31 Dezember 2020

Der 16. offene Brief zu Silvester (Corona-Edition)

Liebe Anwärter auf den Darwin-Award,

nachdem ich seit nunmehr fünfzehn langen Jahren jeweils zum Jahresende an Sie appelliere, doch bitte auf das Wegsprengen Ihrer Gliedmaßen zu verzichten und es nie auch nur ein klitzekleines Bisschen was nutzte; nachdem sogar meine späte Erkenntnis, dass dieser Appell fünfzehn niederschmetternde Jahre lang ein Kontraindikator war, Sie sich also umso trotziger Arme, Beine, Augen, Ohren und Schniedel wegsprengten, je eindringlicher ich Sie bat, das doch am besten zu unterlassen, und ich Sie aus diesem Grunde im vergangenen Jahr erstmals sogar ausdrücklich genau dazu ermunterte, um – so die wilde Hoffnung – damit zum Kontrakontraindikator zu werden (Effekt: null); nach all diesem fruchtlosen Machen und Tun meinerseits hat nun endlich die Bundesregierung höchstselbst das Verfahren an sich gezogen.

Nach dem Studium aller Silvestereinträge dieses Blogs seit 2005 rang sich das Kabinett – dank eines eindringlichen Vortrags des gebenedeiten Gesundheitsministers – einstimmig dazu durch, Ihnen, den störrischen Holzköpfen mit zurzeit noch allen Gliedmaßen, einfach die Grundlage Ihres hirnrissigen Tuns zu entziehen und den Verkauf und Gebrauch von Böllern und Ähnlichem zu verbieten.

Natürlich kann jemand wie die Regierung schlecht zugeben, dieses Verbot nur aufgrund der Lektüre meiner fünfzehn Silvesterappelle verhängt zu haben. Deshalb führt sie ersatzweise und der Einfachheit halber den wohlfeilsten aller diesjährigen Gründe dafür an: Corona!

Nun, ich, der ich als zweiten Vornamen Bescheidenheit im Pass stehen habe und als dritten Demut, verzichte gern auf solche Meriten oder gar das Bundesverdienstkreuz; darauf warte ich gern noch ein paar Jahre, wenn der Staub sich gelegt hat. 

Nein, mir geht es ausschließlich um die Sache, nämlich den Fortbestand Ihrer Extremitäten, ob oben, unten oder in der Mitte. Sollte es Sie also wirklich auch dieses Jahr wieder zerfetzen, dann weiß ich echt nicht mehr.

Es grüßen Sie jedenfalls hoffnungsfroh bang

Matt und Jens

Foto: Gruppe anschlaege.de




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