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22 Dezember 2016

Der störrische Käseshop

Gerade weil ich so ein zufriedener Kunde dieses holländischen Onlinekäseshops war und bin, musste ich unbedingt etwas gegen die Blamage unternehmen, die er sich vierzehntäglich mit seinem Newsletter leistete. Endgültiger Auslöser war dieser Passus aus der Ausgabe vom 25. September:


Zwar war die selbstreferentielle Pointe dieser Argumentation nicht ohne philosophischen Reiz, doch ob sie auch dem Zweck des Newsletters dienlich war, schien mir zweifelhaft. Also schrieb ich eine Mail an den Käseshop:
Guten Tag, als Stammkunde finde ich es sehr bedauerlich, wie viele Fehler sich auf Ihrer deutschsprachigen Website und in Ihrem Newsletter finden. Das könnte durchaus Ihren Geschäftserfolg beeinträchtigen. Da ich freiberuflich als Lektor arbeite, möchte ich Ihnen hiermit vorschlagen, Ihre Texte Korrektur zu lesen, sie also stilistisch und orthografisch zu perfektionieren. Denn ich finde, die Genussfreude, die Ihr Shop ausstrahlt, sollte auch sprachlich bestmöglich vermittelt werden. Viele Grüße von einem deutschen Bröckelkaas-Liebhaber.
Lange passierte nichts. Stattdessen kam der nächste Newsletter, darin Sachen wie diese:


Das bewog mich, mein Angebot zu wiederholen – und prompt bekam ich nun doch noch Post, sogar vom Geschäftsführer persönlich, Herrn P. Er wisse, gab er zu, dass die Webseite „nicht zu 100% gut gramaticaal Deutsch“ sei, womit er völlig richtig lag. Eine Korrektur hingegen, führte er weiter aus, koste Geld, das man im Moment nicht habe. 

Daran freilich sollte es nicht scheitern, Käseshop! Ich antwortete also folgendermaßen:
Lieber Herr P., wir könnten uns auch auf eine Zahlung in Naturalien einigen. Wie wäre es z. B. mit monatlich 2,5 Kilo Bröckelkäse inkl. Versand gegen die Korrektur Ihres Newsletters? Auch das Checken Ihrer kompletten Website würde ich mir in Käse honorieren lassen; über die Menge müssten wir reden. Sie sehen: Ich bin WIRKLICH ein Fan Ihrer Produkte!
Aus Sicht des Käseshops musste dieses Angebot, wie ich fand, wirken wie ein Pferdekopf im Bett, nur ohne die mittransportierte Gewaltmetaphorik. Denn ein muttersprachlicher Profi würde sich ihrer Publikationen annehmen, hinterher wäre alles picobello, und sie müssten nicht mal einen Kredit aufnehmen, sondern könnten in Käse blechen, der eh räderweise bei ihnen herumlag.

Zweifellos war dieser Vorschlag ein Coup. Unser Haushalt sah paradiesischen Zeiten entgegen, mit stapelweise Old Amsterdam und kristallinisiertem vierjährigem Gouda in allen Speisekammerregalen. Noch vor Herrn P.s erneuter Antwort kam aber erst mal der nächste Newsletter, ein echter Tiefschlag. Er illustrierte auf düpierende Weise die Fruchtlosigkeit all meiner bisherigen Bemühungen:


Wenig später folgte eine Mail von Herrn P. Er bedankte sich für das freundliche Angebot, indes: „Wir haben im Moment andere Prioritäten. Vielleicht kommen wir zu Ihrem Angebot zurück. Es ist auf den Weg der Wahl.“

Wenn ich das richtig verstand, disputierte man also in intensiven Gremiensitzungen über das Lektorierungsangebot aus Hamburg, wog das Für und Wider ab, rechnete Kosten-Nutzen-Analysen durch. Derweil verfertigte die Newsletterredaktion unverdrossen das nächste Schreiben an die Kundschaft. Darin informierte man nicht nur über all das, was aus vergorener Milch Köstliches werden kann, sondern auch über die Vorzüge des Versands:


