23 Februar 2021

Wie ich mal Albert Einstein bestätigte

Gestern bei Penny an der Reeperbahn versuchte ich wie üblich kontaktlos zu zahlen und hielt meine Karte vors Lesegerät. Es piepte empört. Die Kassiererin schaute irgendwo ins Nirgendwo und sagte: „Falsche Karte.“

Jetzt sah ich es auch: Auf dem Display stand in Großbuchstaben „FALSCHE KARTE“. Aber an meiner Karte, sehr verehrtes Penny-Kartenlesegerät, ist ganz und gar nichts falsch! Es ist meine sturmerprobte Haspa-Girocard. Sie tut immer klag- und seit längerer Zeit gar kontaktlos ihren Dienst.

Die Kassiererin schaute weiter desinteressiert und überließ mir das weitere Vorgehen. Mir fiel Albert Einsteins Definition von Wahnsinn ein: „immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Also hielt ich die Karte noch einmal vor die magisch-magnetische RFID-Fläche, und siehe da, diesmal klappte es. Aus der falschen Karte war unversehens die richtige geworden. Einstein war bestätigt. Mein Wahnsinn ebenfalls. 

„Treuepunkte?“, murmelte die ins Nirgendwo blickende Kassiererin hinter ihrer Maske. „Nein“, sagte ich und ergänzte im Bestreben, sie und die ganze Situation ein wenig aufzuheitern, „ich bin nur meiner Frau treu.“ Sie schaute nicht mal hoch. „Kassenzettel?“ „Ja, bitte.“ 

Wie wir aus einem unlängst hier veröffentlichten und reich bebilderten Blogtext wissen, hat sich der besagte Penny-Laden auf der Reeperbahn vor Kurzem äußerst rotlichtkompatibel aufgehübscht. Aber was nützt es, uns per Neonleuchte mit einem kobernden „Komm knabbern“ zu umsäuseln, wenn es dem Personal an jedweder Milieukompatibilität gebricht? 

Denn mal ehrlich: Mit Schmallippigkeit, Desinteresse und einem Blick ins Nirgendwo hat in der Davidstraße noch keine Bordsteinschwalbe je einen Wurm aufgepickt. Es sei denn einen, der genau auf so was steht. 

Ich gehöre nicht dazu.


11 Februar 2021

Fundstücke (251)

Es war bestimmt nicht ganz einfach, für diesen Doppelwhopper die Zulassung zu bekommen. 
Aber ich habe mir das Nummernschild angeschaut: Es sah völlig in Ordnung aus.


Entdeckt am Grünen Jäger, St. Pauli.


08 Februar 2021

So sind sie, die Bullen, und nicht anders

St. Paulianer halten sich selbst gerne für ein wenig besser als den Rest der Stadt. Für politischer, reflektierter, empathischer, toleranter. Vielleicht stimmt das tendenziell sogar. Vor peinlichen Pauschalurteilen mancher Stadtteilbevölkerer schützt uns das trotzdem nicht.

Als neulich in der Bernhard-Nocht-Straße – sie liegt direkt oberhalb der für die jüngere Stadtgeschichte so berühmten wie berüchtigten Hafenstraße – ein Haus abgerissen wurde, kam eine unbefleckte Fassade zum Vorschein, die somit zum alsbaldigen Beflecken einlud. Kurz darauf landete der auf dem Foto dokumentierte Satz auf der Wand, für den ich mich als St. Paulianer nicht wenig fremdschäme.

Denn intellektuell bewegt sich diese Behauptung leider auf dem tiefergelegten Niveau von „Männer sind Vergewaltiger“, „Frauen können nicht einparken“ oder „Schwarze schnackseln gern“.

Aber nehmen wir einmal für einen Moment lang an, es wäre wirklich so: Welche Bedingungen müssten gelten, damit dieser Satz wahr wäre und bliebe? Die einzige Chance bestünde wohl darin, bereits bei der Bewerberauswahl zur Polizeiausbildung sicherzustellen, dass all jene systematisch ausgesiebt würden, die keine Rassisten sind.

