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26 Februar 2016

Das Pümpelproblem

Ich habe unseren Pümpel geschrottet. Während des verdächtig folgenlosen Intensivgebrauchs am Badewannenabfluss bemerkte ich einen langen Riss im Gummi. Der Pümpel war nach jahrelanger klagloser Benutzung anscheinend einer spontanen Dysfunktionalität anheimgefallen. Ein neuer musste her.

Noch während ich suchend durch die Budni-Filiale in der Rindermarkthalle streifte, kam mir der innerlich bereits zurechtgelegte Satz „Entschuldigen Sie, wo finde ich die Pümpel?“, mit dem ich in Bälde eine der hinreichend vertretenen Verkäuferinnen zu behelligen trachtete, irgendwie anzüglich vor.

Vielleicht kannte sie das Wort gar nicht und dächte wer weiß was. Vielleicht würde ich mir dann mit Umschreibungen helfen müssen – zum Beispiel einer Formulierung wie „Ich suche einen manuellmechanischen Abflussreiniger auf Druckluftbasis“. Die Gefahr bestünde dabei natürlich, für wunderlich gehalten zu werden. Aber ich brauchte nun mal einen Ersatzpümpel!

Und plötzlich stand ich so zufällig wie innerlich erleichtert vor einem Pümpeltrio. Es erfreute sich der Nachbarschaft friedlich vor sich hin dösender Klobürsten. Diese waren auch ordnungsgemäß als Klobürsten deklariert, doch was stand wohl auf dem Schild zum Pümpel, etwa „Pümpel“?

Ich beugte mich hinab und las: „Pumpfix Saugglocke mit Holzstiel“. Ein frisch erworbenes Wissen, das ich an dieser Stelle gerne mit Ihnen und der Welt teilen möchte.

Andererseits weiß ich noch immer nicht, ob die Durchschnittsbudnifachkraft das Wort Pümpel kennt und ob sie beim Hören desselben aus irgendeinem Grund, den ich mir noch immer nicht recht erklären kann, rote Ohren bekäme.

Der neue Pümpel funktioniert übrigens tadellos. Auch wenn er sich offiziell als Saugglocke mit Holzstiel euphemisieren lassen muss.








10 Februar 2015

Pareidolie (102)

Fast wäre ich dem Maler noch in den Arm gefallen, als er die Rolle ansetzte, um dieses grandiose Tapetengesicht inklusive applizierter Augendübel zu übertünchen.

Doch dann dachte ich: Eine Verewigung im Blog reicht ja eigentlich auch.

Voilà.

PS: Eine ganze Galerie gibt es – natürlich – bei der Pareidolie-Tante.


16 Januar 2015

Wieder mal Opfer eines Verbrechens


Abhanden gekommen sind uns auf St. Pauli ja schon allerhand Sachen, darunter Fahrräder, Satteltaschen oder ein Auto. Alles ergab aus Sicht der ethisch-moralisch desorientierten Entwender bestimmt irgendeinen Sinn.

Aber wer in Kalle Schwensens Namen kann so belämmert sein, eine vor der Wohnungstür liegende Fußmatte zu klauen …?

Liebe Diebe, ihr müsst jetzt ganz stark sein: Die Fußmatte lag bereits dort, als wir 1996 in diese Wohnung zogen. Wer weiß, wie viele Generationen von Besucherschuhen sie bis dahin schon schmutzaufnehmend umhegt hatte. Seither aber sind weitere 19 Jahre vergangen, ohne dass wir je ernsthaft erwogen hätten, dieser Matte eine Grundreinigung angedeihen zu lassen.

Das merkt man der Matte – wenn Sie, liebe Diebe, das vielleicht noch einmal visuell und olfaktorisch verifizieren mögen – auch recht deutlich an.

Zuletzt erwog ich daher in immer kürzeren Abständen, sie trotz ihrer Meriten durch eine neue zu ersetzen. Allerdings war die genaue Form ihrer Entsorgung noch nicht ganz klar. Bis heute.

Dafür danke. Das Foto zeigt die neue Fußmatte. Bitte liegen lassen, okay? Sie haben ja jetzt eine. Und die funktioniert tadellos!


28 Februar 2014

Vorzüge unserer Wohnlage


Zurzeit haben wir einige ungebetene Gäste im Haus. Zum einen Silberfischchen. 

Seit ich neulich versehentlich einen Artikel darüber las, wie putzig, harmlos, ja geradezu nützlich diese „lebenden Fossilien“ seien in ihrer Gier nach allem, was uns tagtäglich so vom Körper rieselt, fühle ich mich zunehmend unwohl in meiner tradierten Rolle als Silberfischchenterminator. 

Beschämendes Ergebnis: Ich expediere die Tierchen neuerdings mit Hilfe einer Postkarte, die mir Dr. K. in den 90ern geschickt hat, vorsichtig in ein Schnapsglas (Foto) und kippe sie mit einem gemurmelten Lebwohl über die Balkonbrüstung. 

