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27 Februar 2019

Ein Mops namens Matt


Als ich mich gestern auf einer sonnenüberfluteten Alsterbank liebevoll meinem Mittagspausenbrot widmete, drang plötzlich ein herrisches „Thomas: nicht! THOMAS!!!“ an meine Ohren. Ich drehte mich um, um zu schauen, was der angeherrschte Herr wohl angestellt haben möge. Allerdings erblickte ich zu meiner nicht kleinen Überraschung kein Menschenmännchen, sondern einen Hunderüden, eine zottelige Straßenstrichmischung von grundsympathischem Äußeren. 

Das war also Thomas.

Ich dachte mir nicht allzu viel dabei, vermutete ein vielleicht etwas verpeiltes Frauchen, das in Form einer Haustierbenennung vielleicht einer verlorenen Liebe nachtrauerte oder ihr aus Rache ein Hundeego andichtet. Dann widmete ich mich wieder liebevoll meinem Mittagspausenbrot. Und vergaß Thomas.

Heute Mittag saß ich wieder – dem Jahrhundertfebruar sei Dank – auf einer sonnenüberfluteten Alsterbank, als sich eine knautschgesichtige Bulldogge oder so etwas Ähnliches (ich kenne mich damit nicht so aus) nach meinem Geschmack etwas zu sehr für mein Mittagspausenbrot zu interessieren begann. Doch schon erscholl aus dem Off eine Frauenstimme: „Charlotte! Hierher! CHARLOTTE!!!“

Eine knautschgesichtige Bulldogge namens Charlotte also. Okay. Als ich abends Ms. Columbo von diesen beiden Fällen berichtete und andeutete, ich sei da möglicherweise einer ganz großen Sache auf der Spur, nämlich Hunden mit Menschenvornamen, winkte sie nur ab. Das sei ein Trend, der längst thematisiert sei, sogar schon auflagenstark im Spiegel oder dergleichen.

Ich habe also wieder einmal etwas nicht mitgekriegt. Zumindest aber kann ich hiermit diesen Trend, von dessen Allgemeinbekanntheit ich dank Ms. Columbo soeben erfuhr, aus persönlicher Anschauung vollauf bestätigen. Ja, auch an der Alster laufen Hunde herum mit Menschenvornamen. 

Allerdings darf, ja muss man sich schon fragen, was aus bewährten Modellen wie Bobby, Rex oder … ähem … Blondi geworden ist, was diese über Jahrhunderte pass- und zielgenau gewählten Hundenamen denn wohl falsch gemacht haben, dass sie plötzlich durch Thomas, Charlotte oder – Gott bewahre! – Matthias ersetzt werden.

Andererseits: Ein Mops namens Matt hätte ja schon Charme. Da wär ich tolerant.






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24 Januar 2019

Wo ist der Schlurfer?

Immer morgens gegen viertel nach neun stehe ich mit dem Rad an der Mörderkreuzung Alsterglacis/Alsterufer und warte darauf, dass das Heer der Feinstaubförderer widerwilig innehält, um mich die Mörderkreuzung überqueren zu lassen. Und jeden Morgen gegen viertel vor neun, wenn ich dort eintreffe, kommt just ein schiefer, bärtiger Bettler mit Krücke auf dem Grünstreifen zwischen den beiden zweispurigen Rennstrecken herangeschlurft. Sein Job beginnt anscheinend zur gleichen Zeit wie meiner. 

Wenn ich nachmittags gegen viertel nach drei (gelobt sei der Teilzeitjob!) auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung dann erneut aufs Innehalten des Heers der Feinstaubförderer warte, passiert erstaunlicherweise genau dasselbe: Der Bettler schlurft auf dem Mittelstreifen Richtung Ampel – ganz so, als käme er just aus seiner (späten) Mittagspause und nähme seine Arbeit wieder auf. Der schlurfende Humpler und ich: Wir sind offensichtlich verschränkt wie Zwillingstquanten, die der geisterhaften Fernwirkung unterliegen. 

