11 Dezember 2016

Der Franke macht endlich Druck!

Als 2011 mein E-Book „Die Frankensaga“ erschien, wünschten sich nicht wenige eine Druckausgabe. Seither sind fünf Jahre vergangen, die Zahl der Geschichten wuchs – und jetzt ist es Zeit für eine stark aufgeblähte, sogar um den genialen Michael-Rudolf-Text „Franken! Schluss! Aus! Sense!“ ergänzte Neuausgabe.

Und was soll ich sagen: Es gibt sie neben der E-Book-Version – gerade auch im Hinblick auf Weihnachten, wenn Sie wissen, was ich meine – nun auch gedruckt, also zum Anfassen und Aufblättern, entweder bei Amazon oder bei epubli und eigentlich auch sonst überall.

Anlässlich dieses Ereignisses erlaube ich mir Ausschnitte aus dem neuen Vorwort zu zitieren, denn besser könnte ich es auch nicht sagen. Voilà:

Seit der gefeierten Erstauflage der Frankensaga wurde das Material immer kalorienreicher. Während die Republik in die knöchernen Hände der Vegetarier und Veganer fiel, leistete ein Mann auch im vergangenen Halbjahrzehnt tapferst Widerstand, indem er unverdrossen Nürnberger Rostbratwürste und all ihre engen Verwandten vertilgte: der Franke.

Und ich war und blieb in all diesen Jahren sein Eckermann – eine Erkenntnis, die zu gleichen Teilen von Stolz und Selbstekel flankiert ist. Nun also kommt die exorbitant erweiterte Frankensaga in der Vollfettstufe – eine erschütternde Sammlung persönlich erlebter Geschehnisse, bei denen mehr Tiere zu Schaden kamen als in der Gesamthistorie aller kasachischen Zoos. Und ergänzt um die definitve Frankenanalyse des unvergleichlichen Michael Rudolf.

Das Lesen all dieser Texte erfolgt ausdrücklich auf eigene Gefahr. Sollten Sie aber alle bisherigen Staffeln von „The Walking Dead“ ohne Harm überstanden haben, wird Ihnen auch dieser erschütternd tiefe Einblick ins Leben des Franken nichts anhaben können. Oder nur wenig.

Eine Garantie dafür lasse ich mir aber nicht aus den Rippen leiern. Ich bin nicht rechtsschutzversichert.



Die Frankensaga – Vollfettstufe
Taschenbuch, 9,80 Euro, ISBN: 9783741874000
Hardcover, 17,99 Euro, ISBN: 9783741873966
E-Book, 3,99 Euro, ISBN: 9783741874680





09 Dezember 2016

Warten auf Kerry

Nein, Modernismus oder gar Ranschmeißerei an den Zeitgeist kann man unserer Hausverwaltung keineswegs vorwerfen. 

Der erstmalige (!) Neuanstrich unseres Treppenhauses seit mindestens drei, wenn nicht acht Jahrzehnten – unser Haus wurde um 1906 errichtet – orientiert sich koloral eher an dem, was wir draußen vor der Haustür gewöhnlich an menschlichen Körperflüssigkeiten und -feststoffen vorfinden, vor allem an Wochenenden.*

Insofern eine adäquate Farbwahl, zu der man die Entscheidungsträger nur beglückwünschen kann. Ja, ich würde so weit gehen, diese Wahl als mutiges Statement gegen die Gentrifizierung des Viertels zu deuten, als ein Manifest des widerständigen Traditionalismus – umgesetzt konsequenterweise exakt in der Farbe, die bisher schon unsere Treppenhauswände zierte. Wir müssen uns also nicht mal umgewöhnen. 

Nur das charmant Abgeranzte, die Rußspuren an den Türrahmenritzen, die abgeplatzten Flächen: All das ist halt jetzt nicht mehr da. Aber das kriegen wir wieder hin in den nächsten drei, wenn nicht acht Jahrzehnten. Schließlich sind wir St. Paulianer.

Aber wir haben auch unser Päckchen zu tragen, vor allem, wenn gerade OSZE-Konferenz ist. Gestern an der Fußgängerampel am Casino stieß ich auf eine Menschenmenge, deren mentaler Zustand sich bereits bei meiner Ankunft am Siedepunkt bewegte. Denn sie wurde grundlos am Überqueren der Straße gehindert. Wie der leicht verschüchterte Polizist, der uns in Schach zu halten versuchte, erläuterte, müssten wir warten, bis die Kolonne des US-amerikanischen Außenministers vom Stephansplatz aus kommend die Kreuzung überquert habe.

Allerdings war von Kerrys Kolonne weit und breit nichts zu sehen. Und die Mitglieder der von der Straße geteilten Menge trennten nur je sechs Meter von der anderen Seite, dem Ziel aller Träume. Doch der Cop – Typ graumelierter Studienrat, unbewaffnet – ließ uns nicht.

