„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
▼
31 August 2010
Das Kreuz mit dem Kreuzchen
Die SPD will nach ihrer erneuten Machtergreifung das Ehegattensplitting für Kinderlose abschaffen, was sie für uns zwei Kinderlose schlagartig aus dem Wählbarkeitsuniversum hinauskatapultiert.
„Diese Idee der SPD ist nichts weiter als eine Strafsteuer für Reproduktionsverweigerer! Eine Gebärprämie durch die Hintertür!“, rege ich mich auf, und nicht mal künstlich. „Ausgerechnet jetzt, wo Andrea Nahles schwanger ist“, analysiert Ms. Columbo bestechend hellsichtig, „das kann kein Zufall sein.“
Damit hat sie natürlich völlig recht – und unsereins allmählich überhaupt keine Wahlalternative mehr. Denn gehen wir sie doch mal spaßeshalber einzeln durch:
Merkel hat mit Westerwelle koaliert, das disqualifiziert die CDU noch mal weit über das sowieso übliche Maß hinaus; Künast glaubt an Homöopathie, und so eine darf man nicht mal in die Nähe irgendeines Schalthebels lassen, schon gar nicht den der Macht; die Linke ist ein sich selbst zerfleischendes Chaotentrüppchen ohne Konzept, aber erschwerenderweise mit Lafontaine – und die Rechten eh jenseits jeglicher Diskussion.
Bleibt also im Grunde doch nur wieder die Partei DIE PARTEI. Oder gründet jemand schnell vor den nächsten Neuwahlen noch was Wählbares, vielleicht mit einer sympathischen Hauptforderung, wie ich sie unlängst – und zwar hocherfreut, obwohl ich Wein bevorzuge – auf einer Wand in der Bernhard-Nocht-Straße entdeckte?
Wir sind echt für jeden Scheiß dankbar.
Ich fürchte, das wird nix - ist es nicht so, dass man lediglich das kleinere Übel, aber nie das wirklich Richtige wählen kann?!
AntwortenLöschenAber aus sehr persönlichen Gründen und warmherziger Verbundenheit fände ich eine Bier-Partei durchaus nicht verkehrt :-)
Josie
Öhm... Piratenpartei?
AntwortenLöschenÄhm, das Ehegattensplitting war doch nie was anderes als eine Prämie fürs Gründen einer Familie oder? Habe nie verstanden, warum ich als Eheleut eine Steuererleichterung bekommen habe und hätte sie immer gerne an Familien, Kitas oder Schulen weitergegeben ;-)
AntwortenLöschenAber auch ohne dieses Thema: So richtig wählbar formiert sich in der Tat niemand. Nein, auch nicht die Piraten.
Valentin, wenn das Ehegattensplitting schon immer eine Prämie fürs Gründen einer Familie war, warum will die SPD es dann ausgerechnet für diejenigen abschaffen, die noch keine (mit Kindern) gegründet haben?
AntwortenLöschenWas mir auffällt: Alle reden von der Entlastung des Mittelstandes, aber die Praxis ergibt meist das Gegenteil. Eine merkwürdige Koinzidenz.
Wollen die Grünen das Splitting nicht ganz abschaffen und den Mehrbetrag dann für Ganztagsschulen und so ausgeben? Dann fiele ja -trotz Homöopathos- zumindest die Ungleichbehandlung weg...
AntwortenLöschenVielleicht eine Alternative, die so ganz anders ist als andere, ist die ddp. Eine Partei, in der damals sogar Herr Einstein Gründungsmitglied war.
AntwortenLöschenAuf den ersten Blick ist deren Programm spinnertes Geschwätz, aber wenn man sich das mal in Ruhe anguckt und vor allem nach Gegenargumenten im weltweiten Netz sucht, kommt man schon ins Grübeln. Nun bin ich kein Studierter, aber man bedenke, wohin uns all die Parteien geführt haben, die Herr Wagner aufgezählt hat. Ich sach nur sehenden Auges in den Abgrund...
DDP? Spinnertes Geschwätz klingt jedenfalls schon mal vielversprechend. Aber ein Generalsekretär namens „Jürg Jürgens“ – woher haben die den, aus Entenhausen?
