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19 März 2012
Ein Kreis schließt sich
Irgendwann Anfang des Jahrtausends war ich im alten Knust an der Brandstwiete beim Konzert von Mark Olson und Victoria Williams.
Olson hatte irgendwann vorher den Song „Miss Williams’ guitar“ geschrieben, um Victoria anzubaggern, und das hatte prächtig funktioniert: Sie war inzwischen mit ihm liiert, er hatte sogar die Jayhawks wegen ihr verlassen, sie war also sozusagen die Yoko Ono des Alt.country.
Im Song hieß es: „Miss William's guitar/I remember watching her play/And the whole damn crowd/Seemed so far away“, und wenn so was nicht mehr als Anbauern funktioniert, dann weiß ich auch nicht. Jedenfalls hatte es voll hingehauen, Olson war bei Williams gelandet, aber so was von – und jetzt war er sogar mit ihr auf Tour.
Ich stand in der ersten Reihe im alten Knust, einen guten Meter entfernt von den Turteltäubchen, und wünschte mir nichts sehnlicher, als diesen großartigen, schnurgeraden Countryliebesrocker jetzt und hier live zu hören, von den Betroffenen höchstselbst. Und das rief ich ihnen zwischen zwei Songs auch vernehmlich zu.
Ich rief also: „Miss Williams’ guitar“!
Der Effekt war allerdings ein unerwarteter. Mark Olson schaute, als hätte ich ihm einem Waterboarding mit Zitronensaft unterzogen, und Miss Williams tat so, als hätte sie mich überhaupt nicht gehört. Beide wechselten einen schnellen Blick, in dem ein Funken Panik aufzuleuchten schien, und dann spielten sie schnell einen anderen Song.
So machten sie den ganzen Abend weiter, sie kramten praktisch alles aus der Kiste, nur ausgerechnet nicht „Miss Williams’ Guitar“.
Ich schämte mich aus nicht näher benennbaren Gründen fürchterlich, doch jetzt die erste Reihe zu verlassen, hätte das Eingeständnis meiner Scham bedeutet und damit irgendwie eine Art Niederlage, weshalb ich mich zwang, dort stehenzubleiben und allen anderen gespielten Songs abbittemäßig Beifall zu zollen. Danach verdrückte ich mich rasch, ohne Zugaben zu fordern.
Wenige Wochen später hörte ich, dass Olson sich von Williams getrennt habe, und ich fühlte mich schlecht. Dabei war sicherlich nicht ich der Grund für das Scheitern dieser auch und gerade künstlerisch vielversprechenden Beziehung, doch der Abend im Knust schien etwas Derartiges nahezulegen.
Heute Abend, zwölf Jahre später, spielte Mark Olson mit den Jayhawks im Grünspan, es war das erste Mal, dass ich mich seit dem schamgeprägten Auftritt im Knust wieder in einem Raum mit ihm befand, und nichts hätte mir ferner gelegen, als „Miss Williams’ guitar“ auf der Setlist zu erwarten.
Das Ergebnis sehen und hören Sie im Video oben. Bestimmt hat Olson den Song nur deshalb ins Programm gehievt, weil er dachte, dieser Typ von damals sei nicht schon wieder im Publikum.
Was macht eigentlich Victoria Williams? Ewig nichts mehr gehört von ihr.
Was Victoria Williams so macht? Ich weiss, wo diese Frage optimal platziert gewesen wäre - wär' doch der Clou, hätte ein Typ in der ersten Reihe "Where's Miss Williams now?" geschrien.
AntwortenLöschenVerdammt, Sie haben Recht …
AntwortenLöschenHerr Matt,
AntwortenLöschenFrau/ Herr Hotcha,
diese Frage hätte womöglich zu Komplikationen führen können, oft mögen Betroffene nicht unbedingt gern darüber reden.
Sehen Sie hier:
http://journals.lww.com/neurologynow/pages/articleviewer.aspx?year=2009&issue=05040&article=00014&type=fulltext
Was gerade aktuell los ist, weiß ich auch nicht, nur: Multiple Sklerose bessert sich meist nicht wirklich so richtig.
Hoffen und wünschen wir Ihr das beste.
Sie war damals schon krank und absolvierte das Konzert nach meiner Erinnerung im Rollstuhl.
AntwortenLöschenOho, dann habe ich ihnen vor einigen Tagen ja mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Getränk auf den Tresen gehievt und die dafür zu entrichtende Summe entgegengenommen.
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