09 Mai 2014

Ist halt immer Abwägungssache

Als ich heute im neu entdeckten Altonaer Massagestudio vor der Anwendung noch mal kurz verschwinden wollte – ich hatte eine ganze Stunde gebucht –, fand ich die Toilette besetzt vor. 

Von drinnen hörte man es fröhlich pladdern (Stehpinkler!), begleitend war ein gar nicht mal untalentiertes tremolierendes Pfeifen zu hören. Nach dem Ersterben dieser polyphonen Geräuschkulisse öffnete sich ohne weitere Verzögerung die Tür (Hände nicht gewaschen!), und heraus trat sympathisch grinsend ein schlanker Muskelmann.

Wenig später wartete ich bereits entkleidet im Behandlungsraum – und wer kam herein? 
Der gleiche Mann. Mein Masseur. 

Mist. Was tun? Eine Diskussion anfangen? Fliehen? Mir fiel eine Seinfeld-Folge ein, in der Jerry auf der Restauranttoilette den Koch trifft, der sich ebenfalls nicht die Hände wäscht und wenig später erneut Jerrys Aufmerksamkeit erregt: als er mit Hingabe Teig knetet. 

Im Vergleich erschien mir das weitaus bedenklicher als die Situation, der ich mich nun zu stellen hatte, und ich entschloss mich, die Massage nicht einfach nur als Training für meinen Rücken, sondern auch für mein Immunsystem zu sehen.

Und was soll ich sagen? Der Mann hatte nicht nur übertünchendes, vielleicht sogar desinfizierendes Mandelöl zur Hand, sondern auch wahre Wunderhände. Da konnten sämtliche Experten, denen ich im Lauf der Jahre meinen Rücken anvertraut hatte – darunter ganze Riegen von sachkundigen Thaidamen –, einfach nicht mithalten.

Was ich damit sagen will: Ich glaube, ich muss dort noch mal hin, trotz alledem. 

Für Rücken und Immunsystem.

16 Kommentare:

  1. Ein Stehpinkler? Ich dachte, die wären längst ausgestorben?
    Anna

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es gab zwar nur akustische Indizien, aber die waren erdrückend.
      Insofern deutet alles daraufhin, dass sich diese Spezies Mann noch immer ihres Lebens freut.

      Löschen
  2. und wie !!!

    Gruß aus dem Süden... Brick

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn Sie hinterher das Klo putzen, ist das ja auch gar kein Problem.

      Löschen
  3. "Mir fiel eine Seinfeld-Folge ein, in der Jerry auf der Restauranttoilette den Koch trifft, der sich ebenfalls nicht die Hände wäscht und wenig später erneut Jerry Aufmerksamkeit erregt: als er mit Hingabe Teig knetet. "

    Herrlich; das war auch mein erster Gedanke und eventuell hätte geschildertes Szenario George in der Folge "Der Masseur" davon abhalten können, daß "er" sich bewegt. "Unwissenheit ist ein Segen", um mal ein ultimativ gültiges, weiteres Filmzitat in den Raum zu werfen.

    Ansonsten hätte ich wirklich gerne Ihren Gesichtsausdruck gesehen, nachdem der Masseur die Toilette verlassen hatte. Der von Jerry war zumindest mal unbezahlbar.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nun, da wusste ich ja noch nicht, dass er mein Masseur sein würde … ;)

      In der Tat ist mir auch die erwähnte Seinfeld-Folge mit George auf der Massagebank unvergesslich geblieben. Und so viele weitere … Ich denke nur an den Suppennazi!

      Löschen
    2. Achso, das stimmt natürlich. Wobei diese spätere Enthüllung dramaturgisch durchaus auch Potential bietet.

      Die Suppennazi-Folge ist natürlich genial. Als ich vor zwei Jahren in New York war, hatte ich das Glück, beim mittlerweile wiedereröffneten Suppennazi zwei Suppen probieren zu dürfen: Die Lobster Bisque und anderntags die Jambalaya. Vor dem Ursprungslokal war keine Schlange, mein absichtlich knappes begrüßendes "Hello" wurde von einem ihm recht ähnlich sehenden Menschen erwiedert und ich bekam sogar Brot. Und tatsächlich: Die Suppen schmecken einfach nur geil! Äußerst lustig finde ich dagegen sein "No Returns!"-Schild, auf dem er knallhart aus dem "o" schaut. (http://originalsoupman.com/wp-content/uploads/2012/04/rules_returns.gif)

      Löschen
    3. Wusste gar nicht, dass die Figur ein reales Vorbild hatte …

      Löschen
    4. Doch, tatsächlich - er nennt sich "Soup Kitchen International".

      "According to writer Spike Feresten, Jerry Seinfeld and several members of the production team went to Soup Kitchen International for lunch weeks after "The Soup Nazi" aired. Upon recognizing Seinfeld, Yeganeh went into a profanity-filled rant about how the show had "ruined" his business and demanded an apology. Seinfeld allegedly gave what Feresten describes as "the most insincere, sarcastic apology ever given". Obviously having seen the episode, Yeganeh then bellowed, "No soup for you!" and ejected them from the restaurant" (Quelle: Wikipedia)

      Löschen
    5. … und der Ausruf „No soup for you!“ hat es ja dann auch 1:1 in die Serie geschafft.

      Löschen
    6. Nunja, das obrige Erlebnis war ja anschließend, nachdem die Folge ausgestrahlt wurde. Ob er das davor auch desöfteren gesagt hat, weiß man nun nicht so ganz. Was ich aber grade auf Wiki zum ersten Mal gelesen habe und ganz interessant finde:

      "According to Nora Ephron's DVD commentary, the first pop culture reference to Yeganeh (though not by name) seems to have come years before the Seinfeld episode, in the 1993 movie Sleepless in Seattle. In the film, a magazine writer discusses writing a story: "This man sells the greatest soup you have ever eaten, and he is the meanest man in America. I feel very strongly about this, Becky; it's not just about the soup.""

      Seine ruppige Art schien wohl bekannt.

      Löschen
  4. Man hätte auch nach der Massage sagen können: "Das war fantastisch. Und wenn Sie sich vor meiner nächsten Massage wieder erleichtern und sich danach die Hände waschen, ist es perfekt." Ja, hätte man machen können …

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mir geht es wie Ihnen: Die besten Sachen fallen mir immer erst ein, wenn ich im Internet vor einem leeren Kommentarfeld sitze.

      Löschen
    2. Ja, Schlagfertigkeit ist ein billiges Flittchen: nie da, wenn man sie braucht.

      Löschen
  5. handelt es sich dabei um den kubanischen exboxer, der zur abschreckung seine roten boxhandschuhe an der wand hängen hat? der ist in der tat ein meister seines fachs. auch beim massieren...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nein, dort hingen nur zahlreiche beeindruckende Aus- und Fortbildungszertifikate.

      Löschen