Jeden Morgen radle ich die Seilerstraße runter gen Altona, und jeden Morgen stoße ich am Ende der Straße auf den seinem Namen keinerlei Ehre machenden Hamburger Berg. Dort bin ich leider unweigerlich dem Anblick der Außenfassade von „Rosi`s Bar“ ausgesetzt.
Nichts gegen diese Kneipe freilich; dort habe ich schon einige erbauliche Stunden verbracht. Vor allem montags, wenn niemand auf dem Kiez rumhängt, nicht mal die Pinneberger, dann sitzt es sich da sehr kommod in der ungewohnten Leere des Gastraums.
Denn wie wir längst wissen, ist die Großstadt als solche ein bestechend einleuchtendes Konzept, welches lediglich durch die Anwesenheit von Menschen beeinträchtigt wird, ganz arg sogar. Und montags gibt es außer der Bedienung so gut wie keine Menschen in „Rosi`s Bar“, das ist bestechend.
Aber auch an solchen Tagen hängt das Schild „Rosi`s Bar“ unverdrossen überm Eingang. Wenn man drin ist, sieht man’s zwar nicht, doch es ist da, es sorgt dafür, dass mir seine Präsenz stets bewusst ist. Und morgens, wenn ich mich dem Ende der Seilerstraße nähere, fahre ich sogar direkt darauf zu. Es springt mir ins Auge, es gibt kein Entrinnen. Ich schaue das Schild an, das Schild schaut mich an.
Wenn Sie jetzt glauben, es sei bloß der Deppenapostroph, der auf mein sprachästhetisches Empfinden einsticht wie Catherine Tramell mit einem Eispickel, dann liegen Sie nur halb richtig; wirklich quälend ist vor allem die Tatsache, dass der Hersteller des Schildes nicht einmal in der Lage war, einen ordentlichen Apostroph aus der Zeichensatzkiste zu ziehen.
Nein, diese volllegasthenische Trottellumme griff auch noch zu einem Accent grave! Dieser Fehlgriff macht den Deppenapostroph in „Rosi`s Bar“ gleichsam doppelt so deppert.
Wer aber jetzt denkt, diese missliche Lage an der Fassade müsste doch Rosis durchschnittlichen Astratagesumsatz erheblich mindern, der liegt womöglich falsch. Bei Rosi nämlich ist immer Remmidemmi außer montags, kaum einen Gast scheint es zu kümmern, was dort draußen an der Hauswand in entsetzlicher Permanenz Tag und Nacht vor sich geht, ja, es scheint, als würde kaum einer die Interpunktionskatastrophe überhaupt bemerken.
Manchmal denke ich inzwischen, zermürbt vom jahrelangen Daraufzufahren, ich könnte mich mit dem richtigen falschen Apostroph fast so was wie anfreunden.
„Rosi’s Bar“: Ja, das wäre ein Kompromiss.
(Nein! Niemals!)
Aber wo ist denn da wieder der Bindestrich in Astratagesumsatz? Tsss....
AntwortenLöschenDer hätte alles kaputtgemacht. Alles.
LöschenWie wäre es mit Astrata-gesumsatz ?
LöschenNa na, und alle Pinneberger über einen Kamm zu scheren ist ja auch nicht wirklich nett. Ich schwöre, nie mit besoffenen Aggro-Kids aus unserem Kreis die Reeperbahn und Nebenstraßen zu verpesten. Ich bleib' zuhause, auch weil die GF 36 nicht mehr so oft meine Gruppen spielen lässt.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende
Sie sind hiermit feierlich von meinem unhaltbaren Vorurteil ausgenommen!
LöschenAber Ihre Headline ist dafür SEHR schön!
AntwortenLöschenDa bin ich ja regelrecht verwöhnt, mit dem beinahe täglichem Anblick von Erika´s Eck. Schmerzt nur halb so sehr, ist aber ebenso oft voll. :o)
AntwortenLöschen… und wenn’s gar zu schlimm wir, kann man sich mit einem Schnitzel trösten …
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