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21 März 2014

Immer wieder Nuggi

Kramer, der Franke und ich hatten bereits gestern den frühlingsbeseelten Entschluss gefasst, heute sofort nach der Arbeit runter zu radeln zum Museumshafen in Övelgönne. 

Das Ziel unserer Träume: Nuggi’s Elbkate. 

Bei Nuggi’s Elbkate handelt es sich um einen vergrößerten Kiosk mit verkleinerten Preisen direkt an der Hafenkante, in dem eine dralle schwarze Lebefrau die köstlichsten Matjesbrötchen seit Erfindung der Niederlande rüberreicht, und zwar im Takt eines melancholischen Calypsos oder so ähnlich. 

Sie dreht diese hier so herrlich unpassende Begleitmusik immer runter, wenn jemand was bestellen will, und dann wieder rauf, wenn sie z. B. eine Bockwurst in den Kochtopf wirft.

Wir würden – so der genial ausgetüftelte Plan – die dralle Lebefrau, bei der es sich möglicherweise um Nuggi höchstselbst handelt, um Matjesbrötchen und Astraknollen bitten, uns damit ans Ufer setzen und sinnierend gen Westen schauen, in die untergehende Sonne. Schweigend würden wir essen und trinken. 

Es würde Stille herrschen – bis auf das leise Lecken der Elbwellen am dümpelnden Eisbrecher Stettin. Bis auf das Geräusch, das ein Kronenkorken macht, wenn er sich vom Flaschenrand der Astraknolle löst. Bis auf das Knirschen und Knacken der Zwiebelringe zwischen unseren Zähnen. 

Und genau so kam es dann auch – wenn man vom Sabbeln, Sülzen, Flachsen, Labern, Lachen und Lästern absieht, mit dem Kramer (l.) und der Franke (r.) diesen genial ausgetüftelten Plan genussvoll zunichte machten. 

Der Franke und ich durchliefen dabei, wie ich gestehen muss, drei komplette Zyklen mit Matjes und Astra, während der berufsrenitente Kramer in Richtung Erbsensuppe und Krakauer ausscheren zu müssen glaubte.

Tja, und wegen all dem müssen wir schon bald wieder runterradeln zu Nuggi’s Elbkate. Am besten sobald die Sonne das nächste Mal plant, in der Elbe unterzugehen. Morgen?

15 Dezember 2013

Das Blaue vom Himmel

Des Franken neue Freundin zieht es unverständlicherweise zu ihm in den Norden. Also brauchte er Leute, die beim Umzug helfen. 

Kramer und ich waren leider nicht schnell genug auf den Bäumen, also wurden wir vom Fleck weg dienstverpflichtet. Um die trübe Lage zu beschönigen, versprach uns der Franke das Blaue vom Himmel herunter, nämlich: 

1. selbstgemachte Frikadellen à la Schömel, die in Form und Größe in die Hand passen wie die Brüste einer Frau
2. trockenes Wetter
3. eine pipisimple Einlagerung des Krimskrams per Aufzug

Statt aufs Blaue vom Himmel lief es am Ende aber – wie natürlich a priori abzusehen – volle Lotte aufs Graue vom Toten Meer hinaus: 

1. Chili con Carne 
2. Nieselnässe
3. vielfaches Besteigen eines vierstöckigen Treppenhauses
4. Muskelkater am Tag danach

Immerhin mundete das Chili con Carne vorzüglich, und an sedierendem Abschlussbier ließ es der Franke ethnisch bedingt ebenfalls nicht mangeln. Auch der Zwischengang vorm Umzug (Weißwürste mit Brezen und Händlmaiers süßem Senf) schien zunächst zu seinen Gunsten zu sprechen, doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch noch nichts von den vier Stockwerken.

Beim nächsten Mal hab ich a priori Rücken, aber so was von.

PS: Das abgebildete Sofa dient nur der beispielhaften Illustration. Jenes, das wir transportieren mussten, war in erheblich desolaterem Zustand – ein Anblick, den ich Ihnen allen nicht zumuten wollte.

04 Dezember 2013

Es war echt subber


Nach fast 3.500 Seemeilen – das ist ein Sechstel des Erdumfangs – sind wir zurück von der Schiffsreise, und Hamburg feiert dieses Ereignis standesgemäß: mit Orkan und Sturmflut. Wir fühlen uns geschmeichelt – aber auch ein wenig fröstelig. 

Vergangene Woche noch schwitzten wir bei 29 Grad am Rand der Negevwüste, jetzt glaubt der Kiez uns mit Nieselregen nahe null bezirzen zu können. Aber das funktioniert nicht, Kiez! Immerhin bleiben uns schöne Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann. Zum Beispiel unser Vierertisch beim Abendessen. 

Unsere kleine Runde nämlich wurde von einem wunderbaren älteren Ehepaar komplettiert, das ausgerechnet woher kam? Aus FRANKEN! Die beiden aus einem Dörfchen nahe Schweinfurt unterhielten uns knapp zwei Wochen lang mit Anekdoten und Tragödien, mit Wärme, Witz und Bratenrezepten; es war das reinste Vergnügen. Und beim Abschied fanden die beiden uns ebenfalls „Subber! Gans subber!“

In Izmir erstaunte uns die geringe Kopftuchquote, die uns niedriger schien als in Hamburg; für Erdogan gibt es also noch viel zu tun. Ein Händler in der Altstadt rief uns zu: „Wir habbe eine Lade mit Originalkopie! Lederjacke, alles!“ So wird das schon rein urheberrechtlich schwer mit dem EU-Beitritt, liebe Izmirer, Ankararer etc. 

