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04 September 2014

East of Eden

Das East-Hotel, eine mondäne Provokation mitten auf St. Pauli, feiert 10-jähriges Jubiläum. 

Im Lauf der Dekade wurden, wie der Chef im Vorfeld seiner Geburtsansprache penibel ausgerechnet hat, 65 Tonnen Rinderfilet serviert und eine halbe Million Portionen Sushi. 

Heute Abend aber spendiert das East etwas, statt immer nur Geld zu scheffeln, und zwar alle Getränkeeinnahmen zugunsten von Hamburg Leuchtfeuer. 

Saufen gegen Aids: ein Projekt, an dem man (= wir) natürlich gerne und generös mitwirkt. Der Schampus wird zu fünf Euro das Glas verramscht, und so ein gülden perlendes Gläschen steht jemand im cremefarbenen Canali-Anzug – also mir – ausnehmend gut, wie ich zumindest annehme respektive hoffe.

Unter den kostenlos gereichten kulinarischen Köstlichkeiten findet sich allerdings nullkommanix Vegetarisches, weshalb sich Ms. Columbo recht früh empfiehlt und ich in ein Gespräch mit einem Hamburger Künstler und seiner Begleitung gerate, welches derart einseitig verläuft, dass sie sich irgendwann absentiert.

Meine Versuche, ihn dezent auf die Notwendigkeit hinzuweisen, diesem tragischen Umstand durch umgehendes Hinterherlaufen Rechnung zu tragen, versanden so lange, bis ich überdeutlich werde. Dann eilt er von hinnen und ich zur Theke, um ein weiteres Glas Champagner für einen Fünfer zu ordern. 

Der gute Zweck heiligt, hicks, die Mittel, ist doch klar.

22 Mai 2014

Vielleicht bin ich ja auch nur geizig

 

Liebes Restaurant XXXXXX,

bis zur Rechnung haben wir dir alles nachgesehen. Dass der Kellner stilles statt Sprudelwasser servierte, war lässlich. Und dass er mir Messer und Gabel von links quer vorm Gesicht vorbeiführte, um es rechts von mir abzulegen, war nur ein bisschen gefährlich. 

Doch dann kam die Rechnung. 

Drauf standen 14 Euro für die Getränke; das Essen war durch einen Groupon-Gutschein schon vorfinanziert. Ich sagte 16, tippte routiniert meine PIN ins hingereichte Kartengerät und erhielt den Quittungsausdruck. Ich wollte ihn schon dankend einstecken, als mein Blick zufällig die Gesamtsumme streifte, welche ich gerade mit Maestrokarte bezahlt hatte.

Sie betrug nicht 16 Euro, oh nein. 
Sondern 60. 

„60?“, prustete ich los, „ich habe 16 gesagt!“ Diverse Reaktionen Ihres Mitarbeiters wären an dieser Stelle denkbar gewesen. Bestürzung zum Beispiel. Eine von Kopfschütteln begleitete Bitte um Entschuldigung. Ein Sich-die-Hand-vor-die-Stirn-Schlagen.

Doch Ihr Mitarbeiter verzog erstaunlicherweise keine Miene – und bot in dürren Worten an, mir die überschüssigen 44 Euro in bar zurückzuzahlen. Klar, das löste das Problem. Doch hätte er sich nicht von vorneherein ganz anders verhalten müssen? Wenn bei Gästen eine 14-Euro-Rechnung aufgelaufen ist und er glaubt, als Zahlbetrag inklusive Trinkgeld 60 verstanden zu haben: Muss er dann nicht stutzig werden? 

Nur zwei Reaktionen wären in einer solchen Situation denkbar und logisch: entweder eine ungläubige Rückfrage – oder überschäumende Begeisterung ob des höchsten Trinkgelds seit Michael Jacksons letztem Besuch bei Ihnen. Doch nichts dergleichen. 

Die Mimik Ihres Kellners war von einer Beweglichkeit, die an Buster Keaton erinnerte. Oder an eine Gipsbüste. Wäre ich nicht im letzten Augenblick über den Rechnungsbetrag gestolpert, hätte er ohne mit der Wimper zu klimpern sagenhafte 46 Euro Trinkgeld eingesackt – ein Betrag, der mehr als dreimal so hoch war wie die Gesamtrechnung.

