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23 September 2018

Reeperbahnfestival 2018: Fotonachlese


Festival Village auf dem Heiligengeistfeld 


Basisausrüstung


Livebühne auf dem Spielbudenplatz; Eingangsbereich Bahnhof Pauli


Botschaft der geplagten Nachbarn des Nochtspeichers, die sich mit dem Club einen Eingang teilen


Die Präsenz der DSGVO auf dem Festival 


Die Schuhe der färöischen Sängerin Frum


Es werde Licht bei Jungle im Docks


Klaus Voormanns Porträt von Paul McCartney in der Arrestzelle auf der Davidwache (Festival Village)


Vorm Sommersalon


Spielbudenplatz


Vorm Panikmuseum


Was nicht rostet – auch nicht bis zum Festival im nächsten Jahr.
Versprochen.


25 November 2017

Simsalabim

Die Besinnlichkeit des Kiezweihnachtsmarkts Santa Pauli hält sich in engen Grenzen, wie wir bereits im vergangenen Jahr erfreut erfahren durften.

Im Stripzelt, wohin ich Dr. K. am Wochenende auf ein Bier verschleppte,
gilt das besonders. Das aktuelle Ausmaß der Besinnlichkeitsabsenz indes wunderte uns doch. Denn es trat auf: das Kunstbusenwunder Biggi Bardot, gehüllt in orientalische Gewänder. Allerdings nur kurz.

Die kühn Erblondete legte bald ab. Nachdem sie ihr des Wippens ganz und gar unfähiges Silikon eine Weile ins pietätlos grelle Scheinwerferlicht gehalten hatte, holte sie einen etwa 30-jährigen Mann auf die Bühne, der ob dieser Situation keineswegs peinlich berührt zu sein schien. Im Gegenteil, er fühlte sich pudelwohl.


So deuteten Dr. K. und ich jedenfalls seinen halboffenen, zu einem grenzdebilen Lächeln verzogenen Mund. Duldsam setzte er sich auf einen parat stehenden Stuhl und ließ sich von Biggi das Hemd über den Kopf ziehen. Zum Vorschein kam etwas obzön Brusthaartoupetartiges, das mich sofort entgeisterte. Anscheinend war dem Mann die technische Möglichkeit (Langhaarschneider!) großflächigen Mähens überhaupt nicht bewusst.


Doch darum geht es gar nicht. Sondern um Biggi Bardot. Bisher zog sie eine Stripshow ab, wie man sie auch im
Dollhouse hätte sehen können. Doch jetzt durfte ihr das Brusthaartoupet auch noch den String runterziehen – und Biggi griff sich in den Schritt.

Das tat sie aber nicht etwa, um ihre Blöße verführerisch zu bedecken. Nein, zu unserem grenzenlosen Erstaunen zog sie sich eine ganze Wäscheleine mit Liebeskugeln aus dem Schacht.


Schnappatmung in der heterogenen Zuschauermenge; von 18-jährigen Kicherteenies bis zu fetthaarigen Frührentnern war alles vertreten. Dazu ein Blogger und ein Doktor der Physik. Wir zählten vier Liebeskugeln, alle etwa tischtennisballgroß. Eine nach der anderen fluppte aus Biggi raus nach kurzem Bremswiderstand, der anscheinend ihrem engen Beckenbau zu schulden war.


Das Brusthaartoupet lächelte weiter wie erstarrt, während Biggi sich diversen neckischen Spielchen mit ihren Tischtennisbällen widmete. Und dann – simsalabim – ließ sie alle wieder verschwinden. Und zwar genau dorthin, wo sie sie eben hervorgezaubert hatte.


Dr. K. und ich schauten uns an. Der Abend, darin waren wir uns stumm einig, war in Nuancen anders verlaufen als erwartet, Kiez hin oder her.
Dann tranken wir weiter unser Bier.

Ob der Versuch, dabei möglichst undebil zu lächeln, halbwegs gelang, müssen andere beurteilen.


(Dieser Beitrag stammt von 2009 und wird hiermit hoffnungsfroh reaktiviert.)



15 Juni 2013

13 Juli 2012

Gebenedeit



Man mag es kaum glauben angesichts dieses sogenannten Sommers, doch dieses Foto der tanzenden Türme von St. Pauli habe ich – auf Ehr und Gewissen – gestern (in Worten: WIRKLICH UND WAHRHAFTIG GESTERN) auf dem Spielbudenplatz aufgenommen.

