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22 März 2010
Im Pott, Tag 3: Die wandelnde Wissenslücke
Die Sachkenntnis der Teilnehmer dieser Maritim-Pressereise ist recht unterschiedlich. Übers Ruhrgebiet wussten wir vorher alle ungefähr gleich wenig, doch eine (auch noch blonde) Kollegin glänzt auch auf anderen Gebieten mit eindrucksvollen Lücken.
In der Veltins-Arena fällt der Name Felix Magath. „Wer ist das?“, fragt die Kollegin interessiert, „der Trainer?“ Jau. „Magath = Trainer“ notiert sie eilfertig in ihr liniertes Heft. „Wo war der denn vorher?“, insistiert sie investigativ wie einst Bob Woodward. Und wie Bob anno 73 kommt auch die Blonde an die gewünschte Information.
Beim von Klaus Fischer für uns alle signierten Minifußball vermutet sie einen anderen Klaus als Urheber, nämlich Allofs, obwohl der mit Schalke so viel zu tun hat wie Günter Netzer mit Synchronschwimmen (immerhin kennt sie Klaus Allofs!). Also sieht sie sich gezwungen, den Namen Allofs durchzustreichen und daneben „Fischer“ hinzuschreiben.
Doch erst im Gelsenkirchener Zoo – nach einem ahnungsvoll dramatischen Wolkenwogen am Himmel über Essen – spielt die Kollegin ihren größten Trumpf aus.
In der Abenddämmerung stehen wir vorm Orang-Utan-Gehege, und eins der Tiere schält sich schlaftrunken aus seiner Decke, um nachzuschauen, was da vor der Scheibe plötzlich los ist. Als der Orang mir in die Augen schaut, erkenne ich frappiert einen anthropologischen Bruder, und mitten in diese berührende Erkenntnis, die weit tiefer reicht als die biologische Ratio, platzt die blonde Kollegin mit der Killerfrage: „Gehören die zu den Menschenaffen?“
„Ja“, sage ich mit eiserner Selbstdisziplin – anstatt sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass die Hohlräume ihrer Allgemeinbildung mühelos konkurrieren können mit dem Volumen sämtlicher stillgelegter Stollen zwischen Bochum und Bottrop.
Sorgsam notiert sie „Menschenaffe“. Wahrscheinlich hätte ich ihr des Orang Utans Wesen auch als amphibisch verkaufen können. Mein anthropologischer Bruder zieht sich ob dieses Dialogs wieder die Decke wieder über den Kopf. Gerne würde ich die Sache irgendwie richtigstellen, doch er ist ratzfatz eingeschlafen.
Die Kollegin leider nicht.
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