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12 März 2010

The Sky is the limit Oder Abschiedsbrief revisited

Nachdem Sky vergangenes Jahr den Bezahlsender Premiere übernommen und eine skandalöse neue Preisstruktur verkündet hatte, schrieb ich einen zornigen, doch auch mit Wehmut durchsetzten Abschiedsbrief, der zu einem der meistgelesenen und -verlinkten Blogeinträge wurde und bis heute knapp 100 Kommentare abwarf. 

In manchen Foren avancierte mein Schreiben zum Musterkündigungsbrief, trotz seiner recht individuell gehaltenen Schnörkel. Mit einem gewissen Stolz darf ich wohl annehmen, dass es manchen Abschied von Sky wenn nicht verursacht, so doch erleichtert und manchmal gar versüßt hat. 

Ende Januar lief mein Vertrag also aus, und ich hatte mich seelisch-moralisch halbwegs auf diese mediale Amputation eingestellt – nach ungefähr zehn Jahren als Abonnent kein leichtes Unterfangen. Dann, am Tag vor Ablauf, klingelte abends das Telefon. Ein gutgelaunter Typ von Sky war am Apparat, so ein alerter Dampfplauderer, dem man vorm geistigen Auge förmlich das gegelte Haar und jene aufgesetzt optimistische Fetzigkeit ansah, die nach spätestens fünf Jahren unweigerlich in einer manischen Depression mündet. Doch noch war es nicht so weit; an besagtem Abend befand sich der Sky-Mann noch im Vollbesitz seiner Kräfte und war die Powercharmanz in Person. 

Mein Gespräch mit ihm lief ungefähr so (schwammiges Gedächtnisprotokoll):

Sky: Herr Wagner, Ihr Vertrag läuft aus. Ich mache Ihnen jetzt mal ein Angebot: Bis Ende Juni kriegen Sie Sky-Welt und die Bundesliga für monatlich 16,90, fürs restliche halbe Jahr Vertragslaufzeit dann für 32,90.

Matt (maulig): Hm. Naja.

Sky: Und das Beste: Sie können das Zusatzpaket beliebig wechseln.

Matt
(wird schlagartig hellhörig): Ach? Auch von der Bundesliga auf Champions League und wieder zurück?

Sky
: Ja, können Sie.

Matt
: So oft ich will?

Sky
: Klar!

Matt
: Und im Juni kann ich auf die WM wechseln, und im August wieder zurück auf Bundesliga???

Sky
: Natürlich!

Matt
: Mann, echt, Sie klopfen mich weich …!

Sky
: (lacht fetzig)

Matt
: Wissen Sie was? Sie haben mich am Haken, aber so was von.

Sky
: Das freut mich!

Matt
: Und ich kann wirklich immer wieder das Paket wechseln? Sonntags auf Champions League und donnerstags wieder auf Bundesliga?

Sky
: Ja sicher!!!

Matt
: Verdammt, lassen Sie uns einen neuen Vertrag machen!

Sky
: Gerne! Ich mach alles für Sie fertig.

Matt
: Super!

Es begannen paradiesische Wochen. Sonntags wechselte ich von Bundesliga auf Champions League, vorm Wochenende wieder zurück auf Bundesliga. Ich hatte sogar eine dauerhafte iCal-Erinnerung installiert. Ein narrensicheres System. Nur Ms. Columbo schaute insgesamt vergleichsweise unbegeistert.

Dann kam der Tag, an dem die erste Sky-Dame am anderen Ende etwas sagte von „Machen wir ja eigentlich nicht, aber …“ und ich sie auf das tolle Gespräch von Ende Januar verweisen musste. Danach ging es wieder mehrfach und bestens gelaunt gut („Aber natürlich machen wir das für Sie, Herr Wagner, in einer halben Stunde ist alles erledigt!“), ehe erneut ein Sky-Mensch überraschend reserviert auf mein Ansinnen
reagierte.

Allmählich begann das Ganze eine unschöne Wendung zu nehmen, und ich musste mich sogar mal echauffieren. Heute Abend aber eskalierte die Situation endgültig. Das hier aus Gründen des Jugendschutzes etwas verkürzt wiedergegebene Gespräch lief ungefähr so (wutrotverfärbtes Gedächtnisprotokoll):

Matt
(zunächst noch routiniert und gelassen): Guten Abend, ich möchte mein Paket wechseln, von Champions League auf Bundesliga.

Sky
: Herr Wagner, Sie haben bereits mehrfach gewechselt …

Matt
: In der Tat.