Dies weckte in mir den unschönen Eindruck, als habe sich seit Beginn meines Dialogs mit dem Käseshop die Gesamtlage eher verschlechtert. Die Diskussion, die ich angestoßen hatte, schien mir mehr Fluch als Segen zu sein. Ich weiß nicht, ob ich allmählich paranoid wurde, aber der Schluss des Newsletters schien sogar mir persönlich zu gelten, und nach einer fruchtbaren Geschäftsbeziehung roch das nicht gerade:


Seither Funkstille. Irgendwie habe ich das Gefühl, der Käseshop will mich nicht. Wenn er allerdings glaubt, ich würde darob beleidigt alle Verbindungen kappen, dann hat er sich geschnitten.

Denn allmählich geht unser Bröckelkäsevorrat zur Neige.

Update v. 23.12.2016: Heute dann der nächste Tiefschlag per Webseite

   


23 März 2015

Fundstücke (202)


Deppenleerzeichen, -bindestriche und -apostrophe: Sie sind die Pest, optisch wie grammatisch. Vor ihnen war ich von Hamburg ins hinterste Andalusien geflohen – nur um dort auf eine „Tapa’s Bar“ zu stoßen.

Es gibt also kein Entrinnen. Auch nicht in Malaga. Die Rettung wird morgen nun Casablanca sein – und sei es auch nur deshalb, weil die arabische Schrift wahrscheinlich gar keine Apostrophe kennt.

01 Oktober 2014

Tiroler Nachlese – mit Pareidolie Nr. 100!


Wahrscheinlich löst dieses im Zillertal entdeckte Hinweisschild bei Touristen aus dem englischsprachigen Raum kein „Must see“-Gefühl aus – im Gegensatz zum Grab des legendären Skikönigs Toni Sailer. 

Es liegt auf einen traumhaft schönen Kirchhof in Kitzbühel, dessen Anblick man auch Toni Sailer weiterhin wünschen würde. Angenehm sachlich seine Grabinschrift: „Berühmt, beliebt, bescheiden“. Wahrscheinlich stimmt sogar alles davon.






Dieses zornige Steingesicht entdeckte ich auf einem recht mühseligen Bergpfad oberhalb der Baumgrenze. Auch die Alpen können also Pareidolien. Nach über einer Stunde Gekraxel über besagten Pfad und der Bewältigung von mehr als 200 Höhenmetern erreichten wir ächzend den Wildsee, wo wir uns stantepede auf die Holzbänke der dort ansässigen Gastronomie fallen ließen. 

„Haben Sie hier oben eigentlich einen Hubschrauberlandeplatz, oder wie kommen Sie jeden Tag hier rauf und runter?“, fragte ich die etwa 25-jährige Servicekraft. „Zu Fuaß“, sagte sie, „in oaner hoalbe Stund.“

Warum gibt es eigentlich nicht mehr Olympiasieger aus Österreich?



Völlig problemlos kann man in diesem unverkrampften Alpenland übrigens weiterhin einen Kuchen namens „Mohr im Hemd“ bestellen, und keiner guckt komisch. Und der Espresso heißt zu allem Überfluss auch noch „Kleiner Brauner“, und zwar nicht nur in Braunau am Inn, sondern auch in St. Johann.
 
Ebenda erweist der Tiroler sich gendertheoretisch als erfrischend rückständig. Sonderpreise für „Pensionisten und Damen“ auszurufen, traut man sich bei uns nur noch in Hessen aufm Dorf. Na gut, wahrscheinlich auch in Bayern, Franken, Schwaben und sicher auch in Sachsen. Hauptsache aufm Dorf.


Volldeppenapostrophe versuchten wir mit der Reise nach Tirol zuverlässig zu fliehen, doch leider waren sie schon vor uns da. Im deutschsprachigen Europa wächst eben zusammen, was zusammengehört.

