„Weißt du, wer definitiv kein Antisemit ist?“, fragt mich German Psycho, während er sich im Jolie über das angeblich beste Wiener Schnitzel Hamburgs hermacht.
Anlass seiner Frage ist eine längere Diskussion über Jakob Augstein etc., in deren Verlauf ich eingestand, unter massivem Kopfschwirren zu leiden angesichts der Tatsache, um wie viele Ecken hierzulande bisweilen gedacht wird, damit am Ende der Argumentationskette jemand als Anti- oder Philosemit entlarvt oder belobigt werden kann.
Ich hatte mich im Verlauf sogar zu der kühnen Behauptung verstiegen, ich könne mit ein wenig Tüftelei auch Henryk M. Broder des Antisemitismus’ zeihen, was allerdings – wie ich sofort zugab – Zeit, Wein und unbedingt der Schriftform bedürfte.
„Definitiv kein Antisemit ist jedenfalls“, fuhr German Psycho fort, „wer israelischen Eiswein trinkt.“ Damit spielte er an auf ein besonderes kulinarisches Erlebnis, welches wir zwischen den Jahren teilen durften.
Im Mittelpunkt desselben stand eine süße Köstlichkeit, welche sage und schreibe auf den Höhen des Golans heranreift und dort vom Weingut Yarden aus edelverschimmeltem Gewürztraminer gekeltert wird. Bei der Temperatur hilft man freilich mit technischen Mitteln (vulgo: Tiefkühltruhe) etwas nach, wie mir der Privatimporteur dieser Kreszenz, Dr. K, steckte, doch das kümmert nur Pedanten, keine Connaisseure.
Jedenfalls sind wir nach dem hedonistischen Yarden-Gelage also definitiv keine Antisemiten, und um das noch einmal deutlichst zu unterstreichen, haben wir heute bei oben verlinkter Adresse eine ordentliche Menge Flaschen nachbestellt. „Dieser Wein ist sogar koscher!“, bekräftige ich gegenüber Ms. Columbo. „Aber ist er auch halal?“, fragt sie bang. „Jedenfalls bringt er dich zum Lallen, zumindest bei ausreichender Zufuhr“, kalauere ich zurück.
Ich würde übrigens auch jederzeit und ohne Vorbedingungnen palästinensischen Eiswein süffeln, aber sagen Sie das mal der Hamas.
Mir bis dato unbekannt. Interessante Flasche. Gemundet hat die Spezialität offensichtlich auch!
AntwortenLöschenGruß von Sonja
… und zwar glorios! Eine Explosion von Honig- und Zitrusnoten, dabei geschmeidig am Gaumen wie Olivenöl.
AntwortenLöschenIsraelischer Wein wird hierzulande, zum Glück, noch unterbewertet. Schmeckt mir immer sehr, ob auch Eiswein der künstlich geeist wurde - hmmm - noch nicht probiert ...
AntwortenLöschenSomit bin auch ich kein Antisemit, danke für diese Bestätigung!
Frau-Irgendwas-ist-immer
Wieso zum Glück, Frau-Irgendwas-ist-ja-immer? Gönnen Sie den anderen den Genuss nicht?
AntwortenLöschen@matt: völlig unrealistisch! Ich würde Sie niemals duzen.
@german Psycho
AntwortenLöschenSie wissen doch, wenn es alle wissen und dann auch noch haben wollen, ist bald Knappheit angesagt. Das Gebiet in Israel wo Wein angebaut wird, ist ja nun nicht gerade groß.
Frau-Irgendwas-ist-immer