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09 Juni 2011

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort



Es gibt schon kuriose Zufälle. Da stöbere ich in der flohmarktweit wahrscheinlich einzigen Kiste mit sehr alten Weinflaschen, als ich ein „Hallo, Matthias!“ höre, aufblicke und wen vor mir stehen sehe?

Die ebenfalls über den Flohmarkt flanierende und hier schon mehrfach wohlwollend erwähnte Spitzensommelière Ina Finn.

Das ist so ähnlich, als brüte man gerade über der Abiarbeit im Hauptfach Physik, und plötzlich setzt sich Einstein neben dich und lässt dich abschreiben.

Na gut, ganz so bedeutsam ist das Durchwühlen einer Flohmarktkiste mit verstaubtem Wein aus den 70er Jahren natürlich nicht, aber trotzdem wiederhole ich mich gerne: Es gibt schon kuriose Zufälle.

Jedenfalls unterbricht Frau Finn ihre eigene Flohmarktflanage gern und beugt sich interessiert über die Kiste. Ich halte ihr eine um die andere Flasche hin und ernte von der Fachfrau durchweg bedauerndes Kopfschütteln. Petit Chablis von 1972? Vergiss es, bedeutet mir La Finn, hat höchstens fünf Jahre gehalten, ging also spätestens 1978 übern Jordan.

Zum Verdruss des muffeligen Händlers rät mir die gute Weinfee schließlich von sämtlichen Fundstücken ab – mit wundersamem Effekt: Ich verlasse den Flohmarkt reicher, als ich ihn betreten habe.

Zumindest gefühlt.

27 April 2011

Der Edgar-Wallace-Effekt



Auf dem Flohmarkt am alten Real-Gelände stießen wir auf einen schlauchförmigen Verhau mit Lebensmitteln am Rande des Ablaufdatums und klar darüberhinaus.

Der Höker hatte alles da: Wurst, Käse, Schinken, alles irgendwie graumeliert und eingeschweißt in Plastikfolie, die vor Erschöpfung zu seufzen schien. Wir wollten schon weiter, denn hier gab es nichts zu sehen – bis auf die knallblauen Einkaufskörbe mit dem gelben „Geklaut“-Aufkleber.

Angesichts der Armseligkeit des Sortiments fragte ich mich gleich, ob das ein vorauseilender Sarkasmus war, der all jenen prophylaktisch zugerufen wurde, die erwogen, den knallblauen Einkaufskorb zu entwenden – oder ob der Standbetreiber selbst die Teile en gros bei „Pauli’s Schnäppchenoase“ in 33775 Versmold geklaut hatte und dies nun einfach nassforsch öffentlich bekanntgab.

Denn wie wir alle aus alten Edgar-Wallace-Schinken wissen, ist der Täter niemals der, auf den der erste und plumpeste Verdacht fällt; und vielleicht setzte der Mindesthaltbarkeitsdatumsaustester auf dem Flohmarkt am alten Real-Gelände auf genau diesen Effekt.

Egal, wir werden es nie erfahren, denn wir flohen wurst-, käse-, schinken- und einkaufskorblos von dannen.

Mit angemessen entsetztem Blick, versteht sich.

16 März 2011

Ha(a)r, ha(a)r



Wir sehen hier einen zerschmetterten Mann. Doch er hat bei aller Traurigkeit – und das lobe ich ausdrücklich – die Haare schön.

Im Gegensatz zu diesem zu Unrecht geliketen Flokati, der mir am Wochenende auf dem Flohmarkt am Schlachthof begegnete.


26 Oktober 2010

Mathe: sechs



Auf dem Flohmarkt verramscht ein Händler kistenweise Trinkgläser, darunter auch schöne massive Digestifmodelle.

Pro Stück will der Mann 50 Cent. Das ist günstig. Ich brauche vier und wage einen kleinen Aufmerksamkeitstest.

„Vier für drei Euro?“, werfe ich ihm einen Brocken hin. „Nein, zwei!“, kommt es wie aus der (vollautomatischen) Pistole geschossen.