Also können wir auch getrost nach St. Pauli zurückkehren. Hiermit geschehen.



21 August 2014

„Wir bitten um Geduldig“


Schon länger verzweifle ich (und zwar nicht immer still und leise) am Rechtschreibniveau junger Menschen, die sich bei uns im Verlag um ein Praktikum bewerben und von einer Karriere im Kulturjournalismus träumen. Allerdings ist dieses Nie-wo keineswegs auf Möchtegernjournalisten beschränkt, sondern frisst sich wie Salzsäure durch die deutsche Sprachlandschaft. 

Ein Beispiel. Neulich beklagte ich mich bei einem Onlineversender, weil er die Versandkosten meiner Bestellung doppelt abgebucht hatte; heute nun erhielt ich eine Antwort. Sie lautet – und ich zitiere wörtlich:

Sehr geehrter Herr Wagner,
Wir bedauern sehr für die unangenehmen Vorgang.
Ihre Nachricht wurden uns zur zuständigen Abteilung weitergeleitet. 
Wir bitten um Geduldig.

Nein, diese Firma sitzt nicht in Hongkong und ist bedingungslos auf den Google-Übersetzer angewiesen, sondern mittenmang im Schwabenland, und die Absenderin trägt den schönen deutschen Namen Pfeiffer. 

Wahrscheinlich wollte Frau Pfeiffer eigentlich Journalistin werden, weil sie einst berauscht war von ihrem Schreibtalent, wurde allerdings von so einem Idioten von Redakteur als Praktikumsbewerberin abgelehnt und muss sich seither im Onlineversandhandel verdingen.

Die Welt, das Leben: ungerecht. 

PS: Die oben abgebildete, in St. Pauli entdeckte Spontiparole ist dagegen ja geradezu Gold. Ich meine: nur ein Kommafehler! Den Autor würde ich sofort als Praktikanten nehmen. Also: Wenn Sie das hier lesen, lieber Betongeborener – einfach mal bewerben.

20 Juli 2014

Man muss nicht mal ein Schelm sein, um …

Zugegeben, ich freue mich  immer, wenn meine berüchtigte Sprach- und Satzzeichenpedanterie mal kein Augenrollen unter allen Anwesenden hervorruft, sondern selbst Skeptiker durch pure Evidenz zu überzeugen vermag. 

Ein solches unmittelbar einleuchtendes Beispiel liefert die Firma Geile aus dem nordhrein-westfälischen Westerkappeln, wovon ich mich heute an Bahnsteig 3 des Bahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe überzeugen konnte. 

Bereits ein einfacher Bindestrich hätte ausgereicht, um den Pennäler in mir nicht wachzuküssen. Doch das sorgsam eingebaute Deppenleerzeichen lässt für Interpretationen kaum noch Spielraum.

Deshalb ist es – auch für die Art künftiger Geschäftskontakte – durchaus wichtig zu erwähnen, dass die Firma Geile Schokoriegel- und Instantcappuccinoautomaten herstellt und keineswegs Vibratoren.

Aber nicht, dass dagegen irgendwas zu sagen gewesen wäre; dass das mal klar ist.


28 Mai 2014

Fundstücke (191): Lauter Killerzeilen

Sensationell, dieser Reim, mit dem die Firma Burmann in der Zeitschrift „Haus & Grund“ wirbt. Und weil der Vers eine dermaßen derbe Killerzeile ist, bleibt er schon seit Jahren unverändert. Wahrscheinlich weil sie dafür damals Sido als Auftragstexter engagiert hatten. Oder den Trigema-Schimpansen.


Wahrscheinlich ist diese Aussage Gar nicht war.
 


HSV-Fans als Kommentatoren in der Mopo: immer wieder die reinste Freude. Da wäre in der zweiten Liga bestimmt noch mehr gegangen, aber es hat nun mal nicht sollen sein.



Gemütszustände können also auch bei Elektrogeräten vorkommen. Akzeptiert. Aber was um alles in der Welt ist „rassieren“?
 
