20 April 2024

Serviceoase St. Pauli

Neulich in der Schanzenbäckerei, Hopfenstraße. Dort gibt es schmackhafte Dinkelvollkornbrötchen. Wir mögen sie sehr – und das obwohl man sie dort mit doppeltem Deppenleerzeichen schreibt: „Dinkel Vollkorn Brötchen“. Egal; ausnahmsweise. 

Da wir Übernachtungsgäste haben, sollen es ein paar mehr sein. Die Schanzenbäckerei offeriert fünf gemischte dunkle Brötchen mit Rabatt, allerdings maximal drei von einer Sorte. Deshalb bestelle ich als notorischer Sparfuchs zweimal dieses Fünferset mit der hintersinnigen Bemerkung: „Bitte mit möglichst vielen Dinkelvollkornbrötchen“ – in der Hoffnung, ich käme durch glückliche Umstände doch auf eine höhere Quote als drei zu fünf. 

Die junge Frau hinterm Tresen beginnt die Tüten zu füllen, allerdings eher regel- als wunschkonform, wie mir scheint. Da mischt sich unversehens der Chef ein. Er hatte mich bereits mit „Guten Morgen, mein Lieber!“ begrüßt, da ich dank der zuletzt auffällig häufigen Besuche wohl allmählich in den Status eines Stammgastes hineinwachse.

„Warum nehmen Sie nicht einfach zehn Dinkelvollkornbrötchen?“, fragt er. Die junge Frau unterbricht irritiert ihren Service und wartet erst mal ab. 
Ich, verdutzt: „Aber ich dachte, es dürften pro Sorte nur maximal …“
„Mein Dienst, meine Regeln“, unterbricht er mich. Und nickt der Kollegin zu, die gehorsam zwei Tüten mit insgesamt zehn Dinkelvollkornbrötchen füllt. Mit Worten der Rührung und des Dankes verabschiede ich mich.

Doch kein Glück ohne Schatten. Denn trotz dieses seltenen Beispiels einer funktionierenden Serviceoase St. Pauli keimt in mir die Befürchtung, dass ich mich beim nächsten Besuch noch nicht auf ein mattwagnersches Gewohnheitsrecht berufen kann. Einen Versuch ist es aber wert, auch bei einem anderen Diensthabenden.

Wenn Sie es nun selbst einmal ausprobieren möchten, zwei Fünferpacks derselben Sorte befüllen zu lassen – ich empfehle dringend Dinkelvollkornbrötchen –, dann drucken Sie doch diesen Blogeintrag aus und präsentieren ihn bei Bedarf als Argumentationshilfe. 

Erfahrungsbericht dann hier als Kommentar, bitte. Danke. 

  



7 Kommentare:

  1. Gerne würde ich die Praxis der Brötchenzuteilung testen… allein, der Weg ist zu weit. (Bad Essen)

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    1. Es gibt ja noch ein, zwei weitere Gründe, um sich mal auf St. Pauli blicken zu lassen …

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  2. Nach meiner Erfahrung führt der Versuch der Erweiterung gewährter Privilegien auf Dritte durch Referenzierung auf Dieselben zum erlöschen der Privilegien. Für Alle. Die Parole heißt: Genießen und schweigen.i

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    1. Sie argumentieren überzeugend. Ich bitte meine Aufforderung am Ende des Eintrags geflissentlich zu ignorieren.

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  3. Ist das auf dem Bild ein derartiges Backstück oder handelt es sich um ein Symbolfoto?

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    1. Das ist in der Tat ein selbiges, und zwar in der ästhetitisierten Darstellung der Schanzenbäckerei. Siehe verlinkte Website.

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