12 Juli 2021

Und wieder ist ein Ständer weg

Seit Jahren schnürt jemand durch St. Pauli und schneidet Fahrradständer ab. Natürlich ist es keineswegs sicher, dass es sich immer um dieselbe Person handelt, doch ich kann mir nur schwer vorstellen, dass diese selten anzutreffende Geistesstörung auf so kleinem Raum gleich zweimal vorkommt.

Nehmen wir also an, es handele sich um ein und dieselbe Person. Was wissen wir über sie? Sie sägt Fahrradständer ab, sodass sie unbrauchbar werden. Manchmal lässt sie das abgeschnittene Ende achtlos liegen, manchmal nimmt sie es mit. Handelt es sich bei dieser Störung um Penisneid im Freud’schen Sinne, der sich in einem Akt stellvertretender Kastration Linderung verschafft?

In diesem Fall hätten wir es möglicherweise mit einer Frau zu tun. Einer gefährlichen Frau. Denn vielleicht genügt ihr irgendwann kein Fahrradständer mehr. Sofern sie über einen Lebensgefährten verfügt, wünsche ich ihm alles erdenklich Gute. Und ein abschließbares Einzelschlafzimmer.

Mir hat diese Person bereits schätzungsweise viermal den Fahrradständer abgeschnitten. Ich hätte eine Strichliste führen sollen, dann könnte ich jetzt Genaueres sagen. In meinem letzten längeren Eintrag zu diesem lästigen Thema hatte ich um anonyme Informationen über die Motivlage gebeten, doch hat sich leider bisher niemand dazu bemüßigt gefühlt. 

Eine ebenfalls im erwähnten Blogtext von 2018 vorgestellte These halte ich übrigens für unplausibel. Dort hieß es, Ständerabsäger nutzten die abgesägten Reste zum Aufhebeln der Schlösser, um danach mit dem ganzen Rad vondannen fahren zu können. Aber mal im Ernst: Wenn ich losziehe, um Fahrradschlösser zu knacken, dann nehme ich mir doch entsprechendes Werkzeug mit, welches seine Praxistauglichkeit bereits im realen Einsatz nachgewiesen hat. Ein frisch abgeschnittener Alustummel wird damit doch nicht mithalten können und gewiss jede konstruktive Mitarbeit verweigern.

Wie auch immer: Motivationslage und Geschlecht der handelnden Person bleiben vorerst weiter im Dunkeln. Vielleicht lässt sie sich ja diesmal zu einem erhellenden Statement in den Kommentaren herab. Es interessiert mich wirklich!




11 Kommentare:

  1. Guten Morgen,
    haben Sie in ihrer Nähe evtl. einen Laden der sich auf den Verkauf von Fahrradständern spezialisiert hat? Hier würd ich mal mal Ansetzen. Evtl. fährt der Inhaber jetzt ein neues Auto, evtl. eins das man in dieser Branche nicht vermuten würde. Nur so eine Idee.

    Gruß Brick

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    1. @Brick, dann müsste die Person die Ständer abmontieren, aber nicht absägen. Übrig bleibt hier nur Schrott, am Fahrrad und jenseits davon. Die Leute mit den dicken Autos hier auf dem Kiez machen ihr Geld zwar auch mit Ständern, aber das ist eine andere Geschichte.

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    2. Wieso, diese Person verkauft ihnen einfach einen neuen Ständer!

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    3. Ach, Sie meinen das Modell Glaser? Muss ich mal drüber nachdenken …

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  2. Evt. Nachbarn, die sich von permanent im Weg stehenden Drahteseln belästigt fühlen?

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    1. Und daher sägen die dann den Ständer ab, damit man das Rad nur noch hinlegen kann?

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  3. Gibt es die Ständer nicht in Edelstahl? Der/ die Täter*in (wie gendert man das eigentlich?) würde sicherlich Stunden daran rumsägen und die Wahrscheinlichkeit, den Psychopathen zu erwischen, stiege signifikant.

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    1. Ich denke zurzeit eher darüber nach, dem Stummel mithilfe eines rangeklebten Kochlöffels wieder zur Einsatzfähigkeit zu verhelfen.

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  4. Wie dem auch sei, ganz früher, noch jung an Jahren, hätte ich mir durchaus vorstellen können, in einer Großstadt zu leben. Mittlerweile, nach jahrelangen Lesens Ihrer Beiträge, überwiegt jedoch die die Erleichterung, dem ländlichen Leben den Vorzug gegeben zu haben. Manche Erfahrungen mögen zwar Blogbeiträge füllen, aber braucht man das?

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    1. Meiner Mutter wurden auf dem Westerwald (Dorf hat elfhundert Einwohner) sämtliche Gartenmöbel geklaut. Kann uns auf St. Pauli nicht passieren – wir haben keinen Garten!

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  5. Ein Kochlöffel als Ersatz ist übrigens eine gute Idee, bitte ein Foto davon!

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