 




Zum Glück!

03 Mai 2014

Fundstücke (189): Achtung, Durch Fall Gefahr!



Dieses Motiv ist für verschiedenen Zielgruppen schwer erträglich, nicht nur für Vegetarier.

Entdeckt in Wien auf einem Markt in der Albertgasse.

27 August 2013

Doppelt deppert

Jeden Morgen radle ich die Seilerstraße runter gen Altona, und jeden Morgen stoße ich am Ende der Straße auf den seinem Namen keinerlei Ehre machenden Hamburger Berg. Dort bin ich leider unweigerlich dem Anblick der Außenfassade von „Rosi`s Bar“ ausgesetzt.

Nichts gegen diese Kneipe freilich; dort habe ich schon einige erbauliche Stunden verbracht. Vor allem montags, wenn niemand auf dem Kiez rumhängt, nicht mal die Pinneberger, dann sitzt es sich da sehr kommod in der ungewohnten Leere des Gastraums.

Denn wie wir längst wissen, ist die Großstadt als solche ein bestechend einleuchtendes Konzept, welches lediglich durch die Anwesenheit von Menschen beeinträchtigt wird, ganz arg sogar. Und montags gibt es außer der Bedienung so gut wie keine Menschen in „Rosi`s Bar“, das ist bestechend.

Aber auch an solchen Tagen hängt das Schild „Rosi`s Bar“ unverdrossen überm Eingang. Wenn man drin ist, sieht man’s zwar nicht, doch es ist da, es sorgt dafür, dass mir seine Präsenz stets bewusst ist. Und morgens, wenn ich mich dem Ende der Seilerstraße nähere, fahre ich sogar direkt darauf zu. Es springt mir ins Auge, es gibt kein Entrinnen. Ich schaue das Schild an, das Schild schaut mich an.

Wenn Sie jetzt glauben, es sei bloß der Deppenapostroph, der auf mein sprachästhetisches Empfinden einsticht wie Catherine Tramell mit einem Eispickel, dann liegen Sie nur halb richtig; wirklich quälend ist vor allem die Tatsache, dass der Hersteller des Schildes nicht einmal in der Lage war, einen ordentlichen Apostroph aus der Zeichensatzkiste zu ziehen.

Nein, diese volllegasthenische Trottellumme griff auch noch zu einem Accent grave! Dieser Fehlgriff macht den Deppenapostroph in „Rosi`s Bar“ gleichsam doppelt so deppert.

Wer aber jetzt denkt, diese missliche Lage an der Fassade müsste doch Rosis durchschnittlichen Astratagesumsatz erheblich mindern, der liegt womöglich falsch. Bei Rosi nämlich ist immer Remmidemmi außer montags, kaum einen Gast scheint es zu kümmern, was dort draußen an der Hauswand in entsetzlicher Permanenz Tag und Nacht vor sich geht, ja, es scheint, als würde kaum einer die Interpunktionskatastrophe überhaupt bemerken.

Manchmal denke ich inzwischen, zermürbt vom jahrelangen Daraufzufahren, ich könnte mich mit dem richtigen falschen Apostroph fast so was wie anfreunden.

„Rosi’s Bar“: Ja, das wäre ein Kompromiss.

(Nein! Niemals!)



19 August 2013

Fundstücke (180): Menschenhandel in Ottensen

Die Vielzahl der Problemzonen dieses Werbeschildes rechtfertigen auf alle Fälle einen eigenen Blogeintrag.  

Dabei möchte ich – um den Rahmen nicht zu sprengen – die sympathisch heterogen gehandhabte Groß- und Kleinschreibung von vorneherein ausklammern. Zu sehr dominiert die Strahlkraft der Deppenleerzeichen diesen Entwurf, als dass man ihre Würdigung mit anderen Aspekten kontaminieren dürfte.  