Rechts hinter den roten Begrenzungen liegt die Kneipe Herz von St. Pauli, und dort saß währenddessen die Jeunesse dorée Hamburgs – also German Psycho, Frau Cooper, Griesgrämer sowie der Franke – und erwartete mich auf ein Bier. Oder drei.

Manchmal glaube ich wirklich, ich bin gebenedeit unter den Menschen.

05 Dezember 2011

Die arme Banane



Besuch aus der hessischen Provinz; übers Wochenende ist C. da. Jener Mensch, der bekanntlich dank einer speziellen Hanglage nur im Winter fernsehen kann, weil im Sommer die Blätter zu dicht sind für seine Satellitenschüssel.


Egal: C. hat vor der Abfahrt nach Hamburg im Frühstücksradio etwas über die originellsten Weihnachtsmärkte Deutschlands gehört, und jetzt will er den originellsten von allen besuchen, nämlich den hiesigen, Santa Pauli. Und weil es schon kurz vor Mitternacht ist, steuern wir so stil- wie zielsicher das Stripzelt an.

In der Schlange vor uns steht eine rothaarige Löwenmähnige. Sie dreht sich zu uns um. „Und was seid ihr für welche, wollt ihr Titten sehn, oder was?“ Wie verneinen eifrig und schützen stattdessen Bierdurst vor.

„Ich hab die Titten schon gesehen“, fährt sie ungerührt fort und schüttelt sich einzelne Strähnen der Löwenmähne aus dem Gesicht. „Nichts Besonders, echt nicht. Die macht kurz das Jäckchen auf, und dann ist es vorbei. – Ihr kommt nicht aus Hamburg, ne?“

Drinnen ist die Lage beim Astra super, tittentechnisch aber bestürzend erbärmlich, denn um Mitternacht ist – aus paritätischen Gründen – der Männerstrip dran. Der Verantwortliche versucht allerdings mit fragwürdigen Elementen aufzutrumpfen.

Höhepunkt seiner Show: Nachdem er zunächst eine willige Mollige aus dem Publikum fischte, spielt er nun auf beschämend untalentierte Weise einen Gynäkologen, holt sich eine Banane aus der Bux, tupft einen Klecks Sahne drauf und lässt die willige Mollige abbeißen.

Wir fliehen ins Windjammer, denn schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.

Dachte ich.

31 März 2011

Mehrfacher Autocontent



Ach ja, der Kiez mal wieder.

In der Wohlwillstraße steht am Straßenrand ein dunkler Mittelklasseviertürer. Als ich vorüberradle, öffnet sich plötzlich die hintere linke Tür und eine helle, leicht hysterische Stimme ruft: „Kann mir mal jemand das Kleid zumachen?“

Auf dem Spielbudenplatz hingegen sind kurz darauf sechs kräftige Erwachsene dabei, unter entsetzlichem Ächzen, Stöhnen und Kannstenichtaufpassen ein kleines rotes Auto hochkant in ein großes weißes Auto zu wuchten.

Fragen Sie mich bitte nicht, warum und wieso oder was das alles zu bedeuten hat.

Ich bin nur der Chronist, nichts weiter.

06 März 2011

Ein echter Fuffziger



Esso-Tankstelle, Spielbudenplatz. Die sogenannte „Kulttanke“ also, über die Spiegel TV alle zwei Wochen irgendeine Reportage dreht, weil dort Betrunkene drollige Sachen machen.

„Tut mir furchtbar Leid, wirklich“, sage ich möglichst kleinlaut zum Kassierer, „aber ich habe nur einen Fünfziger. Ist das schlimm?“ Ich halte dem unglaublich sanftmütig wirkenden anatolischen Glatzkopf die Mopo samt großem Schein hin und versuche zu gucken wie eine Dackelwelpe.

Schließlich muss ich ihm ja nicht erzählen, dass ich gerade das letzte Kleingeld im Backhus für
Walnussbrötchen hergab. Er würde mich bestimmt fragen, womit er es verdient habe, kleingeldtechnisch schlechter behandelt zu werden als das Backhus, und darauf wäre mir nur eine Antwort eingefallen: Gedankenlosigkeit. Ignoranz. Geistige Trägheit. (Na gut: Das waren drei Antworten.)

„Ja, das ist schlimm“, sagt er mit dem bittersten Lächeln seit Erfindung der Oberlippe. Kopschüttelnd sucht der Mann (es handelt sich wahrscheinlich genau um jenen „Ausländer“, der neulich angeblich „einen Deutschen“ rausgeschmissen hat) das Wechselgeld zusammen und blättert es mir mit vorwurfsvoller Melancholie hin.