In Athen hatte es am Tag vor unserem Besuch geschüttet wie verrückt, Land und Luft waren blitzeblankgespült, und somit erblickten wir von der Akropolis aus etwas, was man sonst von dort aus niemals sieht: Athen!

In Rom war es so unglaublich kalt (16 Grad!), dass die Gladiatorendarsteller vorm Kolosseum Socken trugen. „Wenigstens schwarze“, versuchte Ms. Columbo das empörend Unhistorische dieser Situation zu beschönigen. In einer Kaffeebar dort tranken wir den teuersten Espresso unseres Lebens (3,30 Euro für eine extrakleine Pfütze) und versuchten uns zu rächen, indem wir keinen Cent Trinkgeld gaben, aber es wollte sich keinerlei Genugtuung einstellen.

In Jerusalem focht ich einen zähen Kampf mit einem Busfahrer aus. Er fuhr die Klimaanlage trotz meiner Interventionen immer wieder auf eisige 18 Grad runter, was eine deutlich zu große Differenz zu den tropischen Außentemperaturen darstellte, als dass ich mir keine Klimaanlagenerkältung hätte zuziehen können. Und so kam es, wie es kommen musste: Erst musste ich mich dem Busfahrer beugen und bereits am nächsten Tag dem Schnupfen.

Tja, und in Tel Aviv schwebte ein Baum in der Luft.

29 Oktober 2013

Gerettet vom Franken (ich geb’s ja zu)


Eine perfekt choreografierte Pannenserie verhinderte heute Abend das Feierabendbier und sorgte ersatzweise für den wissenschaftlichen Nachweis, dass mein „neuer“ Flohmarkttrenchcoat doch nicht wasserdicht ist. Aber der Reihe nach.

Gegen 17 Uhr schiffte es wie aus Kieztouristenblasen samstagsmorgens um zwei, weshalb ich dem Franken vorschlug, das Schietwetter bei einem Ratsherrenpils im vorzüglichen Restaurant Lila Nashorn auszusitzen. Als bester Freund herzhafter Genüsse fester wie flüssiger Provenienz war er, wie nicht anders zu erwarten, sofort einverstanden.

Keinen Widerstand gegen einen meiner Vorschläge zu leisten, bedeutet übrigens in der Frankenwelt bereits höchstes Lob, weshalb ich mich geradezu geschmeichelt fühlte von seinem grummelig hingemuffelten Ja. Er nahm die Wendeltreppe, ich schob das oben am Balustradengeländer angekettete „neue“ gebrauchte Fahrrad in den legehennenkäfigengen Fahrstuhl, quetschte mich dazu und drückte E für Erdgeschoss. 

Nach wenigen Sekunden blieb der Aufzug stecken. Ich fingerte an den Knöpfen herum, nichts tat sich.  „Franke!“, rief ich, keine Antwort. Handy raus – kein Netz. „FRANKE!!!“ Da plötzlich, gedämpft und von ferne: seine Stimme. Sie klang – und ich schäme mich nicht, das zu sagen – schalmeiengleich in meinen Ohren, denn dadurch war die Chance, hier doch nicht die Nacht verbringen zu dürfen, deutlich gestiegen, es sei denn, der Franke beschlösse, sich für all die als Demütigungen getarnten Hommagen der letzten Jahre (vgl. „Die Frankensaga“) zu rächen und mich meinem Schicksal zu überlassen. 

Tat er aber nicht, dieser raue herzensgute Sohn eines bewundernswert bier-, wurst- und weinorientierten Volksstamms, sondern versuchte Hilfe zu alarmieren. Der Monteur, der bereits den ganzen Tag über am unwilligen Lift herumgeschraubt hatte, sei leider vor wenigen Minuten gegangen, hieß es von einer Passantin, wie mir der Franke, der mich mittlerweile zwischen erstem Stock und Erdgeschoss lokalisiert hatte, zurief. 

Ich drückte derweil einfach mal interessiert den gelben Notknopf des Fahrstuhls, dessen Baujahr man nur mit der Radiokarbonmethode ermitteln könnte. Es machte „MÖÖÖÖÖP!!!“, und zwar in der Kabine. Mir fielen fast die Ohren ab. Das Prinzip Gegensprechanlage war zum Zeitpunkt des Einbaus anscheinend noch fernste Zukunftsmusik gewesen. 

Was nun? Monteur weg, Franke ratlos, Notknopf ohne Außenwirkung – was täte Bruce Willis in solch einer Lage?

Er würde Gewalt anwenden. Ich probierte die Finger am Rand der Tür in den Schlitz zu zwängen. Der Franke auf der anderen Seite kam auf dieselbe Idee – und siehe da, uns zwei vom mittäglichen Roastbeef wohlgestärkten Kraftbolzen gelang es gemeinsam, die heftig widerstrebende Fahrstuhltür brutal aufzuwuchten. 

Ich war frei! Frei! Und inzwischen reif für mindestens zwei Feierabendbier. Doch das Lila Nashorn hatte noch nicht auf und es zudem draußen aufgehört zu regnen – weshalb wir spontan beschlossen, die unverhoffte Trockenphase zu nutzen und doch rasch nach Hause zu huschen. 

Kurz hinterm Lessingtunnel freilich öffnete der Himmel alle Schleusen. Den Überresten des Orkans Christian gefiel es, Regen in horizontalen Fontänen durch Altona und St. Pauli zu peitschen. Und als ich zu Hause auf dem Kiez ankam, hätte man mit dem Auswringwasser meines Trenchcoats ein algerisches Dromedar drei Monate lang vorm Verdursten bewahren können. 

