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03 März 2022
Die gemütlichsten Ecken St. Paulis (174)
17 Februar 2022
Mein unsterblicher Taschenrechner
Nach einigen Jahren – möglicherweise Anfang der Neunziger – begann ich mich zu wundern, dass dem arbeitsamen Gesellen nie der Strom ausging. Nein, der Taschenrechner kalkulierte, dividierte, zog Wurzeln, ohne je zu klagen oder aus Strommangel das Display abzuschalten.
Nichtsdestoalledem wanderte der EL-230 irgendwann in irgendeine Schublade in irgendeinem Büromöbel. Denn inzwischen war der Personalcomputer der neuste heiße Scheiß, und ich Hipster schaffte mir die erste Windows-Mühle an, einen Victor Vicki, und später einen Macintosh-Performa; Beginn einer langen und glücklichen Apple-Geschichte.
Mit diesen Vielfachkönnern waren natürlich auch einfache Berechnungen locker zu wuppen, und die große Zeit der Taschenrechner neigte sich ihrem Ende zu. Ich klackerte hinfort munter auf Tastaturen herum und vergaß die tapfere alte Sharp-Mähre. Bis gestern: Da räumte Ms. Columbo im Büro auf und aus, und was fiel ihr in die Hände? Der EL-230.
Was damit sei, fragte sie, ob er weg könne. Mit einem nostalgischen Lächeln nahm ich den Taschenrechner in die Hand. Flashbacks aus Abizeiten blitzten vor meinem inneren Auge auf. Dann drückte ich aus Jux und Dollerei einfach mal die On-Taste.
Es erschien eine Null. Der EL-230 meldete sich zurück zum Dienst. Er wartete auf eine Rechenaufgabe.
Ich war baffer als baff. Wie kann das sein bei einem Gerät aus den Achtzigern, bei dem nie, nie, nie die Batterien erneuert wurden? Solarzellen schieden als Erklärung aus, so was war damals noch Science-Fiction, und selbst wenn nicht, so hatte der EL-230 doch den Großteil seines geruhsamen Lebens im seligen Winter-, Sommer-, Herbst- und Frühlingsschlaf in sonnenfernen Schubladen verbracht.
Hatte Sharp im EL-230 vielleicht einen Fusionsreaktor verbaut? Ist er atombetrieben? Oder handelt es sich dabei gar um das erste funktionierende Perpetuum Mobile der Wissenschaftsgeschichte?
02 Februar 2022
16 Januar 2022
Der reihernde Hund im Bus 112
Ein früherer Freund von mir war ein ausgewiesener Feind des öffentlichen Nahverkehrs. Aufgrund rarer, aber nachdrücklicher Erfahrungen beklagte er in Bussen und Bahnen olfaktorische Belästigungen, zu wenig körperliche Distanz zum Pöbel und eine generell unzulängliche Bekleidungsästhetik. Immer wenn ich ihn überreden konnte, einmal mit mir ein ÖPNV-Fahrzeug zu betreten, geschah prompt irgendetwas, was ihn in seinem Vorurteil bestätigte, und ich stand belämmert da.
04 Januar 2022
Fundstücke (255)
02 Januar 2022
Fundstücke (254)
Auf St. Pauli ist eben alles heiß, sogar die Kaltgetränke.
31 Dezember 2021
Der 17. offene Brief zu Silvester
wie bereits im vergangenen Jahr, so kooperiere ich auch heuer bei meinem annualen Appell, von der silvesterüblichen Selbstverstümmelung abzusehen, mit der Bundesregierung.
Die Ampelkoalition zeigte sich in den vergangenen Wochen erfreulich offen für meinen Vorschlag, einfach den Verkauf von Böllern zu verbieten, statt auf etwas zu setzen, was bereits in den vergangenen sechzehn Jahren jeweils durch erschütternde Abwesenheit glänzte: Ihr gesunder Menschenverstand.
Doch was müssen wir, die Bundesregierung und ich, aus den Nachrichten hören? Sie fahren einfach trotzig nach Belgien und Holland, um sich dann halt eben dort mit suizidalen Materialien sonder Zahl einzudecken. Denn Ihre verdammte verfassungsgarantierte Freiheit, sich mit Böllern, Raketen und Chinakrachern die Hör- und Sehkraft, Finger, Zehen und Eier zu atomisieren, ist Ihnen nun mal heilig.
Okay, das habe ich verstanden. Gleichwohl möchte ich Sie – wie immer seit 2005 – natürlich auch in diesem Jahr pflichtgemäß bitten, von Ihrem Vorhaben abzusehen. Wäre es nicht einmal – nur einmal! – eine ernsthafte Überlegung wert, Ihrer zugegebenermaßen schwergängigen IQ-Maschine ein Tröpfchen Schmieröl zu spendieren und so zu dem simplen Entschluss zu gelangen: Diesmal reserviere ich mir aber mal keinen Platz auf der Intensivstation?
Ich weiß, dieser Gedankengang erstaunt Sie bass. Darauf sind Sie noch gar nicht gekommen. Das hätte man Ihnen auch einfach mal sagen können. Aber jetzt wissen Sie es ja. Morgen in den Nachrichten werden Sie deshalb dank der Lektüre dieses Textes gar nicht vorkommen. Und das Beste: Sie nehmen keinem Ungeimpften das Intensivbett weg!
Dafür schon jetzt herzlichen Dank. Kontrollieren werde ich das natürlich trotzdem. Morgen in den Nachrichten.