„Mit Taxifahrern könnten Sie das nicht machen“, mahnt er, noch immer bitter lächelnd. „Wenn die zwei Fünfziger hintereinander bekommen, werden die sauer.“

Ich nehme die 49,40 Euro entgegen und verstaue sie in meiner Börse. „Sie sind aber kein Taxifahrer“, kontere ich. Ein schlagfertiger Einfall, wie mir scheint, denn in Verbindung mit meinem frühlingshaften Strahlen baue ich so eine gummiartige wall of charme auf, an der seine Enttäuschung, seine Bitterkeit, seine Melancholie nicht nur abprallen, sondern sich sogar verwandeln werden in eine Art Vorfrühlingsglück, welches sein ganzes Wochenende prägen wird.

Und genau so kam es dann auch.


(Foto: www.reeperbahn-garagen.de)

08 Januar 2011

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (40)



Ungefähr ein halbes Dutzend mal im Jahr laufe ich im Dunkeln über den nassen Teer des Spielbudenplatzs, in dem sich die LED-Wand aufs Urbanste spiegelt, und denke: Mensch, das sieht ja hübsch aus. Das sollte ich mal fotografieren.

Und dann fotografiere ich das. Das sieht dann meistens ähnlich hübsch aus wie in Wirklichkeit, und ich denke: Mensch, das Bild solltest du verbloggen, zumal dir heute eh nichts Interessanteres passiert ist, als dass du neun Stunden am Stück auf eine UPS-Lieferung gewartet hast, ehe sie dir am Telefon zerknirscht gestehen mussten, das Paket irgendwie, irgendwo verloren zu haben.

Aber das ist eine andere Geschichte, die noch nicht (ganz) zu Ende ist, und deshalb gewinnt das Spielbudenplatzbild mit der im nassen Asphalt aufs Urbanste sich spiegelnden LED-Wand die nötige Blogrelevanz. Selbst wenn ich fast identische Fotos schon mehrfach verbloggt habe.

Rechts von der Leuchtwand die Reeperbahn, links Schmidt-Theater und Davidwache, dahinter die Huren. Wenn die wirklich zu sehen wären, gäbe es übrigens dieses Foto gar nicht.

Und die Kamera natürlich auch nicht mehr.


20 Dezember 2010

Kurz vorm Kommen



Entschieden verwahren muss ich mich als Anwohner gegen die Beschmutzung meines Viertels durch „Santa Pauli – den geilsten Weihnachtsmarkt Deutschlands“.

Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit treibt er auch jetzt wieder sein ekles Unwesen auf dem Spielbudenplatz. Gipfel der ethisch-moralischen Verwahrlosung, mit der dieser häretische Markt offensichtlich mit städtischer Duldung die Adventszeit kontaminieren darf, ist das hier zu sehende mannshohe Bild auf der Einzäunung.

Es zeigt Unfassliches: einen vor Geilheit schwitzenden Weihnachtsmann mit heruntergelassenen Hosen, der sich vorderseitig ganz offenkundig lüstern befingert, während ein unrasierter Bullmastiff vorsorglich ein Taschentuch bereithält, um Santas demnächst unweigerlich hervorschießende Säfte wenigstens wieder ordnungsgemäß vom Zaun abzuwischen.

Zu seinem unstandesgemäßen Tun, welches jeder Heilsgeschichte Hohn spricht, ließ sich der notgeile Zipfelmützenmasturbator wohl von etwas inspirieren, das er zuvor durch ein Loch im Zaun erspähte, wobei es sich hundertprozentig um die notorische Liebeskugelvirtuosin Biggi Bardot handeln muss.

Um dem für jeden anständigen St. Paulianer bis zum Brechreiz anstößigen Bild – einer skandalösen Entweihung von allem, was Sarrazin heilig ist – den letzten gottlosen Schliff zu verleihen, ließ sich der für den Entwurf unzweifelhaft zuständige Antichrist auch noch einen Spruch einfallen, der an empörend widerlicher Doppeldeutigkeit seinesgleichen sucht: „Santa Pauli is coming soon“ …

Ich kann gar nicht hingucken. Wobei ich das Schlimmste noch gar nicht erwähnt habe: des fetten Onanisten Arschhaarstoppeln. Wenigstens dagegen könnte doch die Kirche mal protestieren oder meinetwegen auch ein bibeltreuer Selbstmordattentäter. Benedikt, Käßmann: Wo seid ihr, wenn man euch mal braucht?

Abstoßend rätselhaft bleibt zudem, warum Blut aus dem verbogenen Mülleimer läuft. Aber diesen Deckel mache ich nicht auch noch auf.