Uns scheint es so, als hätte der Mann dieses Missverständnis billigend in Kauf genommen. Und auch wenn uns letztlich kein Schaden entstanden ist, weder finanziell noch durch am Gesicht vorbeigeführte Besteckensembles: Stammgäste werden wir nicht bei Ihnen.

Aber das haben Sie sich wahrscheinlich schon gedacht.

Mit freundlichem Gruß
Matt

PS: Warum ich so blind war und den falschen Betrag nicht bereits während der Eingabe meiner PIN wahrgenommen habe? Nun, das ist eine völlig andere Geschichte, die wir hier nicht vertiefen wollen, danke.


03 Mai 2014

Fundstücke (189): Achtung, Durch Fall Gefahr!



Dieses Motiv ist für verschiedenen Zielgruppen schwer erträglich, nicht nur für Vegetarier.

Entdeckt in Wien auf einem Markt in der Albertgasse.

12 April 2014

Geht’s noch dekadenter?

Gestern Abend war ich zur Partie des FC St. Pauli gegen den 1. FC Kaiserslautern eingeladen, und zwar in ein Separee, wie sie hier in Beerbung der Umgebungstradition die teuren Firmenlounges nennen.

Dabei entblödete ich mich nicht, vor und während des unschön endenden Spiels (2:3 in der siebenundneunzigsten Minute!) Sachen zu essen – zum Beispiel die hier abgebildete Komposition aus Wirsing, Lamm und Schupfnudeln. Begleitet natürlich von sorgsam darauf abgestimmten Getränken.

Könnte ich mich glatt dran gewöhnen, ich willenlos durchgentrifizierter Pseudopaulianer.

21 März 2014

Immer wieder Nuggi

Kramer, der Franke und ich hatten bereits gestern den frühlingsbeseelten Entschluss gefasst, heute sofort nach der Arbeit runter zu radeln zum Museumshafen in Övelgönne. 

Das Ziel unserer Träume: Nuggi’s Elbkate. 

Bei Nuggi’s Elbkate handelt es sich um einen vergrößerten Kiosk mit verkleinerten Preisen direkt an der Hafenkante, in dem eine dralle schwarze Lebefrau die köstlichsten Matjesbrötchen seit Erfindung der Niederlande rüberreicht, und zwar im Takt eines melancholischen Calypsos oder so ähnlich. 

Sie dreht diese hier so herrlich unpassende Begleitmusik immer runter, wenn jemand was bestellen will, und dann wieder rauf, wenn sie z. B. eine Bockwurst in den Kochtopf wirft.

Wir würden – so der genial ausgetüftelte Plan – die dralle Lebefrau, bei der es sich möglicherweise um Nuggi höchstselbst handelt, um Matjesbrötchen und Astraknollen bitten, uns damit ans Ufer setzen und sinnierend gen Westen schauen, in die untergehende Sonne. Schweigend würden wir essen und trinken. 

Es würde Stille herrschen – bis auf das leise Lecken der Elbwellen am dümpelnden Eisbrecher Stettin. Bis auf das Geräusch, das ein Kronenkorken macht, wenn er sich vom Flaschenrand der Astraknolle löst. Bis auf das Knirschen und Knacken der Zwiebelringe zwischen unseren Zähnen. 

Und genau so kam es dann auch – wenn man vom Sabbeln, Sülzen, Flachsen, Labern, Lachen und Lästern absieht, mit dem Kramer (l.) und der Franke (r.) diesen genial ausgetüftelten Plan genussvoll zunichte machten. 

Der Franke und ich durchliefen dabei, wie ich gestehen muss, drei komplette Zyklen mit Matjes und Astra, während der berufsrenitente Kramer in Richtung Erbsensuppe und Krakauer ausscheren zu müssen glaubte.

Tja, und wegen all dem müssen wir schon bald wieder runterradeln zu Nuggi’s Elbkate. Am besten sobald die Sonne das nächste Mal plant, in der Elbe unterzugehen. Morgen?