Diese verblüffende Verbindung nahm ich monatelang als gegeben hin, ohne mich groß zu wundern. Wir haben halt beide einen 9-to-3-Job, dachte ich mir, nur halt in unterschiedlichen Branchen. (Und ich könnte nicht mal sicher sagen, wer mehr verdient.) 

Neulich aber verschob sich meine Nachmittagsankunft an der Mörderkreuzung durch Umstände, die hier nichts zur Sache tun, um mehr als eine Stunde. Es war also nicht viertel nach drei, sondern gegen halb fünf, als ich dort eintraf. Und welcher Anblick bot sich mir? Sie ahnen es: Der schiefe, bärtige Bettler schlurfte erneut auf dem Mittelstreifen Richtung Ampel. 

Kam er etwa gerade aus der Kaffeepause, die dann allerdings einen unzureichenden Abstand zum späten Lunch gehabt hätte? War vielleicht die geisterhafte Fernwirkung, die dafür sorgte, dass wir immer gleichzeitig an der Mörderkreuzung Alsterglacis/Alsterufer eintrafen, auf unheimliche Weise realer, als es die Naturgesetze erlaubten? 

Ich war verwirrt, ja fast verstört. Bis mir die Lösung dämmerte. Der fleißige Mann schlurfte nicht etwa nur zweimal täglich immer dann heran, wenn ich mich auf dem Fahrrad ebenfalls dem Ort des Wunders näherte, sondern absolvierte sein Schlurfen auf dem Mittelstreifen unablässig, den ganzen lieben langen Tag lang, immer hin und her. Wenn die Autoschlange zum Halten kam, humpelte er sie bettelnd ab, Wagen für Wagen, und wenn sie sich wieder in Bewegung setzte, schleppte er sich auf seiner Krücke zurück zur Kreuzung – wo er mir ins Blickfeld geriet. 

Es wäre demnach völlig egal, zu welcher Uhrzeit ich dort einträfe: Mir böte sich zuverlässig das immergleiche Bild, solange meine Arbeitszeit kürzer wäre als seine und von dieser zeitlich gleichsam umschlossen würde.

Der Mann arbeitete also hart, tagein, tagaus, wahrscheinlich sogar ganz ohne Mittags- und Kaffeepause. Dass ich ihm arglos solche Vergünstigungen unterstellt hatte, weckt nun in mir ein Gefühl der Scham. Von wegen 9-to-3 – wahrscheinlich 7-to-7! Wenn das mal reichte!

So war also dieses Rätsel gelöst. Doch seit einigen Tagen gibt es ein neues: Der Mann ist nämlich verschwunden. Weder morgens noch nachmittags taucht er auf. Wo ist er bloß – von seinem rumänischen Clan nach Lüneburg versetzt? Erkrankt, verletzt? Oder hat er nach jahrelangem 7-to-7-Einsatz an der Mörderkreuzung Alsterglacis/Alsterufer schlicht seine Schäfchen im Trockenen?

Ich weiß jedenfalls nicht recht, ob ich mich freuen oder sorgen soll. 
Eins aber weiß ich sicher: Diese Kreuzung ist nicht mehr dieselbe. 


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17 November 2018

06 September 2018

Die Bilder des Monats


Während die Welt sich mehrheitlich darauf geeinigt hat, dass Männer gefälligst im Sitzen zu pieseln haben, fordert das Café Caravela unsereins schon beim Betreten der Örtlichkeit zum Gegenteil auf. Mit den Reinigungskräften war das gewiss nicht abgestimmt. Entdeckt in den Colonnaden.



Nannte man das früher nicht „Praxis für Schönheitschirurgie“? Schön, dass man hier wieder auf ein putziges einheimisches Wort zurückgreift, wenngleich man es versäumte, den Deppenbindestrich zu vermeiden. Aber man kann nicht alles haben. Entdeckt in Eppendorf.


Wer anhand dieser Takelage das zugehörige Segelschiff korrekt identifizieren kann, kriegt einen Bommerlunder ausgegeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, und nicht mitspielen darf Amerigo Vespucci. Entdeckt an den Landungsbrücken.



