Jede Ära hat ihr Dummdeutsch, unsere ganz besonders. Eine ganze Armada merkbefreiter Wortvermüller walzt die Sprache platt und rottet Geni- und Dativ aus mit Stumpf und Stiel. IQ-Abzugshauben auf zwei Füßen zerhäckseln Komposita mithilfe von Deppenleerzeichen und vermanschen die deutsche Grammatik derart dummdreist mit der englischen, dass nur noch ein Pidgindingsbums übrig bleibt.
Die Lage ist so hoffnungslos, dass willige Helfer aus dem Lehrkörper das alles schon zum „Globalesisch" verklären. Eine ganze WhatsApp-Generation wächst im Glauben auf, ihr in endlosen Chats erworbenes Kommunikations-Nie-wo bereitete sie aufs Leben vor – also auf Bewerbungsgespräche, Vertragsverhandlungen oder Diskussionen im Dschungelcamp. Das Schlimmste: Wahrscheinlich haben sie recht.
Wie es sein wird, wenn die heute 13-Jährigen die Deutungshoheit haben? „hi ich gürse alle biker“, schreibt ein Dominik in seinem Chatprofil, „biker bleit biker weil bier senn cool gürse meine klasse SIX CROSS.“ Dieser vielfache Artikulationstrümmerbruch ist keine hingeschlunzte Mail. Nein: So will der gute Dominik die Welt von seinem Liebreiz überzeugen. Ein Chatprofil dient der Balzvorbereitung – doch welches Weibchen kann Dominik damit becircen? Man muss fürchten: irgendeins schon.
Doch wir wollen nicht nur auf Kindern rumhacken. Sondern auch auf Edeka, das uns auffordert, Zucker zu pudern. Oder der Firma Marena: Sie stellt Tütenessen her, laut Verpackung auch „Brat Kartoffeln". Die dafür verantwortliche Halbsynapse aus der Marketingabteilung glaubt ernstlich, wir merkten nicht, dass sie uns damit barsch einen Befehl zuraunzt – den jeder mit Resthirn natürlich beherzt ignorieren wird. Doch wie viele sind das noch?
Das alles sind Attacken auf die Verständlichkeit; jedes im Halbkoma aus der englischen Grammatik geklaute Leerzeichen wie in „Brat Kartoffeln" reißt eine Leerstelle in die Semantik unserer Sprache. Eingedeutschte Gebrauchsanweisungen hingegen lassen gleich das komplette Gebäude einstürzen:
Die Lage ist so hoffnungslos, dass willige Helfer aus dem Lehrkörper das alles schon zum „Globalesisch" verklären. Eine ganze WhatsApp-Generation wächst im Glauben auf, ihr in endlosen Chats erworbenes Kommunikations-Nie-wo bereitete sie aufs Leben vor – also auf Bewerbungsgespräche, Vertragsverhandlungen oder Diskussionen im Dschungelcamp. Das Schlimmste: Wahrscheinlich haben sie recht.
Wie es sein wird, wenn die heute 13-Jährigen die Deutungshoheit haben? „hi ich gürse alle biker“, schreibt ein Dominik in seinem Chatprofil, „biker bleit biker weil bier senn cool gürse meine klasse SIX CROSS.“ Dieser vielfache Artikulationstrümmerbruch ist keine hingeschlunzte Mail. Nein: So will der gute Dominik die Welt von seinem Liebreiz überzeugen. Ein Chatprofil dient der Balzvorbereitung – doch welches Weibchen kann Dominik damit becircen? Man muss fürchten: irgendeins schon.
Doch wir wollen nicht nur auf Kindern rumhacken. Sondern auch auf Edeka, das uns auffordert, Zucker zu pudern. Oder der Firma Marena: Sie stellt Tütenessen her, laut Verpackung auch „Brat Kartoffeln". Die dafür verantwortliche Halbsynapse aus der Marketingabteilung glaubt ernstlich, wir merkten nicht, dass sie uns damit barsch einen Befehl zuraunzt – den jeder mit Resthirn natürlich beherzt ignorieren wird. Doch wie viele sind das noch?
Das alles sind Attacken auf die Verständlichkeit; jedes im Halbkoma aus der englischen Grammatik geklaute Leerzeichen wie in „Brat Kartoffeln" reißt eine Leerstelle in die Semantik unserer Sprache. Eingedeutschte Gebrauchsanweisungen hingegen lassen gleich das komplette Gebäude einstürzen:
„Für iPod Bildschirm und 2. Erzeugung Nano, schlagen Sie einfach die Taste auf dem MicroMemo, um, für das neuere iPod zu notieren, das klassisch ist und 3-Erzeugung Nano, verwenden errichtet in der Schnittstelle auf dem iPod, um zu notieren, es ist einfaches das!“
Mag sein. Oder auch nicht.
Andererseits ist so was kaum schwerer zu kapieren als das eitle Dusseldenglisch, das Werber, Promoter und chief execuitve officers (früher: Geschäftsführer) täglich verzapfen und von immer mehr Denkschnecken nachgelallt wird. „Jeder muss im Job“, salbaderte mal der Chef einer deutschen Bank, „permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen.“ Kein Wunder, dass unsere Kredithäuser global nicht mithalten können: Ihre Chefs reden Blech.
