16 Januar 2017

Echte S-Klasse



Immer mal wieder fahren die Luden an der Reeperbahn ihre italienischen oder amerikanischen Flundern spazieren. Es sind Wagen mit ungefähr einer Quadrillarde PS und einer Höhe, die sich numerisch erstaunlich eng am IQ ihrer Besitzer zu orientieren scheint. Oder an den Highheels ihrer Topangestellten.

In der Regel guckt man als St. Paulianer da gar nicht (mehr) hin, das wollen die doch nur. Bei dem oben abgebildeten Schmuckstück allerdings, das heute Nachmittag in der Seilerstraße parkte, kam ich nicht nur nicht umhin, es anzustarren, sondern sogar für die Ewigkeit abzulichten. Ein historischer Benz in Gold: wow. 

Einem Luden traue ich so was nicht zu, denn das Schmuckstück macht bestimmt keine 300 Sachen, und außerdem ist es deutlich über 100 Zentimeter hoch; das geht ja gar nicht.

Also: Wem von Ihnen gehört das? Und was machen Sie beruflich?

14 Januar 2017

Fundstücke (217)

Auf Straßen und Gehwegen rund um die Reeperbahn liegen u. a. Kippen, Restmüll und – Klischee, aber wahr – gebrauchte Kondome herum. 

All das überlässt man natürlich herzlich gern der Stadtreinigung, doch ich habe auf St. Pauli im Lauf zweier Jahrzehnte auch schon allerhand Aufklaubenswertes entdeckt – und dann auch aufgeklaubt. 

Zum Beispiel einen Satz Passfotos, diverseste Münzen aus aller Damen und Herren Länder, Kontoauszüge, Einkaufslisten, mindestens ein halbes Dutzend Euronoten bis hin zum Nennwert 50, einen Holzklapphocker, der seit Jahren hier im Flur unverdrossen seinen Dienst tut, einmal einen Personalausweis – und heute erstmals auch einen Führerschein. 

Lieber O., der du 1995 in Hamburg geboren wurdest: Du kannst dir dein Dokument auf der Davidwache abholen. Gegenüber dem diensthabenden Beamten habe ich dummerweise erneut auf jeglichen Finderlohnanspruch verzichtet. „Da wird er sich aber freuen“, meinte der Mann, und das wäre schön.

Über ein weiteres Fundstück stolperte ich unlängst im Edeka-Markt in der Paul-Roosen-Straße. Dort hatte ein Hersteller von Duftsteinen die super Idee, der Kundschaft seine Produkte in einer aufblasbaren Toilettenschüssel darzubieten. Kongenial isses scho, doch jeder Kaufakt wird damit auch zum Griff ins Klo – wenn Sie mir diesen kleinen Ausflug ins Reich der Reimkunst nachsehen mögen.

Übrigens gibt es hier auf der Rückseite der Reeperbahn nicht nur immer wieder was zu finden, sondern auch einiges zu verlieren. Jüngstes Beispiel: Durch einen technischen Fehler sind sämtliche Zugriffszählungen der zwischen August und Dezember veröffentlichten Blogtexte verlorengegangen.

Sie kommen also nicht umhin, all diese Texte erneut zu lesen, damit mir kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Dafür werde ich auch all Ihre Führerscheine und Personalausweise, die Ihnen in den Etablissements des Viertels abhanden kommen und mir anschließend in die Hände fallen, auf der Davidwache abliefern. Ohne Finderlohn zu verlangen!

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