16 März 2014

50 Meter weiter


Heute Nacht scheint eine vielköpfige Gruppe auf den Stufen vor unserem Hauseingang ein vielgängiges Fastfoodgelage veranstaltet zu haben. 

An den hier nur rudimentär dokumentierten Resten – mayonnaisekontaminierte Kunststoffboxen, Hamburgerrinden, Pommes Frites – waren sie anscheinend nicht weiter interessiert, denn sie hinterließen sie den Tauben. 

Ich geruhte mich beim Drumherumgehenmüssen darüber zu echauffieren, doch Ms. Columbo sah die Lage sachlicher. „Ein großer Vorteil ist doch“, sagte sie, „dass sie erst 50 Meter weiter kotzen.“ Völlig richtig.

Die auf nachgewiesenermaßen jedem Foto des Kiezbodens herumliegende Kippe ist diesmal übrigens links oben vorzufinden.


16 Februar 2014

Kein Interesse


Heute flohen wir vorm einsetzenden Regen auf einen Tee bzw. Espresso in ein Kneipencafé in der Markstraße. 

Hinterm Holztresen empfing uns eine desinteressierte Schnepfe mit der typischen Schnute einer Soziologiestudentin, die diesen Scheißbedienungsjob nun mal tun MUSS, weil Papa nicht genug Kohle springen lässt für bedingungsloses Rumstudieren. 

Ms. Columbo nahm die den Raum füllende Muffelaura indes mit erheblich mehr Gleichmut hin, als es eigentlich logisch gewesen wäre. Denn so was hat auch Vorteile. Statt sofort von einer überaufmerksamen Bedienung bereits beim Ablegen der triefenden Mäntel mit einem Bestellaufnahmewunsch behelligt zu werden, durften wir in aller Ruhe ablegen, die Getränkekarte in Augenschein nehmen, den ranzigen Muff der Inneneinrichtung beschnuppern und die – kaum dass wir Platz genommen hatten – plötzlich durchs Fenster hereinflutenden Sonnenstrahlen genießen.

Als die Tresentrulla dann schließlich unwillig herbeigeschlurft kam und mit ins Nirgendwo schweifendem Blick unsere Tee-, Espresso- und Kuchenwünsche entgegennahm, waren die Mäntel schon wieder trocken.

Vorgestern hatten wir bereits ein Erlebnis, welches durch das gemeinsame Band des Desinteresses auf wundersame Weise verknpüft ist mit der Marktstraßenschnepfe. Wir waren am Fuß der Wexstraße auf ein Brot- und Brötchendepot gestoßen, welches für auf Straßen herumliegende Lebensmittel eine erstaunliche Güte und Unversehrtheit aufwies. Die Körnerlaibe hatten sogar noch unbeschädigte Banderolen, wie auf dem Beweisfoto oben gut zu erkennen ist. 

Warum sich aber nicht schon längst Abertausende von Tauben heiß und innig für diese unverhoffte Ladung Manna interessierten, kann mit einem unterfinanzierten Soziologiestudium wohl kaum hinreichend erklärt werden.

01 Dezember 2013

Todsünde Toast Hawaii

Oh Mann, wer hätte gedacht, dass ich mitten im Garten Gethsemane, wo Judas Jesus einst den römischen Häschern auslieferte, an die Reeperbahn erinnert werde …?! 

In Gethsemane jedenfalls ist noch mehr verboten als auf dem Kiez, sogar Essen, Rauchen, Gassigehen, Sommerkleidung und Fahrradfahren. Dafür stuft man – im Gegensatz zu St. Pauli – Messer, Baseballschläger und Pfefferspray offensichtlich als unbedenklich ein. 

Israel ist sowieso reich an Kuriosiäten, vor allem kulinarisch. An Meeresgetier zum Beispiel wird nur das verzehrt, was Schuppen hat. Ein Riesenglücksfall für Krabben, Hummer, Tintenfische oder Aale. An Landtieren hingegen kommt dem Israeli nur das auf den Tisch, was wiederkäut. Alle anderen haben Schwein gehabt. 