Letzte Sommertage an der Außenalster. Bald werden Sie diesbezüglich hier Niesel- und Nebelbilder vorfinden.



Entdeckt auf dem Schlachthofflohmarkt. Apropos passgenau:


Ich stelle mir gerne vor, dass dieser Käfer stundenlang ruhelos über den Kiez karriolte und trotz einer Vielzahl von Parkmöglichkeiten (bitte lachen Sie JETZT) solange weitersuchte, bis er einen ästhetisch perfekt passenden Abstellplatz entdeckt hatte. Und siehe, es war gut. Entdeckt in der Seilerstraße.



Das Schild hat Recht, wahrscheinlich sogar in beiderlei Hinsicht. Entdeckt im Niendorfer Gehege.



Weiß irgendjemand, wozu dieser Automat gut ist? Was er ausspucken würde, würfe man Münzen ein? Wo überhaupt der Einwurfschlitz ist? Wo das Ausgabefach? Und ob das überhaupt ein Automat ist? Jedenfalls steht das Ding mit dem perfekten Unterbau natürlich auf dem Kiez, nämlich vor der Toilette des Sommersalons auf dem Spielbudenplatz, und es gäbe keinen besseren Ort dafür.



Kräne gab es hier schon lang nicht mehr. Grund genug.



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12 August 2018

Viermal typisch Kiez


1. 

Vor der Spielhalle Novolino stemmt sich eine verwitterte aschblonde Frau aus ihrem Rollstuhl, dreht sich um und schiebt ihre Hosen runter. 

Dann beugt sie sich nach vorne, stützt die Arme auf den Lehnen ihres Gefährtes ab und entleert sich auf den Gehweg. Ihr  Hintern schimmert kalkweiß in der Morgensonne. Später sitzt sie wieder in ihrem Rollstuhl und kümmert sich ausgiebig um ihr rechtes Bein. Der Fuß fehlt. 

2. 

Ein Polizist jagt per pedes einen fliehenden jungen Mann mit blonden Haaren über den Gehweg an der Seilerstraße. Der Peterwagen, aus dem der Polizist zwecks Verfolgung heraussprang, braust rückwärts die Straße runter Richtung Hamburger Berg, den beiden hinterher. 

Als hätte ich eine funktionierende Kristallkugel, so sehe ich vorm geistigen Auge schon voraus, was unweigerlich gleich kommen muss und dann auch exakt so kommt: In dem Moment, als der Wagen auf Höhe des Fliehenden ist, stürzt der Mann blind vor Panik zwischen zwei parkenden Autos hervor auf die Straße – und wird vom Polizeiauto umgefahren. Er fliegt hart auf den Asphalt und bleibt regungslos liegen, zusammgekrümmt wie ein Säugling. 

Der Verfolger beugt sich über ihn und ruft irgendetwas, sein Kollege springt aus dem Wagen und stellt sich dazu. Alles Weitere entzieht sich meiner Kenntnis. 

3. 

Bei der Verlosung des Rechts, eine Dauerkarte für den FC St. Pauli erwerben zu können, bin ich wie jedes Jahr leer ausgegangen. Also checke ich kurz vor Beginn des Heimspiels gegen Darmstadt 98 vorm Millerntorstadion die Schwarzmarktpreise. 

Anbieter sind paradoxerweise meist jene, die ein Schild „Suche Karte“ hochhalten. Mit zweien davon komme ich ins Gespräch, beide flüstern. Einer will 70 Euro, ein anderer 80. Ich mag meinen Sky-Decoder. 

4. 

Irgendjemand spielt im Innenhof dumpf pumpenden Techno, und zwar mitten in der Nacht, es ist bereits nach zwei. Einige Minuten lang liege ich da und warte darauf, dass der stoisch monotone Beat aufhört. 

Schließlich steige ich genervt aus dem Bett und taste mich im Dunkeln zum Schlafzimmerfenster, um das Oberlicht zu schließen. Doch es ist bereits zu. 


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03 Juni 2018

Er macht mich ECHT fertig!