Ähnliches wäre mit der anderen Spezies ungebetener Gäste im Haus weniger gut zu machen, nicht nur, weil sie sich bevorzugt im Erdgeschoss aufhalten: Junkies.

Irgendwie schaffen sie es immer wieder, das Haus zu entern. Eine wirksame Methode ist wahlloses Betätigen der Klingeltafel; irgendein Bewohner wird im Tran schon auf den Summer drücken. Ein Kalkül, das immer noch derart oft aufgeht, dass die mahnenden hausinteren Rundmails inzwischen bevorzugt in Versalien verfasst werden. 

Die andere Methode ihres Eindringens scheint von noch weniger Raffinesse geprägt und stattdessen eine brachiale zu sein, wie am Zustand des Schließblechs an der Haustür leicht abzulesen ist.

Sobald diese armen Gestalten drin sind, verkriechen sie sich in unseren heimelig verwinkelten Mülleimerabstellraum und tun, was Junkies gemeinhin tun. Manchmal bleiben sie zu diesem Zweck auch einfach dumpf auf der erstbesten Stufe im Treppenhaus sitzen und lassen sich widerspruchslos rauswerfen.

Jedenfalls scheint unser Heim zum Geheimtipp der Drogen- und Berberszene geworden zu sein, nachdem es bisher nur in der Rangliste Vorshauskotzen/-pinkeln/-kacken sowie in der Disziplin Haustürscheibeeinschlagen ganz weit oben rangierte.

Na ja, irgendwas muss man für die gestiegene Miete ja auch geboten bekommen, was Castrop-Rauxel nicht zu bieten hat.

Silberfischchen haben sie da schließlich auch.

22 Mai 2013

Das Geheimnis der Fußleiste

Unser Haus ist deutlich über hundert Jahre alt, und die Fußleisten bestimmt kaum jünger, wenn überhaupt. Beim Renovieren mussten sie nun einmal abgenommen werden.

Dahinter tauchte unversehens ein Stapel handschriftlicher Dokumente auf. Sie waren angesengt, verrußt, von den Zeitläuften deformiert und gewellt. Aufregend!

Ich beugte mich konzentriert über die gestochen scharfe Sütterlinschrift. Allerdings konnte ich kaum etwas entziffern. Nur ein paar Datumsangaben und hie und da ein Wort wie „verwundet“ oder so ähnlich.

Vielleicht stammten die Aufzeichnungen aus einem der beiden Weltkriege. Waren wir etwa auf die echten Hitler-Tagebücher gestoßen? Sollte ich Gerd Heidemann – immerhin wohnt er in Ottensen – um eine Expertise bitten?

Ich beschloss, damit noch zu warten und zunächst meine betagten Eltern zu konsultieren, beide des Sütterlins nicht unkundig. Sie beugten sich interess- und konzentriert über die gestochen scharfe Schrift.

Aus den Bruchstücken, die sie enträtseln konnten, schloss ich indes leicht enttäuscht rück auf eine profane Schularbeit. Vielleicht ein Diktat. Es gab rot angestrichene Wörter und ein Kapitel, das klar lesbar mit „Verbesserung“ überschrieben war.

Eine ausführliche sachkundige Exegese der historischen Artefakte steht allerdings weiter aus, Überraschungen sind also ohne weiteres noch drin. Alles ist möglich!

Wenn der Stern Interesse hat, soll er mir bitte ein Angebot machen.

13 April 2013

Time to say goodbye (5)


So, meine sehr verehrten Damen und Herren: Unsere schon seit einer gefühlten Ewigkeit wie sauer Bier angebotenen Bücher sind jetzt wirklich weg.

Drei kräftige, teils untersetzte Männer mit wenig Haupthaar und viel Bizeps luden sie in Kisten und trugen sie fort. Am Ende hingen nur noch Streben an der Wand, worauf die leeren Massivholzbretter lagen.

„Möchten Sie vielleicht auch die Bretter mitnehmen?“, fragte ich den Chef des Trios.
„Gärrnä! Sind gute Brättär. Kann ich gebrrauchän fürr Bau von Vögelhaus.“
„Sie meinen wahrscheinlich Vogelhaus. Mit o.“
„Ja, gännau: Haus fürr Vögeln!“
„Nein, nein, Vorsicht. Der Plural ist Vögel, also ohne n. Das könnte leicht missverständlich …“
„… Wie sagän noch in Teutsch zu Vögelhaus? Issä Puff? Gännau das will ich bauän mit Brättär!“
„Oh.“

Nun, der Dialog nahm nach dem absolut authentisch geschilderten Auftakt nicht ganz diesen Verlauf, das gebe ich zu.

Doch am Ende waren auch die Bretter weg, und das ist die Hauptsache.




27 November 2012

Pareidolie (53)

Man hat nicht jeden Tag beim Kartoffelschälen das bedrückende Gefühl, ein Kapuzineräffchen zu köpfen. Auch für mich war es ein Debüt.

