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05 September 2009
Country auf der Elbe, olfaktorisch eingetrübt
Die Barkasse Frau Hedi tanzt unter den Attacken spätsommerlicher Sturmböen auf den Elbwellen.
Gleich wird die Countryband Oklahoma Ranch das Schaukeln zum Schunkeln umzutransformieren versuchen – eine Attraktion übrigens, die wahrscheinlich deutschlandweit keine andere Stadt zu bieten hat, weshalb Hamburg allen anderen deutschen Städten unbedingt vorzuziehen ist. Und das, obwohl Oklahoma Ranch erneut eher bescheidene Fähigkeiten beim Countryspielen offenbaren.
Heute geriert sich die Elbe wild, und alle greifen nach den Stangen unterm Dach: der Franke, The Maastrix, China Girl, German Psycho und sogar Mr. X, dem ich vor Jahren versprach, ihn niemals zu verbloggen, weshalb dieser Satzteil hiermit auch für ungültig und nichtexistent erklärt wird.
„Festhalten ist so was von 90er!“, pflaume ich als einziger Haltloser die rückgratlose Gruppe fröhlich an, werde allerdings im gleichen Moment gegen den annullierten Mr. X geschleudert und greife instinktiv nach der Deckenstange.
Hier hilft also nur eine Runde Staropramen, dann hat man auch was zum Festhalten, sogar etwas Mobiles. Das kommt gut an, das Staropramen, zumal ich es spendiere. Nur China Girl will ein Bier mit Lemon, aber wir sind ja tolerant.
German Psycho ist übrigens trotz seines gezielt gepflegten Chromaxtimages im Kern seines Herzens (yes, er hat eins!) ein höchstwahrscheinlich zartes, vielleicht gar verzärteltes Wesen, das keiner Fliege, sondern höchstens einem Wiener Schnitzel etwas zuleide tun könnte. Auch kann er gewiss kein Blut sehen; ein ernstes Hindernis für eine anständige Serienkillerkarriere.
Wäre seine Zartheit weniger ausgeprägt, dürfte er jedenfalls auf den Geruch von Kotze, der sich plötzlich flächendeckend über unser Boot legt, nicht so reagieren, wie er reagiert.
Während die Band so tut, als stänke es nicht bestialisch, und unbeirrt weiter „Oh lonesome me“ (Clip) spielt, versucht GP verzweifelt, seine Nase vorm Kontakt mit der Außenwelt zu schützen. Er tut es geradezu mit Händen und Füßen, doch gelingen will’s ihm nicht.
Es ist übrigens seltsam, wie geschickt der Geruch von Erbrochenem dich in einen Nachahmungsmodus zwingt, obwohl doch auch dem denkfaulsten Instinkt aus unserer Australopithecus-afarensis-Phase klar sein dürfte, dass es das olfaktorische Problem keineswegs behebt, wenn man selbst zu seiner Potenzierung beiträgt.
Kurz: Wohl jeder auf dem Boot denkt während der hartnäckigen Kotzewolke, die uns ausgerechnet in einer Schleuse liebevoll umhüllt, eine Weile darüber nach, ob er sich ebenfalls schnell mal über die Bordwand hängen sollte.
Doch alle bleiben eisern, sogar GP, dessen Nase inzwischen so tief in seiner eigenen Armbeuge steckt, dass sie eigentlich den Eisengehalt seines venösen Blutes erschnuppern können müsste.
Als Oklahoma Ranch „You are my sunshine“ spielen, ist dank der Sturmböen das Schlimmste überstanden, dennoch muss GP das Schiff verlassen, und nicht nur aus Geruchsgründen.
Wir lassen den Abend im Copper House ausklingen, wo China Girl mir die gefühlten sechs Bedeutungen des chinesischen Wortes „Ma“ beibringt. Unter anderem bezeichnet dieses Wort sowohl „Mutter“ als auch „Pferd“, was in China erheblich häufiger zu Schenkelklopfen und Missverständnissen führt, als dort ein Sack Reis umfällt.
Herr Matt,
AntwortenLöschenhat denn da nun jemand sich erbrochen, gegöbelt, gereiert, gekotzt? Diese beigefarbene Brühe, Fäden ziehend, mit kleineren Objekten (Karottenwürfel mit angeweichten Kanten, andere Objekte [Fleischbröckchen] etc.) in der Pampe von sich gegeben unter würgenden Geräuschen und in vornübergebeugter Haltung ? Mit der Hand vor dem Mund, fest gepreßt in der Hoffnung, es stoppen zu können, was nur dazu führt, das zunächst kleine spitze druckvolle und weitreichende flüssige Strahlen die Umgebung treffen - die Bröckchen backen dann an der Hand und im Mundbereich und rutschen von dort herunter, während der Mensch in der Jacke oder dem Rucksack nach Tempotaschentüchern sucht...
Das mit der Nachahmung geht so ähnlich wie mit dem Kopf über dem Toilettenbecken: Würge ich, weil mir schlecht ist oder weil ich den Kopf über der Toilette halte, falls ich gleich brechen muß ?
Wieder Fragen über Fragen. Und das am SonnabendSamstagmorgen um
Olaf, visuelle Spuren waren keine zu erkennen, daher denke ich, eine missgünstige Sturmbö hat uns die Belästigung an Bord geweht.
AntwortenLöschenSie haben den guten GP hier aber ordentlich demontiert. Da müssen ja erstmal wieder einige virtuelle Amokläufe kommen, um diesen Imageschaden zu beheben!
AntwortenLöschenAber kotzen auf der Barkasse. Tz, diese Landratten!
Ho ho ho und 'ne Buddel voll Rum!
What should we do with a drunken sailor?
What should we do with a drunken sailor?
What should we do with a drunken sailor?
Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein! Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte.
Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte, die fahren mit!
Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord ...
So langsam fällt mir keiner mehr ein ...
@ Nils die Maus:
AntwortenLöschenDoch, da gibt´s noch Abwandlungen:
Jan und Hein und Klaas und Pit, die rauchten einmal zuviel Shit... Und sie sangen: Wir lagen vor Abfahrt Goslar und hatten ein Fest im Ford... So oder so ähnlich habe ich es aus einem ollen Wernerbuch in Erinnerung. Werner - kennt den eigentlich noch einer?
Es soll sogar einen neuen „Werner“-Film geben aus irgendeinem Grund.
AntwortenLöschenDanke für die feinen Verse, meine Damen und Herren. Ich sehe schon, auch Sie sind reif für einen Törn auf der Frau Hedi. (Warum klingt das jetzt eigentlich so anzüglich?)
@Matt:
AntwortenLöschenWeil in Törn ein Umlaut steckt, ähnlich wie in obszön.
das china-girl fand sie übrigens höchst sympatisch, den german psycho "irgendwie komisch, aber nett", um hier noch weiter zu demolieren ;-)
AntwortenLöschenSein Schweigen spricht jedenfalls Bände …
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