Hätte
er ja gesagt, wäre ich um ein Problem reicher gewesen. So aber gebe ich sofort auf – und ihm zwei Euro.

Grappa schmeckt übrigens sehr gut aus diesen Gläsern. Wodka auch.

18 Oktober 2010

Fundstücke (107): Der Bettelblickbär



Manches Flohmarktfundstück verlangt dir schier übermenschliche Kraft ab, um dem von ihm ausgelösten Kaufzwang zu widerstehen.

Heute jedenfalls wurde ich zum Superhelden.



01 Oktober 2010

Fundstücke (105): Heil du ihn (nicht)!



Wer hätte gedacht, dass es im Dritten Reich durchaus auch mal verboten sein konnte, den rechten Arm zu heben – und das trotz Sichtkontakt zum geliebten Führer?

Dieses „Merkblatt für den Absperrmann“, ein Fundstück vom Schlachthofflohmarkt, erbringt den Beweis. Gekauft habe ich es trotzdem nicht, sondern nur fotografiert (zum Verdruss des Händlers).


20 Juni 2010

Freiheit für Herrn Hugs!



Am Hamburger Berg, der kneipengespickten Hauptsaufzone all jener Kiezbesucher, die an käuflichen Damen weniger Interesse haben als an einem gut gezapften Astra, sitzen drei Tauben auf dem Gehweg und picken behaglich in einer großen Lache Erbrochenem.

Diese Tiere sind sich einfach für nichts zu schade, und ich bin heilfroh, dass sie unseren Balkon dank des aufgespannten Netzes nun praktisch nicht mehr besuchen können mit ihren kleinen stinkenden kotzegesprenkelten Schnäbeln.

Die Begegnung mit dem ekelresistenten Taubentrio hatte ich auf dem Weg zum Flohmarkt in der Wohlwillstraße, wo an einem der Stände eine patente Blondine kostenlose Umarmungen anbot – ein Service, der anscheinend nicht der Knaller des Tages war, denn einem Bekannten, den sie gerade herzte, als ich vorüberging, sagte sie: „Du bist erst der zweite!“

Dabei war die Frau keineswegs das Musterbeispiel einer knollengesichtigen Vettel, der man intuitiv die Schuld an der taubenverzaubernden Lache am Hamburger Berg in die Schuhe geschoben hätte. Vielleicht wusste einfach die Mehrzahl der Passanten nicht, was unter „free hugs“ zu verstehen sein sollte.

Angesichts der politisch stets hochmotivierten Kiezbewohnerschaft hätte sich dahinter ja auch die Aufforderung an irgendeinen US-Gouverneur verstecken können, einen gewissen Herrn Hugs endlich aus dem Gefängnis zu entlassen, vergleichbar mit dem Fall Mumia Abu-Jamal. Befreit Herbert Hugs! Er sitzt schon viel zu lange in der Todeszelle!

Temporärer Themenwechsel: „Fick dich in den Arsch, du Hurensohn!“, soll der Fußballspieler Nicolas Anelka nach Angaben französischer Medien sinngemäß zu seinem Trainer gesagt haben, und obwohl diese Aufforderung selbst für einen Nationalcoach physisch nur sehr schwer umzusetzen ist, also ganz offensichtlich scherzhaft gemeint war, musste der Spieler sofort nach Hause fahren.

Anelka hätte dem Trainer statt des missverständlichen Imperativs besser einen „free hug“ anbieten sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.

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25 April 2010

Fünf mal eins ist nicht achtzehn



Bei meinem Streifzug über den Schlachthofflohmarkt ließ ich trotz aller offenkundigen Qualitäten die 45-Single „Bier, Bier, Bier ist die Seele vom Klavier“ von Paul Kuhn links liegen, wohl wegen der thematisch enttäuschend gleichförmigen B-Seite („Es gibt kein Bier auf Hawaii“).