Der Trench freilich trocknet von selber wieder. Das geplante Feierabendbier mit dem Franken aber ist perdu für immer. Es ist so traurig.

15 August 2013

Franke ahoi!

Unglaublich, aber wahr: Der Franke – haha, halten Sie sich bitte gut fest! –, hat den Segelschein gemacht. Den Segelschein! Original aufm Wasser! 

Ich weiß, das ist ungefähr so, als bewürbe sich ein Usbeke ums Jodeldiplom. Doch dem im Schatten des Josefspitals aufgewachsenen Naturburschen kam sein Ansinnen komischerweise überhaupt nicht komisch vor.  

Als Folge desselben nervte er uns monatelang – und zwar mittags mit unvermittelt heruntergemurmelten Knotenknüpftechniken, nachmittags mit sorgenvollen Windstärkenmeldungen und abends mit dauerhafter Unabkömmlichkeit – er musste ja zum Segeltraining.  

Wenn er ausnahmsweise doch mal mitkam zum Grillen an die Elbe, knechtete er uns mit komplett uninteressantem Fachwissen. Düste zum Beispiel ein Motorboot im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts, fragte er mich: „Was fällt dir an diesem Boot auf?“  

„Es fährt im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts“, rollte ich mit den Augen. „Und woran erkennst du, dass es von rechts nach links fährt?“, bohrte der Franke weiter. „Eventuell daran, dass es offenkundig von rechts nach links fährt …?“, versuchte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen zur Räson zu bringen.

„Nein!“, rief der Franke daraufhin triumphierend aus, „sondern daran, dass du ein GRÜNES LICHT siehst! Wenn es nämlich von links nach rechts führe, sähst du ein ROTES Licht!“

Vielleicht verhielt es sich auch umgekehrt mit den Farben, so genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls war alles absolut hoffnungslos, und ich nagte verdrossen weiter an meiner gegrillten Aubergine, während der Franke sich glühenden Blicks auf die rot und grün die Elbe durchpflügenden Boote die dritte Bratwurst reinpfiff.

Wir alle sehnten den Tag seiner Theorieprüfung herbei, die er dank einer appgestützt fehlberechneten Fahrtzeit („Scheiß Google Maps!“, schimpfte er noch Tage später) und einer unerklärlich frankenfeindlichen roten Welle erst mit zehnminütiger Verspätung antrat und gleichwohl bestand.

Vor der einige Tage später folgenden praktischen Prüfung gerierte er sich als fahriges Nervenbündel, das von zu rettenden Bojen faselte, wegen der vorhergesagten Windstärke vier Panik schob und drauf und dran war, Steuer-, Back- und Bücherbord zu verwechseln. Doch auch dieses Examen absolvierte der Mann aus dem weinberggesprenkelten Binnenland erfolgreich.

„Einen Vorteil hat das Ganze ja“, wandte ich mich in des Franken Gegenwart seufzend an Kramer. „Ich sehe uns schon auf dem Sonnendeck Cocktails schlürfen, während Käptn Ahab uns über die Weltmeere schippert.“  

Warum der Franke daraufhin irgendwas von einem Baum salbaderte, der uns beide von der Jolle fegen würde, weiß ich auch nicht. Im Herbst will er übrigens weitere Prüfungen ablegen, die ihn dazu berechtigen, nicht nur über die Alster, sondern auch quer durch Dreimeilenzonen zu marodieren. 

Wo ist eigentlich Windstärke zwölf, wenn man sie mal braucht?


PS: Weiteren Frankenhorror gibt es in meinem E-Book „Die Frankensaga“ für einen stark untertriebenen Preis bei Amazon.


18 Juni 2013

Die männliche Klofrau

Was mich geritten hatte, den Wettvorschlag des Franken zu akzeptieren? Keine Ahnung.

Jedenfalls behauptete ich nachmittags aus irgendeinem Grund und heiterem Himmel, Oliver Welke würde nachher bei seinem Auftritt im Schmidt-Theater bestimmt einen Maß- oder zumindest einen -anzug tragen, schließlich täte er das auch in der „heute-show“.

Pah, machte der Franke, unterstellte dem dicklichen Gütersloher stattdessen Jeans und erklärte, wir sollten dieser gewichtigen Frage die Ehre einer Wette antun. Einsatz: ein Bier.

 

Nach einigem Hin und Her um die Modalitäten (was z. B. wäre, wenn Welke einen Anzug lediglich dabeihätte, z. B. in einem Koffer, ihn aber nicht anzöge etc. pp.) wetteten wir und begaben uns ins Schmidts. Wo der dickliche Gütersloher in Jeans und Polohemd auf die Bühne schlurfte.

Feixend und glücklich nuckelte der Franke alsbald an einem Duckstein for free, was ihm natürlich gleich doppelt so gut schmeckte. Vorher hatte der Leiter des Schmidt-Theaters eine kleine Eröffnungsansprache gehalten, die er mit den Worten „Viel Spaß, auch im Namen der Klofrau“ beschloss.

„Das ist heute ein Mann!“, rief ein Zuschauer, der anscheinend auf soeben gewonnene Erkenntnisse aus dem Sanitärbereich zurückgreifen konnte.

„Habe ich zuerst auch gedacht“, schoss der Theaterleiter nach nicht mal einer Millisekunde zurück, „aber schauen Sie noch mal genauer hin …“

Ein eindrucksvoller, zudem auf elegante Weise kiezkompatibler Konter, um den ich diesen Mann glühend beneide. Denn Schlagfertigkeit steht – neben Weltfrieden, ewigem Sommer und einer baldigen Deutschlandtour von Tony Joe White – sehr weit oben auf meiner persönlichen Wunschliste.

