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20 Juni 2011
Die Neigung zur Axt
Immer, wenn ich in St. Pauli auf die Folgen einer der zahlreichen Straftaten stoße und in gedankenlosem, beiläufigen Automatismus einen Geschlechtsgenossen der Täterschaft verdächtige, ernte ich Kritik. Es könnte doch auch eine Frau gewesen sein, wird mir dann vorgehalten. Ja, ja. Ist es aber meistens nicht.
Bei dem hier dokumentierten Straftatenindiz habe ich erneut den starken Verdacht, jemand habe der Menschheit als solcher, aber vor allem speziell meinem Geschlecht wenig Ehre gemacht. Denn das Tatwerkzeug wurde augenscheinlich mit großer Wucht geführt, was Frauen traditionell schwerer fällt, aus objektiven Gründen.
Wenn man das Loch in unserer Haustür, welches seit gestern Nacht klafft, genauer betrachtet, könnte der Täter mit einer Axt hantiert haben; eine Kugel war es jedenfalls nicht, denn das Loch hat die Form eines schmalen Schlitzes. Ausgehend von dieser erstaunlich zentral platzierten Lücke im Glas strahlen Risse in alle Richtungen durch die Scheibe. Wie erstarrte Blitze.
Rund um das Zentrum des maskulinen Hiebs ist die Haustür nach innen gewölbt, man könnte sie wahrscheinlich jetzt mit der Hand eindrücken und ihr so den Rest geben. Es muss einen gewaltigen Wumms gegeben haben, als der Irre zuschlug, doch wir haben nullkommanichts gehört. Das ist beunruhigend.
Unsere Hausfront bewirbt sich immer mal wieder erfolgreich um vandalistische Attacken, doch so geht es vielen in den Straßen rund um die Reeperbahn. Und das, ihr Lieben, die ihr erwägt, hier auf dem Kiez ein 740.000-Euro-Neubauloft zu erwerben, um einem sogenannten „neuen Wohnkult“ zu huldigen, senkt den Lebenswert auf St. Pauli erheblich. In einer verqueren Reaktion auf diese Entwicklung steigen komischerweise unablässig die Mieten, auch unsere, und zwar turnusmäßig bis zum gesetzlich möglichen Anschlag.
Wer sich darüber beklagt, bekommt von Hausverwaltungen und Eigentümern auch gerne mal gesagt: Dann ziehen Sie doch weg. Sozusagen das „Geh doch rüber“ des 21. Jahrhunderts.
Eine Entwicklung, bei der man übrigens fast die Neigung verspürt, sich an der Axt ausbilden zu lassen.
(Denkfalle, schon klar.)
Ich stelle fest: Das sieht nach Spuren eines Amoklaufs aus, in der Tat.
AntwortenLöschenHaben Sie etwa, verehrter Herr Wagner, in einem -sagen wir- unbedachten Moment vielleicht, dem Herrn GP Widerrede geleistet oder ähnlichen Frevel angerichtet, so sich dieser dann genötigt fühlte -aus welchen Gründen auch immer-, mit seiner berühmt-berüchtigten ChromAxt ;) ein Zeichen an Ihrer Haustür zu setzen, ?
Mag es sein ?
Ein Schelm, wer Arges dabei denkt...
Mögen alle in Frieden ruhen.
Gute Nacht !
Zur Sicherheit werde ich jedenfalls ab jetzt all seine Tweets prophylaktisch faven und retweeten, unabhängig von ihrem Niveau.
AntwortenLöschenÄh … sie haben natürlich samt und sonders höchstes Niveau, ach was: allerhöchstes!
Also ist der anatomisch auf andere Fähig- und Fertigkeiten hin entwickelte Körper der Frau traditionsbedingt? Was ist, wenn welche sich dieser Tradition verweigern? Hella von Sinnen, bspw. Oder Kugelstoßerinnen?
AntwortenLöschenAusnahmen, mein Lieber, bestätigen die anatomischen Unterschiede. Aber ich konzediere Ihnen gern, dass es sich hierbei auch durchaus um eine Kugelstoßerin statt um GP gehandelt haben könnte.
AntwortenLöschenUnd ich Deppchen wunderte mich schon, warum Sie gerade in letzter Zeit ausnahmslos meine schlechtesten Tweets zitieren und besternen!
AntwortenLöschenNun denn: Ich kann Ihnen an Eides statt versichern, daß Ihre Tür (seit damals, Sie wissen schon) absolut tabu für meine Axt ist. Aber gegen ein geringes Entgelt biete ich Ihnen natürlich gerne Schutz vor weiter... also, vor ähnlichen Attacken dieser Art an.
Ich denke, dieses Angebot ist unablehnbar.
Ich verdächtige eine usbekische Hammerwerferin ... einfach mal so, weil wir Frauen wollen auch mal Schuld sein.
