19 August 2013

Fundstücke (180): Menschenhandel in Ottensen

Die Vielzahl der Problemzonen dieses Werbeschildes rechtfertigen auf alle Fälle einen eigenen Blogeintrag.  

Dabei möchte ich – um den Rahmen nicht zu sprengen – die sympathisch heterogen gehandhabte Groß- und Kleinschreibung von vorneherein ausklammern. Zu sehr dominiert die Strahlkraft der Deppenleerzeichen diesen Entwurf, als dass man ihre Würdigung mit anderen Aspekten kontaminieren dürfte.  

Es geht schon oben los. Der Inhaber des beworbenen und – wie wir noch sehen werden – breit aufgestellten Unternehmens, Herr Musa, beschäftigt anscheinend einen Meister, der mit Nachnamen Friseur heißt. Welch schöner Zufall, ist Musa doch vor allem im Geschäftsfeld der Haarbehandlung tätig.  

Interessanterweise aber scheint er sogar ein ganzes Team mit diesem Nachnamen in Lohn und Brot zu haben – und der Einfachheit halber unter dem Rubrum „Damen und Herren“ zusammenzufassen; wohl um nicht alle Rufnamen einzeln aufführen zu müssen. So ein Schild bietet schließlich nicht endlos Platz.

Musas Geschäftsmodell aber ist, wie bereits angedeutet, erstaunlich vielfältig. Es geht weit über das Shampoonieren und Trimmen hinaus. So hat der pfiffige Geschäftsmann – obzwar damit frohgemut gegen die Genfer Konvention verstoßend – sogar Rentner im Verkauf.  

Jetzt mal abgesehen von moralisch-ethisch-gesetzlichen Erwägungen und diesem ganzen Pipapo: Der Endpreis von 8 Euro pro Rentner scheint mir doch sehr knapp kalkuliert. Vielleicht handelt es sich sogar um ein Lockvogelangebot, und das wäre auf jeden Fall illegal.  

Denn müssten Rentner mit all ihrer in Jahrzehnten angesammelten Fachkunde und Lebenserfahrung nicht für deutlich mehr Geld in der Auslage liegen? Die Produktions- und Lagerkosten, das weiß jeder kaufmännische Berufsschüler, fließen schließlich in den Preis mit ein und sollten sich am Point of Sale entsprechend niederschlagen. Was sagen eigentlich seine Angestellten dazu, die Damen und Herren Friseur? Zumal Musas Parallelprodukt, ein simpler „Maschienenharrschnitt“, genau so wenig kostet wie ein Rentner.

Beides kann man beim kulanten Ottenser übrigens ohne jede „voranmeldung“ erwerben – und ich habe es jetzt doch nicht geschafft, die heterogen gehandhabte Groß- und Kleinschreibung dieses Großen unter den Kleinunternehmern von vorneherein auszuklammern.

Na ja, jeder macht mal Fehler. 


PS: Über den Kamm, der oben rechts wahrscheinlich wild knurrend eine unschuldige Schere totbeißt, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Aus Gründen.

8 Kommentare:

  1. Ein eigener Rentner für nur 8 Euro? Bei solchen Lockvogelangeboten wäre ich enorm vorsichtig, wahrscheinlich muss man den noch durchfüttern.

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  2. Mag sein, aber bedenken Sie die niedrigen Anschaffungskosten! Sie nähmen ja auch einen geschenkten Gebrauchtwagen an, auch wenn Sie hinfort tanken müssten, um ihn nutzen zu können. Denken Sie doch mal nach!

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  3. Seien oder stayen Sie gelassen, Herr Matt, coolen Sie down. Oder so.
    Stellen Sie sich einfach vor, daß Sie in der Türkei (o. ä.) einen Friseursalon eröffnen, ohne horrende Übersetzerkosten zahlen zu wollen/ können. Und Sie dabei arglos annehmen, daß Sie die Feinheiten der Sprache des Landes beherrschen.
    Die Botschaft selber scheint mir sprachlich durchaus etwas unbeholfen/ unbedarft, aber klar. Sonst könnten Sie/ wir nicht darüber räsonieren, gar lästern.
    Ich kenne einen Autolackierer, der wirklich strunz³doof ist, aber ein allerseits anerkannter Gott an der Lackierpistole.
    Freuen wir uns alle über unsere Sprachbegabung.
    Bitte machen Sie für all Ihre Leser und Fans einfach einmal einen Haarschnitttest (von mir aus einen Harrschnitt-Test) für nur schon ab 10.-*
    Aber "15 Meter ohne voranmeldung" finde ich hart.
    Hamburg ist tolerant. Hoffe ich jedenfalls

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    1. Das Ganze hat mit der kulturellen Herkunft des liebenswerten Herrn Musa überhaupt nichts zu tun. Er orientiert sich nur an dem, was eh grassiert. Ich kenne jedenfalls genug Menschen ohne Migrationshintergrund, die genau solchen Unsinn schreiben und nichts (mehr) merken.

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    2. Ein wenig fühle ich mich mißverstanden.
      Ich wollte Ihnen nicht unterstellen, daß Sie sich über die kulturelle Herkunft des Herrn Musa lustig machen.

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    3. Prima. Danke.

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  4. .
    Den hatte ich am Ende meines Kommentars vergessen.
    Värzaihen sie mich dafü.

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