Sky
: Das geht eigentlich nur zum nächsten Ersten.

Matt
: Stimmt nicht. Sie haben mich geködert mit dem Versprechen, beliebig oft wechseln zu können. Das war Ende Januar, am Tag, bevor mein alter Vertrag auslief.

Sky
: Warten Sie bitte einen Moment. (Musik dudelt ca. zwei Minuten lang für 14 Cent die Minute) … Tut mir Leid, dass es ein wenig länger gedauert hat. Also, unsere Verträge sehen nicht vor, dass …

Matt: Entschuldigen Sie, aber MEIN Vertrag sieht das vor. Und es beginnt mich enorm zu nerven, dass ich neuerdings jedesmal diskutieren muss, wenn ich einen Paketwechsel veranlassen möchte, obwohl mich Ihr Kollege damals mit genau dieser Möglichkeit von einer Vertragsverlängerung überzeugt hat. Das war sein Killerargument. Sie haben das Gespräch doch aufgezeichnet, hören Sie es sich an.

Sky
: Moment bitte. Ich frage noch mal einen Kollegen. (Musik dudelt, 14 Cent) So, da bin ich wieder. Es geht wirklich nur zum nächsten Ersten, aber ich mache das jetzt mal …

Matt
(erregt): Stopp, stopp: Es geht JEDERZEIT. Mit GENAU DIESEM ARGUMENT wurde ich in den Vertrag gelockt, und wenn Sie jetzt sagen: Reingelegt, war alles nicht so gemeint, dann ist das unseriös, dann ist das Betrug. Hören Sie sich doch das Gespräch an!

Sky
: Es ist gar nicht sicher, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wurde, es werden immer nur Stichproben …

Matt
(allmählich im Adrenalinrausch): Hören Sie, ich habe keine LUST mehr auf diese Diskussionen! Schreiben Sie es ganz oben in mein Datenblatt, dass mein Vertrag beliebig häufige Wechsel des Zusatzpaketes vorsieht!

Sky
: Gut, ausnahmsweise …

Matt
(außer sich): Nix AUSNAHMSWEISE, das ist keine Frage der Kulanz! Ich habe wirklich die Nase VOLL von dieser … Scheiße! Ich werde bis zum Ende des Vertrages das Paket BELIEBIG OFT wechseln, verstehen Sie! Und wenn Sie mir dabei Schwierigkeiten machen, KÜNDIGE ICH FRISTLOS!

Sky
: Gut, ich …

Matt
(gefährlich ruhig): Werden Sie mein Paket jetzt auf Bundesliga umstellen?

Sky
: Ja.

Matt
: Schönen Abend noch.

Sky
: Wiederhören.

Bin jetzt schon gespannt auf das Telefonat am nächsten Sonntag. Ich sollte allerdings vorher eine Valium einwerfen.

Edit 15.3., 21:22 Uhr:
Habe wieder angerufen. Die Dame am anderen Ende begrüßte mich mit Namen und war lammfromm. Sie hat das Paket umgestellt und sich in vollendeter Harmonie von mir verabschiedet. Spannend wird es jetzt wieder am Freitag.


Edit 19.3., 22:22 Uhr:
Alles paletti. Man rollte den roten Teppich aus und verneigte sich devot, während ich gravitätisch drüberschritt.


Edit 2.4., 18:28 Uhr:
Unfassbar: Jetzt zickt der Skymensch wieder rum, redet von „Kulanz“ und „wird nicht mehr lange so gehen“. Ich habe nun eine Mail mit der kompletten Darlegung des Falles
samt diesem Blogeintrag an den Deutschlandchef Hans-Jürgen Croissant geschickt. Was für ein Verein!

>> Die beliebtesten Tags: Brief, Bus, Einzelhandel, Franke, Fußball, Panne, Reeperbahn, Sex, St. Pauli

29 Juni 2009

Ein Abschiedsbrief

An:
Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG
Kundenmanagement

22033 Hamburg

Lieber Pay-TV-Sender Premiere, der du ab Juli Sky heißen wirst,

ich bin seit über zehn Jahren Abonnent deines Bundesligapakets. Dafür zahle ich momentan 19,90 Euro im Monat. Das ist nicht wenig, aber man muss Prioritäten setzen. Andere rauchen, ich gönne mir die Bundesligakonferenz. Ist trotzdem billiger – und gesünder.