Der holländische Käseshop, der sich seit Dezember 2016 (als ich erstmals dort vorstellig wurde) beharrlich meinem Angebot, seinen rührend katastrophalen Newsletter zu korrigieren, verweigert (die traurige dreiteilige Geschichte meiner Zurückweisung und ihrer Folgen finden Sie hier), verfolgt weiterhin eine höchst düpierende Strategie: 

Er macht mich fertig. 
Mit jedem Newsletter, jeder Mail, jeder Onlineausgabe. 
Immer wieder aufs Neue. 
Mehrfach monatlich.

Als neusten Coup hat er sich nun eine an Un- und Wirrsinn nicht zu überbietende Übersicht der holländischen Käsemärkte einfallen lassen. Diesen übelriechenden Haufen vergammelter Separatorensemantik dokumentiere ich unten mithilfe beweiskräftiger Bildschirmfotos, sonst wäre das ja definitv nicht zu glauben. Selbst für die hartgesottenen Nerds nicht, denen es seit Jahren nicht gelingt, den Google-Übersetzer ordentlich zu programmieren.




Sollten Sie, meine Damen und Herren, in der Lage sein, die in diesen Screenshots des Schreckens dokumentierte Riesenhalde aus Sprachpartikelmüll in verständliches Deutsch zu verwandeln, gehören Sie hierzulande wahrscheinlich zu den Gebenedeiten unter den Sprachkünstlern und sollten künftig James Joyce übersetzen. Beginnen Sie bitte mit „Finnegan’s Wake“.

In diesem Fall bewerben doch bitte unbedingt SIE sich beim Käseshop um den Korrektorenjob. Auch wenn er, wie ich mithilfe einer Antwortmail mühelos nachweisen könnte, noch niemals ausgeschrieben wurde.

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02 April 2018

Frikadellen mit Baby

Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber manchmal sehne ich mich nach jenen seligen Zeiten zurück, als nur Deppenbindestriche meinen Alltag beeinträchtigten.

Inzwischen sind sie großflächig verdrängt worden durch etwas sehr viel Schlimmeres: das brutalstmöglich Komposita meuchelnde Deppenleerzeichen

Anscheinend handelt es sich bei diesem Phänomen um eine so dumpf- wie stumpfsinnige Fehlentlehnung aus dem Englischen, welche auf deutsche Wörter indes wirkt wie ein Handshake von Nitro und Glyzerin.

Ein einziger Sonntagsspaziergang reichte, um mir bewusst zu machen, dass längst alles zu spät ist. Es regiert allerorten der Hirnriss; er hat jede Semantik ersatzlos verdrängt. Was mir bleibt, ist nur noch die Dokumentation der Katastrophe. Aus Ordnungsliebe folgen unten einige wenige Beispiele aus der Sphäre der Gastronomie und Backstuben – aus dem Bereich der Kulinarik im weitesten Sinne also, dessen Vorreiterrolle bei dieser Entwicklung unbestreitbar ist.

Diese Behauptung finden Sie vielleicht unhaltbar, doch ich kann sie beweisen. Denn schon im Jahr 2007 (!) stellten die ersten Deppenleerzeichen ihr kleines mieses Nichts öffentlich zur Schau, wie mein historischer Eintrag „Brat Kartoffeln, aber pronto!“ dokumentiert.

Inzwischen stolpert man an jeder Ecke, auf jeder Speisekarte, in jedem Kiosk mit Verzehrmöglichkeit auf diese Minisprengsätze, denen Tag für Tag unzählige Worte zum Opfer fallen. Nehmen wir das Beispiel oben, verbrochen von der Brötchenhökerkette Backhuus: Es bietet „2 Butter“ an. Meint es damit Stücke? Und wenn ja, vielleicht ein halbes Pfund schwere? Das Backhuus will das an dieser Stelle noch nicht verraten, reicht dazu aber immerhin ein Croissant, damit man die 2 Butter draufschmieren kann.

Der Kumpirladen in der Nähe lässt uns die Wahl zwischen Jäger und Balkan. Wer sich nach heftigem Kopfkratzen für den einen oder anderen entschieden hat, erhält zur Belohnung Sauce. Aber welche? Der Kumpirladen möchte sich da lieber nicht festlegen.