Oliver Welke und sein Kompagnon Dietmar Wischmeyer lasen übrigens aus ihrem Buch „Franz Bsirske macht Urlaub auf Krk“ und waren sehr komisch, trotz Jeans.

31 Mai 2013

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli Hamburg (85)


Da sitzt und süffelt man behaglich am Övelgönner Elbstrand mit Leuten wie German Psycho, Ms. Columbo und dem Franken und denkt sich, schöner kann’s ja eigentlich in einem Mai hierzulande nicht mehr werden – und dann fährt plötzlich die prachtvoll von der Abendsonne illuminierte MS Deutschland alias „Traumschiff“ ins Bild wie bestellt, und ich denke: Das ist aber jetzt mal eine obergemütliche Ecke hier.

Und schon habe ich den nächsten Teil der gleichnamigen Serie im Kasten. Ship happens!

24 April 2013

Wie der FC Bayern den Frikadellenabsatz fördert

Wenn man unvorsichtigerweise den Franken zum Fußballgucken eingeladen hat, müsste man eigentlich vorher bei allen Nachbarn klingeln und sie mental einstimmen auf Schalleruptionen, die sonst nur unter  Gorillas in der Brunft verbreitet sind.

Wenn dann auch noch sein Verein, der FC Bayern, Messi viernull weghaut, sollte zur Sicherheit aller Be- und Anwohner unbedingt ein Statiker anwesend sein.

War aber nicht.

Trotzdem wurden wir heute vom Hauseigentümer nicht spontan entmietet, und das liegt an zweierlei:

1. Des Franken Stimme verabschiedete sich zum Glück im Lauf der zweiten Halbzeit in etwas vergleichsweise angenehm Röchelhaftes, wodurch die sonische Belastung des Viertels erheblich gemindert wurde.

2. Er und Kramer sprachen hochgestimmt und zunehmend herzhaft – vulgo: bis zur Neige – dem Mirabellenwasser zu. Das hatte einen deutlich kalmierenden Effekt. Auf alles.

Heute Morgen sah ich den Franken im Büro wieder. Er saß matt am Schreibtisch und murmelte was von „brauche Frikadellenbrötchen“. Dann schlurfte er tatsächlich los und besorgte sich welche, um halb zehn in der Früh.

Wenig später stand der Verzehr der Frikadellenbrötchen unmittelbar bevor – ein Ereignis, welches mitzuerleben ich tunlichst vermied, nicht nur aus optischen, auch aus olfaktorischen Gründen.

Zum Rückspiel werde ich übrigens beim Franken in Eimsbüttel zu Gast sein. Die Seilerstraße (Beispielfoto) kann aufatmen – und die Ohrstöpsel rausnehmen.


27 Februar 2013

Wo die Dirndl wirklich voll sind

Einige Bedienungen im Hofbräuhaus am Speersort, wo wir das Pokalspiel Bayern-Dortmund verfolgen, interpretieren die berühmte Brüderle-Vermutung nicht nur konjunktivisch. Und zwar ganz und gar nicht.

Vor allem, wenn es ans Bezahlen geht und sie sich tief über den Tisch beugen, um wunderbare Zeichen auf ihre hinreißenden Rechnungen zu malen, wird das ausnehmend evident.

„Das ist doch alles nicht echt, das ist doch gepuscht!“, mokiert sich Kramer aus purem Selbstschutz. Ich muss den armen Wirren allerdings darauf hinweisen, dass vor allem das Echte gern gepuscht wird und gerade das Falsche darauf frohen Herzens verzichten kann.

Kramer hingegen zweifelt weiter und fantasiert von einer manuellen Überprüfung des Sachverhaltes, woraufhin der Franke ihm androht, in circa zwei Jahren einen Artikel darüber zu schreiben, was unweigerlich zu einer Popularisierung der Kramer-Vermutung führen und all seine politischen Ambitionen augenblicklich beenden würde, so er welche hätte.

Der Franke hat zwischendurch ganz andere Probleme, nämlich eine halbe Stunde lang keinen Biernachschub auf dem Tisch. Als er die Bedienung endlich zu „fassen“ kriegt, erlischt seine erstaunlich hoch aufgestaute Wut sofort – wegen der kalmierenden Wirkung ihres Dekolletés, wie ich unwidersprochen schlussfolgere.

Übrigens gehört „Dekolleté“ zu jenen durchaus rar gesäten Wörtern, die ich immer wieder im Duden nachschlagen muss, ohne dass je eine endgültige Verankerung der Schreibweise in meinem Langzeitgedächtnis die Folge wäre.

Und jetzt sind Sie dran, Dr. Freud.

23 Oktober 2012

Time to say goodbye


Der Beginn einer neuen Ära ist stets von Übergangsproblemen geprägt.

Seit mehreren Wochen versuchen wir unsere Bücher zu verschenken, weil wir auf E-Reader umgestiegen sind. Doch die jahrzehntelang gewachsene Wand scheint trotz mehrfacher Ortstermine mit vermeintlich guten Freunden kaum abzunehmen.

Dabei schlugen hier schon Leute mit Rollkoffern auf, sogar mehrfach. Dem ersten Kandidaten hatte ich für 50 Euro freie Auswahl versprochen – und null Euro, wenn er alles mitnähme, inklusive Brettern, Streben und Haken. Unter fadenscheinigen Vorwänden („Platzprobleme“) wählte er die Variante für 50 Euro. Die er uns übrigens immer noch schuldet.