Niemals dürfen zudem Milch- und Fleischprodukte zusammen gegessen werden. Ein Käse-Schinken-Sandwich? Der Horror! In israelischen McDonald’s-Filialen gibt es selbstverständlich keine Cheeseburger. Somit darf auch die vielköpfige Zielgruppe der Orthodoxen dort essen – weil sie sicher sein kann, kein Besteck vorgesetzt zu bekommen, das irgendwann mal mit Milch UND Fleisch in Berührung gekommen ist. Das wäre dann nämlich nicht mehr koscher, und eine Nutzung würde ihr ewiges Seelenheil gefährden.

Diese Verzehrvorschriften sind durchaus nicht nur unter gläubigen Juden verbreitet, sondern gleichsam zur allgemeinen Esskultur geworden.

Wenn sich also am Ende aller Tage herausstellen sollte, dass dummerweise doch der Gott der Juden der einzig wahre war, dann sind alle am Arsch, die mal einen Toast Hawaii gegessen haben. Willkommen im Club, meine Lieben.

Und damit zurück ins gute, alte Europa.

25 Oktober 2013

Über den Wolken


Einige Monate ist es her, da haben sie uns die Tanzenden Türme an die Reeperbahn und damit vor die Nase gestellt. Dadurch büßten wir einige Sonnenminuten täglich ein, gewinnen aber jetzt kulinarisch hinzu. 


Heute nämlich eröffnete das Restaurant Clouds unterm Dach des Doppelhochhauses, und wir waren eingeladen. Da das Clouds noch ungefähr 40 Meter höher liegt als die 20-up-Bar im Empire Riverside Hotel an der Davidstraße, liegen auch die ausgerufenen Kurse auf der Speisekarte nicht gerade niedriger. 

Für ein – mit 800 Gramm immerhin äußerst üppig bemessenes – Porterhousesteak darf man 139 Euro auf den rustikalen Holztisch legen. Über den Wolken muss der Preis eben grenzenlos sein. 

Doch der prachtvolle Ausblick ist schließlich inbegriffen, der Sonnenuntergang ebenso wie kurze Zeit später das fließende Lichterspiel der Reeperbahn, und irgendwie muss die durch solcherlei Augenschmeicheleien bedingte schwindelerregend exorbitante Pacht für die Restaurantfläche ja auch wieder reingeholt werden, nicht wahr. 

Und mal ehrlich: Wo sonst in Hamburg kann man beim Pieseln versonnen dem Michel beim majestätischen Herumstehen zuschauen? 

Ob und wann wir uns das Porterhousesteak dort mal gönnen werden, weiß gleichwohl am ehesten die Lottoglücksfee.

08 Oktober 2013

GZGZ

Mediendinner mit Yvonne Catterfeld.  

Die außergewöhnlich zuckersüße Erfurterin soll, wie mir aus glaubwürdiger Quelle zugetragen wurde, früher mal in einer Soap mitgespielt haben, die so schlecht war, dass man den Namen dieser Serie inzwischen nur noch schamhaft abgekürzt auszusprechen wagt („GZSZ“).

Später hat sie dann Musik aufgenommen, die ein gewisser Dieter Bohlen produziert hat, der einer Sendung vorsteht, die so schlecht sein soll, dass man sie nur noch mit der Buchstabenkombination „DSDS“ umschreiben kann, und auch das nur stammelnd und errötend.

Heute Abend aber erwies sich Frau Catterfeld als wunderbare Saufkumpanin (wir leerten mehrere Flaschen Mineralwasser, wenn auch nicht auf ex), die sogar – und an dieser Stelle wurde ich extrem hellhörig – über Insiderinformationen zum „Stromberg“-Kinofilm verfügt, jawohl.

Die aus ihrer dunklen Vergangenheit augenscheinlich äußerst gewitzt hervorgegangene Allrounderin nämlich hat sich privat Oliver Wnuk geangelt, mithin „Ulf Steinke“ aus „Stromberg“.

