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10 Januar 2012
Schnick Schnack Schnuck um Speckfrikadellen
Also: Rahmspinat mit Rührei oder doch lieber Speckfrikadellen mit Senfsauce und Röstkartoffeln? Die Mittagskarte des Voltaire in der Friedensallee (Foto) macht es dem Franken und mir nicht leicht, doch schließlich ist die Sache für uns beide klar.
„Die Speckfrikadellen, bitte“, sagt der Franke, und darauf hätte ich natürlich unbesehen meine komplette Sammlung 1976er Trockenbeerenauslesen verwettet.
„Nehme ich auch“, sage ich.
„Nehmen Sie nicht“, sagt die Bedienung.
Wir schauen sie an, als hätte sie uns gerade erzählt, der Papst habe in Strapsen das Casino von Travemünde überfallen. „Es ist nämlich“, präzisiert sie genüsslich, „nur noch eine Portion da.“ Ach so. Da der Franke bereits geordert hat, bescheide ich mich generös mit dem Spinat. Ist ja ebenfalls eine feine Sache, fragen Sie Popeye.
Doch der gemeinhin auch inwendig eher grobschlächtig geformte Franke entdeckt plötzlich ein der Welt bislang tief verborgen gebliebenes Faible für Fairness und schlägt vor, Schnick Schnack Schnuck um die Portion Speckfrikadellen zu spielen. Bis drei.
Als Freund jedweden Duellierens – unabhängig von Speckfrikadellen – willige ich freudig ein. Sofort gerate ich 0:1 ins Hintertreffen, gleiche mit Stein gegen Schere aus und drehe schließlich in der finalen Runde das Spiel mit Schere gegen Papier. Der Franke hat gedacht, ich setzte auf Brunnen. Ich hingegen habe gar nicht gedacht, sondern nur gemacht.
Just als mir also die Speckfrikadellen zuungunsten des Spinats wieder als mittägliche Verheißung vorm geistigen Auge auferstehen, kommt die Bedienung zurück. „Entwarnung“, sagt sie, „es sind doch noch zwei Portionen da.“
In des Franken Auge flammt sofort die Freude schöner Götterfunken auf; es ist Ausdruck tiefempfundenen Glücks desjenigen, der unversehens doch noch etwas zu mümmeln kriegt, das er längst abgeschrieben hatte: Speckfrikadellen. Und nichts und niemand wird ihn von ihrem umstandslosen Verzehr abhalten können, nicht mal Brunnen.
„Gerade haben wir noch Schnick Schnack Schnuck um die Speckfrikadellen gespielt“, schildere ich der Bedienung die Ereignisse der letzten 30 Sekunden, „und ich habe gewonnen.“ Sie zuckt mit den Schultern.
Irgendwie fühle ich mich jetzt, als hätte man mir am grünen Tisch einen Sieg geklaut, dabei kriege ich doch ebenfalls Speckfrikadellen.
Versteh einer die menschliche Psyche.
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Eigentlich wollte ich gerade diesen Beitrag kommentieren, aber dann las ich die Hashtags und muß nun ständig an die Hauptstadt Sachsen-Anhalts denken, was mir ziemlich auf den Magen schlägt, so daß ich ans Kommentieren von Beiträgen übers Essen (was ja übrigens auch eher im tiefsten Westen liegt) nicht denken kann.
AntwortenLöschenAlso ich mag de Burg.
AntwortenLöschenMir ist es völlig schleierhaft, wie man bei Schnick, Schnack, Schnuck (oder Stein, Schere, Papier, wie es manch Banausen nennen) überhaupt in Betracht ziehen kann, der Opponent könne "Brunnen" wählen; zerstört die Einführung des Brunnens doch das vollendete Gleichgewicht dieses Spieles.
AntwortenLöschenIhr habt aber als Nachtisch nicht noch den letzten Kosakenzipfel bestellt?
AntwortenLöschenWieso – haben Sie keinen mehr bekommen?
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