Ab Juli heißt du, Premiere, nun „Sky“, und damit ändert sich einiges. Zum Beispiel kann ich, wenn ich deinen Brief richtig deute, nach Vertragsablauf mein isoliertes Fußballabo nicht mehr fortführen. Denn du, Sky, hast die schrullige Idee, mich nur noch dann Fußball gucken zu lassen, wenn ich zuerst etwas anderes von dir kaufe, was mich aber überhaupt nicht interessiert: das Sky-Basispaket.

Das ist ungefähr so, als würde ein Autohändler zu mir sagen: „Klar können Sie den Smart haben, kein Problem – aber nur, wenn Sie als Basismodell erst mal den Audi 80 kaufen.“

Ein Audi 80 ist mir aber ungefähr so pimpe wie das Sky-Basispaket. Wenn ich Filme sehen will, dann gehe ich ins Kino. Oder ich kaufe mir die DVD oder die Blu-ray, mit Untertiteln, Soundformaten, acht Sprachen, Bonusmaterial und Booklet. Dich wegen des Filmprogramms zu abonnieren, das wäre für mich genauso sinnvoll wie einen Audi 80 zu kaufen oder mit dem Rauchen anzufangen.

Der Effekt deiner schrulligen Idee wäre sehr unschön: Statt 19,90 Euro müsste ich bald monatlich knapp 33 Euro zahlen, obwohl ich auch künftig nur genau das bei dir schauen möchte, was ich seit über zehn Jahren schaue: Bundesligafußball.

Dieses neugeschnürte Angebot finde ich aber nicht nur für mich persönlich kontraproduktiv, sondern auch für dich und deine Zukunft. Denn hat nicht Premiere seit vielen Jahren das Problem stagnierender Abonnentenzahlen? Und hast du nicht genau deshalb jahrelang mit über einer halben Million Geisterabonnenten die Bilanz geschönt, was – als es aufflog – deinen Börsenkurs in den Keller und einige deiner Führungskräfte in die Wüste schickte?

Und trotzdem glaubst du, Sky, mit einer Preisverdoppelung den dümpelnden deutschen Pay-TV-Markt rocken zu können …? Das kommt mir so vor, als wollte eine Partei im September die Bundestagswahl gewinnen, indem sie einen Mehrwertsteuersatz von 38 Prozent ankündigt. Ich sag dir was, Sky: Das wird nicht klappen. Im Gegenteil: Viele Nichtgeisterabonennten, darunter auch welche, die seit mehr als zehn Jahren dabei sind, werden dir leise servus sagen. Du wirst dich nicht nur von den erstunkenen und erlogenen Kunden verabschieden müssen, sondern auch von einem Großteil deiner Stammkräfte.

Denn mal ehrlich: Die Sportschau ist auch eine schöne Sendung. Und wenn die Bundesligakonferenz wirklich mal spektakuläre Parallelbegegnungen verspricht, dann stehen mir hier auf dem Kiez ungefähr hundert Kneipen hilfreich zur Seite. Selbst wenn ich dort jede Woche hinginge und pro Halbzeit ein Astra zischte, käme ich im Monat immer noch erheblich billiger weg als mit deinem neuen Paketzwangsabo.

Und noch etwas macht mich stutzig, Sky: deine allgemeinen Geschäftsbedingungen (Foto). Die hast du in einer Schriftgröße drucken lassen, für die man eine Lupe braucht, aber auch die würde nichts nützen, denn als Farbe erwähltest du ein heimtückisches Blassgrau, das dieser Winzschrift auch noch eine Tarnkappe überstülpt.

Wer seine Geschäftsbedingungen derart vorsätzlich verschleiert, der macht sich hochverdächtig. Diese zwei eng bedruckten Seiten signalisieren mir nämlich nur eins: Du sollst uns nicht lesen können, denn hier stehen lauter Sachen drin, die dich über den Tisch ziehen sollen. Wahrscheinlich verpflichten diese Geschäftsbedingungen jeden, der sie akzeptiert, zum Verkauf seiner Großmutter. Allerdings ist das nur eine Theorie, denn ich kann sie ja nicht lesen.

Was ich mit all dem sagen will: Ich kündige.

Mit wehmütigem Gruß

Matt

(Edit 21.7.2009) Nachdem ich die oben dokumentierte ellenlange Begründung für meine Kündigung abgeschickt hatte, passierte erst mal wochenlang gar nichts, so dass ich noch einmal per Mail nachfragte. Heute nun erhielt ich auf meine
oben dokumentierte ellenlange Begründung endlich einen Brief von Sky mit der Kündigungsbestätigung, mitsamt dem absurden Satz: „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns den Grund für Ihre Kündigung mitteilen.“ WTF???