Sehr nützlich dagegen das Angebot des Restaurants Tiffany am Neuen Wall: Es serviert „Frische Nordsee“. Als Hamburger müsste man andernfalls – gäbe es das Tiffany nicht – rund 80 Kilometer weit fahren, um in den Genuss frischer Nordsee zu kommen. Das spart also ganz konkret Sprit.



Geradezu kriminell agiert hingegen das Kleinhuis, ein sich zunächst harmlos gebendes Restaurant an der Esplanade. In Wahrheit aber frönt es unverhohlen dem Kannibalismus – und setzt Frikadellen mit Baby auf die Speisekarte. Müsste hier nicht unverzüglich die Mordkommission eingreifen?



Mit der werde auch ich es wohl bald zu tun bekommen – und dann auf Unzu Rechnungs Fähigkeit plädieren. Aus Grün den.


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23 März 2018

The Käseshop rides again

Während mein liebster holländischer Käseshop sich weiterhin dagegen sperrt, seine Texte von mir korrigieren zu lassen, prasseln die fehlergespickten Newsletter unablässig weiter auf mich hernieder wie nadelspitze Kaskaden aus Spott und Häme. 

Damit mein Leid zum nicht nur doppelten, sondern vielfachen Leid wird, werfe ich Ihnen mal wieder die jüngste Sammlung vor die Füße. Leben Sie damit!

Hätten Sie z. B. gewusst, dass man es einem Käse anschmeckt, wenn er fürs Weltkulturerbe kandidiert? Ich auch nicht.



Enthält die Beemster-Passage immerhin noch so etwas wie Semantik, geht der Käseshop mit den folgenden Botschaften wirrsinnstechnisch aber so was von in die Vollen:




Während der Shop ja meine Mithilfe verschmäht (Sie sehen, ich bin immer noch nicht darüber hinweg), engagiert er anderweitig munter Hilfskräfte, darunter sogar einen waschechten MONAT:



Wäre ich zum Korrektor geadelt worden, so hätte natürlich auch die falsche Schreibweise unseres engen aquatischen Verwandten, des Narwals, niemals das Licht der Weltöffentlichkeit erblickt. Aber so schon:



Etwas besser als mit Meeressäugetieren kennt der Käseshop sich augenscheinlich mit Methoden der Haltbarmachung seines Milchproduktes aus. Zumindest nehme ich an, dass es in der folgenden Passage um irgendetwas in der Art geht:



Herzallerliebst, dieses verschmitzt um Nachsicht für vergangene Fehlleistungen bittende Augenzwinkern am Ende der Vakuumpassage, finden Sie nicht? 

Die immense Breite des Sortiments soll uns wohl mit den wuchtigen ersten vier Worten des folgenden Newsletterauszugs verdeutlicht werden – zumindest interpretiert sie so der weltweit kompetenteste Käseshopchefexeget von ganz St. Pauli:



Und aus all diesen Gründen fiele mir auch kein besseres Schlusswort ein als eins, das der Käseshop selbst schon nonchalant in petto hat:




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05 März 2018

Fundstücke (227)

Natürlich könnte man dasselbe Tagesgericht theoretisch auch eine ganze Woche lang auf die Karte setzen, aber wäre es dann nicht ein Wochengericht? Aber was weiß ich schon.

Entdeckt im Fenster eines türkischen Restaurants am Paul-Nevermann-Platz.



20 Februar 2018

Flaschenwerfen ganz legal


Auf allen Altglascontainern an der Louise-Schroeder-Straße an der Grenze von St. Pauli zu Altona kleben unter den Hinweisen zum Verwendungszweck weiße Zettel, die bei mir zunächst als pfiffige Werbung für ordentliche Mülltrennung durchgingen.

Denn die Behauptung „Hier droht bei Flaschenwurf keine 3,5 jährige Haftstrafe“ ist ja – trotz des unverzeihlichen, die Aussage stark überlagernden Deppenleerzeichens – eine durchaus richtige. Und als clevere hanseatische Werbeagentur, die endlich einmal einen städtischen Auftrag an Land gezogen hat, traut man sich natürlich was und ermuntert unsereins einfach mal per Anspielung auf Ereignisse vom vergangenen Juli zu farbkorrekter Altglasseparierung.