Bei einem anderen Händler stieß ich allerdings auf eine Plattenkiste mit lauter mir unbekannten Songwriteralben aus den 70ern. Eine herumsitzende Frau ermunterte mich mit merkantilen Argumenten („Alles billiger! Alles nur ein Euro!“) zur näheren Inaugenscheinnahme.

Und in der Tat: Am Ende hatte ich fünf mir interessant vorkommende Objekte herausgefischt, deren erstaunlich guter vinyler Zustand die ramponierten Cover nicht gerade nahegelegt hatten. Inzwischen war die Frau verschwunden, dafür hielt ein etwa zwei Meter langer älterer Herr nun die Stellung. Er trug merkwürdigerweise eine hochgeschobene Affenmaske auf dem Kopf, ähnlich wie es die hiesigen Luden mit ihren stets bedingungslos blickdichten Sonnenbrillen tun.

„Entschuldigen Sie“, wandte ich mich an ihn, „machen Sie mir ein Angebot für die fünf LPs hier?“ Er schaute gutgelaunt unter seiner Affenmaske hervor und sagte: „No jo, saachen wir achtzehn.“ Ein überraschend erschreckendes Angebot.

„Ihre Kollegin hat vorhin gesagt, das Stück kostet nur einen Euro“, versuchte ich die beiden gegeneinander auszuspielen, was meist in Abwesenheit einer Partei ganz gut gelingt. „Na gut“, gab er sich versöhnlich, „saachen wir acht.“


Mit Mathe hatte er’s offenber nicht so. „Fünf mal eins“, belehrte ich ihn, „ist aber fünf.“ Er winkte lässig ab, während man durch das gewaltige Gebiss der Affenmaske seine Haare sehen konnte. „Na gut, fünf.“

Aus Scham beendete ich das Spiel an dieser Stelle. Sonst wäre ich wohl nicht nur mit fünf Platten, sondern auch mit zwei Euro mehr nach Hause gegangen.

Doof nur: Ich hatte vor Monaten bereits geschworen (allerdings ohne Zeugen), keine weiteren LPs mehr zu kaufen. Jetzt fühle ich mich reingelegt.

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01 März 2010

Super Schnäppchen

Auf dem Flohmarkt in den Messehallen erstand ich heute die originalverschweißte Klaus-Kinski-DVD „Roland - Die Horden des eisernen Ritters“, und zwar für laue zweifünfzig.

Super Schnäppchen, dachte ich, und sollte sich der Streifen als doof entpuppen (was bei einem Kinski-Film sehr wahrscheinlich ist; ich weiß das, bin schließlich sein größter Fan), dann kann ich ihn immer noch bei Amazon weiterverkaufen.

Natürlich ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die DVD dort gebraucht nur 1,99 brächte und selbst neu weniger kostet als das, was ich heute auf dem Flohmarkt hinlegen musste.

Einschließlich Gebühren und Porto ist demnach selbst Verschenken deutlich lukrativer – zumindest wenn ich die mir unweigerlich entgegenschlagende Dankbarkeit pekuniär umrechne.

Wer in meinem Freundeskreis demnächst Geburtstag hat, sollte sich also schon mal unauffällig wegducken.

21 Februar 2010

Kein Risiko



Matt
zum alten Freund C: „Wie geht es eigentlich deiner Tochter?“

Junge frische Freundin des alten Freundes C. mit aufgerissenen Augen zum alten Freund C.: „Was: Du hast eine TOCHTER?“

Exakt wegen dieses denkbaren Gesprächsverlaufs fragte ich meinen alten Freund C. (M., scharf) in Gegenwart seiner jungen frischen Freundin dann doch lieber nicht nach dem Befinden seiner Tochter. Und als sie mal nicht dabei war, dachte ich nicht dran.

Vielleicht ist das aber auch alles völlig unwichtig.



