wahrscheinlich aus dem Nachlass seiner Großmutter.
Es reicht ihm bis zu den Knien, darunter folgt nur noch nacktes Bein. Liwas Waden sind erstaunlich trainiert; die Muskulatur tritt geradezu eckig hervor. Natürlich ist der Zipfelmützenmann im Omahemd barfuß. Das ist nur konsequent.
Einmal kniet er sich hin, um ein Gitarrensolo zu spielen, der Mützenzipfel rutscht ihm ins Gesicht, er sitzt gebeugt da, und im orangen Licht des Hafenklangsaals wirkt Liwa plötzlich wie ein Häftling auf Guantanamo Bay.
Man kann sich von alldem einfach nicht mehr frei machen, nie mehr.
12 November 2007
Cruise grinst Hitler weg
Gestern sahen wir im Kino den Trailer zum Film „Walküre“ über das Attentat auf Hitler vom Juli 1944. Hollywoodstar Tom Cruise spielt Claus Schenk Graf von Stauffenberg, also die Hauptrolle.
Eine kleine Sequenz aus diesem Trailer pflanzte mir den Stachel der Skepsis ins Hirn, und dort wird er bleiben bis nächsten Sommer, wenn „Walküre“ ins Kino kommt.
Sie geht so: Einer der Mitverschwörer spricht gegenüber Stauffenberg von der Todesgefahr, in der sie alle schweben, und Tom Cruise antwortet so was wie: „Wie werden dem Tod heute noch öfter begegnen.“ Das ginge ja vielleicht noch durch als üblicher Hollywoodsprech für pathetische Situationen, in denen die Furchtlosigkeit des Helden durchscheinen soll. Doch während Cruise das sagt, grinst er auf seine hundertfach erprobte Weise aasig sarkastisch, als wäre er ein Broker, der als nächstes die Chefsekretärin flachlegen will.
Weiter entfernt vom realen Stauffenberg können diese zwei Cruise-Sekunden einfach nicht sein, dafür umso näher am draufgängerischen Sonnyboy, der diesem schrägen Diktator jetzt mal zeigen will, was ’ne richtige Harke ist – let’s roll!
Oh Mann. Der Film wird bestimmt ganz, ganz furchtbar. Und für solche Cruise-Momente durften sie im Bendlerblock drehen.
Wahrscheinlich werden Ms. Columbo und ich uns „Walküre“ trotzdem ansehen. Aber nur, wenn parallel kein EM-Spiel läuft.
PS: Wer generell wissen will, was zurzeit im Kino sehenswert ist und was man tunlichst meiden muss, sollte sich donnerstags auf Gunnars brandneuem Kinoblog Orientierung holen. Selbst wenn er einen Film noch nicht gesehen hat: Eine Meinung dazu hat er immer, garantiert …
Eine kleine Sequenz aus diesem Trailer pflanzte mir den Stachel der Skepsis ins Hirn, und dort wird er bleiben bis nächsten Sommer, wenn „Walküre“ ins Kino kommt.
Sie geht so: Einer der Mitverschwörer spricht gegenüber Stauffenberg von der Todesgefahr, in der sie alle schweben, und Tom Cruise antwortet so was wie: „Wie werden dem Tod heute noch öfter begegnen.“ Das ginge ja vielleicht noch durch als üblicher Hollywoodsprech für pathetische Situationen, in denen die Furchtlosigkeit des Helden durchscheinen soll. Doch während Cruise das sagt, grinst er auf seine hundertfach erprobte Weise aasig sarkastisch, als wäre er ein Broker, der als nächstes die Chefsekretärin flachlegen will.
Weiter entfernt vom realen Stauffenberg können diese zwei Cruise-Sekunden einfach nicht sein, dafür umso näher am draufgängerischen Sonnyboy, der diesem schrägen Diktator jetzt mal zeigen will, was ’ne richtige Harke ist – let’s roll!
Oh Mann. Der Film wird bestimmt ganz, ganz furchtbar. Und für solche Cruise-Momente durften sie im Bendlerblock drehen.
Wahrscheinlich werden Ms. Columbo und ich uns „Walküre“ trotzdem ansehen. Aber nur, wenn parallel kein EM-Spiel läuft.
PS: Wer generell wissen will, was zurzeit im Kino sehenswert ist und was man tunlichst meiden muss, sollte sich donnerstags auf Gunnars brandneuem Kinoblog Orientierung holen. Selbst wenn er einen Film noch nicht gesehen hat: Eine Meinung dazu hat er immer, garantiert …
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