Für mich boulevardfernen Schöngeist war das eine völlig neue Information, was die ebenfalls am Tisch sitzenden Gala-Redakteure mit Prusten und Schenkelklopfen kommentieren zu müssen glaubten; immerhin läuft das mit Catterfeld/Wnuk schon seit sechs Jahren.

Frau Catterfeld jedenfalls ist seit heute Abend derart in meiner Achtung gestiegen, dass ich sie am Ende links und rechts abbusseln konnte, ohne mich vorher verbiegen zu müssen. GZGZ also.

Der „Stromberg“-Film startet übrigens im Februar.


04 Oktober 2013

Eine maßvolle Alternative


„Neulich in der Balduinstraße habe ich ein veganes Restaurant entdeckt“, erzählte ich Ms. Columbo, „lass uns hingehen, ich lade uns zum Essen ein!“

Sie war natürlich sofort dabei. Wir spazierten quer über den Kiez: durch die nachmittäglich verwaiste Friedrichstraße, über den noch selig dösenden Hans-Albers-Platz hinweg und schließlich links ab in die Balduinstraße – wo das vegane Restaurant leider heute geschlossen hatte.

„Ok, dann ab ins Bayrisch-Zell an der Reeperbahn“, rief ich Ms. Columbo zu, „Schweinshaxe essen!“

Und genau so kam es dann auch.


10 September 2013

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (91):
Freddy’s Imbiss


Hier sehen Sie ein rares Selbstporträt, heimlich aufgenommen in Freddy’s Imbiss, als „Freddy“ gerade seinen Platz hinter der Theke mal verlassen hatte.

Oben auf den Leuchtkästen stehen akkurat gedruckt wunderschöne Wörter wie „Kohlwoulade“, „Putengschnetzeltes“ oder „Croque Tousouse“, und es gibt zweifellos auf dem ganzen weiten Kiez keinen gemütlicheren Ort, um auf sein sorgsam gevierteltes Grillhähnchen zu warten.

08 September 2013

Noch eine Bankenkrise


Allmählich wird es richtig unschön. Erst kam heraus, dass unser aller Mails verdachtsunabhängig abgefischt werden können, und jetzt ist auch das Onlinebanking nicht mehr sicher – genauer gesagt: noch nie sicher gewesen. Weil die Softwarehersteller den Geheimdiensten von vorneherein ein Türchen offengelassen haben.

Insgesamt unterhalte ich Geschäftsverbindungen mit vier Banken. Allen vieren habe ich heute ein paar einfache Fragen gemailt, die natürlich verdachtsunabhängig abgefischt worden sein könnten:
Die aktuellen Berichte in der Presse über bewusst eingebaute und somit von Geheimdiensten ohne richterlichen Beschluss nutzbare Sicherheitslücken in der Programmstruktur des Onlinebankings haben mich sehr verunsichert. Bitte beantworten Sie mir daher folgende Fragen: 
1. Ist Ihnen dieses Problem bekannt und wenn ja, seit wann? 
2. Wie schützen Sie ihre Kunden vor dem externen und verdachtsunabhängigen Abschöpfen von Kontodaten durch wen auch immer? 
3. Was unternehmen Sie, um künftig die Sicherheit und Anonymität des Onlinebankings wieder zu garantieren?

Nicht dass ich mir irgendetwas Erhellendes von den Antworten erhoffe. Aber die willigen Vollstrecker sollen sich mit diesen Fragen beschäftigen müssen.

Und jetzt überklebe ich die Kamera meines MacBooks. Skypen wird ja eh überschätzt – und möglicherweise verdachtsunabhängig mitgeschnitten.

Zum Abendessen hatte ich übrigens Mozzarella, falls es jemanden irgendwo auf der Welt interessiert.

04 Juli 2013

Pareidolie (63): Von Bussen, Pumps und Bigos

Nach vierstündigem zähen Herumsitzen auf einer WEG-Versammlung streckte mich der Tagesordnungspunkt 13.3 doch noch final nieder:

„Beschlussfassung über die Ergänzung der Hausordnung um den Punkt Hackenschuhverbot innerhalb der Wohnungen“

Draußen musste ich feststellen, dass der Bus – es ging schon gegen Mitternacht – mir vor der Nase weggefahren war und just auch noch hämisch die Taktfrequenz halbiert hatte.