Am vergangenen Sonntag nötigten wir daher ein halbes Dutzend Menschen aus dem innersten Zirkel, sich zwecks freier Bücherentnahme gefälligst in unserem Wohnzimmer einzufinden. Sogar der Heavy-Kindle-User German Psycho war dabei, allerdings – wie Sie völlig richtig vermuten – aus ganz anderen Gründen: Er sollte jeden, der sich am Ende der Veranstaltung ohne Bücher zu fliehen anschickte, höflich an seine Pflichten erinnern – mithilfe seiner Chromaxt.

Gelockt hatten wir nicht nur mit der Aussicht auf kostenlosen Lesestoff, sondern auch mit Espresso und portugiesischen Natas, was schließlich sogar den Franken aus seiner Eimsbütteler Höhle auf den Kiez trieb. Dabei erstickt dieser heillose Büchermessi zu Hause bereits jetzt zwischen Zellulosestapeln, für deren Produktion halb Manaus abgeholzt werden musste.

Ihn dabeizuhaben erschwert die ganze Sache zudem auf der Diskussionsebene erheblich. „Wasss?“, blökte er beim empörten Fingern im Regal, „du verschenkst Eckhard Henscheids Trilogie des laufenden Schwachsinns?? Die hast du von MIR!“ Müde schaute ich vom Espresso hoch. „Kannst du das beweisen?“, fragte ich zurück, „ist etwa eine Widmung drin?“

Widmungen hält der Franke allerdings generell für uncool, weshalb sein Vorwurf ungefähr so gut belegt war wie die Existenz des Yeti. Muffelnd steckte er also die Schwachsinnstrilogie in eine Stofftasche, die ich ihm gutmütig hinhielt, während er kopfschüttelnd irgendwas von „Ist sogar die Erstauflage“ murmelte.

Bevor wir die Meute aufs Regal losließen, hatten wir natürlich alle echten Herzensbücher und signierten Preziosen diskret beiseite geschafft. Und manches Lieblingswerk, das es nicht als E-Book gibt, habe ich neulich nach Amerika verschickt, wo es gerade jetzt, in diesem Moment, wie ich soeben per Mail erfuhr, fachgerecht guillotiniert, eingescannt und mir demnächst im Kindle-Format wieder zugemailt wird. Ein E-Phönix aus der Asche!

Wir ernten übrigens sehr viel Kritik, seit wir unseren Abschied vom toten Holz eingeleitet haben. Wie könnt ihr nur!, heißt es häufig. Die Sinnlichkeit des Anfassens! Das Rascheln der Seiten! Der Duft! Ja, klar. Aber haben Sie schon mal die gebundene Ausgabe von David Foster Wallace’ „Unendlicher Spaß“ mit auf eine Urlaubsreise genommen? Ich schon.

Nein, ich blättere mit großem Vergnügen einhändig per Tastendruck, trage liebend gern eine virtuelle Bücherwand in der Jackentasche herum wie einen verborgenen Schatz. Und ich lese weitaus mehr, öfter und länger, seit der Kindle mein Leben bereichert.

Am Ende hatte übrigens auch German Psycho seine speziellen Pflichten vergessen und einen halben Meter sinnlich anzufassender, raschelnder, duftender Bücher aus dem Haus geschafft. Und trotz alledem ist die Wand erneut kaum geschrumpft.

Sogar der „Faust“ steht noch da. Banausen, echt.


18 Oktober 2012

Die Generation 50 plus unter sich

Matt: Bringst du mir morgen mal die neue „Pastewka“-Box mit?
Franke: Klar. Schickst du mir eine Mail zur Erinnerung?
Matt: Gern, wenn du mich an die Erinnerungsmail erinnerst.
Franke: Das habe ich bis heute Abend wieder vergessen.
Matt: Ich auch. Aber ich versuche, dran zu denken.
Franke: Ebenfalls.


Zum Glück läuft die Serie freitags auch im Fernsehen.

12 August 2012

Albern an der Trave



Am Strand von Travemünde sah es heute wirklich prachtvoll aus. Den für diese Jahreszeit erheblich zu kühlen Wind in ostseeunüblicher Stärke, der uns ungemein zusetzte, sieht man auf diesem Foto freilich nicht.

Wir versuchten ihm mit Fußballspielen im Sand, Frisbee im Wasser und erheblichem Rotweinkonsum auf den nur mühsam zu bändigenden Sitzdecken zu trotzen, doch er war letztlich stärker. Morgen werden wir wahrscheinlich alle in jenem niesintensiven Zustand sein, in dem der arme Einheitskanzler bereits anreiste.

Dem Franken flog ein Insekt mit Tigerstreifen in den 2009er Saint Chinian, was eine gute Gelegenheit bot, den bereits getwitterten Kalauer von der „schusssicheren Wespe“ auch verbal noch einmal anzubrigen. Vorher hatte ich Ms. Columbo bereits erheitert mit diesem hier: „Kräuterdiplom bestanden – mit Basili cum laude“.

Wie man sieht, schafft es auch der schärfste Travemündener Wind nicht, uns die Albernheit aus den Hirnen zu blasen.


15 Juni 2012

Alle Wege führen nach …



„Nicht streiten, nicht streiten“, murmelt Kramer (l.) ohne hochzuschauen mantraesk vor sich hin, als der Franke (r.) und ich (m.) heftig diskutierend sein Büro betreten. „Nicht streiten.“

Wir gucken erst uns, dann ihn an, als habe der Papst öffentlich gestanden, er träume von einer Karriere als Strapsmodell bei Victoria’s Secret. Was ist bloß los mit dem Großcholeriker Kramer, der normalerweise hochgeht wie ein Chinaböller, selbst wenn gar niemand seine Zündschnur unter Feuer gesetzt hat? Ist er vielleicht nach dem Besuch eines Splatterfilms zum Pazifisten geworden?