Es geht schon oben los. Der Inhaber des beworbenen und – wie wir noch sehen werden – breit aufgestellten Unternehmens, Herr Musa, beschäftigt anscheinend einen Meister, der mit Nachnamen Friseur heißt. Welch schöner Zufall, ist Musa doch vor allem im Geschäftsfeld der Haarbehandlung tätig.  

Interessanterweise aber scheint er sogar ein ganzes Team mit diesem Nachnamen in Lohn und Brot zu haben – und der Einfachheit halber unter dem Rubrum „Damen und Herren“ zusammenzufassen; wohl um nicht alle Rufnamen einzeln aufführen zu müssen. So ein Schild bietet schließlich nicht endlos Platz.

Musas Geschäftsmodell aber ist, wie bereits angedeutet, erstaunlich vielfältig. Es geht weit über das Shampoonieren und Trimmen hinaus. So hat der pfiffige Geschäftsmann – obzwar damit frohgemut gegen die Genfer Konvention verstoßend – sogar Rentner im Verkauf.  

Jetzt mal abgesehen von moralisch-ethisch-gesetzlichen Erwägungen und diesem ganzen Pipapo: Der Endpreis von 8 Euro pro Rentner scheint mir doch sehr knapp kalkuliert. Vielleicht handelt es sich sogar um ein Lockvogelangebot, und das wäre auf jeden Fall illegal.  

Denn müssten Rentner mit all ihrer in Jahrzehnten angesammelten Fachkunde und Lebenserfahrung nicht für deutlich mehr Geld in der Auslage liegen? Die Produktions- und Lagerkosten, das weiß jeder kaufmännische Berufsschüler, fließen schließlich in den Preis mit ein und sollten sich am Point of Sale entsprechend niederschlagen. Was sagen eigentlich seine Angestellten dazu, die Damen und Herren Friseur? Zumal Musas Parallelprodukt, ein simpler „Maschienenharrschnitt“, genau so wenig kostet wie ein Rentner.

Beides kann man beim kulanten Ottenser übrigens ohne jede „voranmeldung“ erwerben – und ich habe es jetzt doch nicht geschafft, die heterogen gehandhabte Groß- und Kleinschreibung dieses Großen unter den Kleinunternehmern von vorneherein auszuklammern.

Na ja, jeder macht mal Fehler. 


PS: Über den Kamm, der oben rechts wahrscheinlich wild knurrend eine unschuldige Schere totbeißt, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Aus Gründen.

22 Juni 2013

Fundstücke (175): Gammelschreib galore

Deutscher Apostroph, schwerer Apostroph. In praktisch allen Fällen liegt man übrigens richtig, wenn man ihn einfach weglässt. 

Längst grassiert sie landesweit, die Kompositadiskriminierung. Doch sie nimmt auch immer erschreckendere Formen an. Das mittlere Beispiel „Hand naht stich“ schockiert aber selbst einen hartgesottenen Kompositadiskriminierungsanprangerer wie mich. 

Wie hier alles, was der bedauernswerte Verfasser mal in der Schule gelernt hat, von dumpf- und widersinnigst angewandter angloamerikanischer Grammatik zerbröselt wird, das ist unfassbar. The walking Blöd! Wo soll das alles nur hinführen? 

Nun, wahrscheinlich zu einer evolutionären Retardierung ins Vormenschliche. Der folgende Kandidat hat das in einem raren lichten Moment anscheinend schon erkannt, auch wenn er das Animalische in sich noch mit einem Pluralis Majestatis zu kaschieren versucht, freilich vergebens:

Pointenlos geht es jetzt in die Heia. Ich brauche meinen Schön Heiz Schlaf. Außerdem hilft er zu vergessen.


19 Mai 2013

Fundstücke (173)






















… und wir sind Rechtschreibschwach! Und wir haben trotzdem Bald unsern bachelor!

Entdeckt in der Universitätsstadt (!) Marburg.

03 März 2013

Sie haben das N-Wort gesagt!





In den Seitenstraßen von St. Pauli entdeckt man auch nach vielen Jahren immer wieder Neues, zum Beispiel überraschend auftauchende Essgelegenheiten.

