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08 April 2011
Vive le Käse, vive le Lachs!
Wie heißt es so schön? Den Camembert in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf. Seinen Duft übrigens auch nicht, wie wir heute Abend entzückt in der Villa Verde feststellen konnten.
Dort besuchten wir den weltweit ersten Hamburger Käsestammtisch. Neun formidable Rohmilchkäsesorten warteten duftend vor Vorfreude auf geneigte Connaisseure, also uns, und die patente Sommelière Ina Finn vermochte das Sortiment erwartungsgemäß mit kongenialen Weinen zu flankieren.
Initiiert wurde die Veranstaltung von der französischen Milchwirtschaft, die sich deutlich größere Absatzerfolge in Deutschland vorstellen kann. Denn leider laufen die Deutschen mehrheitlich immer noch zu Aldi und kaufen dort blutjungen Billiggouda, statt sich – wie es dem zivilisatorischen Stand des Homo sapiens weit eher entspräche – den dialektischen Freuden des Reblochonverzehrs zu widmen.
Deshalb jetzt also dieser Stammtisch, wofür sich die Marketingagentur allerdings einen Titel ausgedacht hat, bei dem man leicht errötet vor Fremdscham: „Vive le Käse“.
„Die glauben, ,Vive le fromage’ würden die Deutschen nicht verstehen“, raunt Frau Finn konspirativ und rollt ein wenig entschuldigend mit den Augen, während sie mir einen ergötzlichen Sauvignan Blanc eingießt.
Weil sie schon im Vorhinein ahnte, dass die Käsestammtischpremiere angesichts der deutschen Rohmilchskepsis womöglich nicht ganz so überlaufen sein würde wie zum Beispiel ein Take-That-Konzert, hatte sich die findige Geschäftsfrau einen weiteren Präsentator ins Haus geholt, und zwar das Taschen-, Schuh- und Ledergürtellabel Elbkind.
Besonderheit: Alle Elbkind-Produkte sind aus Fischleder. Vor allem die bisher scheinbar nutzlose Außenhaut des verehrungswürdigen Salms wird von der Firma weiterverwertet. Vive le Lachs sozusagen.
Olfaktorisch hätte der weiter fleißig vor sich hin laufende Camembert also möglicherweise einer taffen Konkurrenz gewärtig sein müssen, doch als ich zum Stand hinüberschlich, mir die noch immer faszinierend schuppigen Schuhe zur Nase führte und heimlich beschnupperte, war da überhaupt nichts Fischiges, nirgends.
Der nächste Käsestammtisch findet übrigens am 5. Mai statt, und einmal dürfen Sie raten, wer wieder da sein wird.
Oh lecker und es (Käse)müffelt bis hier.
AntwortenLöschenMein Neid ist Ihnen gewiss.
Frau-Irgendwas-ist-immer
Das ist dekadent.
AntwortenLöschenKäse?
AntwortenLöschenHerr Matt: So ein Käse !
AntwortenLöschenWas spricht man eigentlich da oben über Greenwashing bei den 'Vattenfall Lesetagen' ?
Das können Sie gefälligst selber googeln, Sie Faulpelz!
AntwortenLöschenAlso, ich rate mal, nein, ich weiss, leider, dass ich nicht da sein werde - kann das ganze nicht zwei Wochen später stattfinden? Dann bin ich vor Ort, nützt aber wohl jetzt nix.
AntwortenLöschenSensationell, solche Events, natürlich für Geniesser und Kenner, wo wir hier noch deutlich Nachholbedarf haben - Sie wissen schon, dass Sie einen mit so einer vollmundigen Beschreibung und -bilderung ganz schön quälen.
Darüberhinaus: Ich hoffe für Sie, dass die Schuhe, an denen Sie geschnuppert waren, fabrikneu waren. Ansonsten wäre ein Fischgeruch noch das kleinste Übel gewesen, was Sie daran entdeckt hätten.
Alle fabrikneu natürlich. Die hatte – im Gegensatz zum Schuhgeschäft – noch niemand an den Füßen.
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