Der Franke hat eine bessere Theorie. „Ich glaube, seine Freundin hat ihm was in den Kaffee getan“, sagt er. „Ja“, sekundiere ich nickend, „vielleicht Brom.“ Der Franke giggelt.

Kramer aber schaut mild hoch, als sei er jener Enkel, den Ghandi sich immer gewünscht hat. „Alle Wege“, sagt er leise, „führen nach Brom.“

Keine Pointe.


22 April 2012

Hauptsache nicht lila. Oder rosa.



Der Franke will sich eine Fitnessmatte anschaffen. Sein durch dekadenlange Fatal- und Fehlernährung (1. Fleisch, 2. Fleisch, 3. Wurst) erodierter Körper besteht anscheinend immer nachdrücklicher darauf, mal wieder auf Vordermann gebracht zu werden.

Das soll beim Franken zu Hause geschehen, mit Hilfe besagter Fitnessmatte. Zufällig hat Penny welche vorrätig, wie wir bei einer routinemäßigen Mittagspausenflanage feststellen. Allerdings sind die Matten lila. Eigentlich kein Problem im 21. Jahrhundert, doch: „Das ist eine Frauenfarbe!“, erregt sich der Franke, „ich laufe doch nicht mit einer lila Fitnessmatte durch die Stadt!“

„Warum denn nicht?“, gebe ich mich tolerant, „Ronaldo spielt sogar in rosa Fußballschuhen.“

Der Franke mustert mich, als hätte ich ihm gerade eine heimliche Vorliebe fürs Walzertanzen im Baströckchen gestanden. Denn gerade Ronaldo taugt ihm ganz und gar nicht als Rollenvorbild – unter anderem auch deshalb, weil zu befürchten steht, dass der Portugiese am Mittwoch gegen seinen FC Bayern in eben diesen rosa Fußballschuhen ein Tor erzielen wird. Oder zwei.

„Pah, Ronaldo!“, macht der Franke. „Bedenke“, höre ich mich plötzlich mit verdoppelter Verve Partei ergreifen für lila Fitnessmatten, „wichtig ist nicht, was die Welt über dich denkt, sondern was du über die Welt denkst.“

Dieser intelligent wirkende Satz – obzwar er gerade meinem eigenen Mund entfloh – erstaunt mich bass, habe ich doch kiezweit einen geradezu legendären Ruf als Pointenversemmler und Aphorismenverbasler. Außerdem gehe ich ganz stark davon aus, dass dieser Satz überhaupt nicht spontan von mir ersonnen, sondern lediglich reproduziert wurde. Doch wenn nicht, dann bin ich hiermit ganz schön beeindruckt von mir.

Wie auch immer: Wenn selbst ein solch tiefgreifender Appell ans fränkische Selbstbewusstsein nicht zum monstranzartigen Durch-die-Stadt-Tragen einer lila Fitnessmatte führt, dann bin ich mit meinem Latein am Ende.

Tja, und genauso ist es dann auch gekommen.


09 März 2012

Der Franke als Dackelschreck



Wir alle wissen seit vielen leidvollen Jahren, wie viel Angst und Schrecken der Franke unter ganz normalen Menschen zu verbreiten in der Lage ist – einfach nur dadurch, dass er seinen ethnisch bedingten Urinstinkten folgt.

Seit kurzem weiß das auch unser Verlagshund Frankie.

„Der Dackel“, schreibt Wikipedia, „zeichnet sich durch niedrige, kurzläufige, langgestreckte, aber kompakte Gestalt aus. Er ist sehr muskulös, mit aufrechter Haltung des Kopfes und aufmerksamem Gesichtsausdruck.“

Zweifellos alles ehrenvolle Eigenschaften, doch sie nützten unserem Dackel nichts, als der Franke es opportun fand, das gänzlich ahnungslose und bis dahin artbedingt zutrauliche Tier an beiden Vorderpfoten zu packen und ruckartig auf den Rücken zu schleudern.

Der Dackel quittierte das mit einem entsetzten (und entsetzlichen) Quieken, berappelte sich panisch und schoss davon wie Christian Wulff beim Anblick der Steuerfahndung.

Der Franke, von Tierfreunden in der Redaktion (also allen) schroff zur Rede gestellt, rechtfertigte sein Vorgehen damit, dieses bei einem Cockerspaniel bereits einmal erfolgreich praktiziert zu haben. Der habe zwar ebenfalls gequiekt, allerdings vor Vergnügen, und der Dackel solle sich bitte nicht so anstellen.

Es heißt ja immer, Hunde verfügten lediglich über ein Kurzzeitgedächtnis und hätten schon nach zehn Minuten wieder vergessen, dass man sie eben noch fürs Pieseln auf den Teppichboden ausgeschimpft hat (was bei Frankie auch stimmt), doch immer, wenn der Hund seither den Franken auch nur aus der Ferne sieht, wetzt er irren Blicks unter Schreibtische, hinter Heizungen oder bei Frauchen untern Rock.

Das wäre alles ja eher amüsant als schlimm; immerhin ist jede Strategie generell eine gute, welche die Gesellschaft des Franken auf ein Minimum reduziert. Doch leider nahm dieser volltraumatisierte Dackel tagelang jemand in Sippenhaft: mich.