So weit, so gut, so nachvollziehbar. Skeptisch stimmte mich allerdings das künstlerische Niveau des Entwurfs. Ich konnte und kann keine Gestaltungshöhe im eigentlichen Sinne feststellen. Nein, so was wäre bei Jung von Matt krachend an der internen Qualitätskontrolle gescheitert.

Gewissheit über die Urheberschaft der Aufkleber verschaffte mir dennoch erst das Aufsuchen der am unteren Rand abgedruckten Webseite. Der Zettel stammt also von G20-Gegnern, die auf diese Weise ihre Solidarität mit Inhaftierten vom Juli 2017 demonstrieren wollen.

Gleichwohl hätte, wie mir scheint, auch die Stadtreinigung mit etwas Hilfe einer hiesigen Werbeagentur diese Klebeaktion wagen können – zum Beispiel in einem Anfall augenzwinkernden Sarkasmus’. Das soll ja selbst in Beamtenkreisen vorkommen.

Übrigens sollten Sie die angegebene Webseite nur dann besuchen, wenn Sie starke Nerven haben. Auch dort wird nämlich dem bereits auf den Altglascontainern dokumentierten Hang zu Deppenleerzeichen schamlos nachgegeben („G20 Aktivisten“).

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22 Dezember 2017

„Body to body?“

Es ging schon mit einer Panne los. Das Thaistudio, für das ich mir via Groupon einen Massagegutschein über zwei mal eine Stunde gegönnt hatte, war einfach nicht zu finden. Die Straße wies nicht einmal die genannte Hausnummer auf. 

Fünf Minuten vorm Termin hatte ich genug von der Suche und rief dort an. Ja, stimmt, die auf dem Gutschein genannte Hausnummer sei falsch, richtig hingegen die ??a. Okay. Ich wechselte die Straßenseite und betrat einen trostlosen Hinterhof. Das Auffälligste an dem zweistöckigen Backsteinflachbau, in dem das Massagestudio eine Etage gepachtet hatte, war die eminente Pfütze davor, die sich schamhaft in mehreren Flussarmen zu verflüchtigen versuchte. Das weckte heimatliche St.-Pauli-Gefühle.

Auf dem Klingelschild stand „MASSAGE“. Ich stieg zwei Treppen hoch. Eine freundlich lächelnde kugelrunde Studiomutti wies mir ein Zimmer zu und bat mich zu warten. Mich wunderte, dass ein französisches Bett den Raum dominierte und keine Massageliege, aber was weiß ich schon. Ich fragte nach der Toilette und wurde durch einen Flur hingeführt. 

Dort die nächste Erstaunlichkeit: ein derart hoch an die Wand montiertes Pissoir, dass man schon die lichte Höhe eines Vladimir Klitschko hätte haben müssen, um seine Gerätschaft dort ordnungsgemäß zum Einsatz zu bringen. Und nirgends eine Trittleiter. Nachdem ich mit großem Erfindungsreichtum die Hürde bewältigt hatte (das unfallfreie Balancieren auf Zehenspitzen spielte dabei eine nicht unwichtige Rolle), kehrte ich zurück zum französischen Bett und wurde dort bereits von einer jungen Thailänderin von aparter Zierlichkeit empfangen. 

Sie redete in unverständlichem Thaidenglisch auf mich ein. Aus dem Wortschwall vermochte ich lediglich den Satzfetzen „Body to body?“ zweifelsfrei zu dechiffrieren. Nur seine Bedeutung wurde mir Ausbund des Arglosen nicht gleich deutlich, weshalb sie die rundliche Chefin zu Hilfe holte. „Erotisch Massage?“, fragte sie. Erst jetzt begriff auch ich. „Nein, nein, klassisch!“, beeilte ich mich zu rufen, worauf ich das Zimmer wechseln musste. 