Ein Vegetarier wäre in diesem Moment möglicherweise entsetzt auf Rauke umgestiegen, doch ich blieb taff.

PS: Eine ganze Galerie von Pareidolien gibt es bei der Pareidolie-Tante
, wo sonst.


23 Oktober 2012

Time to say goodbye


Der Beginn einer neuen Ära ist stets von Übergangsproblemen geprägt.

Seit mehreren Wochen versuchen wir unsere Bücher zu verschenken, weil wir auf E-Reader umgestiegen sind. Doch die jahrzehntelang gewachsene Wand scheint trotz mehrfacher Ortstermine mit vermeintlich guten Freunden kaum abzunehmen.

Dabei schlugen hier schon Leute mit Rollkoffern auf, sogar mehrfach. Dem ersten Kandidaten hatte ich für 50 Euro freie Auswahl versprochen – und null Euro, wenn er alles mitnähme, inklusive Brettern, Streben und Haken. Unter fadenscheinigen Vorwänden („Platzprobleme“) wählte er die Variante für 50 Euro. Die er uns übrigens immer noch schuldet.

Am vergangenen Sonntag nötigten wir daher ein halbes Dutzend Menschen aus dem innersten Zirkel, sich zwecks freier Bücherentnahme gefälligst in unserem Wohnzimmer einzufinden. Sogar der Heavy-Kindle-User German Psycho war dabei, allerdings – wie Sie völlig richtig vermuten – aus ganz anderen Gründen: Er sollte jeden, der sich am Ende der Veranstaltung ohne Bücher zu fliehen anschickte, höflich an seine Pflichten erinnern – mithilfe seiner Chromaxt.

Gelockt hatten wir nicht nur mit der Aussicht auf kostenlosen Lesestoff, sondern auch mit Espresso und portugiesischen Natas, was schließlich sogar den Franken aus seiner Eimsbütteler Höhle auf den Kiez trieb. Dabei erstickt dieser heillose Büchermessi zu Hause bereits jetzt zwischen Zellulosestapeln, für deren Produktion halb Manaus abgeholzt werden musste.

Ihn dabeizuhaben erschwert die ganze Sache zudem auf der Diskussionsebene erheblich. „Wasss?“, blökte er beim empörten Fingern im Regal, „du verschenkst Eckhard Henscheids Trilogie des laufenden Schwachsinns?? Die hast du von MIR!“ Müde schaute ich vom Espresso hoch. „Kannst du das beweisen?“, fragte ich zurück, „ist etwa eine Widmung drin?“

Widmungen hält der Franke allerdings generell für uncool, weshalb sein Vorwurf ungefähr so gut belegt war wie die Existenz des Yeti. Muffelnd steckte er also die Schwachsinnstrilogie in eine Stofftasche, die ich ihm gutmütig hinhielt, während er kopfschüttelnd irgendwas von „Ist sogar die Erstauflage“ murmelte.

Bevor wir die Meute aufs Regal losließen, hatten wir natürlich alle echten Herzensbücher und signierten Preziosen diskret beiseite geschafft. Und manches Lieblingswerk, das es nicht als E-Book gibt, habe ich neulich nach Amerika verschickt, wo es gerade jetzt, in diesem Moment, wie ich soeben per Mail erfuhr, fachgerecht guillotiniert, eingescannt und mir demnächst im Kindle-Format wieder zugemailt wird. Ein E-Phönix aus der Asche!

Wir ernten übrigens sehr viel Kritik, seit wir unseren Abschied vom toten Holz eingeleitet haben. Wie könnt ihr nur!, heißt es häufig. Die Sinnlichkeit des Anfassens! Das Rascheln der Seiten! Der Duft! Ja, klar. Aber haben Sie schon mal die gebundene Ausgabe von David Foster Wallace’ „Unendlicher Spaß“ mit auf eine Urlaubsreise genommen? Ich schon.

Nein, ich blättere mit großem Vergnügen einhändig per Tastendruck, trage liebend gern eine virtuelle Bücherwand in der Jackentasche herum wie einen verborgenen Schatz. Und ich lese weitaus mehr, öfter und länger, seit der Kindle mein Leben bereichert.

Am Ende hatte übrigens auch German Psycho seine speziellen Pflichten vergessen und einen halben Meter sinnlich anzufassender, raschelnder, duftender Bücher aus dem Haus geschafft. Und trotz alledem ist die Wand erneut kaum geschrumpft.

Sogar der „Faust“ steht noch da. Banausen, echt.


16 August 2012

Eine Frage von Leben und Tod



Heute morgen plötzlich saß dieses Insekt an der Badezimmerdecke. Die Decke ist ziemlich hoch, da kommt man ohne Leiter nicht ran. Es sei denn, man stellte sich auf den Badewannenrand, aber einen Oberschenkelhalsbruch riskieren wegen eines Insekts?