Unlängst stolperte ich in der Trommelstraße über ein mir bis dato völlig unbekanntes Steakhaus namens The Bird. Laut Speisekarte befleißigt es sich der gehobenen US-Küche und versucht sie dem Gast mit allerhand Allegorien schmackhaft zu machen.

So bewirbt The Bird eins seiner T-Bone-Steaks mit einem Vergleich, den selbst Brüderle höchstens denken, aber niemals sagen würde: „Fleischig und saftig wie eine hochbezahlte Nashville Nutte“.

Wenn ich eins auf dem Kiez gelernt habe (danke, Miele!), dann das: Nenn eine Prostituierte meinethalben Hure, aber nie, nie, niemals Nutte. Ersteres trägt sie wie ein Ehrenabzeichen, Letzteres dir ewig nach.

Dass nun ausgerechnet ein Restaurant auf St. Pauli eine in seiner Nachbarschaft  überproportional stark vertretene Berufsgruppe pauschal schwerst beleidigt, scheint mir doch recht unklug.

Am empörendsten aber – und da sind wir uns sicher sofort einig –  ist das hirnlose Deppenleerzeichen in „Nashville Nutte“.

Spätestens dieser Klopper dürfte in orthografisch gebildeten Ludenkreisen das Fass zum Überlaufen bringen. The Bird sollte schon mal die Fenster verrammeln.

Oder schnell die Speisekarte überarbeiten. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.


10 Dezember 2012

Und noch eine Sprachnörgelei

Der hochverehrte Hamburger Werbetexterpapst ramses101 wird mich angesichts des heute präsentierten Fundstücks gewiss wieder als „Sprachnörgler“ bezeichnen.

Zuletzt tat er das erst am vergangenen Donnerstagabend, als wir uns im Brandanfang in der Deichstraße unterm unheilvollen Einfluss von Bier, Wein und German Psycho kräftig in die Haare gerieten, wobei das in meinem Fall aus rein anatomischen Gründen eigentlich gar nicht möglich ist.

Jedenfalls muss Sprachnörgler Matt an diesem Infoschild einige Auffälligkeiten konstatieren, ob es  ramses101, dem sanftmütigsten Fehlerdurchgehenlasser seit Konrad Dudens Geburt, nun passt oder nicht. Alles andere wäre grob fahrlässig.

Aus Sicht eines Deutschlehrers nämlich
wären beeindruckende acht Fehler zu markieren, was bei einem lediglich ebenso viele Wörter umfassenden Text eine Superleistung darstellt – und im Grunde nur von einem Schülerpraktikanten aus der Klasse von Frl. Krise zu packen wäre.

Übrigens thematisiere ich an dieser Stelle immer meine aufkeimende Befürchtung, die Dienstleistungsqualität des verantwortlichen Unternehmens könne ein ähnliches Niveau aufweisen wie der
Frontalunfall von Infoschild. In diesem Fall gälte das für den Media Markt in Altona.

Na ja, vielleicht kaufe ich den HD-Fernseher doch lieber bei Conrad. Oder Saturn.

PS: Ja, ich weiß, dass Media Markt und Saturn zur selben Unternehmensgruppe gehören.


06 Dezember 2012

Sehr delikatet

Nehmen wir mal an, ich käme auf die Idee, mit Ms. Columbo in Peking ein Restaurant mit hanseatischer Küche aufzumachen.

Nehmen wir des weiteren an, eines Tages wäre – sagen wir – überraschenderweise Herbert Grönemeyer zu Gast, und wir beschlössen, dieses Großereignis zu Eigenwerbungszwecken der Welt resp. ganz Peking per Schaufensteraushang zu verkündigen.

Gesetzt also diese unwahrscheinlichen Fälle: Würden wir uns dann wirklich ohne jede einheimische Hilfe mächtig einen auf Chinesisch abbrechen? Nein, würden wir nicht. Das Restaurant China in der Kirchenallee ist da allerdings deutlich selbstbewusster.