27 August 2010

Das beste Bier der Welt



Es gibt übrigens unpeinlichere Gespräche als das mit einer zuckersüßen Arzthelferin, die dir den Gebrauch eines Spatels zur Stuhlentnahme erläutert – und das auch noch übertrieben detailreich.

Zu den angenehmeren Gesprächen jedenfalls gehören jene mit German Psycho, ramses101 und Cinema_noir, wie ich heute (wieder mal) hocherfreut feststellen durfte, und zwar im Herz von St. Pauli auf dem Spielbudenplatz
(Foto).

Von der Gottesfrage über das beste Bier der Welt („Rebellion“ laut ramses101, was unbeweisbar ist, weil diese britischen Brauer sich – wohlweislich? – weigern, es in Flaschen abzufüllen) bis zu Hanekes Metaansatz war alles dabei, natürlich auch eine Diskussion über die (überschätzte?) Relevanz der 80er, alles begleitet und befeuert von Moselriesling (für mich) und Astra (für den Rest).

Leider hat dieser spezielle Sprit auch dazu geführt, dass der funkelnde Esprit unserer Gespräche meiner Erinnerung nur noch verschwommen und somit nicht zitabel zugänglich ist. Am deutlichsten haften blieb lediglich eine erneute Verabredung, und zwar für heute, also Freitagabend im Café Mexico, wo die mexikanisch-amerikanische Sängerin Tish Hinojosa auftreten wird.

Ab halb 9 werden wir dort herumlungern (bis auf ramses101, der nach London fährt, um dort Rebellion zu trinken), und wer nicht kommt, der wird bei Twitter entfolgt, und zwar standrechtlich.

10 Juli 2010

Stilkritik am schlafenden Objekt



Gerade wer schwer betrunken auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn herumliegt, sollte das natürlich stil- und trendbewusst tun. Und kiezkompatibel.

So hat der abgebildete Suffkopp noch vorm Anvisieren des Deliriums auf ein modisches, mit dem Blau seiner Mütze grandios harmonisierendes Polohemd geachtet, wenngleich dessen Querstreifen den wohl nicht komplett durchdefinierten Torso unschön verdicklichen, optisch.

Beim Fußkleid beweist der Kiezalki von Welt heutzutage natürlich Markenbewusstsein, welches in Zeiten wie diesen unbedingt ebenso geschickt wie dezent auf die Fußballweltmeisterschaft anspielen muss – und es auch tut (Adidas!).

Auch bei der Wahl des Getränkes, mit dem sich der Herr bei knapp 40 Grad im Schatten gepflegt abschoss, spielten ganz offensichtlich ästhetische Kriterien eine erheblich größere Rolle als inhaltliche. So entschied er sich stilsicher zum Erwerb einer farblich sorgsam auf den schwarzrotgelben Zeitgeist abgestimmten Bierdose.

Gut, die seit dem akut tobenden Achtzigerrevival wieder total angesagte Ray-Ban-Sonnenbrille hätte der Rauschausschläfer sich vorm Wegnicken nicht unbedingt auf der Brust drapieren müssen, doch hey: Es ist wenigstens eine Ray-Ban-Brille! (Hätte ich zumindest gern.)

Alles in allem liefert der Mann also eine outfitmäßig ziemlich runde Performance ab, die lediglich durch die im Labberlook gehaltene und ausgerechnet
im Schritt unschön beulende Chinohose in Nuancen beeinträchtigt wird.

Kritik verdient allerdings seine sich über zwei Stufen erstreckende Schlafhaltung. Sie hat etwas Vorläufiges, Skizzenhaftes, das führt zu Abzügen in der B-Note.

Angesichts der Art und Weise, wie man sonst so auf dem Spielbudenplatz herumliegt, ist das aber letztlich auch noch ganz okay.


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11 Juni 2010

Healthy dying



Vor gut drei Jahren signalisierte der von mir exklusiv entdeckte und statistisch frappierend signifikante Fitnessclubindikator das baldige Ende der Zeitschrift „Healthy living“.

Doch erst heute gab der Verlag das Dahinscheiden des Magazins bekannt – „healthy dying“ sozusagen. Mit seiner Mischung aus Gesundheitstipps (= clever) und Geistheilerinnenporträts (= bescheuert) konnte es am Ende selbst Eppendorfer Esotanten nicht mehr aus ihrem zweiten Wohnzimmer locken, dem Demeterladen.

Bin gespannt, welches Medium als nächstes im Fitnessclub ausliegt und so unweigerlich die Ankündigung seines baldigen Endes in die Welt hinausschreit. Ich werde sie, die Welt, jedenfalls auf dem Laufenden halten.