Entscheidend ist eh, um was genau es sich handelt. Ist es eine Motte oder ein Schmetterling? Diese Frage entscheidet über Leben und Tod.

Wir beschlossen, erst einmal abzuwarten. Das Tier sollte selbst über sein Schicksal entscheiden – egal, ob es nun Motte war oder Schmetterling. Also öffneten wir morgens, bevor wir die Wohnung verließen, das Badezimmerfenster sperrangelweit. Eine Option. Eine Chance.

Als wir abends zurückkamen, saß das Insekt noch immer an der exakt gleichen Stelle. Ein Beharrungsvermögen, das mir Respekt abnötigt. Langweilt es sich nicht, so ohne In- und Output? Hat es nichts zu tun? Keine Verpflichtungen? Was sagt die Familie dazu? Hat sie schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben?

Fragen, auf die das Insekt keine Antwort wusste. Oder jedenfalls keine gab. Ms. Columbo richtete einen Fön auf das Tier. Seine Flügel flatterten im heißen Luftstrom, doch bewegte es sich keinen Millimeter. Es blieb sitzen, wie angewurzelt.

Abends verließen wir das Haus. Vorher hatten wir erneut das Badezimmerfenster offengelassen. Als wir nach Hause kamen, saß der geflügelte Stoiker noch immer an der gleichen Stelle. Muss er denn nicht fressen? Und wenn ja, was – meine bügelfreien Oberhemden?

Dieses da an der Decke sitzende Tier verändert das Klima in der Wohnung. Wir fühlen uns wenn nicht bedroht, so doch stumm belagert. Dabei tut es nichts, gar nichts. Es sitzt nur da, als hätte es alle Zeit der Welt. Als lauerte es auf seine Chance.

Sicherlich weiß es nicht, dass ich eine Waffe in der Hinterhand habe, bei der ihm auch die Deckenhöhe nichts mehr nützte: einen Staubsauger. Aber ich würde natürlich nur eine Motte dieser letalen Behandlung unterziehen, keinen Schmetterling.

Ist vielleicht ein Zoologe anwesend? Das wäre super. Bis zur gerichtsfesten Identifikation der Spezies belassen wir es erst mal weiter bei einem sperrangelweit offenen Badezimmerfenster.

Der Staubsauger scharrt allerdings schon mit den Hufen. Nur dass Sie’s wissen.



20 Juni 2011

Die Neigung zur Axt



Immer, wenn ich in St. Pauli auf die Folgen einer der zahlreichen Straftaten stoße und in gedankenlosem, beiläufigen Automatismus einen Geschlechtsgenossen der Täterschaft verdächtige, ernte ich Kritik. Es könnte doch auch eine Frau gewesen sein, wird mir dann vorgehalten. Ja, ja. Ist es aber meistens nicht.


Bei dem hier dokumentierten Straftatenindiz
habe ich erneut den starken Verdacht, jemand habe der Menschheit als solcher, aber vor allem speziell meinem Geschlecht wenig Ehre gemacht. Denn das Tatwerkzeug wurde augenscheinlich mit großer Wucht geführt, was Frauen traditionell schwerer fällt, aus objektiven Gründen.

Wenn man das Loch in unserer Haustür, welches seit gestern Nacht klafft, genauer betrachtet, könnte der Täter mit einer Axt hantiert haben; eine Kugel war es jedenfalls nicht, denn das Loch hat die Form eines schmalen Schlitzes. Ausgehend von dieser erstaunlich zentral platzierten Lücke im Glas strahlen Risse in alle Richtungen durch die Scheibe. Wie erstarrte Blitze.

Rund um das Zentrum des maskulinen Hiebs ist die Haustür nach innen gewölbt, man könnte sie wahrscheinlich jetzt mit der Hand eindrücken und ihr so den Rest geben. Es muss einen gewaltigen Wumms gegeben haben, als der Irre zuschlug, doch wir haben nullkommanichts gehört. Das ist beunruhigend.

Unsere Hausfront bewirbt sich immer mal wieder erfolgreich um vandalistische Attacken, doch so geht es vielen in den Straßen rund um die Reeperbahn. Und das, ihr Lieben, die ihr erwägt, hier auf dem Kiez ein 740.000-Euro-Neubauloft zu erwerben, um einem sogenannten „neuen Wohnkult“ zu huldigen, senkt den Lebenswert auf St. Pauli erheblich. In einer verqueren Reaktion auf diese Entwicklung steigen komischerweise unablässig die Mieten, auch unsere, und zwar turnusmäßig bis zum gesetzlich möglichen Anschlag.

Wer sich darüber beklagt, bekommt von Hausverwaltungen und Eigentümern auch gerne mal gesagt: Dann ziehen Sie doch weg. Sozusagen das „Geh doch rüber“ des 21. Jahrhunderts.