AntwortenLöschenatti, ganz abschaffen ist völlig okay, damit kann man umgehen.
Als sporadischer Mitleser freue ich mich immer wieder über Ihre Schreibe, die mir echt gut gefällt. Auch heute wieder ... Formulierungen wie "Künast glaubt an Homöopathie, und so eine darf man nicht mal in die Nähe irgendeines Schalthebels lassen, schon gar nicht den der Macht" ... herrlich!
AntwortenLöschenWas im Übrigen die Homöopathie angeht, bin ich ganz Ihrer Meinung, bei der daraus resultierenden Unwählbarkeit der Grünen bin ich nicht ganz so drastisch ;)
Das Ehegattensplitting find ich auch doof und ungerecht, noch doofer fände ich jedoch ein "Kindersplitting". Ich bin nicht dafür, das Kinderkriegen in irgendeiner finanziellen Weise zu belohnen, ist schließlich Privatsache.
Kindergärten und Kitas dagegen sollten absolut kostenlos sein (wie alle Bildungseinrichtungen, die Hochschulen lassen grüßen), dafür zu zahlen bin ich auch als (noch) Kinderlose gerne bereit. Das zahlt sich nämlich garantiert aus, im Gegensatz zur blödsinnigen Verteilung irgendwelcher finanzieller Privilegien für Familien mit Kindern.
Tja, also vorerst bleib ich jedenfalls noch bei den Grünen bzw. SPD (in der vermutlich einzigen Unistadt mit einem Bürgermeister der C-Partei).
Aber danke, Martin W., für den Hinweis auf die DDP, die kannte ich vorher gar nicht; werd mir mal die Homepage ansehen. Vielleicht ist da ja was dabei ;), die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen...
@ Asyoulikeit:
AntwortenLöschenSplitting hin oder her. Aber es ist doch wohl nicht ihr Ernst, ein "Kindersplitting" noch schlechter hinzustellen als das Ehegattensplitting. Da stellt sich mir die Frage, was aus Ihrer Sicht für die Gesellschaft förderungswürdiger ist:
a) Die kinderlose Ehe mit einem gutverdienenden Mann und einer nichtarbeitenden oder nur teilzeitarbeitenden Frau, die auch Zeit mit der Bewältigung des Haushaltes verbringen kann und quasi eine bedingt durch den Splittingtarif steuerlich geförderte Putzfrau ist. (Sie können die Geschlechter auch umdrehen).
oder
b) Eine Familie mit Kind(ern), bei denen die Lebenshaltungskosten bedingt durch die Anzahl der Famlilienmitglieder höher ist als z. B. bei Dinks (Double income no kids), die aber Ihren Beitrag zur Generationenfolge der Gesellschaft leistet? D. h. auch dafür sorgt, dass noch jemand da ist, der Sie im hohen Alter mit dem Rollstuhl über die Straße schieben kann.
@ Josie:
Ich hoffe nur, dass Sie kein blaues Kreuz machen müssen.
Aber aber Herr Wagner. Der Briefträger der Hallig heißt auch Knud Knudsen. Meines Wissens wurde er nicht in Entenhausen geboren...
AntwortenLöschenNatürlich wurde er das. Schauen Sie doch mal in seine Geburtsurkunde.
AntwortenLöschenLieber Matt, ich predige Ihnen das ja nun, seit wir uns kennen (und renne ja durchaus häufiger offene Türen ein): Wenn der Staat beginnt, uns einen Lebensstil vorzugeben, wirds irgendwann unschön.
AntwortenLöschenOb nun die Entscheidung, das Splitting in der einen oder anderen Richtung zu beschneiden (und für beides gibt es gute Gründe), ist letztlich eine Lappalie.
Viel schlimmer ist es doch, daß hier der Staat seine Bürger finanziell „belohnt” (oder eben, bei Abweichung, bestraft), wenn er so lebt, wie sich der gerade im Amt sitzende Minister sich das so vorstellt.