Mit den üblichen Folgen.



09 November 2012

Eine kleine Gewalt Fantasie


 

Ich glaube, wir müssen uns allmählich wirklich vom altehrwürdigen zusammengesetzten Hauptwort verabschieden.

Über Jahrhunderte tat es tapfer seinen Dienst, übte sich lustvollst im Kreieren von Neuschöpfungen, schmolz zusammen, was oft nicht mal ahnte, dass es zusammengehört, schuf wie aus dem Nichts neue Wort- und damit Sinnwelten.

Diese Ära geht nun zuende, gewalt- und grausam. Denn die Kompositazerstückelung grassiert inzwischen in einem Maße, wie sie in der Vergangenheit nur in Serienkillerhaushalten vorkam. Irgendwann werden in der deutschen Sprachlandschaft nur noch Wort fet zen her um lie gen, zuckend und zappelnd und den letzten Rest ihrer Semantik aushauchend.

Das oben dokumentierte Beispiel eines Promoteranschreibens, das mich heute erreichte, ist nur die Spitze des Scheißbergs, ich schwör. So was bloß als „Deppenleerzeichen“ zu diskreditieren, wäre eine Beschönigung, der ich mich keinesfalls schuldig machen möchte.

Nein, Hopfen, Malz und das zusammengesetzte Hauptwort scheinen verloren. Oder gibt es einen Untergrund, in den man gehen könnte, um zurückzuschlagen? Könnte man von dort aus nicht mit kapitalen Kompositakanonen auf diese Spatzen Hirne schießen?

Wenigstens einen Vorteil hätte es ja, dass schon so viele davon herumflattern: Man träfe garantiert mit jedem Schuss.

26 September 2012

Öffentliche Selbstkritik

Ich muss ja eine hämische Genugtuung eingestehen, wenn Leute, die oberschlau dem denglischen Zeitgeist nach dem Mund reden wollen, orthografisch – und in der Folge auch semantisch – voll gegen die Wand fahren.

Dafür findet man natürlich überall Beispiele („Back Shop“ etc.), aber selten so schöne wie heute in Westerland auf Sylt. Der gute Jan Schwarze, der möglicherweise gar nicht mal schlecht darin ist, Sanitäreinrichtungen zu entwerfen, hat nämlich mit seinem „Bad Design“ ein wunderbares Eigentor geschossen.

Jeder Kunde aus dem englischen Sprachraum wird über so viel öffentlich demonstrierte Selbstkritik erstaunt sein und sich lieber einen Baddesigner suchen, der sein Handwerk auch versteht.

Und wer der deutschen Rechtschreibung halbwegs mächtig ist, wird dem guten Herrn Schwarze raten, sich künftig (nein: am besten gestern) vor Deppenleerzeichen tunlichst zu hüten.

Wie hiermit geschehen.


08 August 2012

Fundstücke (163)



1. Der am Holstenplatz entdeckte Volldeppenapostroph erfüllt bereits den Tatbestand der Selbstverstümmelung. Es sei denn, der Namensgeber des Restaurants hieße in der Tat „Alfon“. Dann will ich kaum was gesagt haben.
 

2. Als wir in Frankreich waren, habe ich sie schon ein bisschen vermisst, gloriose Mopo-Sätze wie diese: „Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul machte sie sich unsterblich, daran änderte auch ihre Beerdigung 1998 nichts.“ Oder der hier: „Sie könnte seine Enkelin sein, wenn sie ein Mensch wäre – oder er ein Pferd, je nachdem.“ Na ja, jetzt werden wir ja wieder versorgt mit solchen Meisterstücken, aber nur zweimal die Woche. Jede Dosis darüber hinaus könnte sich auf unser Artikulationsvermögen auswirken, und das wollen wir nicht riskieren.



