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03 Dezember 2010
Auf der Reeperbahn nachts im Schneeweiß
Unterm knusprigen Knirschen des Pulverschnees verschwindet der ganze Siff von St. Pauli.
Die unbeschreiblichen Flecken auf dem Pflaster der Reeperbahn, das Urinodeur, welches die Sockel der Häuser unablässig ausdünsten, die eingetrockneten Pfützen von letzter Samstagnacht: alles versteckt unterm großen Weiß. Und sogar die Tabledanceschuppen ragen harmlos und gemütlich aus dem Schnee.
Ein Koberer, an dem ich heute so rasch wie elegant vorbeischlittern wollte, trat mit den jahreszeitlich kompatiblen Worten „Oh mein Gott, oh mein Gott!“ und wildem Raufen seiner Wollmütze an mich heran, was mich zum Lachen brachte.
„Danke, ich habe einen Termin“, sagte ich vollkommen wahrheitsgemäß, noch ehe er seine zweifellos originelle Einleitung mit haltlosen Versprechungen aufhübschen konnte. Inzwischen lief er allerdings hoffnungsfroh neben mir her. „Du bist nur schüchtern!“, theoretisierte er nassforsch. Mittlerweile waren wir aber beim Paradise angelangt, und das ist Konkurrenzrevier – ich war ihn augenblicklich los.
Im Beatlemania, meinem Ziel, spielte heute Abend die Bochumer Nachwuchsband Frida Gold, die bestimmt mal ganz groß wird in den Charts, so wie Silbermond zum Beispiel, zumal sie demnächst im Vorprogramm von Kylie Minogue gebucht ist.
Songzeilen wie „Komm zu mir nach Haus/dort sieht es gut aus“ sind zwar noch nicht der Weisheit letzter Schluss, dafür aber hundertprozentig der Hintern der Sängerin, den sie zu unser aller Freude in eine krampfaderngefährdende Latexhose gezwängt hatte.
Auf dem Heimweg knirschte der Pulverschnee noch knuspriger als vorhin, und all die Koberer, die sich auf dem Hinweg noch auf mich gestürzt hatten wie die Tauben auf dampfende Dönerreste, ließen mich jetzt in Ruhe.
Vielleicht haben diese Menschen doch so etwas wie ein Gedächtnis.
Wahrscheinlich hatten Sie, den Hintern der Sängerin im Gedächtnis, noch so ein seliges Lächeln auf den Lippen, dass Sie sofort als (in dieser Hinsicht) wunschlos glücklicher Mensch identifiziert wurden. Die verschwenden doch keine Zeit.
AntwortenLöschenUnd wieso zeigen Sie als Bild dann diese olle (Verzeihung!) Reeperbahn und nicht den latexhosenbewehrten Hintern der Sängerin?
AntwortenLöschenUns versuchte ein Koberer neulich mit "Wir haben Erbsensuppe, Linsensuppe und mexikanischen Feuertopf…" reinzulocken. Für was sind DAS denn bitte Codewörter?
AntwortenLöschenAlso, entschuldigen Sie mal, ein Hintern soll das sein? Ein richtiger Hintern wackelt immer noch, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt und man ihm vorher beim Abschied einen Klaps gegeben hat. Haben Sie Kurzarbeit?
AntwortenLöschenZaphod, aus Sicht der Koberer ist es gewiss einfacher, glückliche Menschen in eine Kaschemme zu locken als depressive. Daher halte ich Ihre Theorie für widerlegt.
AntwortenLöschenGerman Psycho: weil ich Ihre Fantasie anregen möchte, deshalb.
Anonym, Ihr Koberer war kein Koberer, sondern der Marketingchef einer Suppenküche. Sie müssen lernen, das zu unterscheiden, dann kommen Sie weiter im Leben.
blogspargel, es gibt halt verschiedene Hinterngeschmäcker. Das, was Sie beschreiben, scheint mir eher auf ein Walross- als auf ein Menschenweibchen zuzutreffen. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen, da rede ich Ihnen nicht rein.
Und ein knackiger Hintern und ein kamerafähiges Gesicht der Frau im Vordergrund ist ja die Grundlage für den Erfolg. Dann noch leicht sexualisierter Elektropop und MTV steht vor der Tür. Kylie Minogue erwähnen Sie in dem Zusammenhang ja vermutlich nicht umsonst.
AntwortenLöschenSchade eigentlich, dabei gibt es so viel Musik, hinter der mehr steckt.
"Hinterngeschmäcker" - hihihi.
AntwortenLöschenÄh ja.
"Tut dir mal der Hintern verzagen,
hüll ihn in Latex, Baby.
Dann werden alle sagen,
dass du scharf bist, Baby."
Verfasser unbekannt, leider
Hm, die Qualität dieser Lyrik erinnert mich an jemand … Jetzt habe ich’s: Frida Gold!
AntwortenLöschenIch dachte zuerst an Max Schmeling. Oder Vitali Klitschko.
AntwortenLöschenAber wenn Sie "Frida Gold" sagen, wird das wohl stimmen...
Alles zweifellos honorige Kandidaten. Ich will mich da auch nicht festlegen. Habe heute meinen Generösen.
AntwortenLöschenUnd jetzt alle:
AntwortenLöschenWer noch niemals in lustiger Nacht
solchen Reeperbahnbummel gemacht,
ist ein armer Wicht, denn er kennt dich nicht,
mein St. Pauli, St. Pauli bei Nacht.
Habe gerade vor ein paar Tagen eine Best-of-Achim Reichel CD eingelegt. *ja, ich finde diese Version besser als das Original*
Ich danke übrigens allerherzlichst für die Nicht-Veröffentlichung des Latex-Hinterteil-Fotos! *Dinge die die Welt nicht braucht!*
LG und ein schönes WE wünscht Frau-Irgendwas-ist-immer
Ja, der Achim kann schon besser singen. Doch auch wenn sich mir bei Hans Albers Vokalversuchen stets die Zehennägel hochrollen: Er singt eben das ORIGINAL.
AntwortenLöschen@matt
AntwortenLöschenFragen Sie mal die Frau an Ihrer Seite:
Achim Reichel oder Hans Albers .....
In seltenen Fällen ist es nicht das Original was Frau sich so wünscht .... boh äh ... und der Reichel ist ja auch schon Jahrgang '44 ... lekker Kerl ...
Frau-Irgendwas-ist-immer
Nun, ich konnte ja nicht wissen, dass es Ihnen um ganz andere Dinge als ein Lied geht …
AntwortenLöschenIch bin irritiert....
AntwortenLöschenIch las Matts Artikel als Lobpreisung des gefallenen Schnees, der auf wundersame Weise mit seinem reinen Weiß sogar der Reeperbahn für einen kurzen Moment ihre Unschuld zurückgibt...und dann redet ihr nur von Latex-Hinterteilen...einfach
degoutant...
Wenigstens eine versteht mich.
AntwortenLöschenIch weiß auch nicht - irgendwie habe ich aus dem Augenwinkel jetzt schon zum dritten Mal "Schneeweiß" zu "Schweiß" verkürzt.
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