- In der Taubenstraße legt ein Kleinwagenfahrer bei erstaunlich geringem Tempo direkt neben uns einen perfekten U-Turn hin und erfreut sich diebisch an unserem Schreck; einen Augenblick lang sah es nämlich so aus, als sei der Gehweg für uns keineswegs die momentan sicherste Region auf ganz St. Pauli.
- In der Wohlwillstraße kracht, als wir gerade auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorübergehen, ein Blumentopf auf den Bürgersteig und verfehlt nur knapp zwei Passantinnen. Das erinnert mich unschön an einen Vorfall von circa 1997, den ich hier aus gutem Grund noch niemals geschildert habe. Damals fiel neben uns kein Blumentopf vom Himmel, sondern ein Frauenkörper. Einzelheiten vielleicht irgendwann. Wenn ich soweit bin.
- Ein Nachbar aus einem Haus an der Reeperbahn, dessen Rückseite wir vom Balkon aus sehen, präsentiert sich der Öffentlichkeit mit Deutschland- und Totenkopfflagge. Was die Frage aufwirft, was er im September wohl wählen wird – AfD oder Die Linke? Die Welt ist kompliziert geworden. Und St. Pauli ebenfalls.
- Durch die Seilerstraße traben vier Pferde mit Polizisten obendrauf. Irgendwie beruhigend, dass man selbst in Zeiten von Hightechwaffen noch immer parallel – wie dereinst Dschingis Khan und Sitting Bull – auf die einschüchternde Präsenz der Gattung Equus setzt.
- Inzwischen sind die Hotels bekannt, in denen die G20-Teilnehmer absteigen. St. Pauli hat keinen Staatschef abgekriegt, sondern nur Journalisten – die Russen hausen im Hotel Hafen Hamburg, der Rest im Empire Riverside. Vladimir Putin belegt samt Entourage das Park Hyatt in der Innenstadt, wo ich 1999 mal Patricia Kaas interviewt habe, deren erste Single Gerard Depardieu finanzierte, der später ein Freund Vladimir Putins wurde. Die Welt ist klein, Kreise schließen sich. Patricia Kaas sagte damals den Satz: „Ich bin ziemlich naturelle, aber eben auch gerne sophistiquée.“ Das erinnert mich an den Nachbarn von gegenüber, den mit den zwei widersprüchlichen Flaggen. Aber dafür kann La Kaas natürlich nicht das Geringste.
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"Ein Nachbar aus einem Haus an der Reeperbahn, dessen Rückseite wir vom Balkon aus sehen, präsentiert sich der Öffentlichkeit mit Deutschland- und Totenkopfflagge. Was die Frage aufwirft, was er im September wohl wählen wird AfD oder Die Linke? Die Welt ist kompliziert geworden. Und St. Pauli ebenfalls."
AntwortenLöschenWas heißt das im Klartext? Wer schwarz-rot-gold auf dem Balkon flaggt, ist automatsch AfD-Wähler oder zeigt er Sympatie für das Land, in dem es ihm gutgeht?
Komme grad aus Dänemark zurück, da weht der Danebrog überall und wenn man dort ein Ferienhäuschen erwerben möchte, Pustekuchen, Ausländern ist der Kauf nicht gestattet, nur Inländern, war eine Bedingung zum EU-Beitritt und die Währung Dänische Krone haben sie per Volksabstimmung auch behalten. Ein Fünfmillionenvölchen mit Eiern in der Hose und einer Monarchie. Klasse!
Genau deshalb formulierte ich das in Frageform – weil ich nicht weiß, was diese widersprüchlichen Signale bedeuten. Beide Symbole sieht man auf St. Pauli jedenfalls sonst nie einträchtig beisammen.
Löschenso, nu' bin ich neu hier und dies ist mein erster post:
LöschenDie Pauli Flagge kenn' ich ja sogar als absoluter Fußballverneiner:
http://www.mopo.de/st--pauli-ich-erfand-den-totenkopf-kult-21008744
Hat die echt was mit der Linken zu tun? Da wäre Kriminalhauptkommissar Frank Thiel Linkswähler?
Nee, glaub' ich nicht!
Und die Schwarz-rot-güldene muss hier auf dem Rhein jeder am Heck führen, da kenne ich echt KEINEn, der sein Kreuzchen da machen würde, wo Du es ihnen unterstellst ;)
http://www.my-bootscharter.de/flaggenregeln.htm
Nee, echt jetzt:
Die Welt ist einfach und Pauli nur mit Totenkopp!
liebe Grüße
und Danke für Deine tollen blogs
Thomas
Na, das bringt doch ein wenig Licht ins Dunkel – auch wenn wir hier an der Elbe sind und nicht am Rhein.
LöschenHerr Matt,
AntwortenLöschendieser Vorfall von 1997 kam mir gleich bekannt vor. Zumindest erwähnt haben Sie ihn - und zwar bereits 2005, in Ihrem allerersten Post. https://rueckseitereeperbahn.blogspot.de/2005/09/der-start.htm
Stimmt; an diese Andeutung konnte ich mich nicht mehr erinnern … Schon 20 Jahre her. Und trotzdem noch nicht ausführlich verblogbar.
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