Diesmal war es eins mit Massageliege. Die Masseurin blieb allerdings dieselbe. Anscheinend hatte sie viele Talente. Nach einer Weile kam eine Kollegin zum Plaudern und Giggeln hinzu. Natürlich verstand ich kein Wort, aber ich redete mir ein, dass Sätze fielen wie „Der ist aber sauber“ und „Ja, endlich mal einer, der geduscht hierher kommt“.

Irgendwann wurden rund um meine Liege die Vorhänge zugezogen, denn ein weiterer Kunde erschien und wurde auf der Nachbarliege versorgt. Dann war die Stunde vorbei, und siehe, es war gut.

Was ich eigenlich mit der ganzen Geschichte sagen will, ist Folgendes: Ich kenne in Hamburg ein Thaimassagestudio, für das man bei Groupon für sensationell günstige 24 Euro eine einstündige Behandlung bekommt – bedarfsweise sogar mit Happy Ending. Man muss halt nur nicken, wenn die Frage „Body to body?“ aus einem thaidenglischen Wortschwall aufploppt, anstatt „Nein, nein, klassisch!“ zu rufen.

Aber wie ich damals aufm Dorf gelernt habe, darf man sich den Appetit zwar durchaus auswärts holen, aber gegessen wird daheim. Und das ist NICHT etwa die offizielle Version für Ms. Columbo, ich schwör!

PS: Details nur gegen Gebot. Der Doppelgutschein will refinanziert sein.

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02 Oktober 2017

Vom Aussterben bedroht

Wir müssen Rügen rügen – wegen Regen. Ansonsten ist es ganz amüsant hier oben auf der größten deutschen Insel. Die abgebildete Angebotstafel gibt eine Ahnung, warum.

Aber wie lange wird das noch so sein? Denn wenn die Rügener Bauern ihre Eier auf den Inselmärkten verhökern, statt sie wie seit Jahrtausenden reproduktiv einzusetzen, dürfte es um ihre Zukunft bereits mittelfristig schlecht bestellt sein.


Daran ändert auch das dickste Eigenlob („XL“!) nur wenig. 




07 August 2017

Männer sind seltsam

Vor einigen Wochen sah ich in der Umkleidekabine meines Fitnessclubs einen Mann, der sich vorm Spiegel minutenlang dabei beobachtete, wie er sich versonnen das Schamhaar fönte. 

Heute stand dort einer (womöglich derselbe) in Unterhose, der mit Hilfe desselben Spiegels ein Ganzkörperselfie herstellte. 

Sind Männer seltsam? Ja, das sind sie. Dafür gibt es auch außerhalb meines Fitnessstudios Beispiele sonder Zahl; ja, dafür muss ich nicht mal den Blick über das Bestiarium der Seltsamkeiten, St. Pauli, schweifen lassen.

Vergangene Woche während meiner Mittagspause, die ich stets auf einer Bank an der Außenalster mit dem Verzehr von Käsebroten und Tomaten verbringe – was einige von Ihnen sicherlich ebenfalls recht seltsam finden dürften –, beobachtete ich einen Alsterdampfer auf Rundfahrt. 

Die Karten für dieses Vergnügen sind nicht ganz billig; gleichwohl stand an der Reling ein Mann mit gesenktem Kopf, der die ganze Zeit, während er sich samt Dampfer in meinem Sichtfeld befand, auf sein Smartphone starrte und nicht ein einziges Mal auf den Liebreiz der Alsterumgebung. 

Das hätte er, mit Verlaub, auch zu Hause auf dem Klo haben können. Sogar kostenlos.

Auf einer der besagten Alsterbänke, die mir allmittäglich einen Sitzplatz zur Verfügung stellen, ist übrigens bereits seit dem vergangenen Jahr ein Meinungsstreit konserviert. Das Liebesherz von Max und Johann wurde um die Forderung „LEGALIZE GAY!“ ergänzt (wobei das Gaysein gar nicht verboten ist, aber darum geht es jetzt nicht), was jemand, der zufällig einen schwarzen Filzstift dabeihatte, zu der Reaktion „Scheiß Homos!“ bewog.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um einen Mann. Einen sehr seltsamen.

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