Beim Einstellungsgespräch wäre also eine entsprechende Abfrage unabdingbar. Nach dem Motto: Eine Frage noch, ganz, ganz wichtig: Sind Sie Rassist? Ach, echt nicht? Tja, dann können wir Sie leider nicht gebrauchen, denn Sie haben es vielleicht übersehen, aber Bullen sind Rassisten.

Schon ein einziger Polizeischüler, der nichtrassistisch ist und trotzdem eingestellt worden wäre, würde die hier dokumentierte Fassadenbefleckung glorios widerlegen. Schon ein einziger Schwarzer, der weniger gern schnackselt, würde das Pauschalurteil der hautfarbenabhängigen Promiskuität ad absurdum führen. Eine einzige Frau, die einparken kann … Und so weiter.

Natürlich gibt es Bullen, die Rassisten sind. Genauso wie es linke Antisemiten gibt. Oder auf dem Kiez beheimatete Wandbeflecker, die sich intellektuell auf dem Niveau von Mario Barth bewegen – was zwar bedauernswert ist, aber nicht schlimm wäre, solange sie nicht dummerweise den Drang verspürten, die ganze Welt an ihrem Defekt teilhaben zu lassen.

Na ja, gut, dass dort in der Bernhard-Nocht-Straße bald ein neues Haus hochgezogen wird.





13 Januar 2021

Puffs haben zu, aber es gibt ja Penny

2007 lief auf Spiegel TV eine Reportage über die Penny-Filiale auf der Reeperbahn, die zum medialen Dauerbrenner geworden ist, nicht nur im Fernsehen, wo sie immer und immer wieder läuft, sondern auch im Internet. Auf YouTube etwa haben die mundgerecht portionierten 25-Minuten-Häppchen des abendfüllenden Films kumuliert zig Millionen Zugriffe.


Die Faszination dieser Reportage liegt natürlich an den Figuren, die sie vorstellt. Es sind vor allem Arme und Armselige, Gestrandete und Obdachlose, Verhaltensauf- und -ausfällige aus den lichtlosen Ecken des Biotops St. Pauli – und typischen Mittelschichtlern (wie uns) liefert der Film die kostenlose Gelegenheit, sich diesen Menschen mit einer Mischung aus Grusel, Mitleid und Empathie zu widmen. Wir dürfen uns kopfschüttelnd fragen, wie man so leben und überleben kann, mitten in Deutschland, mitten in der Ersten Welt. Und wir dürfen uns gut fühlen, weil wir bei manchen dieser Drop-outs das wärmende Bedürfnis verspüren, sie zu knuddeln (sofern sie nicht allzu streng riechen).

Man kann nur hoffen, dass die Macher dieser Reportage damals, vor vierzehn Jahren, von allen Porträtierten und Vorgeführten ordnungsgemäß Einwilligungen zur Ausstrahlung eingeholt haben – und dass alle Porträtierten und Vorgeführten sich wenigstens halbwegs darüber im Klaren waren, was diese Einwilligung für sie und ihr künftiges Leben bedeuten würde. Nämlich wenig Gutes.

Einige von ihnen wird man wohl nicht mehr danach fragen können. Für die schon damals (auch von uns) gut frequentierte Penny-Filiale auf der Reeperbahn aber war diese – wie nennt man das heutzutage? – „Kultreportage“ ein Segen ohnegleichen. Sie wurde zum Touristenmagneten, wie der Michel oder die Elbphilharmonie: Komm, lass uns vorm Musical noch mal rüber zu Penny, Kiezfreaks gucken!

Das ist natürlich auch der Marketingabteilung des Discounters irgendwann aufgefallen. Und sie beschloss, diesem unverhofften Nimbus auch endlich konzeptuell gerecht zu werden. Statt die Billigwaren weiter lieblos in Kisten und Kästen zu kübeln, weil es dem armen und armseligen Stammpublikum natürlich null auf die Optik, sondern nur auf den Tiefstpreis ankommt, hat man den Laden jetzt großzügig aufgehübscht – und weil die Touristen (wenn sie denn wieder kommen dürfen) nun mal wegen des Rotlichtflairs über die Reeperbahn pilgern, besorgt es ihnen Penny jetzt aber mal so richtig.