Eine Entwicklung, bei der man übrigens fast die Neigung verspürt, sich an der Axt ausbilden zu lassen.

(Denkfalle, schon klar.)

15 Juni 2011

Es schneit Styropor



Obwohl ich mich seit vielen Jahren redlich mühe, meine Nemesis, den
Franken, durch den Kakao (oder besser: die Bratensoße) zu ziehen, hat dieses Blog erstaunlicherweise auch geneigte Freunde in seiner Herkunftsregion gefunden. Zum Beispiel den schon oft durch so intelligente wie eloquente Kommentare aufgefallenen Herrn blogspargel.

Wahrscheinlich hat der Mann – obzwar aus Nürnberg – mit untypisch feinem Gespür erkannt, dass unter der scheinbar harten Realität des Frankendissens eine zarte, zerbrechliche Wahrheit glimmt: nämlich die der liebevollen Hommage an diesen eigensinnigen Volksstamm.

Jedenfalls ließ Herr blogspargel mir heute bereits zum wiederholten Mal ein Paket mit ausgewählten Frankenweinen zukommen, abgefüllt natürlich durchweg im Bocksbeutel, von dem die Sage geht, sein Aussehen und Name leite sich ab vom Hodensack des Ziegenbocks, doch dazu später mehr oder vielleicht auch nicht.

Nämlich nur auf den Inhalt (des Bocksbeutels!) kommt es an, und der ist oftmals vorzüglich, denn wenn der Franke eins beherrscht, so ist es das adäquate Abstellen körperlicher Mangelerscheinungen mittels Speis und Trank in Hülle und Fülle und gar nicht so selten auch mit erstaunlichem Niveau.

Als ich in der Küche blogspargels Weinkarton öffnete, sah ich zunächst nur haufenweise Styroporteilchen. Irgendeins davon löste allerdings plötzlich einen Niesreiz bei mir aus, und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich auch schon in die Kiste nieste – mit erstaunlichem Effekt.


Eine ganze Legion kecker Styroporflocken nämlich stieg in Zeitlupe auf, als illustrierten die Macher von „Sex & the City“ eine winterlich-weihnachtliche Zweisamkeitsszene in den Straßen von New York, und dann sanken sie butterweich und unter Verspottung der Schwerkraft wieder nieder – auf die Anrichte, den Toaster, das Brotschneidebrett, den Boden, eigentlich überall hin.

Eine nur im ersten Moment verwunschene Szene, denn schon bald rutschte ich fluchend auf den Knien durch die Küche, um diese erstaunlich effiziente Styroporisierung unseres Wohnraums wieder rückgängig zu machen.


Vorm Niesen zur Unzeit kann ich also nur warnen. Die Gewogenheit der Franken indes ist bedingungslos zu empfehlen.


29 Mai 2011

Flyer müssen draußen bleiben



„Ja, bitte?“, sagte ich in die Gegensprechanlage, denn es hatte geklingelt. „Schönen Tag“, kam es juvenil beschwingt herauf, „würden Sie bitte aufmachen? Ich möchte bei Ihnen ein bisschen flyern!“

Ein bisschen flyern also. Ungeachtet meiner spontan aufflammenden Bewunderung für diesen sehr sinnig dem Englischen entwundenen Neologismus vermochte ich seinem Ansinnen keinesfalls zu entsprechen. Mit so etwas war der junge Mann bei mir nämlich genau an der richtigen Adresse.

Auf unserem zum Glück im Treppenhaus aufgehängten Briefkasten prangt ganz in Rot „KEINE Werbung und Prospekte – danke!“, wobei das „danke“ als zähneknirschende Konzession an zivile Umgangsformen erst auf den allerletzten Drücker mitaufgenommen worden war. Auf der Robinsonliste stehen Ms. Columbo und ich selbstverständlich auch, und als sich neulich in unser parallel betriebenes Postfach ein Pizzeriaflyer verirrt hatte, warf ich ihn dem Postfilialenangestellten auf den Tresen, begleitet von der rhetorischen Frage, was das solle.

Der Mann war erstaunt über meine Erbostheit und riet, den Wisch doch einfach wegzuwerfen, doch genau so etwas beschleunigt die Entropie und muss aufhören. Ich meine: Er macht sich die Arbeit, den Flyer hineinzulegen, und ich, ihn wegzuwerfen – darin liegt doch kein Sinn, höchstens für Postbedienstete (was ein betrübliches Licht auf das Anspruchsniveau ihrer restlichen Tätigkeiten würfe).

Jedenfalls weigerte er sich, mir zuzusichern, künftig keine unadressierte Werbung mehr in mein Postfach zu legen. Dazu, erklärte der ganz offensichtlich intellektuell fehlgeprägte Heini, müsse ich die zuständige Posthotline anrufen und dort eine entsprechende Weisung hinterlassen.