05 Dezember 2009

Fundstücke (62): Lose Zusammengekehrtes

Neulich bewarb sich ein freier Autor bei mir. Seine Fähigkeiten als Sprachästhet versuchte er per Mail mit folgendem Wortquas herauszustellen:

„Hiermit generiere ich Ihnen Abdruckrechte zur Berichterstattung meines Interviews.“

Das war natürlich zum Davonlaufen (Beispielfoto, mit den Beinen von Ms. Columbo), und eigentlich sollte in einem solchen Fall die goldene Regel gelten: Nicht mal ignorieren. Das tat ich dann auch.

Ungefähr am gleichen Tag beteiligte sich eine weitere Combo am so berüchtigten wie bockelharten Wettbewerb um den ekligsten Bandnamen der Welt. Sie hofft auf eine Weltkarriere mit dem Einfall The toten Crackhuren Im Kofferraum. Die Chancen sind m. E. eher gemischt.

Dazu passt ein ganz bisschen ein Flohmarktdialog, den ich unlängst auf dem Schlachthofgelände genießen durfte.

Händler: „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Kunde (vergnügt): „Mir ist nicht mehr zu helfen. Sagt meine Frau.“

22 Juli 2009

Doch keine Wechselgebühr

Am Sonntag war Anwohnerflohmarkt an den Magellanterrassen in der Hafencity.

Hier an der neusten Hamburger Waterkant kann man für eine Eigentumswohnung bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter loswerden, und es dürfte interessant sein, was jemand, der hier wohnt, auf seinen Flohmarkttisch packt.

Nun ja, zum Beispiel verspielte Hüte, Samtfummel mit Leopardenmuster, Designernippes, Porzellan und – siehe da – sogar Echtpelzmäntel (Foto). CDs und LPs hingegen sah ich kaum, und wenn, dann alles von Scooter bis David Hasselhoff, gesprenkelt mit Meditationsmusik.

Wie die Hafencitybewohner zu ihrem Reichtum kamen, der es ihnen erlaubte, kaltlächelnd 6000 Euro pro Quadratmeter Wohnraum hinzublättern, deutete ein Standbesitzer humorig an, als ich ihn frug, ob er mir mein Eurostück in zwei 50-Cent-Münzen umtauschen könne. Ich wollte nämlich die picobello 1a-Toilette auf den Magellanterrassen benutzen.

„Eigentlich“, schmunzelte der junge Hafencitybewohner mir mahnend zu, während er in der Echtlederbörse kramte, „müsste ich dafür eine Wechselgebühr erheben.“


Tat Vadder Theresa aber dann doch nicht – zur Refinanzierung der Wohnlage in einem zeitlich vertretbaren Rahmen wäre diese Erhebungsmethode eh ungeeignet gewesen.


02 Juni 2009

Unheimliche Begegnung der Pisa-Art

Der Flohmarktstand auf dem Ikeagelände in Moorfleet ist riesig. Bürobedarf, Akkus, Handyschalen, solches Zeug.

Ich stehe vorm Behälter mit Klebeband. „Drei Stück ein Euro“, wendet sich einer der zahlreichen Verkäufer mir zu. Es ist ein etwa 20-jähriger mit Migrationshintergrund. Sein Schnurrbartflaum ist bemitleidenswert licht, doch er glaubt damit männlicher zu wirken.

„Drei Stück ein Euro“, wiederholt er, „ein Stück 30 Cent.“

Ich stutze. „Müsste der Preis bei mehreren Exemplaren nicht sinken?“, frage ich mit einer spontan aufflammenden Lust an Spitzfindigkeiten in der Mittagssonne. Es rattert in ihm, das sieht man genau. „Hm“, macht er.

„Ich meine: drei mal 30 Cent sind 90 Cent“, rechne ich ihm vor, „Sie wollen dafür aber einen Euro.“

Er schaut mich verstört an. Wahrscheinlich hält er mich für Einstein. Korrigiere: Er hielte mich für Einstein, wenn er diesen Namen schon mal gehört hätte.

„Wissen Sie was“, sage ich, da sein Schweigen allmählich für uns beide zur Belastung wird, „ich nehme jetzt drei Stück und gebe Ihnen 90 Cent, abgemacht?“ Er nickt erleichtert – und weiß gar nicht, welcher Gefahr er damit gerade entronnen ist.