Anscheinend identifizierte er mich als irgendwie frankenähnlich (in der Tat liegen unsere Geburtstage nur gut zwei Wochen auseinander) und entschied sich sicherheitshalber, Männern dieser Altersgruppe generell mit gesunder Panik zu begegnen.

Wenn Frankie mich also erblickte, wich er ebenfalls auf geradezu verletzende Weise vor meiner streichelwilligen Hand zurück, obgleich ich ihn noch niemals an den Vorderpfoten gepackt und ruckartig auf den Rücken geschleudert hatte. Erst ganz allmählich und dank meines übermenschlichen Einfühlungsvermögens gewann ich das Vertrauen dieses grundsympathischen Vertreters der Gattung Canis lupus familiaris zurück.

Der Franke hingegen ist aus Frankies Sicht weiterhin eine Persona non grata, und dafür bewundere ich ihn insgeheim schon ein wenig. Also den Dackel.

Wikipedia schreibt übrigens auch, dass in Brasilien Dackelfelle zum Bespannen von Reibetrommeln verwendet werden, aber im Grunde tut das an dieser Stelle überhaupt nichts zur Sache. Und Frankie sollte das besser auch nie erfahren.


16 Februar 2012

Ein ungenehmes Lob



Da der Franke mir noch zehn Euro schuldet, übernimmt er im Voltaire die Rechnung für uns beide. „Er hat heute seine Spendierhosen an“, falschinformiere ich aus Jux und Dollerei die Bedienung, „und das könnte ruhig öfter passieren.“

Dem Franken ist dieses in aller Öffentlichkeit geäußerte Lob spontan zutiefst zuwider. „Der redet Unsinn!“, wendet er sich nun seinerseits richtigstellend an die Bedienung, „gestern hat er mir zehn Euro geliehen.“

Die Frau schaut erst ihn an, dann mich – und beschließt, ein unsicheres Lächeln sei die beste Maßnahme, mit diesem merkwürdigen Dialog umzugehen.

„Mann“, wende ich mich an den Franken, „jetzt hättest du mal richtig Punkte sammeln können!“ „Pah, Punkte sammeln …“, murrt er allerdings mit jener spezifisch unnachahmlichen Unwirschheit, die seiner Ethnie naturgegeben eigen ist.

Als wir hinausgehen, frage ich mich, was die Bedienung gerade über uns denkt. Aber eigentlich möchte ich das lieber gar nicht wissen.

PS: Aus sich abzeichnendem Mangel an weiteren Verwendungsgelegenheiten gibt es heute einfach ein weiteres Alstereisbild. Kritik an dieser bewussten Fehlillustration möchte ich allerdings nicht hören.


08 Februar 2012

Blutwurst oder Pilzrisotto



Drei Prozent aller Suchanfragen, die Menschen aus den Weiten des Internets an diesen kuscheligen Ort führen, bestehen aus der Trias „fahrrad geklaut reeperbahn“. Füttert man mit dieser Wortkombination wiederum Google, landet mein Blog bei den Ergebnissen auf Rang 7, zwei Plätze hinter bild.de.

Das alles riecht für Sie gewiss jetzt allerdeutlichst danach, als sei mein Fahrrad schon wieder gestohlen werden, doch das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, es ist noch da.

Und nicht nur das: Weder die liebreizende Torpedo-3-Gang-Nabenschaltung noch die Bremsen sind auch nur minimalst eingefroren. Zur Belohnung für diese unerschütterliche Trutzigkeit bewege ich die treue Seele täglich unverdrossen durch den knackigen Hamburger Frost gen Büro und zurück.

Als ich vergangene Woche ein einziges Mal wegen eines akuten Anfalls von Einmummelphobie damit aussetzte und per S-Bahn anreiste, musste ich mir vom Franken ein begeistert hervorgebrülltes „DU WEICHEI!“ anhören, was er seither immer mal wieder hervorkramt, wenn ihm langweilig ist. Und das scheint recht oft der Fall zu sein.

Übrigens nennt er mich auch dann Weichei, wenn ich mir mittags im Voltaire – das tragischer- und unzumutbarerweise am 25. Februar dicht macht – Pilzrisotto bestelle. Dabei hatte ich vorsorglich und demonstrativ mit der angebotenen französischen Blutwurst kokettiert.

Apropos: Sucht man bei Google nach der Wortkombination „blutwurst reeperbahn“, landet dieses Blog bereits vor Veröffentlichung des vorliegenden Textes auf Platz 2, während von bild.de m-e-i-l-e-n-w-e-i-t nichts zu sehen ist.

Das macht mich fast ein wenig stolz.
Zum Glück aus unerfindlichen Gründen.

26 Januar 2012

Die Truthahnschlacht von Unterfranken

Erst heute rückt der Franke mit einer Geschichte raus, die sich bereits während seines Weihnachtsurlaubs zugetragen hat und der Welt natürlich schon längst hätte bekanntgegeben werden müssen. Denn Unfassliches war geschehen.

In der Zeit zwischen den Jahren frönt der Franke traditionell ganz besonders den leiblichen Genüssen, und so kam es zu einem für seinen Volksstamm typischen Wettbewerb, dem er sich nur allzu gerne stellte. Es ging darum, wer im Verlauf eines dreistündigen Gelages am meisten Gewicht zuzulegen in der Lage war, wobei alle Formen oraler Zufuhr erlaubt waren und die feste Basis aus einem kapitalen Truthahn bestand.

Der Franke schüttete also begleitend und unter sorgfältiger Verkneifung jeglichen Besuches sanitärer Anlagen famose Mengen Bier in sich hinein und flankierte diese Tätigkeit mit – wie ihm schien – ausreichenden Unmengen von Truthahnteilen.