PS: Alle Silvesterappelle gibt es unter dem Etikett „Silvester“ oder hier.
Foto: Gruppe anschlaege.de
27 Dezember 2021
Kalauer (16–18)
Still und heimlich mausert sich das nur scheinbar provinzielle hessische Herborn zur Kalauerhauptstadt Deutschlands. Hier drei Beweise, die mir heute unterkamen, ohne dass ich danach gesucht hätte.
30 November 2021
Warum?
28 November 2021
Die böse Fee
„Wenn du drei Wünsche frei hättest“, sagte die gute Fee (zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, es sei eine gute), „welche wären das?“
31 Oktober 2021
29 Oktober 2021
27 Oktober 2021
Unter Corona (15): Beim IQ-Test durchgefallen
28 September 2021
Die gemütlichsten Ecken Hamburgs (169)
26 September 2021
Kant und Gammelfleisch
Was ich heute Morgen in meinem Fahrradkorb vorfand (und vor Ärger und Abscheu leider vergaß zu fotografieren), war folgendes Ensemble an Dingen, die vorher, beim Abstellen, noch nicht dort waren und dort auch keinesfalls hingehören:
– eine Edeka-Broschüre
– eine Burgerverpackung aus Styropor (zum Glück leer)
– eine zusammengeknüllte graubraune Papierserviette (stark gebraucht)
– ein mit Reis beflocktes handtellergroßes Stück Gammelfleisch, nasen- und augenscheinlich Lamm, sowie
– ein abgelutschter Eis-am-Stiel-Stiel mit halb eingetrockneten Vanilleeisspuren.
Ganz abgesehen davon, dass diese Kollektion keineswegs auf einen kulinarisch verfeinerten Geschmack ihres Schöpfers und Spenders hindeutet: Allem Anschein nach vermochte er auch im entscheidenden Moment nicht mehr den kategorischen Imperativ Immanuel Kants zu memorieren, der ihm anderenfalls in den Arm gefallen wäre mit der Erwägung, etwas am besten keinesfalls zu tun, sofern es – wenn es alle Erdbewohner täten – diese Welt nicht zu einem besseren Ort machen würde.
Also hieß es heute Morgen vorm obligaten Brötchenholen erst einmal spitzfingrig sauber machen. Was jetzt noch auf dem Drahtgittergeflecht des Fahrradkorbs verblieben ist, sind schwer zu entfernende Reisreste. Diesbezüglich hoffe ich auf unsere verlässlichsten Kumpel, die Mikroorganismen, welche in den nächsten Wochen (wahrscheinlich eher Monaten) doch bitte segensreich wirken mögen, danke schön vorab.
Ich befürchte allerdings, auch im kommenden Frühjahr dort im Korb noch Spuren mumifizierter Reiskörner vorzufinden. Und alles nur, weil irgendein Absolvent des gerade zu Ende gegangenen Reeperbahnfestivals im entscheidenden Moment ausnahmsweise mal nicht an einen unserer größten Philosophen gedacht hat.
Aber beim nächsten Mal wieder, da bin ich mir doch sehr, sehr sicher.
24 September 2021
Die langweilige Katastrophe
Die App Katwarn hat sich für uns Kiezbewohner schon mehrfach als äußerst nützlich erwiesen. Zum Beispiel, wenn auf St. Pauli mal wieder eine scharfe Weltkriegsbombe entdeckt wurde, die sich nach einer missmutig ertragenen rund achtzigjährigen Zwangspause danach verzehrt, endlich doch noch ihrem Sinn und Zweck nachkommen und unser Viertel endlich nachhaltig verwüsten zu dürfen.
Allerdings ist die Lage nicht immer so ernst, wenn es Ping macht und Katwarn aufgeregt den Finger hebt. Gestern zum Beispiel warnte uns die App wieder einmal vor einer Sturmflut, und das klingt nach den Erfahrungen von anno neunzehnhundertzweiundsechzig (die Geburtsstunde des Mythos Helmut Schmidt) erst einmal nicht unbedrohlich. Die heutige Sturmflut sollte mit drei Meter neunzig über Normalhöhe Hamburg heimsuchen, doch anders als dereinst ist das Einzige, was eine solche Meldung bei eingesessenen Hafenanrainern hervorruft, das gelangweilte Heben einer bis anderthalb Augenbrauen. Und mehr ist die Meldung auch nicht wert.
Zugezogene wie ich lassen sich allenfalls dazu herab, den Termin des Scheitelpunkts der Welle zu ermitteln (gestern war er für 19:09 Uhr angekündigt), seufzend das Smartphone einzustecken, gemütlich zum Fischmarkt zu radeln und dort pflichtgemäß zu dokumentieren, wie Elbwasser träg über die Waterkant schwappt, Vorschulkinder in rosa Overalls durch Pfützen hüpfen, Abendstimmung sich über der wassersatten Elbe breitmacht – und wie diverse andere Fotografen und -innnen, die ebenfalls gemütlich zum Fischmarkt gepilgert sind, all das ebenfalls dokumentieren.
Kurzum: Eine Sturmflut ist hier am Hafen – trotz des aufgeregten Pings der Katwarn-App – längst keine Katastrophe mehr, sondern allenfalls Anlass eines Verdauungsspaziergangs nach dem Dinner.
Quod erat demonstrandum in der der heutigen kleinen Bilderstrecke.