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14 Juni 2010
Endlich kein Auto mehr!
Vier Wochen lang haben wir das Auto von A. gehütet, der in den USA weilte. Eine gute Gelegenheit, das schöne Wetter auszunutzen und mal schnell an die Ostsee zu sprinten, nach Travemünde.
Während dieser Fahrt wurde mal wieder auf sehr nachhaltige Weise deutlich, warum es ein Segen ist, sich schon vor vielen Jahren vom Konzept des Individualverkehrs komplett verabschiedet zu haben.
Zuerst nämlich standen wir im Stau wegen einer Baustelle. Als ich ordnungsgemäß auf der linken Spur bis nach vorne fuhr, um mich am Ende einzufädeln, wurde ich nicht reingelassen, sondern ersatzweise von Fahrern auf der Mittelspur mit unflätigsten Gesten beleidigt.
Endlich in Travemünde angekommen, fand ich zunächst keinen Parkplatz. Nach diversen Ehrenrunden wurde ich fündig, hatte aber nicht an Kleingeld für den Parkautomaten gedacht.
Die folgende Stunde des Herumbummelns am Strand wurde ergo unablässig von der gedanklichen Möglichkeit eines Knöllchens beeinträchtigt. Allerdings grundlos, wie sich herausstellte – was mich a posteriori umso mehr ärgerte, denn dann hätte ich mich auch nicht eine Stunde lang prophylaktisch sorgen und grämen müssen.
Auf der Rückfahrt tapste ich in einer 40-km/h-Zone in eine trickreich versteckte Radarfalle, allerdings noch vor dem einstündigen Stau, der mir immerhin den Anblick eines komplett ausgebrannten Mercedes-Cabrios ermöglichte (der Höhepunkt des Tages).
Zurück auf dem Kiez fand ich natürlich keinen Parkplatz, weshalb ich zur Davidwache musste, um mir einen Besucherparkschein zu besorgen, der den Parkradius erweiterte. Ich stellte das Auto schließlich am Hamburger Berg ab, wo es in ständiger Gefahr schwebte, von Irren, Schlägern, Betrunkenen oder Junkies zweckentfremdet zu werden.
Der folgende Tag wurde ergo unablässig von der gedanklichen Möglichkeit einer Beschädigung beeinträchtigt. Allerdings grundlos, wie sich herausstellte – was mich a posteriori umso mehr ärgerte, denn dann hätte ich mich auch nicht einen ganzen Tag lang prophylaktisch sorgen und grämen müssen.
Zum Glück kommt A. heute zurück. Dann hat er seinen Wagen wieder an der Backe, und wir dürfen uns wieder dem sorglosen automobillosen Leben widmen. Dafür nehme ich von Herzen gern ein paar Punkte aus Flensburg entgegen, die bis zur nächsten Fahrt sicherlich längst verfallen sein werden.
Allerdings gibt es zumindest einen großen Vorteil dieses Rückfalls in den Individualverkehr: Ich kann mal wieder ein Travemündefoto posten, und zwar nicht nur aus reiner bösartiger Willkür.
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Kaum haben steuern Sie ein Fahrzeug, hagelt es Verstöße. Man man man ... ;)
AntwortenLöschenAber Mercedes baut Cabriolets, keine Cabrios. So viel Zeit muss sein. Trotz 4:0 Endsi- entschuldigung, Sieg.
Wie mir dieser Artikel aus der Seele spricht. Mein eigenes Sinnen und Trachten kann nur einer auto-losen Zukunft gelten in einer Zeit, in der man nicht nur sich das Autofahren eigentlich gar nicht mehr leisten kann,sondern in der auch die Begleitumstände sich genau in die von Ihnen beschriebene Richtung immer weiter entwickeln. Parktechnisch habe auch ich in Kiel meinen privaten Kiez vor der Tür, und da ich das Auto, wenn ich schon den göttlichen Segen einer freien Lücke empfangen durfte, dort nicht wegbegwege, sondern im Winter abends tatsächlich Taxi fahre (!)...werde ich es, sobald ich mich beruflich dementsprechend eingerichtet habe, abschaffen.
AntwortenLöschenhttp://yael365.blogspot.com/2010/05/lutherstrae-morgenstund.html
yael: In einer Großstadt mag man auf das Auto verzichten können, auf dem Land dürfte das schon sehr viel schwieriger werden.
AntwortenLöschenHerr Matt, ich wußte ja gar nicht, was für ein Outlaw, was für ein Rebell der Straße, Sie so sind. Meinen Wagen bekommen Sie ab sofort auch jederzeit, wenn Sie ihn brauchen.