Einer seiner Konkurrenten bei diesem Schreckensmahl der Maßlosigkeit – es handelte sich um einen aus Sicht des gelernten fränkischen Gourmands total unterqualifizierten Halbspanier – nickerte zwischendurch sogar auf dem Sofa ein, was den Franken fast platzen ließ vor Siegessicherheit.

Übergroß war allerdings seine Bestürzung, als seine nach drei Stunden amtlich ermittelte Zunahme um beeindruckende 1,4 Kilogramm nicht einmal im Entferntesten ausreichte, den Kampf mit dem Semiiberer für sich zu entscheiden. Nein, der Nickermann vom Sofa toppte ihn um fast ein halbes Kilo.

„Dabei war das ein Halbspanier!“, zeigt sich der Franke noch immer rechtschaffen fassungslos über diese Anmaßung einer im Sinne des ausgetragenen Wettbewerbs unterentwickelten Ethnie. Und nicht nur das: Dem Franken war es nicht einmal gelungen, wenigstens Platz zwei zu erringen.

Dort rangierte – eine Düpierung ohnegleichen! – eine Frau. „Aber nur“, versuchte der Franke vergeblich das Desaster zu beschönigen, „weil die Zunahme prozentual in Relation zum Körpergewicht gemessen wurde!“

Das alles erzählte der noch immer sichtlich erschütterte Profivertilger mittags im Voltaire, während er die zweite Ladung mit Eisbein veredeltem Erbseneintopf in sich hineinschaufelte wie ein Walhai vier Tonnen Krill.

Um es also nach diesen etwas gewundenen Ausführungen noch einmal ganz klar zu sagen: Der Franke hat verloren.


Beim Essen.
Beim Vielessen.
Er wird alt.

PS: Da mir diese Geschichte nur zugetragen wurde, konnte ich die Truthahnschlacht von Unterfranken natürlich nicht fotografisch dokumentieren. Daher mag das abgebildete, aus einer Rohrlampe lugende Etwas, welches in unmittelbarer Nähe der Bürotür des Franken tagein, tagaus Wache schiebt, zur Illustration genügen.


22 Januar 2012

Am nördlichen Weißwurstäquator



Zweimal im Jahr lädt der Franke in seine Butze nach Eimsbüttel, um eine ausgewählte magenstarke Klientel mit einer Fußballübertragung in HD und fränkischen Weißwürsten zu beglücken. Wir kommen vor allem wegen der Weißwürste, lassen den Franken aber im Glauben, es läge am HD.

Diesmal ist auch der Syrer dabei, der nicht nur
FC-Bayern-Fan und davon überzeugt ist, dank transzendentaler Meditation irgendwann fliegen zu können („Ich bin halt noch nicht so weit!“), sondern auch Weißwürste für ein Werk des Teufels hält.

Übrigens denkt er das erstaunlicherweise nicht über harte Alkoholika, die einem – in ausreichender Quantität inkorporiert – das Hirn wegpusten, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls bekaut der Syrer statt Weißwürsten munter wurstförmigen Seitan, lehnt aber gleichwohl unser Mitleid schroff ab.

Die Weißwürste, an denen wir anderen vier Esser uns wohlig laben, sind übrigens erstaunlicherweise original hamburgischer Herkunft – eine Tatsache, welche die drunten auf der heimischen Krume verbliebene Schwester des Franken telefonisch scharf missbilligt.

Er aber kann mit dem deutschen Meistertitel der liefernden Metzgerei Rose kontern. Bei diesem Wettbewerb schlug die Metzgerei Rose alle anderen angereisten Weißwürste souverän aus dem Rennen, auch und zuvörderst fränkische.

Die Schwester soll diese Botschaft stark getroffen und sich daraufhin, so rekapituliert es der Franke, auf die als Beilage gereichten Brezeln eingeschossen haben, die in Hamburg mit Sicherheit nur „labberich und schmierich“ geraten könnten. Und diese Mutmaßung konnten wir offen gesagt voll und ganz verifizieren.

Zurück zu den Weißwürsten, genauer gesagt: zur Technik der Verzehrvorbereitung. Ich dachte immer, ich zutzelte sie ordnungsgemäß, doch sowohl der Franke als auch der süddeutschlanderfahrene A. verlachten mein eifriges Tun als simples Pellen.

Dass ich offenkundig das liebreizende Verb „zutzeln“ (welches meine automatische Rechtschreibkorrektur verzweifelt in „hutzeln“ umzuschreiben versucht) semantisch seit Jahren missgedeutet habe, schlug mir eine tiefe Wunde, die zum Glück durch die ganzen Gladbacher Tore gegen den FC Bayern wieder vollends geheilt werden konnte.

Dem Franken und dem Syrer ging es übrigens genau umgekehrt.


12 Januar 2012

Die Tatterattacke



Heute stieß der Franke beim vergeblichen Versuch, mit Hilfe einer Metallzange Amaretti auf die Untertasse zu legen, zweimal hintereinander seine Espressotasse um, so dass sich beider Inhalt durchaus ästhetisch über den Holztresen ergoss.

Da die Kaffeebar, wo sich das erbarmungswürdige Schauspiel begab, nur Menschen mit Behinderungen beschäftigt, muss man diese Tatterattacke wohl als ernsthaftes Stellengesuch des Franken interpretieren.

Wenn sie ihn einstellen, ist dieses Blog am Ende. Drücken wir also alle

gemeinsam die Daumen.

Oder lasset uns beten.