Inhaltlich: Die Ehe an sich wurde deswegen mal steuerlich begünstigt, weil der Staat damit einen Anreiz schaffen wollte, für mehr Nachwuchs zu sorgen. Aus diesem Grund ist es völlig logisch, das Ehegattensplitting bei dauerhaft Kinderlosen abzuschaffen.
Wenn man eben der Logik folgt, daß der Staat seine Bürger erziehen soll.
@ nodink:
AntwortenLöschenVerstehen Sie mich nicht falsch, ich will keiner Familie mit Kindern was wegnehmen, weil ich so ein schlechter Mensch bin; ich spreche mich ja auch deutlich für die Kostenfreiheit aller Bildungseinrichtungen aus. Doch stellt es nicht eine Diskriminierung für Kinderlose dar, die Kinderhabenden finanziell zu belohnen?
Das Argument, dass ja die Kinderhabenden einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, damit diese nicht ausstirbt, kann ich nicht gelten lassen. Erstens sind mir solche utilitaristischen Ansätze immer etwas suspekt; wer bekommt schon Kinder, weil er der Gesellschaft was Gutes tun will? Nein, das Kinderkriegen ist genauso wie (in den meisten Fällen) das Nicht-Kinderkriegen eine Sache der persönlichen Lebensführung und erstmal als solches noch kein Verdienst für die Gesellschaft.
Würde man gesellschaftlich-utilitaristisch argumentieren, könnte man genausogut sagen, es wäre (global gesehen) ganz toll, keine Kinder zu bekommen angesichts der eklatanten Überbevölkerung unseres Planeten.
Sie merken schon, damit kann man allerhand Schindluder treiben..
Ich persönlich bin einfach dafür, die Leute machen zu lassen, was sie für richtig halten, egal ob mit oder ohne Kinder. Jeder soll nach seiner Facon glücklich und keiner dabei benachteiligt oder bevorzugt werden. Dazu gehört für mich ein gut funktionierendes Bildungssystem, das allen offensteht und kostenlos ist. Ob man das als Familie dann annimmt oder seine Kinder lieber zuhause erzieht, soll jedem selbst überlassen bleiben.
Jedoch verschiedene Lebensentwürfe mit "Prämien" zu belohnen, halte ich für falsch. Da hat sich der Staat schlicht nicht einzumischen.
Im übrigen, der Staat, das sind wir alle. Die Regierung ist nur da, um unsere Interessen zu vertreten (naja, so wars ursprünglich mal gedacht), und das sollte in ausgewogener Weise geschehen und nicht, indem besonders "nützliche" Verhaltensweisen belohnt werden. Jeder sollte doch unabhängig vom Lebensentwurf sich darauf verlassen können, dass er als Mitglied der Gesellschaft die gleichen Rechte hat und in keinem Bereich diskriminiert wird.
asyoulikeit: Grundsätzlich stimme ich Ihnen gerne zu, daß sich der Staat rauszuhalten hat.
AntwortenLöschenIn Ihrer Argumentation sehe ich aber einen Widerspruch, wenn Sie sagen, daß Bildungseinrichtungen, Schulen und Kindergärten „kostenlos” (gibt es nicht; richtig wäre: von Steuergeld bezahlt) sein sollen: Damit gibt es dann ja doch eine Prämie für Familien mit Kindern, oder auch eine Strafe für Familien ohne Kinder. Denn erstere profitieren davon, einen solchen Platz günstiger zu erhalten, als wenn sie in selbst zahlen müßten (jedenfalls theoretisch), da ja andere, die diese Leistung nicht nutzen (kinderlose) eben mitbezahlen.
Was meinen Sie denn nun? Soll sich der Staat raushalten? Oder soll er doch kinderlose finanziell „bestrafen”?
Also, Herr Matt, das mit der Homöopathie verstehe ich jetzt nicht ganz, das würde ich mal gerne mit Ihnen diskutieren .... ;-) *duckflitzundwech*
AntwortenLöschenWegen so einer Marginalie eine Partei von der Besetzungsliste zu streichen lässt natürlich auch nicht viele andere Alternativen.
Aber die Grünen sind momentan eigentlich die einzigen, die überzeugend an unsere Zukunft in einer lebbaren Umwelt denken, siehe z.B. die aktuelle Atomausstiegsdiskussion.