Statt 40 Minuten zu warten, taperte ich in Gedanken, die um Hackenschuhverbote innerhalb von Wohnungen kreisten, Richtung U Lutterothstraße – und stellte nach einer Viertelstunde Flanage durchs laue Eimsbüttel fest, in die falsche Richtung gelaufen zu sein.

Doch wenn mir die menschliche Evolution eine Killerfähigkeit eingepflanzt hat, dann die zur gelassenen Improvisation, also programmierte ich das Ziel um auf U Osterstraße. Und jetzt, zu Hause angekommen, stellt sich die Frage, mit welchem Foto man so was bebildert, zumal Ms. Columbo über keine hochhackigen Schuhe verfügt.

Alternative (weil ich es kann): das polnische Grinsebrot, das sie in Swinemünde aushöhlen, um Bigos reinzufüllen. Pareidolie galore!

PS: Eine ganze Pareidoliegalerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.

08 Juni 2013

Der Kiez von unten und von oben


„Da drüben“, sage ich zu Ms. Columbo, „gab es neulich diese Schießerei. Und gegenüber vorm Kiosk ist letztes Jahr einer erschossen worden.“

Wir sitzen draußen vor der neuen Trattoria Palermo, die natürlich getestet werden muss. Sie liegt direkt an der Kreuzung Seiler-/Hein-Hoyer-Straße und zahlt wahrscheinlich eine Pacht in Schutzgeldhöhe. Denn kiezmittiger geht es praktisch nicht.
 

Hier pulsiert das Leben, manchmal auch bis zum letzten Tropfen.

Während wir uns an Bruschette und Antipasti delektieren, hält neben unserem Tisch ein Mercedes-Cabrio, Schätzpreis 80.000 Euro. Vier dreitagebärtige Sonnenbrillenmuskelshirttypen sitzen drin, sie erzählen sich Geschichten über einen gewissen „Alda“ und einen anderen namens „Digga“ und fahren dann weiter Richtung Davidstraße, wo gigantische Hafenkräne in den Himmel ragen.

„Wenn jetzt ein großes Kreuzfahrtschiff vorbeikäme“, sinniert Ms. Columbo, die den Südblick genießt, „könnte man es von hier aus sehen.“

Der Pastagang kommt. Eine Gruppe besoffener Engländer hat den Tisch neben uns unter großem Palaver okkupiert. Einer schmeißt lallend etwas in die Luft, und ich überlege kurz, wie ich reagieren soll, wenn das unbekannte Etwas mir in den Maccheroni landet, doch es kehrt zu ihm zurück wie ein Bumerang. Es ist ein Strohhut.

Das Palermo ist Nachfolger von Don Camillo e Peppone, dessen kugeliger Wirt Lillo alle Italienerklischees zu verkörpern versuchte, was ihm auch ziemlich gut gelang. Doch uns – besonders Ms. Columbo – wurde die Lillo’sche Leutseligkeit irgendwann gar zu heftig, zumal sie mehr von taktisch-merkantilen Überlegungen als von südländischer Gastfreundschaft getrieben zu sein schien.

Egal, Lillo ist Geschichte, wahrscheinlich hat er seine Gäste gleichsam wegumarmt, und jetzt ergänzt die Trattoria Palermo das kieztypische Überangebot an italienischen Restaurants.

Es macht seine Sache gut. Schon die Crema des oben abgebildeten Espressos zeugt von jener handwerklichen Qualität, die man gemeinhin nur südseits deutscher Grenzen zu entdecken vermag, und auch geschmacklich gibt es nichts zu mäkeln. Na gut, vielleicht eine Spur zu viel Röstaromen.

Das größte Manko des Palermo liegt – anders als bei Da Benito hundert Meter weiter an der Ecke Seiler-/Detlev-Bremer-Straße – darin, dass man vorm Abkassieren keinen Grappa spendiert bekommt. Vielleicht wäre das ja anders gewesen, hätten wir abschließend Dolce bestellt, doch zu spät, wir sind schon auf dem Weg rüber ins Empire Riverside.

