13 Juli 2016

Unter muss rein


Mannigfaltigster Natur sind die Arten und Weisen, wie man einem Franken versehentlich zu nahe treten kann.

Zum Beispiel reagiert er höchst unwirsch, wenn man mit einem kapitalen Lachkrampf zusammenbricht, weil er einen ursprünglich hartgesottenen Konsonanten so ausspricht, als wäre der ein Pfund Butter in der Mittagssonne am Äquator („Dang-ge“).

Ich hingegen bleibe selbst dann, wenn es in der Folge im Zwischenmenschlichen gewittert, stets wirsch. Schon aus Eigenschutz: Schließlich sollte man es tunlichst vermeiden, einem aus fränkischem Mutterboden fehlgesprossenen Echauffator weitere Eskalationsgründe zu liefern.

Manchmal aber gießt man Öl ins Feuer, ohne es zu wollen. Mit zum Schlimmsten, was man diesem eigenwilligen Menschenschlag antun kann, gehört zum Beispiel die Benennung des Franken als „Franken“.

„Ich bin Unterfranke!“, knurrt der Franke dann gewöhnlich mit schneidender Unnachgiebigkeit, als hätte ihn diese fehlende Spezifizierung wirklich getroffen. Aber das hat sie ja auch.

Wenn etwa wieder mal ein Serienkiller oder Amokläufer durch sein Heimatland marodiert und ich ihm das mit freundlichstem Lächeln – also wirsch – vorhalte, dann schaut er sich die Sache in der Regel kurz an und blafft dann: „Der Tüb ist Middelfrang-ge! Wir haben nicht mal die gleiche Schbraache!“

Um Außenstehende vollends zu verwirren, gibt es übrigens auch Oberfranken. Dass daraus möglicherweise eine für ihn wenig schmeichelhafte Hierarchie des Frankentums abzuleiten sei, streitet der Franke – Verzeihung: der Unterfranke – indes mit Verve ab. Im Gegenteil: Er scheint sich und seinesgleichen für geradezu gebenedeit unter den Frankenvölkern zu halten.

Bei der noch zu erstellenden, dann aber stark erweiterten und refurbishten Neufassung der „Frankensaga“ sehe ich mich jedenfalls mehr oder weniger gezwungen, dieses Unter irgendwie, irgendwo unterzubringen.

Im Vorwort reicht, oder?

PS: Ein weniger treffendes Symbolbild war wahrscheinlich noch nie. Na ja, immerhin sind die Nudelsmileys, die ich vorm Haus entdeckte, ziemlich wirsch drauf.


 

 
 
 

5 Kommentare:

  1. Also, bei genauer politischer Betrachtung könnte man Ober und Unter in dem Zusammenhang wohl von eher untergeordneter Bedeutung als Vorsilbe bezeichnen, Mittel ist hier die historisch bedeutendere Wahl, obwohl die ökonomische Bedeutung von Mittel seit jeher schon, die bis in die Neuzeit reicht ("Nämbärcher Brodwoschd") von Ober und Unter durch önologische Meisterwerke ("Bachuss", "Mülläthurchau") nach Norden hin hervorragend abgerundet wird.
    Den längst überfälligen Fräggsid kann es also nur zusammen geben.

    Wäre das ein gelungenes Vorwort?

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    1. Etwas kurz vielleicht, aber sonst sehr erhellend. Möglicherweise gestatte ich mir (und Sie mir auch?), Teile davon einzubauen.

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  2. Ein mittelfränkisches :-) !

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  3. Aber Ihre Theorie, dass auf jedem Gehwegfoto von St. Pauli eine Kippe zu finden sei, ist hiermit falsifiziert, oder?

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    1. Wissenschaftlich gesehen schon. Aber im Sinne von „Jede Ausnahme bestätigt die Regel“ natürlich nicht.

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