Immerhin hätte ich ihm mühelos auch einen Nachlass auf 80 Cent zwingend herleiten können – mit unkalkulierbaren Folgen für sein Seelen- und Restleben.

PS: Das Foto zeigt den Fleet am Herrengraben, der spiegelnd und kopfüber die Konturen des gegenüberliegenden Hauses aufweicht – eine sehr weit hergeholte Metapher für die Erosion unseres Bildungssystems.

13 April 2009

Die übliche Mützenamnesie

Fern vom Kiez, in Barmbek auf dem Flohmarkt, stelle ich fest, dass ich Hirni wieder mal meine Mütze zu Hause vergessen habe.

Wenn man sich gerade frisch die Platte geschoren hat und draußen die Sonne alles gibt, was Mitte April in Nordeuropa möglich ist, bedeutet das Fehlen einer Mütze Alarmstufe Rot. Ich könnte die Glatze auch gleich in den Strahl eines Flammenwerfers halten.

Lege mir also eine Hand auf den Kopf, was mit Sicherheit bescheuert aussieht, während ich die Flohmarktstände systematisch nach Mützen abscanne. Stoße auf alles Mögliche, aber nicht auf Kopfbedeckungen – Ausnahme: ein immens pinkes Teil, mit dem ich aussähe wie die Karikatur eines Mannes, der in der Zeitschrift hinnerk Kontaktanzeigen studiert.

Nein, weitersuchen, immer weitersuchen. Erspähe einen exorbitanten Büstenhalter in Pastellblau, dessen irgendwie dehnbar wirkende Einzelkörbchen ich mir sicherlich überzwängen könnte. Doch Ms. Columbo rät ab. Auch der nur wenige Meter weiter entdeckte Wehrmachtshelm löst bei ihr kaum Begeisterung aus.

Die Sonne lacht und brennt. Eine Lampenschirmlösung rückt immer näher, zumal inzwischen auch meine abwechselnd auf dem Kopf liegenden Hände sonnenbrandgefährdet sind. Allmählich verliert sogar die Vorstellung vom Erwerb der pinken Mütze immer mehr an Schrecken. Aber wo war noch mal der Stand?

Entdecke plötzlich eine dummerweise nur halbgeschlossene türkise Kappe mit rosa Palmen und aufgedruckten Verhöhnungen wie „Tropical life“ und „Heavenly Beach“. Schlage verzweifelt und wider besseres Wissen zu, nachdem ich die Händlerin flackernden Blicks von 4 auf 2,50 Euro runtergehandelt habe.

Im Weggehen – und natürlich nicht die eine entscheidende Minute früher – sehe ich direkt am Nachbarstand dann das Basecap meiner Träume: ein schwarzes blick- und strahlendichtes Modell mit nur einem vernachlässigbaren Manko: der Aufschrift „Der Schuh des Manitu“. Kaufe sie fahrig ebenfalls (1,50 Euro).

Der Tag ist gerettet – und der Gesamtbestand meiner Mützen jetzt auf rund 20 angewachsen. Sie stapeln sich alle hier zu Hause. Also da, wo ich sie garantiert nie brauche.

19 Januar 2009

Gutes Stöffche

Merkwürdig: Wenn ich beim Schlendern über den Flohmarkt Ohrhörer aufsetze und Musik höre, sehe ich schlechter. Andererseits höre ich besser, wenn ich mir die Augen zuhalte.

Unübersehbar war gleichwohl die Puppendame mit Bauchlücke, der ich auf dem Messehallenflohmarkt bei meiner ruhelosen Suche nach Stoffservietten begegnete. Denn heute war ein historischer Tag: Er brachte den endgültigen Abschied von der Einwegserviette. Warum bloß waren wir dieser empörenden Erfindung über Jahre treu? Ms. Columbo weiß es auch nicht.