Dort fahren wir in den 20. Stock zur 20-up-Bar, wo wir dank meines Gieves-&-Hawkes-Nadelstreifenanzugs nicht mal wie üblich skeptisch von oben bis unten gemustert, sondern sofort lächelnd eingelassen werden. Wir finden sogar – was ausschließlich der frühen Stunde zuzuschreiben ist – einen Fensterplatz mit Südwestblick.

Von hier oben, aus 65 Metern Höhe, sieht St. Pauli hinreißend aus, in alle Richtungen. Linker Hand der Strom, am gegenüberliegenden Ufer die hohen Kräne, die wie riesige Gottesanbeterinnen auf Beute zu lauern scheinen, dann die kleine Allee, die sich schnurgerade Richtung Fischmarkt zieht, rechts Richtung Norden die jetzt noch hurenlose Davidstraße (was sich erst 20 Uhr ändert), an ihrem Ende die unablässig vom Verkehr durchtoste Reeperbahn.

Von hier oben, das ist sicher, bekäme man auch von der heftigsten Schießerei an der Kreuzung Seiler-/Hein-Hoyer-Straße nichts mit.

Wir bestellen zwei Flamingos. Sie leuchten orangerot in der Abendsonne.

16 April 2013

Fundstücke (172)


1. Während des Abendessens bei German Psycho und Twelectra ergab es sich, dass ich den Sanitärbereich aufsuchte – und vor dieser Fußmatte stand. Im Haus der Addams Family stieße man bestimmt auf weniger interessante Überraschungen. Übrigens hing dort auch noch ein Handtuch …

 



2. Kaum habe ich mir HD angeschafft, geruht man mich mit den Schattenseiten zu konfrontieren. „Aus lizenzrechtlichen Gründen“ hat mein Receiver schulterzuckend die Aufnahme einer ZDF-Sportübertragung verweigert. Der technische Fortschritt lässt mich also in die Röhre gucken. Wo kann ich mich gegen diese Gängelung wehren? Wo zur Revolte gegen die Aushebelung meines souveränen Mitschneidewillens aufrufen? Momentan, das kann ich versichern, sind hier in der Seilerstraße nicht nur die Fernsehprogramme hochaufgelöst, sondern auch ich. Vor Zorn.

3. Na ja, sie meinen es bestimmt nur gut. Entdeckt im Schaufenster einer Apotheke in der Neustadt.


 









4. Ursache und Wirkung … Entdeckt auf dem Amazon-Marketplace.

08 April 2013

Serviettendeppen

Die „Teigtasche“ ist angeblich das weltweit einzige litauische Restaurant auf dem Kiez und überhaupt in Deutschland. Deshalb mussten wir auch endlich hin.

Neulich waren wir also da und suchten nach den Servietten. Bevor es Ihnen auch so geht: Lupfen Sie doch mal vorsichtig die Laschen der Ledertaschen, die auf jedem Tisch stehen.

Bei dem so leckeren wie öligen Brot (Foto) werden Sie sie brauchen. Nicht die Ledertaschenlaschen, sondern die Servietten.

Das litauische Bier ist übrigens auch köstlich. Aber im Vergleich zu Astra ist natürlich jedes Bier …  ich verzettel mich. Besser zurück zu den Servietten: Die haben wir Cleverles natürlich nicht selber entdeckt, die Kellnerin musste sie uns zeigen.


Und damit hat sich die ernsthaft erwogene Geheimdienstkarriere wohl erledigt.


29 März 2013

Der Cheesecake reicht für zwei

Diese lustige Deckendeko dürfte in Rinderkreisen als nicht sonderlich amüsant empfunden werden.

Beim Humor ist das Restaurant The Bird halt generell mit einer gewissen Hemdsärmeligkeit gesegnet, wie hiesige Blogleser spätestens seit dem Eintrag vom 3. März wissen. Doch „Nashville Nutte“ hin oder her: Von einem Besuch hält uns so was ja nicht ab, im Gegenteil. Und zum Glück.