Phonetische Verständigungsprobleme gibt es dank der Sprachmansche aber auch im Alltag. In einem Hamburger Bistro wurde in meinem Beisein mal ein „Baguette mit Chicken“ bestellt, weil es so auf der Karte stand. „Das ist nicht mit Schinken“, sagte die Frau hinterm Tresen, ,,das ist mit Huhn." „Dann halt ein Baguette mit Huhn“, korrigierte die Kundin. Rückfrage: „Grilled Chicken … ?“
Der Journalismus, eigentlich ja auf der guten Gegenseite zu Hause, metzelt längst fröhlich mit. So was wie Fälle etwa kennen viele nur noch vom Hörensagen. Da genehmigt Schleswig-Holstein doch wirklich einen „Abschuss von Wolf“ oder man schenkt uns ein Buch „von Gold-Experte Markus Bußler“. Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod? Nein, längst sind beide lethal bedroht. Und der Akkusativ gleich mit.
Maß- und uferlos sind derweil die Fehlübersetzungen, mit denen inzwischen die arme Präposition „für“ grundlos verprügelt wird. Nur weil „wegen“ auf Englisch „for“ heißt, ersetzen die Denglischdeppen in den Redaktionen fast jedes „wegen“ durch ein falsches „für“. Bei der Hamburger Boulevardpostille Mopo, eh ein Hort blanken Horrors, war mal ein Mann „für seine Freundin“ nach Hamburg gezogen – also offenkundig an ihrer Stelle. Dennoch hatten sie das schwere Schicksal einer Fernbeziehung nicht zu wuppen, wie erfreulicherweise im Kontext deutlich wurde, denn die Mopo meinte „wegen“, als sie „für“ schrieb.
Solche Fälle, die ja nicht nur eine Unkenntnis der deutschen Grammatik, sondern auch unverstandenes Englisch dokumentieren, grassieren inzwischen derart, dass man sich ernsthaft Sorgen um die bisherige Semantik des Wörtchens „für“ machen muss. Besser gesagt: Das Wort ist längst verraten und verloren.
Mag sein. Oder auch nicht.
Andererseits ist so was kaum schwerer zu kapieren als das eitle Dusseldenglisch, das Werber, Promoter und chief execuitve officers (früher: Geschäftsführer) täglich verzapfen und von immer mehr Denkschnecken nachgelallt wird. „Jeder muss im Job“, salbaderte mal der Chef einer deutschen Bank, „permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen.“ Kein Wunder, dass unsere Kredithäuser global nicht mithalten können: Ihre Chefs reden Blech.
Phonetische Verständigungsprobleme gibt es dank der Sprachmansche aber auch im Alltag. In einem Hamburger Bistro wurde in meinem Beisein mal ein „Baguette mit Chicken“ bestellt, weil es so auf der Karte stand. „Das ist nicht mit Schinken“, sagte die Frau hinterm Tresen, ,,das ist mit Huhn." „Dann halt ein Baguette mit Huhn“, korrigierte die Kundin. Rückfrage: „Grilled Chicken … ?“
Der Journalismus, eigentlich ja auf der guten Gegenseite zu Hause, metzelt längst fröhlich mit. So was wie Fälle etwa kennen viele nur noch vom Hörensagen. Da genehmigt Schleswig-Holstein doch wirklich einen „Abschuss von Wolf“ oder man schenkt uns ein Buch „von Gold-Experte Markus Bußler“. Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod? Nein, längst sind beide lethal bedroht. Und der Akkusativ gleich mit.
Maß- und uferlos sind derweil die Fehlübersetzungen, mit denen inzwischen die arme Präposition „für“ grundlos verprügelt wird. Nur weil „wegen“ auf Englisch „for“ heißt, ersetzen die Denglischdeppen in den Redaktionen fast jedes „wegen“ durch ein falsches „für“. Bei der Hamburger Boulevardpostille Mopo, eh ein Hort blanken Horrors, war mal ein Mann „für seine Freundin“ nach Hamburg gezogen – also offenkundig an ihrer Stelle. Dennoch hatten sie das schwere Schicksal einer Fernbeziehung nicht zu wuppen, wie erfreulicherweise im Kontext deutlich wurde, denn die Mopo meinte „wegen“, als sie „für“ schrieb.
Solche Fälle, die ja nicht nur eine Unkenntnis der deutschen Grammatik, sondern auch unverstandenes Englisch dokumentieren, grassieren inzwischen derart, dass man sich ernsthaft Sorgen um die bisherige Semantik des Wörtchens „für“ machen muss. Besser gesagt: Das Wort ist längst verraten und verloren.
Apropos schlechtes Englisch: Einmal lehnte ein Bekannter ein Bier, das ich ihm anbot, mit den Worten ab: „Danke, ich bin noch fein.“ Hallo??? Wenn eine britische Sängerin „Baby, spend your time on me“ singt, heißt das auf Deutsch doch auch nicht: „Schatz, verbring deine Zeit auf mir“! So wird Idiomatik zur Idiotie.
Wer sagt, das sei doch alles nicht schlimm und eine Wutrede dagegen sogar irgendwie chauvinistisch, der plädiert letztlich dafür, Quatsch zu quatschen, statt Quatsch abzuschaffen. Gut, soll er – aber hoffentlich verbrennt er sich den Mund an seinem Coffee to go, den er gerade als Freebee bekommen hat, weil das ein Must-have für die ln-Crowd ist.
Übrigens: Ja, ich bin noch fein. Aber nur noch bis zum Ende des Tages. Dann gehe ich für einen Amoklauf in die Innenstadt.
Wer sagt, das sei doch alles nicht schlimm und eine Wutrede dagegen sogar irgendwie chauvinistisch, der plädiert letztlich dafür, Quatsch zu quatschen, statt Quatsch abzuschaffen. Gut, soll er – aber hoffentlich verbrennt er sich den Mund an seinem Coffee to go, den er gerade als Freebee bekommen hat, weil das ein Must-have für die ln-Crowd ist.
Übrigens: Ja, ich bin noch fein. Aber nur noch bis zum Ende des Tages. Dann gehe ich für einen Amoklauf in die Innenstadt.