Für mich ist "Die Partei" eine durchaus wählbare Alternative, im Endeffekt steckt auch nichts dahinter aber mit ihren Phrasen ("Bayern - Wir geben auf. LSD" und "Glutenfrei und Spaß dabei" oder so ähnlich) derbleckt sie wenigstens wunderschön die "etablierten" Parteien.
Mit der Ankündigung der Abschaffung des Ehegattensplittings will die SPD ja eigentlich nur medienwirksam Geld in die Kasse holen. Die "Großkopferten", die die Finanzmisere verursacht haben, wird es nie oder selten treffen, sondern eher die mit der geringsten Lobby. Jetzt sollen es die Kinderlosen sein, ein andermal die Autofahrer, dann wieder mal die Raucher. Dumme Ideen gibt es genug, egal bei welcher Partei.
Aber "weiß" wählen zählt nicht, dann sollte man, wie bei mir immer, das kleinste Übel wählen.
@ German Psycho:
AntwortenLöschenNun ja, ich sehe Einrichtungen, die der Bildung dienen, nicht als Prämie oder Subvention an, sondern sie gehören für mich zur Infrastruktur eines Staates. In jedem Staat muss es Dinge geben, die zwar vielleicht nicht jeder einzelne nutzt, die aber meiner Meinung dennoch nötig sind.
Nur weil ich einige davon nicht persönlich nutze (in meinem Fall z.B. Kindergärten, Autobahnen), bin ich dennoch bereit, durch meine Steuergelder dafür zu bezahlen.
Ich fühle mich dadurch persönlich nicht finanziell bestraft. Denn mit dem Argument, mit Steuergeld dürfe gar nichts subventioniert (finanziert) werden, von dem nicht ausnahmslos alle profitieren, müsste man ja den ganzen Staat gleich abschaffen. So weit will ich dann doch nicht gehen... ;)
Ich bin gerne bereit, für Dinge zu zahlen, von denen ich persönlich nichts habe, wenn ich das Gefühl habe, das dadurch ein funktionierender Staat gewährleistet wird, in dem jeder die gleichen Chancen und Freiheiten hat.
hoffe, ich konnte meinen Standpunkt klar machen
viele Grüße
Gestraft sind Ehepaare mit Kindern, die viel Zeit, Arbeit und Geld investieren müssen, während ihnen in einigen Bereichen fleißig die Unterstützung entzogen wird.
AntwortenLöschen(z.b. Studiengebühr, Abschaffung der Lehrmittelfreiheit,...)
Man stelle sich vor, deren Kinder würden die Unterstützung der kinderlosen Ehepaare einstellen. "keine Rente für kinderlose"?
Andererseits ist das Rentensystem aber sowieso kein Problem, in Pakistan soll es günstige Arbeitskräfte geben bei gleichzeitig niedrigen Lebenshaltungskosten! Ein Rentnerparadies. Wenn beim nächsten Regen ein paar weggespült werden, oder Extremisten zum Kaffee vorbeischauen, hilft das auch die Kosten des Sozialsstaats zu reduzieren. Gleichzeitig fördern wir dadurch Pakistans Wirtschaft. Gutes und nützliches in einem!
asyoulikeit: Ich verstehe ja schon, was Sie sagen. Ich glaube nur, daß Sie sich selbst ein bißchen etwas vormachen: Ob das Ding nun Strafsteuer genannt wird oder anders: Wenn Sie für etwas bezahlen, was Sie aufgrund nicht vorhandener Kinder nicht nutzen, sind Sie finanziell schlechter gestellt als die, die es (dann von Ihnen subventioniert) nutzen.
AntwortenLöschenIch sage das völlig wertfrei. Ich möchte ja nur zeigen, daß der Name einer Steuer oder Abgabe gar nicht wesentlich ist. Wesentlich ist doch, ob Sie nun als kinderlose mehr bezahlen / weniger Leistung erhalten.
Wenn Sie dem zustimmen – und das ist ja auch völlig in Ordnung – dann paßt das aber nicht damit zusammen, daß Sie sagen (weiter oben), der Staat solle sich raushalten.