Denn mein von dezenten Röstaromen geprägtes dickes Ribeye, das sie dem Rind dort nur in mindestens 400-Gramm-Stücken aus den Rippen schneiden, war von genau jener Zart-, Rosa- und Saftdurchdrungenheit, die auch einen Preis von 34 Euro gut verschmerzbar macht.

Zum Nachtisch bestellten wir Käsekuchen, der es sich seit einiger Zeit gefallen lassen muss, zum neudeutschen „Cheesecake“ transformiert zu werden. Der tätowierte Kellner empfahl uns, am besten nur ein Stück, dafür aber zwei Gabeln zu nehmen, denn es sei doch „sehr groß und mächtig“. Und er wusste natürlich, wovon er sprach, verdammt.

Ungebetene Insidertipps wie diese finde ich persönlich ja hinreißend. Ein Restaurant, welches den Gästen solche scheinbar kontraproduktiven Empfehlungen zuflüstert, verzichtet dadurch heute Abend natürlich auf einen kleinen Zusatzgewinn, gewinnt mich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit als Stammkunden, weil es den Eindruck erweckt, als wollte es mich auch in allen anderen Hinsichten nicht übers Ohr hauen.

Und auch in Cheesecakekreisen kommt so was wahrscheinlich super an.



03 März 2013

Sie haben das N-Wort gesagt!





In den Seitenstraßen von St. Pauli entdeckt man auch nach vielen Jahren immer wieder Neues, zum Beispiel überraschend auftauchende Essgelegenheiten.

Unlängst stolperte ich in der Trommelstraße über ein mir bis dato völlig unbekanntes Steakhaus namens The Bird. Laut Speisekarte befleißigt es sich der gehobenen US-Küche und versucht sie dem Gast mit allerhand Allegorien schmackhaft zu machen.

So bewirbt The Bird eins seiner T-Bone-Steaks mit einem Vergleich, den selbst Brüderle höchstens denken, aber niemals sagen würde: „Fleischig und saftig wie eine hochbezahlte Nashville Nutte“.

Wenn ich eins auf dem Kiez gelernt habe (danke, Miele!), dann das: Nenn eine Prostituierte meinethalben Hure, aber nie, nie, niemals Nutte. Ersteres trägt sie wie ein Ehrenabzeichen, Letzteres dir ewig nach.

Dass nun ausgerechnet ein Restaurant auf St. Pauli eine in seiner Nachbarschaft  überproportional stark vertretene Berufsgruppe pauschal schwerst beleidigt, scheint mir doch recht unklug.

Am empörendsten aber – und da sind wir uns sicher sofort einig –  ist das hirnlose Deppenleerzeichen in „Nashville Nutte“.

Spätestens dieser Klopper dürfte in orthografisch gebildeten Ludenkreisen das Fass zum Überlaufen bringen. The Bird sollte schon mal die Fenster verrammeln.

Oder schnell die Speisekarte überarbeiten. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.


14 Februar 2013

Fundstücke (171)

1. Der Herr (Kiezbäcker) hat’s gegeben, der Herr (bzw. sein Gehweg) hat’s genommen. Wahrscheinlich war es von vorneherein ein Fehler, den von Samstagnacht übriggebliebenen Promilleplauzen hausgemachten Kartoffelsalat mit Riesenbockwurst vorzusetzen. Blärch …

 


2. Das abgebildete Produkt gibt es bei Tchibo zu kaufen. So richtig zum Mitnehmen. Offensichtlich habe ich das Prinzip „Luftgitarre“ bisher völlig falsch verstanden.

3. Den Amazon-Preis von 66.567 € für die Dandy-Warhols-LP „Welcome to the Monkey House“ finde ich recht knackig; es gibt dort zurzeit auch kein teureres Album. Bei Ebay kriegt man das gleiche Modell für 34,69 €, aber wahrscheinlich ist es einfach nicht ganz so gut erhalten.

4. Liebes Vattenfall, Sie fragen bestürzt nach den Gründen für meinen Wechsel. Nun, vielleicht liegt es daran, dass Sie ihn mir ausdrücklich nahelegten, nachdem ich sehr muffig auf Ihre Preiserhöhungen reagiert habe. MfG, Matt