Eine Radfahrerin war die erste, die den Aufstand wagte. Sie fuhr einfach los und rief: „Ich muss zur Arbeit!“ Eine Frau in Joggingkleidung ergänzte schrill: „Ich hab’s eilig!“ Der Polizist bekam allmählich einen runden Rücken und eine Gesichtsfarbe, die mich an unser Treppenhaus erinnerte. „Das haben wir doch alle“, lächelte er lahm und schaute bang runter Richtung Stephansplatz.

Doch von dort kein Kerry, nirgends. Hier aber eine zweigeteilte Menschenmenge, die wütend mit den Hufen scharrte, mittlerweile schon halb auf der Straße stand und immer lauter murrte. Anweisungen der Ordnungskräfte brauchen halt immer auch eine sich sinnlich erschließende Plausibilität, und die hätte in dieser Situation nur der heranbretternde Herr Kerry herstellen können. Oder wenigstens ein anschwellender Sirenenton.

Das sah nun auch der Polizist ein: Er beugte sich dem Druck des Volkes. „Okay“, sagte er seufzend, und alle strömten herüber und hinüber, von links nach rechts und rechts nach links. Und dann eilten sie davon, um auch heute endlich wieder unbehindert von Phantomen wie Kerry und Konsorten dem Sinn ihres Lebens nachgehen zu können: einer abhängigen Beschäftigung. 

Abends sah ich Kerry im Fernsehen, er war also doch noch gekommen. Im Wohnzimmer roch es ein wenig nach Farbe.


*Das gilt übrigens auch für die Ästhetik dieses Blogs, wie mir gerade dämmert.

03 Dezember 2016

Fundstücke (216)


Vielleicht mache ich es wie Nico Rosberg und trete auf dem Höhepunkt meiner Karriere zurück.
 
Entdeckt auf Amazon, in den Kindle-Musikcharts.

23 November 2016

Ein Gebirge für 2,99 Euro: „3000 Plattenkritiken“


Langjährige Freunde und Freundinnen dieses Blogs wissen, dass ich nicht nur auf der Rückseite der Reeperbahn mein Dasein friste, sondern auch gefühlt 26 Jahre lang als Musikjournalist gearbeitet habe. 

Erstaunlicherweise waren es – wie ich unter Zuhilfenahme eines handelsüblichen Taschenrechners herausgefunden habe – wirklich 26 Jahre. Den Rezensionsoutput dieser halben (nein: ganzen) Ewigkeit habe ich jetzt kurzerhand zu einem wahrlich monströsen E-Book zusammengefasst.

Es heißt „3000 Plattenkritiken“, was gelogen ist, denn in Wahrheit sind es sogar 3109 Plattenkritiken. Letzteres hätte aber nicht so süffig geklungen. 

Man bekommt also für den lachhaften Preis von 2,99 Euro sogar mehr, als draußen draufsteht. Eine positive Produktenttäuschung – daran darf sich der restliche Handel gern ein Beispiel nehmen; ich denke, darin sind wir uns alle einig.

Das E-Book „3000 Plattenkritiken. Gute und schlechte Musik aus drei Jahrzehnten“ hat die ISBN-Nummer 9783741869433 und ist in allen nur denkbaren Formaten erhältlich – als Epub, Mobi, für alle Apps, Reader und Tablets, und zwar u. a. bei epubli. (Lassen Sie sich bitte nicht von den Vorschauen abschrecken; auf dem Reader sieht das Buch viel besser aus.)

Es wäre mir eine übergroße Freude, wenn Sie dieses E-Book (das übrigens – Obacht! – genau 555 Platten verreißt) erwürben, empfählen, likten, verschenkten oder retweeteten. Und spätestens wenn Sie erfahren – was in genau zwei Sekunden der Fall sein wird –, dass der großartige Jan Plewka das Vorwort verfasst hat, wird sich Ihre Restskepsis augenblicks ins Nirwana absentieren.

Apropos: Nirvana werden natürlich auch rezensiert in diesem Buch. Und Adele. Pole. Dylan. Bowie. Springsteen. Bohren & Der Club Of Gore. Eva Cassidy. Esbjörn Svensson. Depeche Mode. Motörhead. Antony & The Johnsons … Also im Grunde alles, was seit 1989 eine Platte veröffentlicht hat und danach nicht rechtzeitig auf den Bäumen war.

Besonders würde ich mich natürlich über Rezensionen freuen, zum Beispiel auf Amazon. Oder in Musikblogs; dafür stelle ich gern Leseexemplare zur Verfügung – Mail mit Blogverlinkung genügt.
Verrisse werde ich natürlich tapfer wegstecken.*

*mir weinend schönsaufen


Update 25.11.2016: Zurzeit rangiert das Buch in den Amazon-Kindle-Musikcharts in den Top 20. Wie sagte Bob Dylan, als er den Nobelpreis kommentierte: „Isn’t that something?“


Update 18.12.2016: Jetzt gibt es das Buch auch im Hardcover – allerdings dank der hohen Grundkosten für ein 572-Seiten-Werk im DIN-A4-Format nicht ganz billig