13 September 2019

Endlich sorgenfrei!

Neulich stand ich in Potsdam sehr ratlos vorm Eingangsportal von Schloss Sanssouci und rang um Fassung. Schuld daran war der brachiale Kommafehler, der die Fassade hochprominent kontaminierte. Das tut er, wie mir zugetragen wurde, schon seit zweihundertzweiundsiebzig Jahren.

Zweifellos ist diese voll in die royale Verantwortung fallende Fehlleistung dazu angetan, das ansonsten doch recht beachtliche Lebenswerk des Schlossbauherrn Friedrich des Großen unschön zu überschatten. Zumindest in meinen Augen. 

Dabei hätte es durchaus Eingriffsmöglichkeiten gegeben. Klar, rechtschreibkundige Hofschranzen haben sich damals natürlich nicht getraut, das Maul aufzumachen. Aber warum bloß hat Friedrichs Freund Voltaire ihn beim immerhin vier Jahre andauernden Besuch in Potsdam dafür nicht wenigstens an einem weinseligen Abend böse ausgescholten? Auch der französische Philosoph büßt in diesem Zusammenhang, wie ich zugeben muss, viel an Nimbus ein. Der Mann hätte unbedingt intervenieren müssen, gerade als Muttersprachler!

Heute an der Simon-von-Utrecht-Straße in St. Pauli gemahnte mich ausgerechnet die beschriftete Seite eines parkenden Lkw erneut an Friedrich und Voltaire und diesen gruseligen Moment in Potsdam, den ich längst erfolgreich verdrängt zu haben glaubte. „Echte Kerle, trinken Elbperle“ – da rollen sich dir doch sämtliche Fuß- und Fingernägel auf! Und mir auch!

Es sei denn, derjenige, der sich diesen Werbespruch zurechtdengelte, vertraut auf die intelligente Hintersinnigkeit des vorbeiflanierenden Um-die-Ecke-Denkers und dessen Fähigkeit, die subtile Anspielung auf die Potsdamer „Sans, souci“-Kommakatastrophe zu dechiffrieren. 

Immerhin heißt „sanssouci“ auf Deutsch sorgenfrei, und womit ist dieser Zustand nun mal besser herzustellen als mit einer geexten Gallone Elbperle?

Und siehe da: Plötzlich ergab alles einen Sinn. 
Und sogar einen Blogbeitrag.



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