Denn die Filiale ist zur blitzsauberen Hölle aus schlüpfrigen Kalauern geworden, mit Olivia Jones als Testimonial, klar. Ich weiß nicht, welche Hafencityagentur sich hier austoben durfte, aber ich sehe sie vor mir, die coolen Kreativen in ihren Rollkragenpullis (Klischee, ich weiß), wie sie sich juchzend auf die Schenkel klopfen, als ihnen als Name für die Metzgertheke „Frischfleisch“ einfiel oder „Heiße Teile“ für Brot und Brötchen. So geht das Gang für Gang, Regal für Regal – siehe unten. Die Puffs haben zu, aber Penny nicht.

Und wem haben wir diesen neonbunten Overkill aus den abgedroschensten Kiezkalauern seit Erfindung des Koberns zu verdanken? Den Armen und Armseligen, Gestrandeten und Obdachlosen, Verhaltensauf- und -ausfälligen von 2007, damals von Spiegel TV hervorgezerrt aus den lichtlosen Ecken des Biotops St. Pauli und seither ausgestellt im Fernsehen und im Netz.

Zig Millionen YouTube-Klicks! Ich meine: Wer so was nicht irgendwann monetarisieren will, der hat auf dem Kiez nun mal nichts verloren. Nur der Kiez selbst hat fast alles verloren, nicht nur dank Corona. Alles hier auf St. Pauli scheint inzwischen nur noch die folkloristische Widerspiegelung dessen zu sein, was einst mal ein echtes Rotlichtviertel war.

Und nichts verkörpert das brutaler, schonungsloser als die neu gestaltete Penny-Filiale auf der Reeperbahn.

Update 04.12.2021: Spiegel TV hat Penny schon wieder thematisiert.















08 Januar 2021

03 Januar 2021

Drei Begegnungen

1. Wir werden Zeugen eines bereits laufenden Streits in der Balduinstraße. Beteiligt sind zwei Männer, der eine am Gehwegzaun, der andere auf einem Balkon im zweiten Stock. Wenn ich mir das richtig zusammenreime, hat der Mann auf dem Balkon den anderen mit kritischem Unterton bezichtigt, eine Stange Wasser in die Ecke gestellt zu haben. Das regt den Pinkler mächtig auf.

Es gebe keinerlei Grund, ihn zu kritisieren, „nur weil ich pisse“, und überhaupt, fährt er argumentativ diskutabel fort, „ficke ich deine Mutter, du Hundesohn“. Ein kühnes Versprechen, denn wahrscheinlich hat er nicht mal die Kontaktdaten der guten Frau.

Seine Willensbekundung gibt allerdings auf gleich mehreren Ebenen Anlass zum Nachdenken. Mir hat sich zum Beispiel noch nie so recht erschlossen, warum manche Männer – vor allem auf dem Kiez – sich derart oft der Fantasie hingeben, mit der Erzeugerin eines zufälligen Kontrahenten sexuell zu interagieren, obwohl doch die Gefahr besteht, dass die Auserwählte in einem inkompatiblen Alter sein könnte.

Na gut, manche stehen auf Milfs. Aber in der Regel wissen sie in Fällen wie dem vorliegenden doch null Komma nichts über deren vielleicht sogar gänzlich fehlende äußere Anziehungskraft. Dabei entzünden sich erotische Fantasien doch gewöhnlich an der Optik. Hier aber, in der Balduinstraße, gibt es nicht den kleinsten Anhaltspunkt, wie diese denn beschaffen sein könnte. Der Mann am Zaun gibt also quasi einem Blind Date eine Beischlafgarantie!

Doch nicht nur das lässt unsereins vorwurfsvoll die Stirn runzeln. Auch die Rhetorik dieses Wildpinklers erscheint mir durchaus grenzwertig. Es wird jedenfalls ein schwieriges Jahr, wenn dein Karmakonto schon am 1. Januar hüfthoch im Dispo steht.

