15 Oktober 2012

Um elf Cent reicher

Das Fahrrad immer draußen vor unserem Haus anzuschließen, führt nicht nur dazu, dass es regelmäßig – der Schnitt beträgt etwa drei Jahre – gestohlen wird. Erheblich öfter dient es als Ablagefläche, wobei Sattel und Gepäckträger ungefähr gleich oft die Leidtragenden sind.

Meist sind es Getränkebehälter, die halb oder ganz ausgetrunken auf meinem Fahrrad abgestellt werden. Neben Bierbüchsen fand ich auch schon mehrfach Plastikbecher mit gelblichen Flüssigkeiten vor, bei denen ich stets hoffte, es möge sich doch bitte um Limonade handeln. Überprüft habe ich es freilich nie, auch olfaktorisch nicht.

In Western oder Krimis der 70er hätte der breitkrempig behütete Held in einem solchen Fall die Augen zu Schlitzen verengt, einen Finger in den Becher getunkt, dann dran geleckt und gesagt: „Urin. Es ist Urin.“

Aber das hier ist das 21. Jahrhundert, wir sind auf St. Pauli, solche Sachen müssen unbedingt ungeklärt bleiben.

Halbaufgegessenes Fastfood ist ebenfalls eine beliebte Hinterlassenschaft, die mein Fahrrad geduldig aufbewahrt, bis Herrchen es morgens losschließt. Neulich lagen sogar mal zwei Münzen auf dem Sattel, ein 10- und ein 1-Cent-Stück. Herzlichen Dank.

Das neuste Geschenk vom Universum war ein grauer Wollschal von gar nicht mal unbescheidener Provenienz, der achtlos um den Lenker geschlungen war. Er schien mir ob seiner Qualität nicht geeignet für den nur wenige Meter entfernten Mülleimer, in den ich sonst alles entsorge, was ich auf dem Rad vorfinde (bis auf die elf Cent).

Deshalb fasste ich ihn mit spitzen Fingern an und drapierte ihn auf dem Lenker des Nachbarfahrrads. Dafür möchte ich mich hiermit unaufrichtig entschuldigen.


8 Kommentare:

  1. Danke für den tollen, kuscheligen Schal.

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  2. Dafür nöch. Ich hoffe, Sie haben ihn vorher gewaschen.

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  5. Ich glaube, ich hätte schon längst einen Stell- oder Hängeplatz für mein Fahrrad im Wohnraum geschaffen. Trotz der 13 Cent.

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  6. Wäre gar nicht nötig: Das Fahrrad ist mühelos in unserer Wohnung unterzubringen. Ich bin nur zu faul, es jeden Tag in den zweiten Stock zu schleppen. Jetzt wissen Sie’s.

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  7. Ok, Faulheit ist ein Argument. Kann ich nachvollziehen. Wäre vermutlich auch mein einzig wahrer Grund.

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  8. Bzgl. Chauffeur Ricky & urban gardening - schön, daß Spam nun auch eine Kunstform sein kann.

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