Diesen Weg, antwortete ich schneidend, könne man ja wohl sehr deutlich abkürzen, indem er einfach hier und jetzt diese Weisung von mir entgegennehme, statt auf eine Order der Zentrale zu warten, die ja auch nur den Kundenwillen – also meinen – an ihn weiterleiten würde. Eine Logik von geradezu kristalliner Unanfechtbarkeit, die zu diesem fleischgewordenen Denkbunker aber leider nicht vordrang; er beharrte auf den Weg der entropischen Beschleunigung, obwohl er mit Sicherheit noch nie von diesem Phänomen gehört hatte.

Schnaubend verließ ich die Filiale, wandte mich an die Hotline, die schnelle Abhilfe zusicherte und dies gar in einem devoten Schreiben noch einmal bestätigte – doch gestern lag wieder ein Pizzeriaflyer im Postfach. Ich betrat dampfend die Filiale auf der Suche nach meinem weisungsresistenten Flyerverteilungsautomaten, prallte jedoch an einer meterlangen Schlange ab. Die Hotline sicherte in beschwichtigenden Worten zu, „die Sache nun eine Stufe höher zu hängen“. Da bin ich aber mal gespannt.

Von all dem konnte der junge Mann, der gestern morgen bei uns flyern wollte, natürlich nichts wissen, und deshalb behandelte ich ihn auch nach den Maßgaben der Genfer Konvention. Nein, beschied ich ihm durch die Gegensprechanlage, ich würde es bevorzugen, nicht zu öffnen, da wir dem Flyern als solchem nur wenig abgewinnen könnten.

„Und Ihre Nachbarn?“, fragte er. „Die bestimmt auch nicht“, sagte ich. „Na, dann noch einen schönen Tag.“ Das wünschte ich ihm auch. Konfliktlösung auf höchstem Niveau.

Ob das am Ende auch für meinen Spezi bei der Postfiliale gelten wird, ist noch nicht raus. Oh nein.

20 Januar 2011

Von wegen ruchlos!

Der freundliche Freund der Nachbarin hat eine Weinsendung für uns angenommen und zwischengelagert.

Nachmittags, als Ms. Columbo die Benachrichtigung vorgefunden hat und drüben klingelt, trägt er den zwölf Flaschen schweren Trumm netterweise in unsere Wohnung. Dabei erblickt er das abgebildete Tryptichon des Hamburger Malers 4000 an der Flurwand und sagt:

„Das ist von mir.“

Der Freund der Nachbarin ist 4000.
Klar, die Welt ist klein – aber so klein?

Auf 4000s Webseite schreibt ein Interpret:

„… Gleichwohl fühlt man sich angesichts der Werke frontal angeschnaubt. Es ist das nervöse Schnauben, das typisch ist für ein gewisses Popmenschentum. Er selbst wirkt in seiner cäsarenhaften Großartigkeit mitunter durchaus ruchlos.“
Und er kann hervorragend Weinkisten schleppen. Das hat der Exeget zu erwähnen vergessen.

02 Januar 2011

Gefährlich still



Seit Tagen schon steht ein für die abwesende Nachbarin angenommenes DHL-Paket im Flur. Es trägt Schwarz auf Signalrot eine panisch brüllende Aufschrift: „ACHTUNG: LEBENDE FUTTERINSEKTEN!“.

Nachdem ich diese Warnung gelesen hatte, überprüfte ich das Paket zunächst einmal rundum auf seine Dichtigkeit. Der Test verlief sehr zufriedenstellend. Keine Ritzen, keine Löcher, nirgends Spalten. Vor allem Ms. Columbo zeigte sich davon beruhigt.

Nach etwa drei, vier Tagen allerdings begann mich das stumm im Flur herumstehende Paket mit einer neuen Fragestellung zu bedrängen. Nämlich der, ob nicht auch lebende Futterinsekten ihrerseits irgendwann einmal Futter bräuchten.

Immerhin sollen sie nach der (weiterhin in den Sternen stehenden) Aushändigung noch verfütterungsfähig sein. Und verhungerte Futterinsekten könnten möglicherweise die ihnen zugedachte Aufgabe nach Rückkehr der Nachbarin gar nicht mehr erfüllen.

Wer weiß, was damit überhaupt gefüttert werden soll; denkbar sind Fische, Frösche, Molche, Schlangen, Spinnen, im günstigsten Fall Wellensittiche. Doch selbst einem Grottenolm wäre es kaum zu verdenken, wenn er die dargereichten Futterinsekten in postmortalem Zustand vorsorglich verschmähen würde.

Wie auch immer: Ein soeben vorgenommener Hörtest am Paket ergab jedenfalls keinerlei Lebenszeichen. Es müsste darin nach menschlichem Ermessen doch herzhaft summen, sirren oder surren, nicht wahr, oder wenigstens schaben, rascheln, krabbeln, knabbern oder knistern.

Doch nichts dergleichen. Die lebenden Futterinsekten verhalten sich still. Gefährlich still.