2. Am Tag vor Silvester fährt in der Neuen Großen Bergstraße ein mit bunten Tüchern und Blinklichtern verziertes Fahrrad an uns vorbei. Im Gepäckkorb befindet sich ein Ghettoblaster (sagt man das noch?). Das Gerät spielt aber keine Musik ab, sondern Feuerwerksgeräusche. Ein, wie ich finde, lobenswert kreativer Umgang mit den Einschränkungen, die in diesem Jahr den Jahreswechsel prägen.

3. In der Detlev-Bremer-Straße (Foto) schiebt sich ein Mann die Maske unters Kinn. Dann holt er eine zweite Maske aus der Jackentasche und schnäuzt ergiebig hinein.

2021 kann wirklich nur besser werden.





31 Dezember 2020

Der 16. offene Brief zu Silvester (Corona-Edition)

Liebe Anwärter auf den Darwin-Award,

nachdem ich seit nunmehr fünfzehn langen Jahren jeweils zum Jahresende an Sie appelliere, doch bitte auf das Wegsprengen Ihrer Gliedmaßen zu verzichten und es nie auch nur ein klitzekleines Bisschen was nutzte; nachdem sogar meine späte Erkenntnis, dass dieser Appell fünfzehn niederschmetternde Jahre lang ein Kontraindikator war, Sie sich also umso trotziger Arme, Beine, Augen, Ohren und Schniedel wegsprengten, je eindringlicher ich Sie bat, das doch am besten zu unterlassen, und ich Sie aus diesem Grunde im vergangenen Jahr erstmals sogar ausdrücklich genau dazu ermunterte, um – so die wilde Hoffnung – damit zum Kontrakontraindikator zu werden (Effekt: null); nach all diesem fruchtlosen Machen und Tun meinerseits hat nun endlich die Bundesregierung höchstselbst das Verfahren an sich gezogen.

Nach dem Studium aller Silvestereinträge dieses Blogs seit 2005 rang sich das Kabinett – dank eines eindringlichen Vortrags des gebenedeiten Gesundheitsministers – einstimmig dazu durch, Ihnen, den störrischen Holzköpfen mit zurzeit noch allen Gliedmaßen, einfach die Grundlage Ihres hirnrissigen Tuns zu entziehen und den Verkauf und Gebrauch von Böllern und Ähnlichem zu verbieten.

Natürlich kann jemand wie die Regierung schlecht zugeben, dieses Verbot nur aufgrund der Lektüre meiner fünfzehn Silvesterappelle verhängt zu haben. Deshalb führt sie ersatzweise und der Einfachheit halber den wohlfeilsten aller diesjährigen Gründe dafür an: Corona!

Nun, ich, der ich als zweiten Vornamen Bescheidenheit im Pass stehen habe und als dritten Demut, verzichte gern auf solche Meriten oder gar das Bundesverdienstkreuz; darauf warte ich gern noch ein paar Jahre, wenn der Staub sich gelegt hat. 

Nein, mir geht es ausschließlich um die Sache, nämlich den Fortbestand Ihrer Extremitäten, ob oben, unten oder in der Mitte. Sollte es Sie also wirklich auch dieses Jahr wieder zerfetzen, dann weiß ich echt nicht mehr.

Es grüßen Sie jedenfalls hoffnungsfroh bang

Matt und Jens

Foto: Gruppe anschlaege.de




15 Dezember 2020

Unter Corona (13)


Solange der Sarkasmus lebt, ist noch nicht alles verloren.
Entdeckt in der Annenstraße.

10 Dezember 2020

Fundstücke (250)

Wahrscheinlich werden Sie sich wundern, weshalb ich mich heute Nachmittag darüber freute, mein Fahrrad kopfstehend vorzufinden. Aber das liegt nur daran, dass normalerweise, wenn irgendetwas ist mit dem Rad, es geklaut worden ist.

Insofern: alles bestens. Inklusive Bewunderung für denjenigen, der es geschafft hat, das Rad trotz dessen bombensicherer Befestigung am Geländer überhaupt auf den Kopf zu stellen. Beim Wiederrichtigrumdrehen habe ich mir jedenfalls beinah einen abgebrochen.


Was sonst noch los ist auf dem Kiez? Nun, bei Shopping 24 auf der Reeperbahn ist eine einzelne Einwegschutzmaske 25 Prozent teurer als eine Büchse Bier. Na ja, dafür ist Letztere aber auch im „angebut“.