Sie haben ein Auto und fahren nach Travemünde? Puuh. Wo man da doch mit dem Zug viel schneller und bequemer da hin kommt?? Das ist, mit Verlaub an Einfallslosigkeit kaum zu toppen. Haben doch Nord- und Ostsee viele schöne Ecken, die es wert sind auch mal mit dem Wagen vorbei zu schauen und vielleicht auch mal einen Stau in kauf zu nehmen. Aber solche Tage gibt es bisweilen. Da will der Funke nicht überspringen und der Motor stottert, aber dann muss man sich auch nicht beschweren.
AntwortenLöschenErgebenst,
LL
Prophylaktisches Sorgen und Grämen sind eigentlich kaum ein Problem des Autoverkehrs. Eher ein Problem individueller Veranlagung. Oder wie Mike Lehmann sagt: "Schlechtet Jewissen? Wozu soll'n dit jut sein?".
AntwortenLöschenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Mike_Lehmann
Diese Art von Streß hab ich immer, wenn meine Mutter per Flieger in den Urlaub entschwindet und wir ihr Auto haben. Aber diesmal war ich ja tricky. Während sie in Madrid weilt, bin ich kurzerhand in den Schwarzwald gedüst und komme erst morgen wieder, während sie schon heute in Fuhlsbüttel landet und ihr Auto hoffentlich noch unbeschadet in Eppendorf steht. Und wenn nicht, bin ich wenigstens nicht Schuld.
AntwortenLöschenNils, wir können uns – statt über „Cabrios“ oder „Cabriolets“ zu streiten – auch gern auf die Sprachregelung „mit ohne Dach“ einigen.
AntwortenLöschenYael, es ist mir ein Trost, dass selbst in Kiel Leidensgenossen mitfühlen. Das tue ich von nun an auch mit Ihnen.
GP, sehr gerne wäre ich selbstverständlich der Outlaw, den Sie bereits jetzt in mir sehen, doch woran lesen Sie das ab? Vielleicht bin ich ja wirklich einer, ohne es zu wissen (lechz).
Lucky, jahrein, jahraus fahre ich im Zug nach Travemünde, und das werde ich natürlich auch künftig wieder tun. Aber wie das so ist: Gelegenheit macht Diebe, Sie verstehen?
Anonym, Sie haben Recht. Trotzdem drohte objektiv ein Knöllchen. Und darauf subjektiv mit Sorge zu reagieren, halte ich nun nicht für die absurdeste Reaktion im Universum.
Frau Momo, Sie sind also mit dem Zug in den Schwarzwald gedüst? Sonst ergäbe Ihre Geschichte gar keinen Sinn (was ich Ihnen aber niemals unterstellen würde).
Na, Sie fuhren zu schnell, parkten im Parkverbot UND erfreuten sich auch noch an einem ausgebrannten KFZ.
AntwortenLöschenWenn Sie nicht der Hamburger Jesse James sind, dann weiß ich auch nicht mehr.
"Ey kieck da, der Autowagen da mit ohne Dach, wa?!"
AntwortenLöschenDarauf einige ich mich gerne mit Ihnen!
Passen Sie übrigens auf, wenn sie mit dem GPschen Vehikel unterwegs sind. Das Navigationssystem kennt nur zwei Ziele: Heim und Tatort (quasi die ganze Welt).
Erstens: jemand hat Sie im Stau reingelassen, sonst stünden Sie jetzt noch dort.
AntwortenLöschenZweitens: das ganze Leben besteht darin, sich a posteriori zu ärgern, prophylaktische Sorgen gehabt zu haben.
Drittens: haben Sie völlig recht.
Danke. Das tut gut.
AntwortenLöschenIch bin in der Tat mit dem Zug unterwegs gewesen. Und ehrlich, für 58 Teuros hin und zurück, das hätte kein Auto toppen können.
AntwortenLöschenAllerdings ist die Reiseform nur empfehlenswert, wenn man vor Ort eine Freundin hat, die ein Auto das ihre nennt. Sonst ist man ziemlich verratzt. Auf ÖPNV a la HVV kann man da nicht bauen.
Ein Auto "mit ohne Dach" und ein Tag an der Küste - Sie haben Recht, dass es ärgerlich ist, solche Momente mit Sorgen zu verschwenden.
AntwortenLöschenAber so ist es, wenn man fremdes Eigentum hütet - wäre mir nicht anders gegangen. Mit meinem Auto ist das allerdings ein klein wenig anders.
Ich wünsch ein angenehmes Wochenende,
Josie
Haha, ich bin zwar wirklich Autofahrer aus Überzeugung und liebe meinen Puma doch sehr, aber da steckt so viel Wahrheit in dem Artikel. Man muss sich wirklich oft Sorgen machen! Und Rücksichtslosigkeit und Verkehrsaufkommen werden fühlbar auch immer schlimmer.
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