Neulich habe ich übrigens mal versehentlich ein ebenso geräuscharmes Paket aus Potsdam angenommen, und zwar für einen Nachbarn, der gar nicht mehr hier wohnt, sondern längst in München.

Wer von St. Pauli dorthin zieht, sollte eigentlich zur Strafe keine Pakete nachgeschickt bekommen, aber was tut man nicht alles, wenn man ein gutes Herz hat.

Hat es vielleicht doch gerade gesummt oder gesurrt im Flur?
Na ja, ich kann mich auch verhört haben.


21 Dezember 2010

Die die Mails ausdruckt

Unsere Hausverwaltung ist die Pest. Wenn man ein Problem hat, stellt sie sich reflexhaft tot. Keine Antwort auf Mails, keine Reaktion auf Faxe, schwer erreichbar per Telefon.

Heute morgen endlich rief mal einer zurück, nachdem wir wochenlang vergeblich auf inzwischen drei essenzielle Probleme aufmerksam gemacht hatten.

Der Mann war nicht der, mit dem wir sonst immer (nicht) zu tun hatten, sondern ein anderer, ein durchaus verbindlicher, freundlicher, zuvorkommender. Kurz: ein Mann aus einem Paralleluniversum.

An einer Stelle im Gespräch sprach er von einer Mitarbeiterin der Hausverwaltung, einer Frau S. „Frau S.“, sagte er, „ist die, die morgens immer die Mails ausdruckt.“

Die morgens immer die Mails ausdruckt.

In diesem Moment wurde mir die ganze Dimension des Problems klar. Und die Zukunft erschien mir trist und grau.



07 Dezember 2010

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (38): Unser Treppenhaus



Morgens auf der Straße Blutspuren vorzufinden, ist ja schön und gut.
Aber im Haus, vor der Wohnungstür …?

Danke auch, St. Pauli.

28 November 2010

Wieder mal ein Beitrag „gegen Tiere“

 
Der alte leerstehende Kaufhauskomplex namens Frappant in Altona soll abgerissen werden, weil das Möbelhaus Ikea an gleicher Stelle ein Filialgebäude errichten will. Vorher, heißt es in der jüngsten Mopo am Sonntag, müssten allerdings tierschutzgesetzgemäß die dort nistenden „Taubenbabys“ umgesiedelt werden. 

Wie bitte …? Selbst wenn „Taubenbabys“ (vulgo: Küken) wirklich existierten, wäre das eine markerschütternde Nachricht, denn aus diesen kleinen Federknäueln entstünden bei entsprechender Fütterung unweigerlich ausgewachsene und fatalerweise flugfähige Vögel, und diese Biester schlügen irgendwann mit tödlicher Sicherheit hier auf unserem Balkon auf. 

Doch es gibt ja zum Glück in Wahrheit gar keine Taubenküken, oder hat irgendjemand von Ihnen schon mal welche gesehen? Na bitte. Ms. Columbo vertritt übrigens die plausible Theorie, Tauben durchliefen alternativ zum Kükenstadium Terrorcamps im Nahen und Fernen Osten und würden nach der Abschlussprüfung direkt nach Hamburg importiert, um die geschilderten Anschläge auf unseren Balkon durchzuführen (leider sind es keine Selbstmordattentate). 

Ich plädiere übrigens schwerstens und ganz generell dafür, Tauben mit aller gebotenen Härte zu Zugvögeln umzuschulen – und den afrikanischen Ländern, in denen sie überwintern, üppige Prämien dafür zu zahlen, dass sie ihnen im Frühling keine Ausreisevisa mehr ausstellen. Die angebliche Umsiedlung von „Taubenbabys“ in Altona unter Federführung von Ikea ist jedenfalls schon jetzt der schlechteste Witz der gesamten Adventszeit, dabei hat die gerade erst begonnen. 

Neben Tauben gibt es übrigens auch Pferde. Sogar alte – und die verfügen erstaunlicherweise über ein Diskussionsforum im Internet. Von dieser Skurrilität hätte ich niemals erfahren, wenn nicht zurzeit eine erkleckliche Zahl Blogbesucher von ebendort auf die Rückseite der Reeperbahn umgeleitet würde. 

Kennt irgendwer den Grund? Ich möchte mich ungern selbst dort anmelden, zumal ich nicht mal einen alten Maulesel besitze, geschweige denn einen im Rentenalter.

29 Oktober 2010

„Lass mich rein!“



Schön zu wissen, dass drei Gläser Weißwein (2 x Riesling, 1 x Chardonnay) und bisweilen ebenso hitzige wie von halbgesundem Achtelwissen befeuerte Diskussionen über a) James Bond, b) Gott, c) Quantenphysik und d) Hartz IV mühelos ein komplettes Abendessen ersetzen können.

Letzteres vergaß ich nämlich glatt unter dem verderblichen segensreichen Einfluss der Bloggerkamarilla Cinema Noir, ramses101 und German Psycho an neutralem Ort, nämlich der Red Lounge in Ottensen.