08 Dezember 2020

Fundstücke (249)

Solche Schlitten sieht man auf St. Pauli allerorten. Gewöhnlich möchte damit ein Lude sein hienieden erfolgreiches Wirken betonen.

Dieses am Hamburger Berg geparkte Exemplar aber widerlegt solche Vermutungen proaktiv – mit einem informativen Zettel hinter der Windschutzscheibe. 

Es handelt sich nämlich um ein … 


03 Dezember 2020

Neues aus St. Pauli (vor allem Skurriles)

Gestern gingen wir an der Simon-von-Utrecht-Straße lang und sahen einen jungen Mann mit langen Haaren, der wie schwebend über dem Gehweggeländer hing und mit Armen und Beinen zappelte. Zunächst dachte ich, er hätte beim Vornüberbeugen die Balance verloren, um deren Rückgewinnung er nun mit grotesken Schlenkereien kämpfte, dann aber schien mir ein epileptischer Anfall doch wahrscheinlicher. 


Ich beschloss auf Nummer sicher zu gehen und fragte: „Brauchen Sie Hilfe?“ Sofort rappelte der Mann sich auf, nahm Haltung an und sagte lächelnd: „Alles okay.“ Wir gingen weiter, nachhaltig irritiert. Einen Reim darauf können wir uns noch immer nicht machen – und verbuchen es einfach unter der in allen Farben einer Ölspur auf der Elbe schillernden Rubrik Kiezskurrilitäten.

Am Tag zuvor war mir etwas passiert, was allerdings eher weniger zu St. Pauli zu passen scheint. Um die Engstelle einer großen Baustelle in der Detlev-Bremer-Straße zu umfahren, wechselte ich mit dem Rad kurz auf den Gehweg. Der war allerdings versperrt, worauf mich ein mir in den Weg tretender Bauarbeiter auch freundlich hinwies. Neben ihm stand eine kleine Greisin, die mich anfunkelte und wie aus dem Nichts giftete: „Schade, dass nichts von oben runterfällt!“

Auf St. Pauli gehört ja – wer hier seit 2005 mitliest, weiß das besser als jene, die das nicht tun – die kleine Regelverletzung quasi zur Kernkompetenz, weshalb mich diese unverhohlen vorgetragene Gewaltfantasie doch ziemlich verdatterte. Wegen eines Schlenkers auf den Gehweg wünscht diese Rentnerin mir den Tod an den Hals oder zumindest einen Schädelbruch …? Na ja, wahrscheinlich ist sie zugezogen und habituell noch in Eppendorf.

Ganz und gar zum Kiez hingegen gehört das Filmemacherkollektiv FILM FATAL, dessen schön düster gestaltete Website zwar keinerlei Links enthält, dafür sein YouTube-Kanal umso mehr.

Das Team um die Produzentin Claire Bouillet hat vor zwei Jahren die tragikomische, fast durchweg auf St. Pauli spielende Webserie „Freelancers“ gedreht, auf die ich zu meiner Schande erst dank einer Mail der erwähnten Produzentin aufmerksam wurde. Bei „Freelancers“ handelt es sich um acht knackige Fünfminüter über das prekäre Gezappel dreier Zwangsselbstständiger – eine Thematik, die erst im Coronajahr so richtig an Durchschlagskraft gewonnen hat, weshalb FILM FATAL jetzt dankenswerterweise eine zweite Staffel hinterherschickt.

Das Ganze erinnert mich mit seinem traurigen Witz an die grandiose ORF-Serie „Schlawiner“, wobei „Freelancers“ deutlich ambitionierter gefilmt ist. Selten sah die sich im Schicksal der Protagonisten spiegelnde herbstliche Kieztristesse ästhetischer aus als durch den Blick der Kamera von Jerry Suen und Julian Harenberg – beide wie auch der Rest von FILM FATAL übrigens (natürlich) Freelancer.

Weil’s so schön ist, hier die Direktlinks zu allen acht Folgen der ersten Staffel (das Foto oben stammt aus Folge zwei):