Genauso wie über die Situation auf dem Kiez natürlich, wo neuerdings auf empörende Weise behördlich aufgestellte Einbahnstraßenschilder verunziert werden.

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05 März 2010

Udo Lindenberg wird immer präsenter



Manche dürften an der Wachsversion von Udo Lindenberg vor allem die Tatsache schätzen, dass sie nicht so was wie „Keine Panik!“ nuscheln kann. Ich zum Beispiel.

Die Figur ist die jüngste Errungenschaft des Hamburger Panoptikums am Spielbudenplatz, nur wenige Meter entfernt von Lindenbergs Stern auf der Reeperbahn. Verantwortlich für die erschreckend lebensechte Nachbildung des sog. „Panikrockers“, der seit vielen Jahren in der Atlantic-Bar ungestraft verhaltensauffällig werden darf, indem er absichtlich Likör verschüttet, ist die Bildhauerin Saskia Ruth.

Die Kleidung des wächsernen Udo – samt Hut und Sonnenbrille – wurde übrigens vom Original höchstpersönlich getragen und dann gespendet. Sie ist also durch und durch mit Udos DNS imprägniert, und wer die Figur stibitzt oder auch nur den hässlichen Hut, der könnte Lindenberg klonen.

Doch wer will das schon.

Foto: Panoptikum


19 Januar 2010

Ein Schuss nach hinten

Zu den eher peinlichen Pannen, die man öffentlich unbedingt verschweigen sollte, gehört es, sich durch ein falsch angesetztes und danach fatal ausgeführtes Erkältungshusten eine ruckartige Verspannung im unteren Rückenbereich (vulgo: Arschbacke) zuzuziehen.

Sie, die ruckartige Verspannung, wäre allein freilich gar nicht sooo schlimm – wenn man davon absieht, dass Sitzen, Gehen, Stehen, Laufen, Bücken, Anlehnen, Treppensteigen, Reckturnen, Formel-1-Rennen-Fahren, Duschen und Sex praktisch unmöglich werden.

Nein, am schlimmsten ist es, nun nicht mehr dem Zwang zum Husten herzhaft nachgeben zu können, ohne dass einem Jack the Ripper augenblicklich einen rostigen Krummdolch in den Rücken rammt. Manchmal habe ich beim hochvorsichtigen, zaghaften Verzweiflungshusten auch das erfrischend unverbrauchte Gefühl, live einem Hüftknochenaustausch ohne Narkose beizuwohnen – und zwar bei mir selber.

Tagsüber zwingt mich dieses Handicap, dessen Auslöser – der Husten – ironischerweise zugleich seine größte Heimsuchung ist, immer wieder dazu, komplett würdelose Körperhaltungen einzunehmen, um möglichst den unteren Rückenbereich aus der Schusslinie zu nehmen. Kramer und den Franken amüsiert das selbstverständlich auf eine Weise, als gäbe ihnen Ricky Gervais eine Privatvorstellung.

Würdelose Körperhaltungen führen übrigens unmittelbar zur kompletten Entwürdigung des Betroffenen, da muss ich den beiden sogar rechtgeben. Mein lahmer Versuch, ihnen dozierend mit Artikel 1 GG zu kommen, wurde auf halber Strecke vom nächsten Huster torpediert – mit den entsprechenden Folgen (Jack the Ripper, Hüft-OP, würdelose Körperhaltung).

Neben allen oben aufgezählten Tätigkeiten geht übrigens so was wie auf dem heutigen Bild auch gar nicht, oh nein. Wann ist das denn wieder vorbei, Mama?

29 September 2009

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (11)




Höchstens noch in Mexiko oder Österreich geht man ähnlich fröhlich-makaber mit Todesallegorien um wie auf St. Pauli. Hier allerdings verbindet sich das manchmal auch noch aufs Trefflichste mit der Lieblingsbeschäftigung der meisten Kiezianer: dem Trinken.

Das Dekor auf dem Spielbudenplatz entstand jedenfalls in sorgsamer Kleinarbeit aus lauter Kronkorken. Um das zu erkennen, muss man allerdings so nah rangehen, dass der Totenschädel sich verflüchtigt; stattdessen tritt dann auf wundersame Weise das Astra-Logo zutage.
 

 
Und das ist nichts weniger als höchst gefickt eingeschädelt (um aus sehr gerechtfertigtem Anlass noch mal einen gloriosen „Samstagnacht“-Kalauer zu reanimieren).