Jedenfalls verfügen wir nun über anderthalb Dutzend grundsolider Baumwollservietten in dunklen Farben, damit die unauswaschbaren Kürbiskernölflecken, die unweigerlich in Bälde dem Tuch zusetzen werden, nicht gar zu deutlich sichtbar sind.

Wäre mir solche Weitsicht auch in Entscheidungssituationen eigen, die gravierendere Folgen haben als nur die Aufstockung des Stoffserviettenbestandes, ich hätte es gewiss weiter gebracht im Leben.

Übrigens steigt an jedem Wochenende die Motivation, banalsten Unsinn zu bloggen, weil eh keiner mitliest.


08 September 2008

Leicht legendär, dieser Tag



„Die Mauren war ja in manchen Teilen Spaniens länger als 700 Jahre an der Macht“, stellt Ms. Columbo bei der Lektüre der Zeitschrift Geo Epoche verblüfft fest. „Was?“, entfährt es mir, „das ist ja länger als Kohl in Deutschland!“


D
ieser Vergleich wäre mir gewiss nicht derart kolibrileicht zugeflogen, hätte ich nicht heute auf einem Flohmarkt auf der Veddel Eckhard Henscheids Helmut-Kohl-Biografie von 1985 erstanden, und zwar für nur einen Euro.

Unter beträchtlichem Kursverfall leiden gemeinhin auch Fußballer nach ihrer aktiven Zeit, aber nicht alle. Nach dem Flohmarkt nämlich ging es ins proppevolle St.-Pauli-Stadion zum „Tag der Legenden“, was bedeutet: Beleibte Fußballer mit Bekanntheitsgrad spielen gegen andere beleibte Fußballer mit Bekanntheitsgrad, wobei er, der Bekanntheitsgrad, durchaus eine gewisse Schwankungsbreite aufweisen darf.

Da ist zum Beispiel Andi Brehme, ein artikulativ und kognitiv eher eingeschränkter Mensch, doch als er heute unter Heribert Faßbenders einpeitschender Ansage einlief, hatte ich doch wahrhaftig einen Kloß im Hals, und dafür schäme ich mich nur ein bisschen.

Brehme nämlich hat mich, dich, ja uns alle 1990 zu Fußballweltmeistern gemacht, mit einem Elfmeter gegen Argentinien in der 81. Minute, ich weiß es noch wie heute. Brehme ist also eine Legende, zweifellos, basta und punktum. Aber Jan Furtok? Roy Präger? Stefan Schnoor???

Wie gut, dass auch Effenberg zum Fehlpässe in die Spitze Spielen herbeigeeilt war, Mehmet Scholl ein ums andere Mal mit Weitschüssen das Dach der Nordtribüne ernsthaft gefährdete, Felix Magath hocheffizient herumstand oder Manni Kaltz bewies, dass man die einmal antrainierte humorlose Eckigkeit im Bewegungsablauf nie mehr verlernt.

Auf dem Platz war auch der inzwischen weißgrau melierte und leicht beplauzte Klaus Fischer, den ich zuletzt vor 30 Jahren im Schalker Parkstadion hatte spielen sehen, am 12. August 1978, um genau zu sein; damals schenkte Fischer der hilflos herumstolpernden Frankfurter Eintracht drei Stück ein, das vierte kam von Rüßmann.



Ein toller Tag der Legenden also, am Ende stiegen völlig zu Recht Luftballons in den Kiezhimmel auf. Und hätte das Fehlen jeglicher Waschgelegenheit auf dem Gegengeradenpissoir meine Stimmung nicht eingetrübt, und hätte A. das Manko des Pissoirs nicht nicht dazu genutzt, nach seiner Rückkehr von ebenda seine Hand auf meinem Rücken abzuwischen, und wäre Mitte der zweiten Halbzeit nicht ein kräftiger Regenguss hämisch über uns hergefallen, dieser Nachmittag gewänne in meiner Erinnerung eine ähnliche Bedeutung wie die 700-jährige Herrschaft der Mauren in manchen Teilen Spaniens.