3. Keine Ahnung, warum die Verbreitung dieses lobenswerten sanitären Einrichtungsgegenstandes rückläufig ist, denn der Bedarf scheint mir seit Jahren eher zu wachsen. Das Marburger Restaurant Zur Sonne jedenfalls widersteht dem Zeitgeist und lässt es trotzig drin: das altehrwürdige Kotzbecken.



2. An diesem Freud’schen Verschreiber auf immonet.de kann man gut erkennen, auf welch fruchtbaren Boden das Denken der Occupybewegung schon längst gefallen ist. Prognose: Die Reichensteuer kommt durch.

18 Juni 2012

Von Brötchen, Büchen und Benzin



Sonntagmorgens um halb neun ist beim Kiezbäcker die Schwankungsbreite vor allem der männlichen Kundschaft immens groß – und ich meine das nicht im übertragenen Sinne. Dennoch gelang es mir auch diesmal, dort unbeschadet Brötchen zu ergattern.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Ratzeburg, was – wie Dr. K. mir neulich vorschwärmte – eine schöne Inselstadt mitten im See sein sollte, und siehe da: Das stimmt auffällig.

Die Ratzeburger haben neben viel Kopfsteinpflaster auch einen schönen Klinkerdom mit urgemütlicher Aura, der zudem beweist: Auch in vormodernen Zeiten gab es schon das Deppenleerzeichen. Ein Gemälde im Seitenschiff (Foto) versorgte uns mit dieser bestürzenden Erkenntnis.



Auf dem Rückweg statteten wir der Eulenspiegelstadt Mölln noch einen Besuch ab (toller Marktplatz!), und als wir zurück nach Hamburg aufbrechen wollten, fiel der Zug aus. Notarzteinsatz. Also nahmen wir den Bus, der außer uns niemand an Bord hatte, und krochen gemütlich über die Dörfer bis zum Büchener Bahnhof (2. Foto).

„Stell dir vor, wir haben eine Panne“, sagte ich irgendwo mitten im Wald zwischen Nestern wie Benzin, Göttin und Besitz (sic! sic! sic!) zu Ms. Columbo, „es wird allmählich dunkel, und dann kommen die Hillbillys.“ Sie bekam sofort eine Gänsehaut.

Kurz: Diese Busfahrt möchten wir hiermit wärmstes empfehlen. Auch ohne Notarzteinsatz.


04 April 2012

Fundstücke (157)



1. Bestimmt weiß jeder Bahnmitarbeiter im Schlaf, was genau hier untersagt ist. Außerhalb dieser kryptischen Sphäre wirkt das allerdings auf befremdliche Weise lustig. Oder ist der zweite Teil vielleicht nur Bahnsprech für „Pinkel bloß nicht ins Gleisbett?“




2. Gut, ich wusste: Sylt ist teuer. Aber Quadratmeterpreise, die den Taschenrechner zum Explodieren bringen …? Zu den vielfältigen Unfällen der Überschrift sage ich kein einziges Wort, versprochen. Ich erwähne nicht einmal das Wort Deppenapostroph. Das werden Sie aus meiner Feder heute nicht zu lesen kriegen.




3. Neulich besuchten parallel zwei Interessierte mein Blog, von denen der eine aus Kabul kam und der andere aus Kabel. (Das war’s auch schon.)




4. Für die Tickerschreiber des Finanzportals instock.de erweisen sich gerade fallende Börsenkurse als Quell schier überbordender Kreativität. Und wenn man einmal auf ihre Einknickmanie gestoßen ist, sucht man zwanghaft das Meldungsarchiv durch, um weitere Belege zu finden. Ich zumindest – außerhalb meiner kryptischen Sphäre wirkt das wahrscheinlich auf befremdliche Weise lustig.

16 März 2012

Fundstücke (156)



Nach den einst in Wolfsburg entdeckten Nudeln Togo und dem überall grassierenden Kaffee zum Gehen (vulgo: zum Weglaufen) wird hier das Prinzip endlich mal konsequent – nämlich kiezadäquat – zu Ende gedacht.

Entdeckt in der Kneipe Makrele in der Talstraße.