20 Oktober 2024

Die perforierte Hafencity

Der Blick von der Kaimauer in der Hafencity ist an einem sonnigen Oktobersonntagmorgen wirklich apart (qed). Doch wenn er sich umdreht, erwartet den empfindsamen Sprachstilisten das blanke Elend. Denn überall in der Hafencity wird er bombardiert: mit Deppenleerzeichen.

Es ist, als hätte die Senatskommission zur Benennung von Verkehrsflächen – laut Hamburgischem Wegegesetz Paragraf 20 zuständig für Straßennamen – eine Schrotflinte damit munitioniert und wild herumgeballert. Es sind ja nicht nur die „Magellan Terrassen“, die durchlöchert wurden, nein. Wir haben auch den „Vasco da Gama Platz“, die „San Francisco Straße“ oder die U-Bahn-Haltestelle „HafenCity Universität“, Letztere gar mit einer hochnotpeinlichen Binnenmajuskel.

Ob diese Namen wirklich so im Grundbuch stehen oder auf dem Weg in die freie Wildbahn von einer enthemmten Layouterkamarilla mit Deppenleerzeichen perforiert und erst dann auf Mauern und Wänden öffentlich verewigt wurden, ist aus Laiensicht letztlich nicht zu beurteilen.

Empfindsame Sprachstilisten sollten dem bebauten Teil der Hafencity jedenfalls zur eigenen Sicherheit den Rücken zukehren. Vor allem an einem sonnigen Oktobersonntagmorgen wie heute (qed).

6 Kommentare:

  1. Ich weise einfach mal auf meinen uralten Blogeintrag zum Thema "Straßennamen" hin: http://püntanell.de/?p=308

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    1. Sehr verdienstvoll! Einige Kleinigkeiten sind jedoch auch in Ihrem Blogeintrag zu korrigieren. Man schreibt „Helsinki-Platz“ oder „Helsinkiplatz“, aber keinesfalls mit Deppenleerzeichen, denn es handelt sich um einen zusammengesetzten Namen (§ 37 E2). Und Ihre Beispiele zu den Straßen mit Personennamen hinken, weil Sie zwei unterschiedliche Arten vergleichen: „Olof-Palme-Platz“ musste man als mehrgliedrige Kombi schon immer mit Bindestrichen koppeln, während die Goethestraße auch heute noch zusammengeschrieben wird – eben weil sie ein einfaches Kompositum darstellt. Verweise im Duden: D 161 und D 162.

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  2. Kataster-Heini25.10.24, 12:17

    Allein die Marketingfuzzis schrauben in der Hafencity messingene Deppenleerzeichen an die Wände, wo sie zuvor auch schon die Rauke zum Trendsalat machten.

    Aus einer in dieser Hinsicht beruflichen Undeformierbarkeit kann ich zuverlässig bestätigen, daß die Flurstücke 2139 als Magellan-Terrassen, 2797 als Vasco-da-Gama-Platz und 1956 als San-Francisco-Straße im amtlichen Liegenschaftskatster nachgewiesen sind. Allein bei der Haltestelle "HafenCity Universität" muss ich passen. Dabei scheint es sich um einen echten Verkehrsunfall mit abgetrenntem Minuskelschaden zu handeln.

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    1. Danke für diesen erhellenden Kommentar. Dann ist ja doch noch nicht alles verloren.

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    2. Kataster-Heini26.10.24, 11:22

      Kurzer Nachtrag aus wiederkehrender Erinnerung:
      Vor etwa zwanzig Jahren sprach ich einmal mit Benedetta Tagliabue, als sich Magellan- und Marco-Polo-Terrassen noch im Bau befanden. Obwohl heute öffentliche Plätze im Eigentum der Stadt Hamburg, wurden die Plätze damals von der Architektin noch für ihren Auftraggeber, die Hafencity Hamburg GmbH errichtet, die diese Flächen erst viel später nach der Fertigstellung offiziell an die Stadt Hamburg übertrug. Insofern könnte es sich hier tatsächlich nicht um Deppenleerzeichen sondern um einen echten Katalanismus/Internationalismus handeln, der über den Umweg der Layoutkamarilla bei der HafenCity (sic!) GmbH mühelos Eingang in den öffentlichen Raum fand, da das Projekt nicht die üblichen Mühlen der tapferen staatlichen Bürokraten durchlaufen musste, die der ausführenden Firma wegen der fehlenden Bindestriche entweder die komplette Bauabnahme verweigert oder die sieben Kilo Messing für eine Ersatzvornahme von der Rechnung abgezogen hätten.

      Das erklärt es vielleicht und lässt mich wieder ruhiger schlafen.
      Es ist einfach Kunst aus fremden Ländern. Exotik pur.

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    3. Da sieht man mal wieder, dass man nicht dümmer wird, wenn man dieses Blog liest. Zumindest gilt das für die Kommentare. Danke!

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