AntwortenLöschenUnd deshalb würde ich über GP und seine Axt schon mal tief nachdenken!
Eventuell wird beim Zusmmentreffen von den beiden Akteuren ein ganz neues Kapitel der Deutsch-Usbekischen Freundschaft aufgeschlagen.
Ich harre gespannt der Entwicklung und hoffe hier davon zu lesen.
Frau-Irgendwas-ist-immer
46.250 Euro Courtage bei Verkauf einer (der teuersten) Wohnung. Makler müsste man sein. Aber offenbar gibt es eine Nachfrage bzw. Menschen, die mal eben 800.000 Euro hinblättern können und wollen, um in einem Stadtteil zu wohnen, dessen Erwähnung auf die Frage nach dem Wohnort immer noch wahlweise Ungläubigkeit oder Entsetzen erntet. Komische Welt.
AntwortenLöschenIch kann Ihnen sagen, Hopfenstraße, daß der Stadtteil ganz wunderbar ist. Ungläubigeit oder Entsetzen kann einem da völlig egal sein – wobei die meisten Menschen, die ich kenne, eher anerkennend mit dem Kopf nicken, erwähnt man dieses Pflaster.
AntwortenLöschenOb jemand, der sich eine Wohnung für 800k Euro kauft, die mal „so eben hinblättert”? Ich glaube es kaum, ehrlich gesagt.
Hopfenstraße, ich muss German Psycho Recht geben: Die meisten Leute, die ich kenne, wünschen sich nichts sehnlicher, als auf St. Pauli zu wohnen. Viele beneiden uns um unsere Wohnung und ihre Lage. Wen kennen Sie denn so …?
AntwortenLöschenDass Makler, sofern sie solche Aufträge an Land gezogen haben, finanziell ein beneidenswertes Dasein führen, stimmt nichtsdestotrotz unbedingt.
Frau Irgendwas, das Loch hätte eine deutlich andere Form, sofern eine usbekische Hammerwerferin mit ihrem Arbeitsgerät tätig geworden wäre. Ihre Theorie ist also nicht für die Katz, aber für die Tonne.
800.000 Euro für eine Wohnung, die ungefähr 50m Luftlinie von einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße entfernt liegt und zudem eine/n Kneipe/Kiosk (Tabakbörse) im Erdgeschoss beherbergt. Inklusive verlockend strahlend weißer Fassade. Wie das nach kurzer Zeit aussieht, kann man ganz wunderbar an dem Kasten Thadenstraße, Ecke Brunnenhofstraße beobachten. Ich freu mich drauf! Sollte tatsächlich jemand bescheuert genug sein, so viel Geld dafür auszugeben. Immerhin gibt es das Angebot schon seit gut vier Monaten.
AntwortenLöschenWir sollten die Preisentwicklung verfolgen …
AntwortenLöschen"Es muss einen gewaltigen Wumms gegeben haben, als der Irre zuschlug, doch wir haben nullkommanichts gehört. Das ist beunruhigend."
AntwortenLöschenHat Herr GP Ihnen noch nichts von seiner neuen Chromaxt mit Schalldämpfer erzählt?!
Das ist wirklich beunruhigend!
Grüße
Il silenziatore
Verdammt, nein! Der feine Herr erzählt mir ja nichts mehr.
AntwortenLöschenAber Il Silenziatore, das sollte doch eine Überraschung werden! Männo...
AntwortenLöschenNina: Es gibt eben unterschiedliche Ansprüche. Während Sie vielleicht eher 800k Euro für ein Haus an der Peripherie ausgäbe, würde ich, vorausgesetzt, ich hätte die Kohlen und die Notwendigkeit, mir eine Bleibe zu suchen, durchaus eine Lage auf St. Pauli bevorzugen. Und ich wage zu behaupten: Der Autor dieses Blogs auch.
Das ist ja das Schöne am Menschen: Alle haben einen unterschiedlichen Geschmack.
German Psycho: Ich wohne bereits seit einigen Jahren hier und möchte auch nicht mehr weg. Und trotzdem würde ich nicht rund 6.000 Euro pro Quadratmeter zahlen und zwar aus einem einzigen Grund: Es ist Schwachsinn. Die Wohnung mit den 81 Quadratmetern kostet "nur" rund 3.800 Euro/qm. Für dasselbe Haus in derselben Lage.
AntwortenLöschenAußerdem muss ich mich übergeben, wenn ich "neuer Wohnkult" schon nur lese.
Auf Deutsch, Nina: Sie wollen nicht, daß andere Menschen in Ihren Kiez ziehen. In den Sie schon etwas früher gezogen sind. Vielleicht fanden ja die damaligen Einwohner es auch schwachsinnig, was Sie bezahlten? Und fanden die damals neue Wohnkultur auch schon zum Kotzen? Was hätten Sie denen gesagt?
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