Kurz nachdem ich heimgekommen war, nestelte plötzlich jemand am Knauf der Wohnungstür und lallte „Lass mich rein! Lass mich rein! Mach auf! Mach auf!“, was ich natürlich nicht tat, schließlich ist das hier der Kiez, da ist eine gewisse Vorsicht nicht die abwegigste aller Maßnahmen.

Der Mensch war gleichwohl nicht abzuschütteln und weder in der Lage, sein Anliegen artikuliert vorzutragen noch seinen Namen oder den Zeitpunkt seines ordnungsgemäßen Abdampfens zu nennen, so dass ich schon wieder gezwungen war, die Freunde und Helfer von der Davidwache um die Erfüllung ihrer ureigenen Pflichten zu ersuchen.

Der verhinderte Eindringling entpuppte sich schließlich als volltrunkener Nachbar aus der feierfreudigen Juristen-WG über uns – eine Enthüllung, die mir adäquat peinlich war, aber was hätte ich sonst tun sollen: aufmachen, und plötzlich marodiert der Reeperbahnaxtmörder durch die Wohnung? Ignorieren, und am nächsten Morgen versperrt eine ausgekühlte Leiche die Wohnungsür?

Nein, die Hilfe der netten Herren von der Davidwache war erneut opportun, das sehe ich auch im Nachhinein noch so. Ohne mich wüssten die wahrscheinlich gar nichts Rechtes mehr anzufangen mit ihren Tagen und Nächten.

Von daher schon ein gutes Gefühl: nützlich zu sein.



ID: c4cca7f1b20f45d69340bc5e8ae92b81

23 August 2010

Eine blitzartige Erkenntnis



Wenn man von einer Kreuzfahrt zurückkehrt und feststellen muss, dass
während unserer Abwesenheit …

a) dank eines statistisch praktisch ausgeschlossenen Blitzes das Haus brannte,
b) die Feuerwehr stundenlang löschen musste,
c) unsere Mitbewohner evakuiert wurden und
d) das Ganze sogar im Fernsehen übertragen wurde, dann muss man sagen:

Das ist ein weiteres starkes Argument für eine Kreuzfahrt.

Zumal Festplattenrekorder und Antennenbuchse den Blitz auch dann nicht überstanden hätten, wenn wir zu Hause geblieben wären.

06 Dezember 2009

Eine kam durch (und davon)

 

Tauben sind die populärsten Tiere hier auf der Rückseite der Reeperbahn. Allerdings aus den falschen Gründen. Denn es ist echt zum Milbenmelken: Schon wieder schaffte es eine Taube auf unseren vollvernetzten, inzwischen gar mit Drähten gesicherten, kurz: zur quasi uneinnehmbaren Trutzburg ausgebauten Balkon. Den Horden Dschingis Khans hätte er gewiss mondelang widerstanden, doch leider nicht den hiesigen Luftratten. Zumindest einer nicht. 


Die verlustigte sich hier nun fröhlich flatternd und stürzte sich immer wieder kopfüber und krallenvoran ins Netz juchhe, während ihre Gang draußen auf dem Baum saß und Haltungsnoten vergab. Eine selbstverständlich untragbare Situation. Doch diesmal war kein Profivergrämer mehr nötig, oh nein. Es war klar, was zu tun war. 

Ich suchte mir die älteste, fleckigste, gelbste Pannesamtdecke aus den niedersten Niederungen meines geerbten 19.-Jahrhundert-Steckschranks und betrat den Balkon wie Django, nur halt ohne Sarg und Knarre. Aber mit Pannesamtdecke. Das Tier wusste augenblicklich, was auf es zukam, und nahm die Herausforderung an. 

Es folgte eine wilde Jagd auf engstem Raum, die darin bestand, dass ich ein ums andere Mal den Samt durch die Gegend warf wie Lucky Luke sein Lasso, nur mangels Übung ohne dessen Treffsicherheit. Die Taube entkam gewiss ein Dutzend mal. Doch dann war es soweit: Die Decke begrub den Vogel unter sich – was ihn erstaunlicherweise sofort in eine für mich höchst kommode Duldungsstarre versetzte. 

Warum wehrte er sich nicht mehr – war es Erschöpfung? Taktik? Einsicht gar? Wie auch immer: Ich konnte ihn packen, mitsamt Decke auf den unbefestigten und dennoch von Tauben komplett verschmähten Südbalkon tragen und dort aus dem Samt schütteln. 

Auf dem Weg durch den Flur war nur kurz der Gedanke an einen leckeren Taubenbraten aufgeflammt. Doch wenn man gerade keinen Metzger zur Hand hat, sind die sich abzeichnenden Begleitumstände seiner Herstellung doch recht unappetitlich. So nahm ich Abstand. Stattdessen delektierten wir uns später an Rotbarsch. 

War wohl eine Art Übersprungshandlung.